Melanchthon, Philipp - Enchiridion (deutsch)
Allen eltern sey Gottes Gnad und Frid, Amen.
Lieben Brüder vnd schwestern in christo, euch ist vngezweifelt wissend, wie seer die gemainen Schuolen zum teyl abnemen, vnd ein teyl bereyt gar abgangen seind, allain auß dem, weil jr durch gottes gnad zuo diser gnadenreichen zeyt des heyligen Ewangelion gottes in den verstandt kummen seyt, das die vermaindt geystligkayt vor got weder ein merer, verdienstlicher noch heilwertiger standt ist, dann auch des allergerinsten Handtwerckers oder Pawrmans, eben als solt sunst niemant beuor die schrifft gottes lernen vnd wissen, dann die vermainten pfaffen, münich vnd nunnen. Darum b hat vnser aller geliebter bruoder in dem herrn, Philipps MElanchthon, in nechst vergangen tagen gegerwertigs büchlein in latein auß Christlicher lieb zuosamengetragen vnd allen ewern kindern zuogeschriben. Derhalben ich mich guoter maynung mit Gottes hilff vnderstanden hab, diß büchlein in unsere Teütsche sprach abzuosetzen. Damit jr euch zuosampt ewern kindern darauß, was in dem zuothuon vnd zuolassen, dester baß wisset zuoerlernen. Vnd ist demanch an euch alle mein fleissig getrewe pit, jr wöllets trewlich zuo hertzen fassen, auch ewern kindern berürte Melanchthons getrewe Christliche, gotselige erinnerung mit fleyß einbilden, vnd sie in jrer kindthayt zuo der lere vnd schrifft halten, sunderlich angesehen, das wir durch die heylig götlich geschrifft müssen Christum suchen vnd finden. Dann das seind eben die windeln, darein Christus Jhesus, vnser frummer herr vnd hailand,, von seiner werden muoter, der junckfraw Maria, ist gewickelt worden. Das ist eben der tempel Gottes, darin Christus im zwelfften jar seines alters mitten vnder den lerern des gesetz, Luce am andern, wider gefunden wardt. Das ist das recht warhafftig, heilig grab, das durch die Juden, das ist durch falsche Propheten vnd verfürische lerer, so vil hunder JJar her durch menschliche gesetz, fündtle vnd vermainte gottesdienst verhüt, ja verdruckt ist worden, das vns armen menschen Christus mit seinem heyligen gnadenreichen Ewangelio ye nicht solt widerumb aufersteen.
Ewer kinder können dannocht wol handtwerck vnd andere Christliche hendel lernen, sich eerlich, wol, vnd Christlich zuoerneren, Sunst wo allain Pfaffen, münich, vnd Nunnen solten die schrifft lernen, wissen vnd handeln, so wurdt man vns eben so wol das lebendig wort Gottes auß dem mundt vnd hertzen reissen, wie etlich hundert jar her beschehen ist. Darumb nembt vmb Gottes willen gewar, das vns Christus alle so fleyssig in die heylige schrifft treybt vnd weyset, da er zuo den Juden saget, Johannis. v. Suochet in der schrifft, dann jr mainet, jr habt das leben darinnen, Vnd sy ist, die von mir zeüget. Vnd jr wölt nit zuo mir kummen, das jr das leben haben möcht. Darumb wöllet dise freündtlich ermanung in Christo Jesu, vnserm herren, zuo einem NEwen jar guotwilligklich annemen Vnd vnsers lieben bruoder Melanchthons, ja Christi, vnsers herren vnd hailands, Rats nymmer vergessen, vnd euch vnd ewern kindern den spruch von gottes lebendigem ewigen wort, Prouerbiorum am .viij, stetigs für halten, Wer mich finden wirt, der wirt das leben finden, vnd die seligkayt von dem herren schöpffen. Geben am Sambstag, Sant Steffans ersten mertrers tag, nach Christi, vnsers lieben herren, geburt Tausent fünffhundert vnd im vier vnd zwaintzigsten Jar.
Philippus Melanchthon wunscht allen kindern die seligkait.
Christus fert die hart an, so die kinder, die zuo jm gebracht waren, abweisen. Vnd erinnert die kindthait mit einem gedenckwirdigen tewrm wort, gleich als mit einem horn, zuo der lieb der gotseligkait, vnd saget, Laßt die kinder zuo mir kummen. Weyl man dann zuo der gotseligkait on die schrifft nit kann kummen, vnd es also got gefallen hat, das man die lere der Gotseligkayt mit der schrifft, gleich als mit getrewen gezeügen, verfassen solt, Derhalben sol man die schrifft mit höchster sorge vnd achtung lernen. Vnd wann jr das thuot, so haltet jr euch zuo Christo, Vnd machet euch ein weg vnd pflaster in den hymel. Christus ladet vnd lockt euch mit einer allerlieblichsten stimm, Vnd die durch dieselben nit bewegt werden, seind warlich herter, dann alle Demandt. Wenn dir ein freündt ein kleydt oder kleynat zuosagt, so heltstu jn eerlich, Vnd du wilt nit bedencken, was du Christo schuldig seyest, welcher dir dein leben nit wirt glückselig verordnen, darein du newlich gangen bist, du schickest vnd richtest dich dann nach seinem vorbild. Aber die verachten das vorbild christi, so die schrifft verschmehen, damit vns die zwelfpoten Christum erlich vnd künstlich abkunterfeyet vnd außgestrichen haben. Darumb lieben kinderlein ermane ich euch, das jr fleyssig vnd willigklich lernet, dann jr got vnd den heyligen kain heyligern noch gefelligern dienst thuon künt. Gehbat euch wol.
Das A b c groß.
A | B | C | D | E | F | G | H | I |
K | L | M | N | O | P | Q | R | S |
T | U | W | X | Y | Z |
Das A b c klein.
Die vocales.
a | e | i | o | u | y |
Die diphthongi.
Ae | thuonn so vil als | e |
OE | thuon so vil als | e |
AU | ||
Eu | ||
Ei | thuon so vil als | i |
Das Vater vnser.
Matthei . vj.
Vnser vater in dem hymel. Dein nemae sey heilig. Dein reich kumme. Dein will geschehe auf erden, wie im hymel. Vnser teglich prot gib vns heüt, Vnd vergib vns vnsere schulde, wie wir vnsern schuldigern vergeben. Vnd füre vns nicht in versuchung. Sunder erlöse vns von dem übel. Amen.
Das Aue Maria.
Sey gegrüst Maria, Vol gnaden, Der herr mit dir, Du bist gebenedeyet vnder den weybern, Vnd gebenedeyet ist die frucht deines leybs, Jesus christus. Amen.
Der Glaub.
Ich glaub in got den vater almechtigen, schöpffer hymels vnd der erden, Vnd in Jesum Christum, seinen eynigen sun, vnsern herren, Der empfangen ist von dem heiligen geyst, geborn von der junckfrawen Maria, Gelitten vnter Poncio Pilato, gecreützigt, gestorben vnd begraben, Nidergestigen zuo den hellen, Am dritten tag auferstanden von den todten, Aufgestigen zuo den hymeln, Sitzend zuo der rechten Gottes, des almechtigen vaters, Von dannen er zuokünfftig ist, zuo richten die lebendigen vnd die todten. Ich glaub in den heyligen geyst, Ein heylige Christliche kirche, Ein gemainschafft der heyligen, Ein vergebung der sünde, Aufersteung des fleyschs, Vnd das ewig leben. Amen.
Der . lxvj. Psalm.
Got sey vns gnedig vnd gebenedey vns, Vnd erleucht vns mit seiner erkantnuß, Das wir wissen mügen auf erden, was sein thuon ist, Vnd vnder allen menschen, was sein heylig landt ist. Es dancke idr, o got, diß volck, ja es dancke dir alle welt, Das die leüt freüd vnd wunne haben daruon, das du selbst die leüt recht richtest vnd fürest die menschen auf erden. Es dancke dir, o got, diß volck, ja es dancke dir alle welt. Nun das Landt hat sein gewechs geben. So gebenedey vns got, vnser got gebenedey vns. Got gebenedey vns, vnd das jn forchte alle welt.
Die Zehen gebot.
Exodi am .xx. capitel.
Das erst.
Du solt kain ander götter neben mir haben.
Das ander.
Du solt den namen des herrn, deines Gots, nicht vergeblich füren.
Das dritt.
Gedenck des Sabbatstags, das du jn heyligst.
Das vierdt.
Du solt dein vater vnd dein muotter eren, auf das du lang lebest auf erden.
Das fünfft.
Du solt nicht tödten.
Das sechst.
Du solt nicht eebrechen.
Das sibendt.
Du solt nicht stelen.
Das acht.
Du solt nicht falsche zeügnuß geben wider deinen nechsten.
Das neündt.
Du solt dich nicht lassen gelusten deines nechsten hauß.
Das zehendt.
Du solt dich nicht lassen gelusten deines nechsten weibs, noch seins knechts, noch seiner mayd, noch seines ochsen, noch seines esels, noch alles, das dein nechster hat.
Auß sant Matthes Ewangelion, dass fünfft Capitel.
Do er aber das volck sahe, steyg er auf einen berg, vnd setzet sich, Vnd seine junger tratten zu jm, vnd er thet seinen mundt auf, vnd leret sie vnd sprach, Selig seind, die da geistlich arm seind, dann das hymelreich ist jr. Selig seind, die da layde tragen, dann sie sollen getröstet werden. Selig seind die senfftmütigen, dann sie werden das erdtrich besichten. Selig sind, die da hungert vnd dürstet nach der gerechtigkait, dann sie sollen satt werden. Selig seind die barmhertzigen, dann sie werden barmhertzigkait erlangen. Selig seind, die von hertzen rain seind, dann sie werden got schawen. Selig seind die fridfertigen, dann sie werden gottes kinder gehaissen. Selig seind, die vmb der gerechtigkait willen verfolget werden, dann das hymelreich ist jr. Selig seind jr, wenn euch die menschen vmb meinen willen schmehen vnd verfolgen und reden allerley übels wider euch, so sie daran liegen. Habt freüd vvnd wunne, Es wirdt euch im hymel wol belonet werden, dann also haben sie verfolget die propheten, die für euch gewesen seind. Ir seyt das saltz der erden, wo nun das saltz thumm wirdt, was kan man damit saltzen? Es ist zu nicht hynfürt nütz, dann das man es hynaußschütte, vnd laß die leüt zertreten. Ir seyt das liecht der welt. Es mag die Stat, die auf einem berge ligt, nicht verborgen sein. Man zündt auch nicht ein liecht an, und stetz es vnder einen scheffel, sunder auf einen leuchter, so leuchtet es dann allen, die im hause seind. Also laßt ewer liecht leuchten für den leütten, das sie ewere gutte werck sehen vnd ewern vater jm hymel preysen. Ir solt nit wenen, das ich kummen bin, das gesatz oder die propheten aufzulösen, ich bin nit kummen, aufzulösen, sunder zu erfüllen, dann ich sag euch warlich, biß das hymel vnd erden zergee, wird nicht zergeen der klainst buchstab, noch ein tittel vom gesetz, biß das es alles geschehe. Wer nun eins von disen klainsten gebotten auflöset vnd leret die leüt also, der wirt der klainst haissen im himelreich. Wer es aber thut vnd leret, der wirt groß haissen im hymelreich. Dann ich sag euch, Es sey dann ewer gerechtigkait besser, dann der schrifftgelerten vnd phariseer, so werdent jr nit in das hymelreich kummen. Ir habt gehört, das zu den alten gesagt ist, du solt nit tödten, wer aber tödtet, der sol des gerichts schuldig sein. Ich sage aber euch, wer mit seinem bruder zürnet, der ist des gerichts schuldig. Wer aber zu seinem bruder sagt Racha, der ist des Rats schuldig. Wer aber sagt, du narr, der ist des hellischen feüres schuldig. Darumb wenn du dein gab auf den altar opfferst, vnd wirst alda eingedencken, das dein bruder etwas wider dich hab, so laß alda vor dem altar dein gab, vnd gee zuuor hyn vnd versüne dich mit deinem bruder, vnd alßdann kumm vnd opffer dein gabe. Sey wilfertig deinem widersacher bald, dieweyl du noch mit jm auf dem weg bist, auf das dich der widersacher nicht dermaleins vberantwort dem Richter, vnd der Richter vberantworte dich dem diener, vnd werdest in kercker geworffen, Warlich ich sag dir, du wirst nicht von dannen heraußkummen, biß du auch den letzten heller bezalest.
Ir habt gehört, das zu den alten gesagt ist, du solt nit eebrechen. Ich sag aber euch, wer ein weyb ansicht, jr zu begeren, der hat schon mit jr die ee gebrochen in seinem hertzen. Ergert dich aber dein rechtes aug, so reyß es auß, vnd würffs von dir. Es ist dir besser, das eins deiner glid verderb, vnd nicht der gantz leyb in die hell geworffen werdt. Es ist wol gesagt, wer sich von seinem weyb scheydet, der sol jr geben einen scheydbrieff. Ich aber sag euch, wer sich von seinem weyb scheydet (es sey dann vmb eebruch), der macht, das sy die ee bricht, vnd wer ein abgescheydte freyet, der bricht die ee. Ir habt weyter gehört, das zu den alten gesagt ist, du solt kain falschen ayd thun vnd solt got deinen auy halten. Ich aber sag euch, das jr aller ding nicht schweren solt, weder bey dem hymel, dann er ist gottes stul, noch bey der erden, dann sy ist seiner füß schemel, noch bey Jerusalem, dann sy ist eins grossen Künigs stat. Auch soltu nicht bey deinem haubt schweren, dann du vermagst nicht ein eynigs har weiß oder schwartz zu machen.. Ewer rede aber sey ja, ja, nain, nain, was darüber ist, das ist vom argen. Ir habt gehört, das gesagt ist, Ein aug vmb ein aug, einen zan vmb ein zan. Ich aber sag euch, das jr nicht widerstreben solt dem übel, sunder, so dir yemant ein streich gibt auf dein rechten backen, dem beüte den andern auch dar, Vnd so yemandt mit dir rechten wil vnd deinen rock nemen, dem laß auch den mantel. Vnd so dich yemandt nötiget ein meyl, so gee mit jm zwo. Gib dem, der dich bittet, vnd wend dich nit von dem, der von dir borgen wil.
Ir habt gehört, das gesagt ist, Du solt deinen nechsten lieben und deinen feindt hassen. Ich aber sag euch, Liebet ewre feindt, benedeyet, die euch maledeyen, thut wol denen, die euch hassen, Bittet für die, so euch belaydigen vnd verfolgen, auf das jr kinder seyt ewers vaters im hymel, dann er laßt sein sunn aufgeen vber die bösen vnd vber die gutten, Und laßt regnen vber gerechten vnd vngerechten, dann so jr liebet, die euch lieben, was werden jr für lon haben. Thun nit dasselb auch die Zölner? Vnd so jr euch nur zu ewern brüdern freündtlich thut, was thut jr sunderlichs? Thun nit die Zölner auch also? Darumb jr solt volkummen sein, gleich wie ewer vater im hymel volkummen ist.
Das .vj. Capitel Matthei.
Habt acht auf ewer almusen, das jr die nicht gebt vor den leüten, das jr von jn gesehen werdet, jr habt anders kainen lon bey ewerm vater im hymel, Wenn du nun almusen gibst, sooltu nit lassen vor dir pusaunen, wie die heüchler thun in jren schulen vnd auf den gassen, auf das sie von den leüten gepreyset werden, warlich, ich sage euch, sie haben jren lon dahyn. Wenn du aber almusen gibst, so laß dein lincke handt nicht wissen, was die rechte thut, auf das dein almusen verborgen sey, vnd dein vater, der in das verborgen sicht, wirdt dirs vergelten offentlich. Und wenn du bettest, soltu nicht sein, wie die heüchler, die da gern steen vnd betten in den schulen und an den ecken auf den gassen, auf das sie von den leüten gesehen werden, Wahrlich ich sage euch, sie haben jren lon dahyn. Wenn aber du bettest, so gee in dein kemerlein vnd schleüß die thür zu, vnd bett zu deinem vater verborgen, Vnd dein vater, der in das verborgen sicht, wirdt dirs vergelten offentlich. Vnd wenn jr bettet, solt jr nit vil blappern, wie die hayden, dann sie mainen, sie werden erhöret, wenn sie vil wort machen, darumb solt jr euch jnen nicht gleichen, Ewer vater waiß, was jr bedürfft, ee dann jr jn bitten, darumb solt jr also betten, Vnser vater in dem hymel, Dein name sey heylig. Dein reich kumm. Dein will geschehe auf erden, wie in dem hymel. Vnser teglich prot gib vns heüt. Vnd vergib vns vnsere schuldt, wie wir vnsern schuldigern vergeben, Vnd für vns nit in versuchung, Sunder erlöß vns von dem übel, dann dein ist das reich, vnd die krafft, vnd die herligkait in ewigkait, Amen. Dann so jr vergebet den menschen jre feyle, so wirdt euch ewer hymlischer vater auch vergeben, wo jr aber den menschen nit vergebt jre feyle, so wirdt euch ewer vater auch nit vergeben ewer feyle. Wenn jr fasten, solt jr nit sawr sehen, wie die heüchler, dann sie verstellen jr angesicht, auf das sie vor den leüten scheinen mit jrem fasten. Warlich sag ich euch, sie haben jren lon dahyn. Wenn du aber fastest, so salb dein haubt, und wasche dein angesicht, auf das du nicht scheynest vor den leüten mit deinem fasten, sunder vor deinem vater, welcher verborgen ist, Vnd dein vater, der in das verborgen sicht, wirdt dirs vergelten offentlich. Jr solt euch nit schetze samlen auf erden, da sie der rost vnd die schaben fressen, vnd da die dieb nach graben vnd stelen. Samlet euch aber schetz im hymel, da sie weder rost noch schaben fressen, vnd da die dieb nicht nach graben noch stelen, dann wo ewer schatz ist, da ist auch ewer hertz. Das aug ist des leybs liecht. Wenn dein aug einfeltig ist, so wirdt dein gantzer leyb liecht sein, Wenn aber dein aug ein schalck ist, so wirt dein gantzer leyb finster sein. Wenn aber das liecht, das in dir ist, finsternus ist, Wie groß wirdt dann die finsternuß selber sein? Niemant kan zwayen herren dienen, entweder er wirt einen hassen vnd den andern lieben, oder wirdt einem anhangen vnd den andern verachten, Jr kündt nit Got dienen vnd dem mammon. Darumb sage ich euch, sorget nit für ewer leben, was jr essen vnd trincken werdet, Auch nit für ewern leyb, was jr anziehen werdet, ist nit das leben mer, dann die speyß, vnd der leyb mer, dann die kleydung? Sehet an die vögel vnter dem hhimel, sie seen nit, sie erndten nit, sie samlen auch nit in die schwren, vnd ewer hymlischer vater nerdt sie doch. Seyd jr dann nit mer, dann sie? Wer ist vnder euch, der seiner lengen ein eln zusetzen mög? ob er gleich drauf sorget. Warumb sorget jr dann für die kleydung? Schawet die lilien auf dem veld, wie sie wachsen, Sie arbeyten nit, auch neen sie nit, Ich sag euch, das auch Salomon in aller seiner herligkait nit bekleydet gewesen ist, als derselben eins. So da got das graß auf dem veld also kleydet, das doch heüt steet vnd morgen in den offen geworffen wirdt, solt er das nit vil mer euch thun, o jr klaingleübigen? Darumb solt jr nit sorgen vnd sagen, was werden wir essen, was werden wir trincken, womit werden wir vns kleyden? Nach solchem allem trachten die hayden. Dann ewer hymlischer vater waiß, das jr des alles bedörffet. Tracht am ersten nach dem reich gottes vnd nach seiner gerechtigkait, so wirt euch solchs alles zufallen. Darumb sorgt nit für den andern morgen, dann der morgene tag wirt für das sein sorgen. Es ist gnug, das ein yegklicher tag sein aygen übel hab.
Das .vij. Capitel Matthei.
Richtet nit, auf das jr nit gerichtet werdet, dann mit welcherley gericht jr richtet, wirdt euch gerichtet werden, und mit welcherley maß jr messet, wirdt euch gemessen werden. Was sichst du aber den spreissen in deines bruders aug, vnd wirst nit gewar des balcken in deinem aug? Oder wie tarffstu sagen zu deinem bruder, halt, ich wil dir den spreissen auß deinem aug ziehen, vnd sihe, ein balck ist in deinem aug? Du heüchler, zyhe am ersten den balcken auß deinem aug, Darnach besihe, wie du den spreissen auß deins bruders aug zyhest. Ir solt das heyltumb nit den hunden geben, vnd ewer Perlen solt jr nit für die sew werffen, auf das sie dieselbigen nit zertretten mit jren füssen vnd sich wenden, vnd euch zerreyssen. Bittet, so wirt euch geben, sucht, so werdet jr finden, klopfft an, so wirdt euch aufgethan, dann wer da bitt, der empfacht, vnd wer da sucht, der findt, Vnd wer da anklopfft, dem wirt aufgethan. Welcjher ist vnter euch menschen, so jn sein sun bittet vmbs prot, der jm einen stain beüt? Oder so er jn bittet vmb ein visch, der jm ein schlangen beüt? So dann jr, die jr doch arg seyt, kündt gut gab ewern kindern geben, wie vil mer ewer vater im hymel wirdt guts geben den, die jn bitten? Alles nun, das jr wölt, das euch die leüt thun sollen, das thut jnen auch jr, das ist das gesetz vnd die propheten. Geet ein durch die enge pfort, dann die pfort ist weyt, vnd der weg ist preyt, der da abfürt zur verdamnuß, vnd jr sein vil, die dadurch geen, Vnd die pfort ist eng, vnd der weg ist schmal, der da zum leben fürt, vnd wenig ist jr, die jn finden. Sehet euch für vor den falschen propheten, die zu euch kummen in schaffskleydern, inwendig aber sein sie reyssende wölff, an jren früchten solt jr sie erkennen. Mag man auch weindrauben samlen von den dornen? Oder feygen von den disteln? Also ein yegklicher gutter baum bringet gutte frucht, Aber ein fauler baum bringt arge frucht. Ein gutter baum kan nit arge frucht bringen, vnd ein fauler baum kan nit gute frucht bringen. Ein yegklicher baum, der nit gutte frücht bringt, wirdt abgehawen vnd ins feür geworffen, darumb an jren früchten solt jr sie erkennen.
Es werden nicht alle, die zu mir sagen, Herr, herr, in das hymelreich kummen, sunder die da thun den willen meines vaters im hymeö Es werden vil zu mir sagen an ihenem tag, Herr, herr, haben wir nit in deinem namen weyßsaget? haben wir nit in deinem namen teüffel außgetriben? haben wir nit in deinem namen vil thaten than? dann wirdt ich jn bekennen, Ich hab euch noch nie erkant, weicht all von mir, jr übeltheter.
Darumb, wer dise meine red höret vnd thut sy, den vergleich ich einem klugen man, der sein hauß auf einen felsen bawet. Do nun ein platzregen viel vnd ein gewesser kam, vnd weheten die windt vnd stiessen an das hauß, viel es doch nit, dann es war auf ein felssen gegründet. Vnd wer dise meine red höret, vnd thut sy nit, der ist einem törichten man gleich, der sein hauß auf den sandt bawet, Do nun ein platzregen viel, vnd kam ein gewesser, vnd weheten die windt, vnd stiessen an das hauß, do viel es. vnd sein fall war groß. Vnd es begab sich, do Jesus dise lere volendt hat, entsatzte sich das volck vber seiner lere, dann er prediget gewaltigklich vnd nit wie die schrifftgelerten.
Das xij. Capitel der Epistel Pauli an die Römer.
Ich ermane euch, lieben Brüder, durch die barmhertzigkait gottes, das jr ewre leybe begebet zum opffer, das da lebendig, heylig, vnd got wolgefellig ist, welchs ist ewer vernünfftiger gottesdienst, vnd stellet euch nit gleich diser welt, sunder laßt euch verendern durch vernewerung ewers sins, auf das jr verbrüffen mügt, welches da sey der gut, der wolgefellig vnd der volkumne Gottes wil. Dann ich sag durch die gnad, die mir geben ist, yederman vnder euch, das niemant weyter von jm halte, dann sich gebürt zu halten, sunder das er von jm halte messigklich, ein yegklicher, nach dem got außteylet hat das maß des glaubens. Dann gleicherweyse, als wir in einem leib vil glider haben, aber alle glider nicht einerley geschefft haben, also sein wir vil ein leyb Christi, aber vnder einander ist einer des andern glid, vnd haben mancherley gaben nach der gnad, die vns geben ist. Hat yemandt weyssagung, so sey sy dem glauben einlich. Hat yemant ein ampt, so wart er des ampts. Leret yemant, so wart er der lere. Ermant yemant, so wart er des ermanens. Gibt yemandt, so geb er einfeltigklich. Regniert yemand, so sey er sorgfeltig. Vbet yemant barmhertzigkait, so thu ers mit lust. Die liebe sey vngeferbt. Hasset das arge. Hanget dem guten an. Seyt mit brüderlicher liebe vndter einander freündtlich. Einer kumme dem andern mit eererbietung zuuor. Seyt nit trege in ewerm fürnemen. Seyt prünstig im geyst. Schickt euch in die zeyt. Seyt frölich in hoffnung. Gedultig in trübsal. Haltet an am gebet. Nemet euch der heyligen noturfft an. Strebet darnach, das jr gern herberget. Benedeyet, die euch verfolgen. Benedeyet vnd vermaledeyet nit. Frewet euch mit den frölichen. Vnd wainet mit den wainenden. Habt einerley mut vnd syn vnder einander. Acht nit, was hoch ist, sunder macht euch eben den nidrigen. Halt euch nicht selbs für klug. Vergeltet niemandt böses mit bösem. Fleysset euch der erberkait gegen yederman. Ists müglich, so vil an euch ist, so habt mit allen menschen frid. Rechet euch selber nit (mein liebsten), sunder gebt raum dem zorn gottes, dann es steet geschriben, die rach ist mein, ich wil vergelten, spricht der herr. So nun deinen feindt hungert, speyß jn, dürstet jn, so trenck jn. Wenn du das thust, so wirstu feürige koln auf sein haubt samlen. Laß dich nit daß böß vberwinden, sunder vberwindt das böß mit gutem.
Das .xiii. Capitel Johannis.
Vor dem Fest aber der Ostern, do Jesus erkennet, das sein zeyt kummen war, das er auß diser welt zug zum vater, wie er hat geliebt die seinen, die in der welt waren, so liebet er sie an das endt. Vnd nach dem abentessen, do schon der teüffel hat dem Juda Simonis Ischariothis ins hertz geben, das er jn verriet, wißt Jesus, das jm der vater hat alles in sein hendt geben, und das er von got kummen war vnd zu got gieng, stund er vom abentmal auf, legt seine kleyder ab, vnd nam ein schurtz vnd vmbgürtet sich, darnach goß er wasser in ein becken, hub an den jungern die füß zu waschen, vnd trücknet sie mit dem schurtz, damit er vmbgürtet war. Do kam er zu Simon Petron, und derselb sprach zu jm, Herr, soltest du mir meine füß waschen? JEsus antwort und sprach zu jm, was ich thu, das waistu yetz nit, du wirst aber hernach erfaren. Do sprach Petrus zu jm, nymmermer soltu mir die füß waschen. Jesus antwort jm, werde ich dich nicht waschen, so hastu kein teil mit mir. Spricht zu jm Simon Petrus, Herr, nicht die füß allain, sunder auch die hendt vnd das haupt. Spricht Jesus zu jm, Wer gewaschen ist, der bedarff nicht, dann die füß waschen lassen, sunder er ist gantz rain, vnd jr seydt rain, aber nicht alle, dann er wißt seinen verretter wol, darumb sprach er, jr seyd nicht alle rain.
Do er nun jr füß gewaschen hat vnd seine kleyder genummen, Satzt er sich wider nider, Vnd sprach abermal zu jn, wissent jr, waß ich euch than hab? Ir haissent mich maister vnd herr, vnd sagt recht daran, dann ich bins auch, So nun ich, ewer maister vnd herr, euch die füß gewaschen hab, sollet jr auch euch vnder einander die füß waschen. Ein beyspil hab ich euch geben, das jr thut, wie ich euch than hab, warlich warlich sag ich euch, der knecht ist nicht grösser, dann sein herr, noch der Apostel grösser, dann der jn gesandt hat. So jr sollichs wisset, selig seydt jr, so jrs thut. Nit sag ich von euch allen, ich waiß, welche ich erwelt hab, sunder das die schrifft erfüllet werdt, Der mein prot isset, der trit mich mit füssen. Yetz sag ichs euch, ee dann es geschicht, auf das, wenn es geschehen ist, das jr glaubt, das ichs bin. Warlich warlich sag ich euch, wer aufnimbt, so ich yemant senden werde, der nimbt mich auf, wer aber mich aufnimbt, der nimbt den auf, der micih gesandt hat. Do Jesus sollichs gesagt hette, erschuttert er sich im geyst, vnd zeugt vnd sprach, Warlich warlich sag ich euch, einer vnder euch wirdt mich verraten. Do sahen sich die junger vnter einander an, vnd wardt jn bang, von welchem er redt. Es was aber einer vnder seinen jungern, der zu tisch saß auf dem schoß Jesu, welchen Jesus lieb het, dem winckt Simoon Petrus, das er forschen solt, wer es were, von dem er sagt, dann derselbig lag auf der prust Jesu, vnd sprach zu jm, Herr wer ists? Jesus antwort, der ists, dem ich den bissen eintunck und geb, vnd er tunckt den bissen ein vnd gab jn Juda Simonis Ischarioth, vnd nach dem bissen für der teüffel in jn. Do sprach Jesus zu jm, was du thust, das thu aufs schierst. Dasselbig aber wißt niemandt vber dem tisch, warzu ers jm sagt, etlich mainten, dieweil Judas den beütel het, Jesus sprech zu jm, kauff was vns not ist aufs Fest, oder das er den armen etwas geb. Do er den bissen genummen het, gieng er sobald hynauß. vnd es war nacht. Do er aber hynaußgangen war, spricht Jesus, Nun ist des menschen sun verklert, vnd got ist verklert in jm, Ist got verklert in jm, so wirt jn got auch verkleren in jm selbs vnd wirdt in baldt verkleren.
Lieben kindtlein, ich bin noch ein klaine weyl bey euch, jr werdet mich suchen, vnd wie ich zu den juden sagt, wo ich hyngee, da kündt jr nit hynkummen, Vnd sag euch nun, ein new gebot geb ich euch, das jr euch vnder einander liebt, wie ich euch geliebet hab. Dabey wirdt yederman erkennen, das jr mein junger seyt, so jr liebe vnder einander habt. Spricht Simon Petrus zu jm, Herr, wo geestu hyn? Jesus antwort jm, Da ich hyngee, kanstu mir diß mal nit volgen, aber du wirst mir hernachmals volgen. Petrus spricht zu jm, Herre, warumb kan ich dir dißmal nicht volgen? Ich wil mein leben bey dir lassen. Jesus antwort jm, Söltest dein leben bey mir lassen? Warlich warlich, sage ich dir, Der Han wirdt nicht kreen, biß du mich dreymal habst verlaugnet.
Der siben weysen sprüche nach Erasmus von Roterdam außlegung.
Des Periander von Corinthi sprüch.
Lebe yederman zu gefallen. Es ist ein gut ding vmb die rwe. Der freuel ist ferlich. Die wollust seind allzeyt sterblich, Aber die ere seind vnsterblich. Halt dich gegen deinen vnglückhafftigen freünden freündtlich. Ein unerlicher gewin ist ein allerböst ding. Alles, was du zusagest, das halt. Verbirg dein vnglück, damit du deine feindt nicht erfrewest. Hange der warhait an. Thu, was recht ist. Haß den gewalt. Weiche den Fürsten vnd obristen. Sey der wollustmechtig. Enthalt dich des aydts. Volge der gotseligkait. Lob erliche ding. Enthalt dich von lastern. Erstat die wolthat. Den vnterthenigen sey barmhertzig. Vnterweyse deine kinder. Halt dich zu den weysen. Haß das gezenck. Halt die frummen in eren. Hör, was dich belangt.. Fleuche vnere. Gib antwort zu rechter zeyt. Thu, das dich nicht gerewen möge. Neyde niemandts. Sey der augen mechtig. Volge dem nach, das recht ist. Ere, die es verdient haben. Hab hoffnung. Hasse vnrechte klage. Sprich den leüten gern zu. Wenn du geirrt hast, so verwandel dein anschlag. Bewar die alte freündtschafft. Gib dich allen leüten. Volge der eynigkait. Förcht dich vor den obern. Rede niemandts zu gefallen. Glaub der zeyt nicht. Versaum dich selbs nicht. Halt dein eltern in eren. Stirb vmb dein vaterlandt. Bekümer dich nicht vmb alle ding. Zeuche kinder von freyen. Hab hoffnung als ein sterblicher, Spar als ein vnsterblicher. ERheb dich der eren nicht. Die haimligkait verhalt. Weich den grossen. Warte der gelegenheit. Gedenck an die sterbliche ding. Gib mit nutze. Thu nicht der erst unrecht. Fleuche layd. Verlach den todten nicht. Gee mit freünden vmb. Rat vnstreflich. Erfrew die freünde.
Desselben Perianders etlich sprüch, durch den Ausonius beschriben.
Was nicht erlich ist, das ist auch nicht nütz.
Ye reicher einer iyt, ye sorgfeltiger er ist.
Den todt wunschen ist böß, erger ists dden todt förchten.
Was du thun must, das thu gern.
Wenn du vil leüten erschrecklich bist, so hüt dich vor vil leüten.
Wenn es dir wol geet, so sehe dich für, das du dich nicht erhebest.
Wenn es dir übel geet, so hüt dich, das du dich nicht ertrenckest.
Des Bias sprüch.
Sehe dich selbs an im spiegel, vnd wenn du schön erscheinest,so thu auch, das der schöne gebürt. Bist du aber vngestalt, so erstat das mit der schöne der sitten, das an dem angesicht zu wenig ist. Von got rede nicht übel, aber hör, was got ist. Hör vil, rede wenig. Verstee erstlich, vnd darnach trit zum werck. Lob ein vntüchtigen nit von wegen der reichthumber. Fahr mit rat, nit mit gewalt. Mache dir in der jugent zucht vnd demut, aber im alter die weyßhait.
Des Bias etlich sprüch auß dem Ausonio.
Was ist das höchst gut? ein gemüt, das sich vnschuldig waiß.
Was ist das gröst verderben des menschen? nichts, dann ein eder mensch.
Wer ist reich? der nichts begert.
Wer ist arm? der geytzig.
Was ist die gröst mitgab der eeweyber? ein rains leben.
Welche ist keusch? von der sich das gerucht schembt zu lieben.
Was ist das werck des klugen? nicht schaden, wenn man schaden köndt.
Was ist des narren aygen? das er nicht vermag vnd doch willen hat, zu schaden.
Des Pittacus von Mytilene sprüch.
Was du thun wirdest, sage zuuor nicht, dann gereth es dir nicht, so wirt man dein spotten. Was man bey dir zu getrewen handen nidergelegt hat, das gib wider. Wenn du von freünden in geringen dingen belaydigt bist, so leyde es. Fluch deinem freündt nicht. Den feindt halt nicht für ein freündt. Regir dein haußfraw. Wie du dich gegen deinen eltern heltst, des versehe dich auch von deinen kindern. Sey nicht faul. Sey zwischen freünden nicht Richter. Zanck dich nicht mit deinen eltern, wenn du schon recht gesagt hast. Rgir nicht, du habest dann zuuor gelernt, gehorsam zu sein. Verlach den unglückhafftigen nicht. Laß die zungen nicht vor dem gemüt lauffen. Laß dich der ding nicht gelusten, die nicht geschehen mögen. Eyle nicht zu reden. Volge den gesetzen. Erkenne dich selbs. Nichts zu vil. Vor allen dingen ere got. Ere deine eltern. Hör gern. Zeme den lust. Brich die freindtsschafft. Nym ein frawen deinsgleichen, damit nicht, so du ein reichere nemest, dir herrn vnd nicht schweyger machest.
Auch etlich des Pittacus sprüche auß dem Ausonio.
Der nicht waiß zu schweygen, der wirt nicht wissen zureden.
Ich wil lieber von einem frummen gelobt werden, dann von vil bösen.
Der unsinnig lachet des layds der vnglückhafftigen.
Ein yeder, der du ein gesetze machest, volge dem gesetz.
Mach dir vil freünde, weil es dir wol geet,
Versuch vil freünde, wenn dirs übel geet.
Des Cleobulus Lindius sprüche.
Erkenne dich selbs. Vergön niemants sterbliiche ding. Vbe dich in messigkait. Fleuch vnerliche ding. Schone der zeyt. Erwirb güter mit recht. Lebe dem hauffen zu gefallen. Gebrauch dich der weyßhait. Sey gutter sitten. Sey nicht argwenig. Haß falsche klage. Sey nicht beschwerlich.
Sey nymmer hoffertig. Hab achtung auf dein hauß. Durchlese die bücher. Deine liebste kinder vnderweyse. Vrteyl recht. Thu den freünden wol. Enthalt dich scheltens. Verwerff den verdacht. Vberwindt deine eltern mit gedult. Sey der entpfangen wolthat ingedenck. Verwerff den geringern nicht. Beger frembder güter nicht. Begeb dich nicht selbs in ferligkait. Hab deines freündts güter lieb, das du sie erhaltest als dein aygene. Was du hassest, das thu einem andern nicht. Trawe niemandts, dann es ist weybisch. Gee ee zu vnglückhafftigen, dann zu glückhafftigen freünden. Der goltstain ist ein prob des golts, aber golt ist ein prob des menschen. Nichts ist schedlicher, dann das gelübd. Die lugenhafftig anklage zerstört das leben. Ein yeder kluger vnd weyser hast die lugener.
Auch des Cleobulus Lindius sprüch auß dem Ausonio.
Ye mer du vermagst zu thun, ye weniger sol dich zu thun gelusten.
Wenn es einem übel geet, des er nit verschuldt hat, so ist es des glücks vnglimpff.
Niemandts wird durch grosse laster langer zeyt glückselig sein.
Verzeyhe andern leüten vil, Aber dis selbs nichts.
Wer die bösen strafft, der erbarmbd sich der frummen.
Der preyß wirt nicht geben auß der eltern verdienst,
Der eltern vntugend werden offt den nachkummen aufgeruckt.
Des Chilon von Lacedemon sprüche.
Erkenne dich selbs. Vergön niemants sterbliche ding. Vbe dich in messigkait. Fleuch vnerliche ding. Schone der zeyt. Erwirb güter mit recht. Lebe dem hauffen zu gefallen. Gebrauch dich der weyßhait. Sey gutter sitten. Sey nicht argwenig. Haß falsche klage. Sey nicht beschwerlich.
Auch des Chilon sprüche auß dem Ausenio.
Ich will nicht, das mich ein geringer förchte, noch ein merer verachte.
Lebe also eingedenck des todts, das du auch des lebens vnd heyls gedenckest,
Alle trübsal vberwindt entweder durch starckmütigkait oder durch hilff der freünde.
Wenn du etwas guts thust, so gebürts nit, das du sein gedenckest.
Das alter ist dem menschen angenem, das der iugent gleicht,
Dise jugent ist beschwerlich, die dem alter gleicht.
Des Solon von Athen sprüche.
Ere Got. Ere deine eltern. Hilff deinen freünden. Neyde niemandts. Erleyde die warhait. Schwere nicht. Volge den gesetzen. Gedenck, was recht ist. Messige den zorn. Lob die tugent. Sey den bösen gram.
Auch des Solon sprüch auß dem Ausonio.
Ein selig leben nenne ich, wenn der todt volbracht ist.
Nym ein weyb deinesgleichen dann vngleich ist zwitrechtig.
Die ere sollen nymmer sein glücklicher begabung.
Dein freündt soltu haimlich straffen vnd offentlich loben.
Es ist vil feiner, das einer werdt edel gemacht, dann geborn.
Wenn man ein vnfal nicht kan meyden, was hilfft es zu verhüten?
Seind aber alle ding vngewiß, was hilfft es, das man sich dauor förcht?
Des Thales Milesius sprüche.
Ere den Fürsten. Versuche die freünde. Sey dir selbs einlich. Verhaiß niemandts. Was du hast, das nym für gut. Enthalt dich der laster. Volge der ere. Nym des lebens gewar. Liebe den frid. Sey bey menigklich löblich. Treyb den orenplaser auß deinem hauß.
Auch des Thales spprüch auß dem Ausonio.
Wenn du dich etwas vnerlichs vndersteest, so förcht dich selbs, wenngleich niemants dabey ist.
Das leben vergeet, aber die ere des todes vergeet nicht.
Sage nicht, was du zuthun willens bist.
Es istein creütz, wenn du dich dauor förchtest, das du nicht kanst vberwinden.
Es ist besser, das man mit warhait vom feindt gestrafft, dann vom freündt gelobt werdt.
Nichts zu vil, dann maß ist in allen dingen das best.
Kindergebete.
Das kindt, das die andern aufweckt.
Der klar scheyn der Sunnen scheynt durch den finstern kreyß gegen dem klainen liecht des Monds. O, jr kinder, steet auf, die Hanen kreen, kumbt heuffig zusammen. Laßt vns nicht ee zum werck treten, wir haben dann zuuor dem grossen Got, dem mechtigen vater, lob gesagt. O, mein vater, laß dein liecht mit einem newen schein vnd mit dem gestirn der Sunnen in vnsere junge gemüt scheynen, vnd laß durch das warhafftig liecht die finsternuß vnsers hertzens vertriben werden. Weyl es nacht ist, vnd das liecht deines worts verborgen ist, so ist es alles still, wüst vnd öde. So aber die Sunn angebrochen ist vnd vns ein newe freüd verkündigt hat, so erfrewen sich alle idng. Weyl dein heylwertig liecht erschynen ist in die finstere wolcken des hertzens, so erfrewet sich das hertz, das von der bösen finsternuß erledigt ist.
Das kindt, das zu Tisch dient.
Almechtiger vater, der du alle deine geschöpff regierest vnd in deinen henden haltest, Der du die vögel der lufft erheltst vnd ernerest, Durch des vnderhaltung sich auch die visch erneren, Alle thiere der erden, alle wilde leben vnd wandern durch dich an jren geordenten örtern, Im anfang des Glentzen kreucht die Schlang auß jrem loch, die den Winter vber vnter der erden sich erhalten hat. Was sol ich die würm, die klaine thierle der erden erzelen? im eysen, in stainen, im graß, im leyb vnd im kot. Sihe, das klein heuflein rüfft dich an zum tisch, vnd lobt dich got mit seinem vnmündigen mundt, der du machest, das die erschaffene dein seind, die dein gnedige handt ernert, Denselben wöllest du ein gnediger vater sein.
Das kindt, das aufhebt.
Weyl die kinder seind satt worden, so sollen sie wider zu der lere treten. O vater, laß durch ddein gnad vns kinder erwachssen, Vnd allen fleyß haben, sich deines gebots vnd befelhs zuhalten. Damit sie thün, was du haist, vnd meiden, was du verbeütst, laß also das gemüt wonen in dem eintrechtigen leyb. Vnd wenn der eynig tag kummet, so laß jn on endt sein.
Die gantz versamlung der kinder.
Du klaines heüflein, kinder des grossen vatters, des grossen Gottes, kumm hieher, das du Christo geheyligt vnd dem herren Christo geaygent bist. Laßt vns got loben mit mundt, verssen, harpffen vnd lauten. Sihe, weyl wir so miltigklich seind gespeyst worden, kummen wir wider vnd haben kain mangel. Die vögel singen vnd fliegen auf vnd ab, sehen wir dann das vmbsunst? vnd das die wilden thief mit jrer stimme Got den schöpffer bekennen, Das nichts stumm, nichts schweygt, sunder das es alles kling vnd erschelt vnd anzeyge der stimm gibt, wie die visch in dem wasser zappeln, wie sie sich in die lufft schwingen vnd wider in das wasser springen, vnd got loben, wie sie können. Aber wir, das aygen werck gottes vatern, so fein geschaffen, welchen die stimm inwendig von dem gemüt herkumbt vnd nicht vergeblich auß dem mundt her wechst, was thün wir dann? solten wir allain schweygen? vnd das lob den vnuernünfftigen thieren lassen? O du heüflein, das gottes teylhafftig bist, wir wöllen in kain weg schweygen, vns zimpt mer zu sein, dann die vnuernünfftige thier. Es zimpt den kindern, das sie jren vater eren, sunder das sie jrem vater grosse dancksagung mit eintrechtiger stimm vnd hertzen thün vmb so vil wolthat vnd vnzelliche gaben, damit er vns begnad. Das wir lebendige menschen seind, das ist Gottes erste gab, Darnach, das wir jn allain für ein got erkent haben, das ist sein fürnemste wolthat. Die feynste wolthat ist, das wir weder stain, noch stöck, noch ander verachte ding seind, Das er vns essen, trincken, vnd kleyder gibg, Vnd das wir die schrifft lernen, Das wir auch guts vnd bößß versteen, Sölt das nit vrsach sein dich zu loben? Darumb befleyst euch alle, ein yegklicher für sich, wie er kann, Got den vater zu loben, Vnd mit freydigem gemüt wider zu jrem werck treten, Also haist vns vnser vater.
Das schlussgebet.
Nun geen wirr ein yeder haim zu beth, weyl der meyst teyl des tags verbracht vnd finster istt worden, vnd weyl wir vnser arbeyt außgericht, so legen wir die tagsorg hyn. Nun wirt, o jr kinder, vns begegen die aygen bildnuß des todts. Dise rwe ist ein Schwester des todts. Lernet ewerm hymlischen vater zu glauben vnd vertrawen. Wenn diser vater ewer nit gewar nimbt, so seyt jr verdorben. Es felet nicht vil, so ist es der todt selbs. Derhalben, ee wir entschlaffen vnd die matte glider ergetzen, so laßt vns beyde hende in den hymel aufheben vnd Got bitten, Also, O vater, laß vnser gemüt dise rwe frölich nemen vnd die ewige rwe in deiner schoß, Amen.
Die Evangelischen Katechismusversuche vor Luthers
Enchiridion
Ferdinand Cohrs.
Erster Band.
Die evangelischen Katechismusversuche aus den
Jahre 1522 - 1526
Berlin
A. Hofman & Comp.
1900