4. Melanchthon Urtheil und Bedenken wegen Unterlassung des Fleischessens.

4. Melanchthon Urtheil und Bedenken wegen Unterlassung des Fleischessens.

Man meinet zwar, weil man zu Speier Fleisch gegessen, wolle sich's nicht ziemen, jetzund zurück zu ziehen; allein es wird viel Trotz und Unzucht mit solchem Fleischessen geübt, welches billig sollten vermeiden die, so sich des heiligen Evangelii rühmen; und wäre gut, daß mein gnädiger Herr solche seiner Leute Freiheit coerciret. Denn mit solcher Unzucht ärgert man mehr die Unverständigen, als daß man sie zu dem Evangelio bringe; so pflegt man zu sagen: Es ist der äußerste Wahnsinn, vergeblich sich mühen, und nichts als Ha? sich bereiten. So ist's eine schlechte Heiligkeit, kein Fleisch essen, und dennoch Tag und Nacht voll und toll sein. Es ist auch zu bedenken, daß, obschon mein gnädiger Herr Kais. Maj. zu unterthänigem Gefallen, wo solches von wegen Ihrer Maj. begehrt würde, das Fleischessen unterließe, nichts handelte zu entgegen voriger Geschichte. Denn vormals mein gnädiger Herr bittlich gesucht hat, daß man seiner Kurfürstl. Gnaden verschonen wollte, und auf solch Bitten Haben Kaiserl, Maj. Commissarii lassen geschehen, daß mein gnädiger Herr sich christlicher Freiheit gebrauche.

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