Passavant, Theophil - Abraham und Abraham's Kinder - 20. Die Glaubens-Gerechtigkeit.

Passavant, Theophil - Abraham und Abraham's Kinder - 20. Die Glaubens-Gerechtigkeit.

**Abraham glaubte dem Herrn, und das rechnete Er ihm zur Gerechtigkeit. C. 15,6.

Es war allerdings ein starker Glaube, der, bei allem Unglauben der natürlichen Schwachheit und Sünde, in diesem Herzen lebte; Ein Wort seines Gottes war ihm mehr, denn Alles was er sah und was er nicht sah; mehr, denn alles andere Denken, Wünschen und Begehren; mehr, denn Alles, was alle Menschen, die Klugen und die Weisen, und auch die Theuersten, ihm vorhalten konnten.

Siehe gen Himmel und zähle die Sterne; kannst du sie zählen? - Kein Mensch konnte sie damals, und heute noch wird kein Mensch sie zählen können; ob Seine Engel, die durch Seine Welten ihre Flügel aufschlagen? Seine starken Helden, welche, vom Throne durch aller Himmel Himmel bis zu uns herab, Seine Befehle ausrichten, an allen Orten Seiner Herrschaft: Ps. 103,20. f.? - Also soll dein Same sein. - Abraham glaubte dem Herrn V. 5.6. Er hat geglaubt auf Hoffnung, wider Hoffnung, auf daß er würde ein Vater vieler Völker, wie denn gesagt ist: Also soll dein Same sein. Und ward nicht schwach im Glauben; sah nicht an seinen Leib, welcher schon erstorben war, weil er fast hundertjährig war; auch nicht auf den erstorbenen Leib der Sara; zweifelte nicht an der Verheißung Gottes mit Unglauben; sondern ward stark im Glauben, und gab Gott die Ehre; und war der vollen Gewißheit, daß, was Gott verheißt, das kann Er auch thun. Darum ist es ihm auch zur Gerechtigkeit gerechnet… Röm. 4,18. f. -

Hätte der Freund Gottes schon frühere Proben von der wunderbaren Macht Gottes mit Augen gesehen, dann könnte man vielleicht die Kraft und die Treue eines solchen Glaubens begreifen; wir hören aber nicht, daß Gott mit irgend einer That Seiner Macht, als der Gott, der Wunder thut, Sich Seinem Knechte, geoffenbaret hätte, als Dem im Himmel und auf Erden alle Dinge möglich sind: Ps. 33. 115. u.s.w. Gott hatte Seinen Knecht bisher auf gewöhnlichen Wegen geführt; Er hatte ihn freilich überall mit Seiner göttlichen Macht und Treue begleitet, seinen Eingang und seinen Ausgang behütet, sein Haus gesegnet, seine Güter vermehrt, und ihm seine Feinde in seine Hände beschlossen. Doch an wie Vielen thut Er es nicht auch also! Er leitet, und sie sehen es nicht; Er segnet, und sie merken es nicht; Er bewahret, rettet und behütet, - sie geben Ihm keinen Dank dafür, sie geben Ihm nicht die Ehre. Andere sahen's, und sie haben es vergessen; sie merkten darauf und dankten, und sie merken sich's bald nicht mehr, und Glück oder Unglück findet sie wieder ohne Glauben, ohne Vertrauen, ohne Dank; was Gott Alles gethan, ist Alles vergessen, oder als wäre es nie geschehen. Aber Abraham sah es an, und erkannte die Hand seines Herrn und Seinen ausgestreckten Arm, und baute Ihm hier einen Altar, und dort wieder einen, und predigte von dem Namen des Herrn.

Vielleicht meinet hier Jemand: Ja, wenn Er mir zu gewissen Zeiten erschiene, wenn Er mit mir redete, wie Er mit Abraham that, daß ich Ihn auf irgend eine Weise, in irgend einem Gesichte, einem Lichte, sähe, Seine Stimme hörete, Seine Worte vernähme, wie Er zu Abraham sprach: Fürchte dich nicht, Ich bin dein Schild und dein sehr großer Lohn; - dann würde ich merken auf Ihn, würde Ihn sehen, und glauben. - Ist's wirklich also? aber wie sprach denn Jesus zu Seinem Jünger Thomas: Dieweil du gesehen hast, so glaubest du. Selig sind, die nicht sehen, und doch glauben. Joh. 20,29. - Seid ihr's aber dann so gewiß? Würdet Ihr dann wirklich darauf merken und glauben? glauben und vertrauen? vertrauen, und auf Sein Wort Alles lassen, Alles thun? Weiß nicht, aber Gott spricht so oft, und auf so mannigfaltige, so vernehmliche und deutliche Weise zu uns, und wir merken es nicht; Er spricht in Seinem Worte, durch Seine Knechte, durch Seine Freunde, und wird nicht verstanden; Er spricht durch Sein wunderbar göttliches Lenken, Führen, Anführen; Er spricht laut genug durch Seine Gerichte, durch Seine Schläge, und auch durch Seine Freundlichkeit, Seine große Geduld und Treue; - so oft ist alle Hand, alle Macht, oder Spur der Menschen, verschwunden; Gott allein ist da, Gott allein hat es gesehen und hat es gethan; - Gott allein; und mit sehenden Augen, sehen wir es nicht; und mit hörenden Ohren, hören wir es nicht, und können es nicht verstehen: oder wir staunen eine Weile, wir nehmen's einen Augenblick zu Herzen; - und ein anderer Wind wehet, und eine andere Stimme spricht, und verschwunden ist alle Gottes-Spur; - was ist das? O Menschenkinder, prüfet euch und erkennet euch: mit dem Glauben sollen wir es sehen, und durch den Glauben sollen wir es hören und es vernehmen; der Glaube muß uns geben für Gott und göttliche Dinge, offene Sinnen. Abraham glaubte, darum verstand er, darum vernahm er seinen Gott; darum horchte er auf Seine Worte, darum erkannte er auch seinen Gott, und wandelte vor Ihm, mit Ihm, und freute sich Gottes, seines Heilandes; - darum auch offenbarte Gott Sich ihm, und sprach zu ihm und mit ihm Seine theuern, göttlichen Worte, und vertraute ihm Seine göttlichen Gedanken, und erhob Abraham zu Seiner Erkenntniß und Seiner Liebe, und nahm ihn in Seine Gemeinschaft und in Seinen Frieden auf; und Er konnte Seinen Knecht zu Seinem himmlischen Wesen erwecken. Abraham glaubte, und ergab sich im Glauben in alle Kraft und Macht des göttlichen Wesens, und so konnte Gott mächtig werden in seiner Schwachheit, und heiligen Leib und Seele und Geist, daß er ein Mann Gottes würde, ein Mensch Gottes (5 Mos. 33,1. 1. Tim 6,11. 2 Tim. 3,17.), seinem Herrn und Gott wohlgefällig und lieb. - Siehe, darum wurde ihm sein Glaube zur Gerechtigkeit gerechnet.

So brauchte Abraham kein Wunder, kein Staunen, Wundern oder Schrecken der Augen, um zu glauben. Mein Freund, nie wird ein Wunder allein ein Herz zu Gott bekehren und es Ihm geben, d. i. es zum Glauben beleben, und zum Leben des Glaubens erwecken; dieses Leben des Glaubens ist selbst ein Wunder, aber ein Wunder des Geistes im Geiste, des Geistes Gottes im Geiste des Menschen. Vielen, die von Gott wissen oder nichts wissen, sprach jene heilige Stimme: Sie haben Mosen und die Propheten;… Hören sie Mosen und die Propheten nicht, so werden sie auch nicht glauben, ob Jemand von den Todten auferstünde: Luc. 16,29. Es heißt aber von andern Vielen auch: Und Er that daselbst nicht viele Wunder, um ihres Unglaubens willen: Matth. 13,58. Wahr ist's freilich auch: der Glaube ist nicht Jedermanns Ding (2 Thess. 3,2.); - aber warum denn das nicht?

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