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Kirmß, Paul - Predigt am Missionsfest
von Lic. Dr. P. Kirmß, Pfarrer an der Neuen Kirche in Berlin.
Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir.
Jes. 60,1.
Evang. Joh. 11, 51-52
Jesus sollte sterben für das Volk; und nicht für das Volk allein, sondern, dass er die Kinder Gottes, die zerstreut waren, zusammenbrächte.
Das Kreuz Christi als der Sammelpunkt der zerstreuten Kinder Gottes.
Dieses Wort vereinigt in sich die beiden Punkte, um welche sich heute unsere Gedanken bewegen sollen. Die Passionszeit fordert uns auf, emporzublicken zu dem gekreuzigten Christus. Die besondere Veranlassung aber, die uns heute zusammengeführt hat, ist die Mission. Das Schriftwort legt uns nahe, beides zusammenzufassen und zu betrachten
das Kreuz Jesu Christi als den Sammelpunkt der zerstreuten Kinder Gottes.
- Die Kinder Gottes sind zerstreut.
- Das Kreuz Christi ist ihr Sammelpunkt.
- So wollen wir helfen, dass sich die Zerstreuten um Christi Kreuz sammeln.
1.
Unter Gottes Kindern verstehen wir sonst Menschen, die innerlich gestaltet sind nach dem Bilde Jesu, des Gottessohnes, Menschen, in denen sich alles, was Jesus den Menschen bringt, bereits zu voller Herrlichkeit entfaltet hat, die in Gehorsam, Vertrauen und Liebe sich an Gott hingeben. Hier ist das Wort wohl in einem anderen Sinne gebraucht. Denn wenn Jesus durch seinen Tod die zerstreuten Gotteskinder zusammenbringen soll, so müssen doch schon vor Christus solche Gotteskinder vorhanden gewesen sein, nur weit zerstreut. Sie sind ihrer Anlage nach Gottes Kinder; es ruht in ihnen die Gotteskindschaft, wie die Pflanze im Keim, wie die Frucht in der Knospe. Es schlummert in ihnen das Gotteskind, wie schon in dem Knaben der Mann schlummert, der durch seine Taten die Welt in Erstaunen versetzen wird. Es sind die Menschen, die Jesus in der Bergpredigt schildert, und die er vor allem zu sich ruft: Die reines Herzens sind, und deshalb bestimmt, Gott zu schauen; die geistlich arm sind, von einem unendlichen Verlangen erfüllt, das sie in nichts Irdischem Ruhe finden lässt; die Barmherzigen, die bestimmt sind, Barmherzigkeit zu erlangen; die leidtragend über die Erde gehen, leidtragend über ihre Schuld, leidtragend auch über die Schuld ihrer Brüder; die Friedfertigen, die Friedensboten, die den Menschen Frieden bringen, und deshalb selbst den Frieden ererben sollen. Es sind Menschen, in deren Seele ein Strahl des Himmels gefallen ist, und sie sehen deshalb in allem Vergänglichen ein Gleichnis des Ewigen. Auch wenn sie als Bettler über die Erde gehen, sind sie doch reichen Herzens. Sie lassen keinen Menschen an sich vorübergehen, ohne ihm irgendeinen Segen mitzugeben. Ihr Geist kann nicht satt werden von dem, was die Erde bietet; ihre Augen sind deshalb nach oben gerichtet, aus dem Gefängnis der Schuld hinauf zur Freiheit der Kinder Gottes, aus dem Tal des Todes nach Gefilden des ewigen Lebens. Wenn sie auch von ihrer Heimat in Gott nur eine sehr unklare Vorstellung haben, so werden sie doch immer von einem dunklen Drang nach derselben hingezogen, wie Königskinder, die in früher Kindheit aus dem Schloss ihrer Väter vertrieben worden sind, so dass ihnen kaum noch eine Erinnerung geblieben ist, doch immer wieder von einer dunklen Sehnsucht dahin zurückgezogen werden.
Etwas davon ist in jedem Menschen. Denn alle kommen von Gott, und tragen, wenn auch unter Schutt und Staub, noch in sich etwas von dem ewigen Erbe, dass sie aus der himmlischen Heimat mitbekommen haben. Gott hat solche Kinder nicht nur unter uns, die wir die Christentaufe empfangen haben, sondern er hat seinen Samen ausgestreut über alle Erdteile. Solche Kinder hat er unter den Schwarzen ebenso wie unter den Weißen, sie wandeln an den sonnigen Gestaden, wo sich die Palmen leise im Winde wiegen, wie an den Gestaden des Eismeeres, wo der Wintersturm weht; sie wohnen in den Negerhütten wie auf den Inseln Japans, wie an den Riesenströmen Chinas. Dass in diesem Sinne alle Menschen Gottes Kinder sind, d. H. zur Gotteskindschaft berufen sind, ist der Glaubenssatz der Heidenmission, ohne den sie überhaupt nicht existieren könnte. Ihr erscheint der Glaube unmenschlich, der die Menschen sprechen lässt: Lasst die Heiden in ihrem Schmutz und in ihrer Finsternis, sie sind darin geboren, sie werden darin sterben, und alle eure Mühe wird nichts daran ändern. Nein! Wir wollen glauben an die Menschheit, auch wo sie uns in der niedrigsten Knechtsgestalt entgegentritt. Auch die ärmsten Afrikaner sind zur Gotteskindschaft berufen, und wenn man uns erzählt von ihrem entsetzlichen religiösen und sittlichen Elend, so hören wir daraus das Schreien unsterblicher Menschenseelen nach Licht, Liebe und Leben.
Aber diese Kinder Gottes sind zerstreut, nicht in räumlichem Sinne. Dies Wort hat in der heiligen Schrift eine besondere Bedeutung. Jesus sah sein Volk, das doch in einem Land zusammenwohnte, zerstreut wie eine Herde ohne Hirten. Es fehlte ihnen eine geistige Macht, an die sie sich halten können, ein Quell, aus dem sie trinken, das Brot, von dem sie sich nähren konnten. Deshalb ist das Zerstreutsein so viel wie Verschmachten. Wenn von einem Zug Vögel auf dem weiten Flug aus dem fernen Süden zu uns einzelne zerstreut werden, so müssen sie verschmachten und kommen jämmerlich um. Wenn ein Heer ohne Mittelpunkt sich auflöst in einzelne Haufen, so werden die Zerstreuten vom Feind aufgerieben, sie sind verloren. Wenn in einer Familie ohne festen inneren Zusammenhalt jeder seinen eigenen Weg geht, so werden die einzelnen Glieder für einander absterben, die Liebe in ihnen erkaltet.
So sind die Kinder Gottes, von denen wir hier reden, zerstreut. Sie haben alle ein Recht auf die Wahrheit, die sie selig macht, auf eine Liebe, an die sie sich halten können, auf eine Erlösung von Schuld und Sünde so gut wie wir. Und wenn sie ins dunkle Grab sehen, haben sie ein Recht auf Erlösung vom Tod, so gut wie wir. Und doch finden sie das alles nicht, und je mehr sie sich mühen mit ihrem Aberglauben, mit ihren Zaubermitteln, die Erlösung zu finden, um so dichter Legen sich die Schatten der Schuld und des Todes um ihre Seelen, und die Macht des Heidentums, das böse Erbe grausamer Sitten, das ihnen die Väter hinterlassen, lastet auf ihnen, wie der Stein auf dem Keim. Sie sind zerstreut, getrennt, losgerissen von dem Gott des Lebens. Sie haben keinen Hort, an den sie sich halten, keinen Quell, aus dem sie trinken, keinen Arzt, der sie heilt, keinen Retter, der ihnen Erlösung bringt. Sie sind Kinder Gottes und müssen doch verschmachten.
2.
Deshalb brauchen die zerstreuten Kinder Gottes einen Sammelpunkt. Wo ist derselbe? Jesus sollte sterben, damit er die zerstreuten Kinder Gottes zusammenbrächte. Wunderbar! Ein gekreuzigter, ein toter Mann soll die Zerstreuten zusammenbringen? Ein toter Mann! Hier hört ihr ja kein Wort mehr, dass die Herzen bezwingen könnte; sein Mund ist geschlossen; „die Farbe deiner Wangen und deiner Lippen Rot ist hin und ganz vergangen in deiner Todesnot“. Hier seht ihr keine großen Taten, welche die Menschen mit sich fortreißen, hier seht ihr kein Banner, das den Zerstreuten winkt, hier hört ihr kein Feldgeschrei, das sie sammelt. Nichts findet ihr, als einen toten Mann, einen machtlosen Dulder, der wehrlos hingegeben ist in die Hand seiner Feinde, Hände und Füße ans Kreuz geheftet, wie Paulus sagt „gekreuzigt in Schwachheit“. Dieser tote Mann, dieses bleiche Angesicht soll die Zerstreuten sammeln?
Ja, von diesem stillen Mann geht die gewaltigste Predigt aus, eine Predigt, welche die Welt durchdringt, nicht aufgehalten durch die Berge, die in die Wolken ragen, nicht übertönt durch das Brausen des Weltmeeres, noch durch den Lärm der kämpfenden Völker. Dieser tote Mann ist selbst die lebendigste Predigt. Denn jeder Mensch predigt, wenn er stirbt. Im Sterben wird der Inhalt des Lebens offenbar, entweder die Fülle des Herzens, oder die Leere des Herzens. Wie in der Frucht sich das innerste Leben der Pflanze offenbart, so im Tode das Leben. So sollte Jesus sterben, damit in seinem Tode der ganze Inhalt seines Lebens offenbar würde. Das ist nun einmal so eingerichtet: das heiligste Mittel, worin sich das höchste Leben, die Liebe, offenbaren kann, ist der Tod. Was Jesus den Menschen offenbaren wollte, das konnte er ihnen offenbaren nur im Tod. Diese sterbende Liebe weist uns hinauf zu Gott, aus dem sie stammt. Hier in dem sterbenden Christus schauen wir die Gottesliebe, die sich selbst ausgießen will über die Menschenwelt, welche die lichte Ewigkeit verlässt, um in den Herzen sterblicher Menschen zu wohnen, um uns zu halten und zu tragen und zu erretten, um uns durch Sturm und Not emporzuziehen aus lauter Güte. Ebenso zeigt uns der Tod Jesu die wahre Menschenliebe. Der Gekreuzigte ruft uns zu: Nur dann seid ihr meiner wert, wenn ihr euch für einander hingebt, so wie ich es getan habe für euch. Im Tode Jesu wird uns das tiefste Wesen Gottes offenbar, aber ebenso auch das wahre Wesen der Menschen. Und diese Offenbarung ist es, was alle Menschen brauchen, und was die tiefste Sehnsucht ihrer Seele stillt. Deshalb ist das Kreuz Jesu der Sammelpunkt der Kinder Gottes.
Hierher zieht es die, welche nach der Wahrheit suchen, denn hier finden sie die Wahrheit, die nicht nur den Verstand erleuchtet, sondern auch das Herz selig macht. Hier finden die Menschen eine Liebe, die niemals von ihnen lassen will in Not und Tod. Die Leidtragenden wandern hierher und legen hier ihre Last nieder; denn der am Kreuze macht alle Last leicht und jedes Joch sanft. Hierher zieht es die schuldbeladenen Sünder; denn hier vernehmen sie die tröstende Stimme: Sei getrost; deine Sünden sind dir vergeben“. Hierher kommen, die vom Stachel des Todes verwundet sind; denn hier vernehmen sie den Triumphgesang: Tod, wo ist dein Stachel; Hölle, wo ist dein Sieg? Hierher kommen die großen Seelen, denen nichts genügt, was die Erde sonst darbietet; hier finden sie den, den sie allein anerkennen können als ihren Herrn und Meister. Hier ist das tiefste Geheimnis Gottes und das tiefste Geheimnis des Menschenlebens in einem enthüllt. Hier ist die Freistätte aller Verfolgten, die Heimat aller Gotteskinder, die Ruhestatt aller müden Wanderer. Und wie die Bäche alle zum Meere fließen, so findet alles Suchen in der weiten Menschenwelt hier sein legtes Ziel und seine Ruhe. Das Kreuz ist der Sammelpunkt aller zerstreuten Gotteskinder.
Das Kreuz hat einst die ersten Christengemeinden gesammelt. Es zog die Menschen weg von der Pracht des heidnischen Altertums und aus den Lastern der alten Welt, und weckte in ihnen einen neuen Glauben und ein neues Leben. Das Kreuz hat die Gemeinde der Reformation gesammelt. Nachdem im Mittelalter der Sinn des Kreuzes verdunkelt worden war, haben die Reformatoren von neuem seinen tiefen Sinn erkannt, und alsbald sammelten sich wieder um das Kreuz die Gotteskinder. Es ist der Mittelpunkt auch unseres Gemeindelebens. Wenn die Welt uns trennt, hier fühlen wir uns eins; hier ergreifen wir zusammen die Versöhnung mit Gott, und reichen einander die Hand, um vereint zu wandern nach dem einen Ziel. Um das Kreuz sammelt sich die heidenchristliche Gemeinde im afrikanischen Negerdorf, wie in der großen Stadt Japans oder Chinas. So sehen wir, wie die Kinder Gottes kommen vom Aufgang und Niedergang, aus alter und neuer Zeit, angezogen von diesem Zeichen des ewigen göttlichen Erbarmens. Das Kreuz ist der Sammelpunkt der zerstreuten Gotteskinder.
3.
Wir sehen, wie es die Zerstreuten hinzieht zu Christi Kreuz; wir hören, dass Christus deshalb gestorben ist, damit er die zerstreuten Kinder Gottes zusammenbrächte. So wollen wir denn mithelfen, dass Christus und die Zerstreuten zusammenkommen.
Wir müssen es tun. Glauben wir wirklich, dass Christus das Heil der Welt ist, so müssen wir es tun. Freuen wir uns, dass wir das Licht haben, so müssen wir es denen bringen, die sich danach sehnen. Ist es Gottes Rat, dass Jesus die Zerstreuten sammelt und die Verschmachteten erquickt und die Verlorenen rettet, so wollen wir uns selbst dadurch ehren, dass wir uns in den Dienst dieses Gottesrates stellen. Wo lebendiger Christenglaube ist, da muss auch Missionssinn sein. Und wenn uns an der Missionstätigkeit, wie sie hier und da getrieben wird, manches nicht gefällt, so müssen wir in unserer Weise Mission treiben. Sagt man uns: Die Not bei uns ist so groß, wir haben hier alle Hände voll zu tun, so antworten wir: ein Christenherz ist weit genug, dass neben den Nahen auch die Fernen darin wohnen. Sagt man uns: wir wollen erst unser Volk zu einem wahrhaft christlichen machen und dann das Christentum zu fernen Völkern tragen, so antworten wir: wollen wir warten, bis die Aufgabe des Christentums an unserem Volke ganz gelöst ist, dann können wir warten bis zum jüngsten Tag, und Jesu Wort: „Geht hin in alle Welt“ wäre umsonst gesprochen. Sagt man uns: euer Geld und eure Mühe ist umsonst weggegeben, ihr erreicht nichts, so antworten wir: die Arbeit für eine große Sache ist nie umsonst; nach dem Winter, und ob er auch noch so lange währt, kommt der Frühling, und auch die Wüste wird grünen, wenn der Regen des Herrn herniederströmt. Unsere Mission in Japan hat jetzt einen schweren Stand; die Liebe jenes Volkes zu allem Europäischen und auch zum Christentum, die noch vor wenig Jahren große Hoffnungen weckte, muss jetzt vielfach einer Feindschaft gegen alles ausländische Platz machen. Menschen, die dort gewonnen waren, sind wieder abgefallen; eroberte Punkte sind wieder verloren gegangen. Aber wir sagen: Schmach über den, der nur dem siegreichen Feldherrn folgt zu leichtem Siege, und nicht bei ihm ausharrt auch in schwerer Zeit. Wir müssen es tun.
Wir müssen es tun, wir, die christlichen Gemeinden. Oder wollt ihr vielleicht sagen: Die vorwärtsdringende christliche Kultur ist die beste Mission? Der europäische Kaufmann, der unter heidnischen Völkern seine Handelsstationen gründet, der europäische Ingenieur, der dort Straßen anlegt und Eisenbahnen baut, das sind die rechten Missionare? Ja, das wäre wohl gut, wenn nur die europäischen Christen dort draußen alle wirkliche Christen wären und durch Wort und Tat das Christentum bewährten. Aber sie bringen so oft alles andere, nur nicht das Christentum unter die Heiden, Pulver und Blei und giftige Genussmittel unserer Zivilisation, oder sie bringen die neueste Weisheit Europas, dass es keinen Gott und keinen Geist gibt, dass die Welt wert ist unterzugehen. Diese Zivilisation ist ein Gifthauch, noch viel schlimmer als der heiße Wind der Wüste, ein Gifthauch, vor welchem jene Völker dahinwelken. Wie? Soll die europäische Christenheit wirklich ruhig zusehen, wie den heidnischen Völkern diejenigen Gaben unserer Kultur gebracht werden, an denen sie zu Grunde gehen müssen, die Kräfte dagegen, durch welche ihre Wunden geheilt, durch welche sie erlöst werden können, die Kräfte des Christentums wollen wir selbstsüchtig für uns behalten? Lange genug sind die Christen die Feinde der Heiden gewesen, die ihnen Krieg gebracht haben; sollen sie nicht endlich einmal ihre Freunde werden, die ihnen den Frieden bringen?
Und so gehört es auch mit zu der christlichen Heidenmission, dass vor allem auch unsere Landsleute dort draußen zu Gemeinden gesammelt werden. So haben die Boten unseres Vereins die Deutschen in Tokio und Yokohama in Japan, sowie in Shanghai in China zu Gemeinden gesammelt. Diese Gemeinden sollen Städte sein, zu denen die Heiden ihre Augen erheben sollen, um zu erkennen, wie hell das Licht Christi leuchtet. Diese Gemeinden sollen Prediger werden, welche durch Wort und Tat zeigen, was Christentum ist. Wir haben heute einen Freund1) unter uns, der in wenig Wochen hinausziehen will zu einer solchen Gemeinde. Es ist eine herrliche Aufgabe, die er übernimmt, unseren zerstreuten Landsleuten im fernen Osten als Gruß aus der Heimat das Beste zu bringen, was wir haben. Er will auch mithelfen, dass die zerstreuten Gotteskinder versammelt werden um das Kreuz Christi. Wenn ihn dort in dem weiten chinesischen Reiche deutsche Laute begrüßen, so möge er der Freunde in der Heimat gedenken, deren Gebete und Hoffnungen mit ihm sind. Wenn er unseren Landsleuten das Evangelium predigen wird, so möge er daran denken, dass wie der Regenbogen sich über Länder und Meere spannt, es eine Gemeinschaft zwischen Menschen gibt, die von keiner räumlichen Trennung berührt wird. Wenn er Schwierigkeiten findet, so möge er aufblicken zu dem Gott, der über China ebenso waltet wie über Deutschland. Wenn er mit seiner Gemeinde das Abendmahl feiert, so möge er seiner Gemeinde predigen von der großen Gemeinde der Gotteskinder, die über die weite Erde zerstreut sich doch alle zusammenfinden unter dem Kreuz. Und wenn er einen Verstorbenen zur letzten Ruhe geleitet, so möge er die Leidtragenden damit trösten, dass der Weg zum himmlischen Vaterland von China aus nicht weiter ist als von hier. Gott segne seinen Ausgang und Eingang und alle seine Wege.
Wir können die Verbreitung des Christentums auf Erden nicht dem Zufall überlassen; sondern es muss planmäßig das Wort Jesu hinausgetragen werden. In diesem Wort zieht Jesus selbst hinaus. In seinem Wort schlägt sein Herz. Durch sein Wort wirkt sein Geist. Dies Wort ist das Schwert des Weltüberwinders. „Sie sollen seine Stimme hören“. Gott segne unsere Sendboten in der Heidenwelt. Hoch türmen sich die Schwierigkeiten vor ihnen auf. Aber je größer diese sind, um so größer ist die Ehre, und um so höher steigt der Mut: „Es muss uns doch gelingen“. Noch vor sieben Jahren sahen wir über Japan das Morgenrot eines neuen Tages. Dieses Morgenrot hat einen stürmischen Tag bedeutet. Jetzt ist er gekommen. Aber stürmische Tage sind Vorboten des Frühlings.
Das Wort Jesu soll hinausgetragen werden; aber auch nur sein Wort, nichts anderes. Das Christentum hat sich in Europa unter dem Einfluss bestimmter geistiger Strömungen in gewissen Glaubensformen ausgeprägt, in gewissen Formen des kirchlichen Lebens. Nicht diese wollen wir hinaustragen, sondern das Wort Jesu. Die Heiden sollen nicht die Stimme der abendländischen Christenheit hören, sondern die Stimme Jesu. Sie mögen dann das Wort Jesu in ihrer Weise auffassen, mit ihren geistigen Mitteln verarbeiten, in ihre Vorstellungsformen kleiden, in ihren Sprachformen ausdrücken. Und so werden sich bei ihnen wohl andere Formen ausbilden, als die bei uns, wie die Fichte im märkischen Sand eine andere Gestalt annimmt, als in den Wäldern Japans. So kann sich dort vielleicht ein japanisches oder ein chinesisches Christentum ausbilden, so wie sich bei uns ein deutsches Christentum ausgebildet hat. Nur darauf kommt es an, dass durch das Wort Jesu die zerstreuten Gotteskinder um sein Kreuz versammelt werden.
Jesus hat zu seinen Jüngern gesagt: „Geht hin in alle Welt“. Lasst uns zu unseren Gedanken sagen: Geht hin in alle Welt, zu schauen die Not, die noch auf der Menschenwelt liegt, aber auch zu schauen den Menschensohn, den Bringer des Lichtes, der dort durch die Finsternis wandelt, seinen Arbeitern und Kämpfern zur Seite zu gehen, und ihnen zu sagen, dass die Gemeinde der Heimat mit ihnen ist. Wir wollen mitarbeiten, das Kreuz Jesu zu erhöhen, dass es sichtbar wird bis an die Enden der Erde, der Sammelpunkt aller Gotteskinder. Amen.
Predigt am Bußtage
von
Bernhard Schenkel, Domprediger in Bremen.
Weißt du nicht, dass dich Gottes Güte zur Buße leitet?
Röm. 2,4.
Evang. Mark. 1,15.
Tut Buße und glaubt an das Evangelium!
Wahre Buße.
Heute, meine Freunde, rufen die Glocken in Stadt und Land zu einer stillen Arbeit an uns selbst, denn das ist wahre Buße. Diese ist selten, die Christen haben nicht immer so Buße getan, oft ging es recht geräuschvoll und gewaltsam dabei her. Um zu büßen, zogen sie vor vielen Jahrhunderten in die Einsamkeit der Wüste, oder flüchteten in die Stille einer Klosterzelle, dort kasteiten sie ihren Leib und glaubten dabei Gott näher zu sein. Auch Martin Luther hat es noch so versucht, als er aus dem Zwiespalt seines Lebens floh und den Frieden seiner Seele hinter den Mauern eines Klosters suchte. Mit Fasten und mit Quälen, mit Litaneien wollten sie die Gnade Gottes zwingen, aber es half zuletzt doch nichts; das alles war ein gewaltsames, knechtisches Werk und nicht ein stiller, freier Gottesdienst. Auch hören wir noch aus den alten Zeiten die seltsame Kunde, als einst der schwarze Tod unter uns seine Ernte hielt, da seien die Büßer in Scharen durch Stadt und Land gezogen, unter wuchtigen Geißelhieben zerfleischten sie ihren Rücken, Blut musste fließen zur Sühne der Sündenschuld, und halb mit Grausen, halb mit Ehrfurcht sah das Volk diese Heiligen an sich vorüberziehen, die mit der blutigen Geißel einem von Todesschrecken erfüllten Volke Buße predigten und Sühne leisten wollten. Ja, Notzeiten lehren beten und büßen, diese Wahrheit steht wohl fest; die Älteren unter uns erinnern sich noch der Bußtage im großen Jahre 1870, wie beim Ausbruch des Kriegs überall in unserm Vaterland die Glocken zusammenläuteten und unser Volk in einem Glauben unter Gottes gewaltige Hand sich demütigte. Es war ein erhebendes Gefühl, sich so mit Tausenden eins zu wissen im Vertrauen auf Gottes Hilfe und Barmherzigkeit. Aber nicht die Tage der Not allein, und nicht bloß die Zeiten des Schreckens sollen uns zwingen, in uns zu gehen; als eine Mahnung zur täglichen Arbeit sprach einst Jesus dies Wort: „tut Buße und glaubt“, es war die erste, mächtige Predigt seines Evangeliums. So mögen denn die Glocken uns nicht bloß zurufen: „heute ist Bußtag, tut Buße“, denn Gott gehören nicht einige Tage, sondern unser Leben, nicht einzelne fromme Stimmungen, sondern täglich Herz und Hand. Zu dieser Buße haben wir einen guten Führer, der größte Bußprediger ist doch unser Herr Christus selbst, denn durch sein ganzes Evangelium hindurch geht der Ruf: „ändert euren Sinn, tut Buße“. Seine Art war freilich ganz verschieden von seinem Vorgänger in der Bußpraxis, Johannes dem Täufer. Er ging nicht hinaus in die Wüste wie jener und wartete, bis das Volk zu ihm herauskam, er suchte es auf bei seiner Arbeit. Nicht an den Jordan hat er sich geflüchtet, in die Einsamkeit des kahlen Felsentals, als wäre die Welt zu schlecht für sein reines Herz; er verachtete ja keine arme Seele, wäre sie noch so tief gesunken, und die Sünder und Zöllner waren seine Freunde. Auch fastete er nicht und trug kein Kleid aus Kamelhaaren, alle diese Gebärden der Bußkunst hat er nicht geübt, als Bruder lebte er mit den Brüdern und fühlte mit ihnen ihre Sünde und ihr Leid. Seine Bußpredigt bestand auch nicht im Schelten und Zanken, seine Worte fielen nicht, wie der Hammer auf den Amboss, in schlichter Rede und sinnigem Gleichnis deckte er die verborgenen Tiefen des Herzens auf und zeigte es seinem Volke, woran es krankte; dass einer über seine Sünde klagte und weinte, alle diese Gebärden und Manieren galten ihm nicht viel, was er unter Buße verstand, war eine tiefe, ernste Stimmung des Herzens, ich möchte sagen, eine göttliche Traurigkeit, eine innere Unruhe, welche zur inneren Arbeit treibt, eine Sehnsucht nach Vollkommenheit (Matth. 5,48), diese Buße üben zu lernen ist die wahre Lebenskunst.
Es liegt doch ein stiller Segen in dem Gefühl, dass heute alle Glocken zu einem Werke rufen, dieser Glockenruf wird manchen aufwecken. Durch manchen leichten Sinn zieht wohl bei diesem Tone ein ernster Gedanke, diese Stille mitten im Geräusch der Woche, die über die weiten Straßen und die einsamen Gässlein waltet, dringt doch auch in manches Haus. Solch ein Tag ruft die Massen, er füllt die Kirchen, lädt den einzelnen vor Gottes Angesicht auch in seinem Kämmerlein, sonst ist er den ernsten Gedanken aus dem Wege gegangen, heute überraschen sie ihn jählings. Schon solche Augenblicke des stillen Nachdenkens können für die geschäftsmüde Seele von großem Segen sein, sie lösen das Herz von dem gewöhnlichen Treiben und weisen es nach innen, wo die Stimme Gottes leichter Eingang finden kann. Unsere Seele ist stille in Gott, der uns hilft; so lasst uns denn heute Einkehr halten und Rückschau pflegen in unser Herz und auf unseren Weg. Nicht mit den großen Fragen der Menschheit wollen wir uns abquälen, nicht mit den Wahnideen der Völker und den Sünden der Massen, wir halten nicht wie vom hohen Berge eine weite Umschau; an unser kleines Ich, an unser bisschen Leben im Vergleich mit der Ewigkeit, an den kleinen Kreis unseres Hauses, an den gemessenen Bezirk unserer Arbeit wollen wir denken und dies nach seinem inneren Wert prüfen, da wird in die Stille unserer Selbstschau der Ruf Jesu dringen: „tue Buße und glaube“. Die Hand aufs Herz, haben wir nichts zu büßen? ist alles, wie es sein sollte, in uns und um uns? Wir wollen einige Fragen darüber an unser Gewissen richten, seine Antwort möge uns zur wahren Buße leiten.
1.
Zur Rückschau lädt dieser Tag ein, wir haben ja keine Eile zur Arbeit und ins Geschäft; es ist uns wie dem Wanderer, der seinen Stab in die Ecke stellt und zurücksieht auf den durchmessenen Weg. Viele von uns sind schon weit gegangen, ihr Haar ist grau geworden und ihr Angesicht hat nicht mehr die Frische der Jugend, wohl uns, wenn dennoch das Alter wie die Jugend ist. Wir schauen uns um in unseren Räumen und denken an unsern Weg. „Wie leben wir eigentlich, wie lebst du?“ das ist die erste ernste Gewissensfrage, die zunächst an uns ergeht. Als wir einst hinauszogen auf unseren Weg, da hatten wir so große Gedanken. Wir wollten nur das verkündigen, was wir in uns als wahr erkannt hatten; einstehen wollten wir für alles Edle, Schöne und Wahre, auch auf die Gefahr hin, deshalb von manchen praktischen Leuten verlacht zu werden. Gott in allem die Ehre zu geben, das sollte unseres Lebens Losung sein, das hatten wir ja auch - 's ist freilich schon lange her - an unserm Konfirmationstag gelobt. Wir waren guter Vorsätze voll und erkannten auch die Abwege anderer. „Ja“, sagten wir uns, „andere Leute sehen nur auf das, was vor Augen ist, sie schätzen das Glück nach den Kleidern, und achten die anderen nach dem Aufwande, den sie machen, so wollen wir nicht leben, unser Haus sei einfach, unser Herz innerlich frei, unsere Rede wahr, so wollen wir leben“. Nun, haben wir seither nie dem Schein das Wesen geopfert und sind wir nie der Leute Knechte geworden? Ach, die Frage: „was werden wohl die Leute dazu sagen?“, ist oft eine brennende Lebensfrage für uns; manches tun wir nur, weil es andere tun, gegen unsere Überzeugung, nach andren richten wir uns ein, wie andere sprechen, reden wir nach; wie die Kinder des Nachbars sich kleiden, müssen auch unsere über die Straße gehen; so leben wir vielfach als Sklaven anderer, aber nicht als Herren über uns selbst, das ist traurig. Freilich entgegnest du: „man muss ja mit der Zeit gehen, vom großen Strome der Zeit getragen werden, nichts von dem, was neu ist, darf uns entgehen, damit kommt man vorwärts und wird bekannt. So sehen wir immer das neuste Bild, welches für ein paar Tage Aufsehen erregt, wir besuchen das neuste Stück und tragen uns nach der neusten Mode, das alles machen wir mit“. Aber wo bleibt da, offen gestanden, die Ruhe, sich zu sammeln? Solch ein Herz wird ja zu einer Stube, in welcher jeden Monat die Mieter wechseln und jeder mit einem anderen Hausrat aus- und einzieht; ein ewiges Rücken und Rumoren, Verändern und Verschieben. Ist das übertrieben? Ich glaube nicht, in der Tat so leben die „wir“, diese Masse von „wir“, welche unsere großen Städte füllt, denen jeden Morgen das noch nasse bedruckte Blatt das Neueste vom Neuen ins Haus bringt, und wie viele von ihnen werden so täglich geistig abgehetzt, fühlen sich früh schon matt und abgequält, von Arbeit zu Arbeit getrieben, von Begierde zu Genuss gehetzt und von Genuss zu Begierde. Zu viele Stimmen werden in uns laut, und zu viele Stimmungen wechseln in uns. Wie ruhelos und unbefriedigt leben wir oft für den Tag, für den Schein um der Leute willen und nicht für die Ewigkeit! so bezeugt uns unser Gewissen. „Gott hat den Menschen die Ewigkeit ans Herz gelegt“ (Pred. Sal. 3,11), sagt ein tiefsinniges Wort des alten Testaments, das ist ein mahnender Bußruf für unser Geschlecht. Wir leben zu viel für den Tag und die Stunde. Was ist die Mehrzahl der Genüsse, um welche viele beneidet werden, als flüchtige Reize des Augenblicks? Lass nur deinen Blick schweifen über die reich gedeckte Tafel, an welcher deine Gäste sich sammeln werden. Es ist ein prächtiger Anblick; dies feine Linnen mit kostbaren Stickereien, die geschliffenen Gläser, in denen das Kerzenlicht sich widerstrahlt, ein Kunstwerk ist jedes Gedeck, und Rosen über Rosen sind längs der breiten Damastdecke hingestreut, jedes Auge wird sich daran weiden; aber was tut ihr denn an diesem herrlichen Tisch? Tauscht ihr herzliche Worte der Freundschaft aus, erhebt ihr das Glas zu Ehren der höchsten geistigen Güter, wird Speis' und Trank geweiht durch einen geistigen Austausch des Besten, was jeder hat? Wie viele träge, öde Stunden verbringen wir oft mit der sogenannten Geselligkeit, statt empor wird unser Leben in die Tiefe gezogen. Gewiss, wir sollen nie verachten, was um uns ist, die Menschen, mit denen wir leben müssen, auch nicht die Leute, welche uns beurteilen, aber über die Menschen mit ihrer Art und ihrem Urteil lerne dich erheben. Es tut uns not, dass wir aus den Niederungen des Lebens in die Höhe steigen; schon unseren Kindern sind wir‘s schuldig, sie dorthin zu führen, wo der frische Odem geistigen Schaffens weht, wo alles Schöne, was Gott durch Menschenhand geschaffen hat, Herz und Auge erlabt. „Alles ist euer, ihr aber seid Christi, Christus aber ist Gottes“ (1. Kor. 3,22 und 23), dies sei der Maßstab für uns, wonach wir uns richten sollen, aber wie ferne sind wir oft davon!
Deshalb müssen wir eben fasten lernen, freilich nicht wie Büßer draußen in der Wüste, wie der Mönch in der Zelle, oder wie unser katholischer Mitbruder am Freitag, diese Art fasten ist oft nur ein leichter Verzicht oder eine feige Flucht aus der Welt. Fasten heißt den Sinn von außen nach innen richten, das Eitle, das uns knechtet, erkennen und bei Seite legen. Eins ist not, inneres Leben; haben wir das erkannt, dann hat unsere Buße begonnen. Keiner kann seine Ehre vor den Menschen und sein Geld mitnehmen, aber was seine Seele wert ist, das nimmt er bei seinem letzten Stündlein auf Erden mit hinüber in die Ewigkeit. Wirkungslos sind alle Klagen und Anklagen über den Zerfall der Sitten, über die Zunahme der Genusssucht, über Geiz und Mammon, Betrug und Meineid, das alles sind doch nur Worte, die der Wind verweht, wenn wir selbst in uns und unserm Hause nicht Hand ans Werk legen; wir müssen schlichter werden in unserer Lebensführung. Auch dass wir uns selbst nur anklagen, diese bequeme Beichte in Worten, die selten ernst gemeint ist, nenne ich keineswegs Buße. Damit machen wir uns nur ein Kissen zurecht, auf dem alle heiligen Gebote und guten Vorsätze verschlafen werden. „Tuet Buße und glaubt an das Evangelium“ ruft Jesus uns allen zu, er fordert ein neues Leben. Wir wissen‘s ja, unser Herr Christus hat nicht bloß eine „gute Botschaft“, das Evangelium verkündet, er hat den Reichtum, den Gott in sein Herz legt, in seinem Leben ausgestaltet. Die Gewissenfrage: „wie leben wir?“, wirkt erst recht beschämend, wenn wir unser Leben mit seinem vergleichen. Da strahlt uns die Herrlichkeit des Evangeliums aus so manchem Zuge entgegen, den die Liebe seiner Jünger der Nachwelt erhalten hat. Wir kennen ja sein Wort: „Die Füchse haben Gruben und die Vögel unter dem Himmel haben Nester, aber des Menschen Sohn hat nicht, da er sein Haupt hinlegt“ (Luk. 9,36); so sprach sein fröhliches, gottvertrauendes Herz, das keine Sorgen kannte beim Blick auf seinen Weg. Ihm heißt leben“, für andere leben und an anderen wirken, nach dem Beifall als Lohn der Leute hat er nie gegeizt. Er schöpfte seine Kraft aus dem ewigen Born der Liebe Gottes, welche in sein Herz strömte und aus seinem Herzen überquillt. Wie gerade und fest, ohne Menschenfurcht schreitet er durch diese Welt. Nicht viel Freude hat er auf ihr erlebt und doch war sie ihm kein Jammertal, sondern ein Acker Gottes (Matth. 13,38). Er hatte den Sinn für die Ewigkeit, das war seine Größe, das Göttliche an ihm, und vor dieser Größe fühlen wir uns klein. Ja, viel leichter ist es, ihn zu bewundern, als in seinen Fußstapfen zu wandern, bequemer, ihn anzurufen, als ihm nachzufolgen. Lasst uns heute den Anfang machen dazu, der erste Schritt auf diesem Weg, der Anfang aller wahren Buße ist: „Prüfe dich selbst und erkenne, wie du lebst“.
2.
Doch diese ernste Gewissensfrage ist nicht die einzige, die heute bei stillem Nachdenken sich in uns regt. Die Frage um das tägliche Brot und wie wir es brechen das Brot im weitesten Sinne des Wortes verstanden greift ja sehr tief in unser Leben, für Unzählige ist die einzige Frage, wie sie leben, wie sie wohnen, wie sie essen und trinken, mit welchen Leuten sie verkehren und was sie verdienen; aber doch mit einer Ausnahme. Es braucht nur in ihr glückliches, sonnenhelles Dasein eine Störung zu kommen, eine Wolke am Himmel, eine Erschütterung des Hauses, und wäre es nur ein kurzes Beben, dann fühlen auch sie, dass unser Leben nicht bloß zum Dahinleben da ist, sondern zum Tragen. „Wie trägst du?“, das ist eine mächtige, ernste Gewissensfrage an unser Herz, „wie trägst du?“, oder sagen wir noch deutlicher: „wie erträgst du Freud und Leid deines Lebens?“
Vielleicht gehört mancher unter uns zu den modernen Leuten, welche die Welt nur als eine Summe von Leiden und Schmerzen ansehen, welche sagen, es gäbe kein Glück mehr auf Erden. Oder habt ihr die Rede nicht auch schon gehört, das höchste Glück sei die Wunschlosigkeit, dass der Schmerz aufhöre, das Leid verstumme und die Seele, fern von Lust und Qual, ein traumhaftes Dasein führe. Nichts mehr wünschen, nichts mehr hoffen, nichts mehr tragen, das wäre die ganze Lebensweisheit. Gott sei Dank, in dieser Krankenstube halten es doch die meisten selten lange aus, mag einer auch die Fenster verhängen, die Sonne dringt doch durch die Ritzen. Wir wissen es anders, wir sind glücklich gewesen, oder sind es noch, uns waren helle, gute Tage geschenkt, stille Stunden ungetrübten Friedens, ein klarer Himmel schaute herein durch die Fenster unseres Hauses. Wie manch stilles, gutes Glück gibt es doch auf Erden, nicht allein in den breiten Straßen mit den hohen Häusern - dort ist es manchmal seltener - häufiger oft in den gleichförmigen, unscheinbaren Gassen der Vorstädte, wo die kleinen Häuser stehen oder die großen Mietkasernen, da wohnen oft neben verbitterten Welthassern die heitersten, glücklichen, zufriedenen Naturen.
Heute, da deine Seele zum Nachdenken gestimmt ist, schaust du einige Augenblicke hinab auf deinen Lebensweg. Du siehst im Geist, wie ihr zusammen vor dem Altar standet und die Ringe tauschtet und dann gesegnet zusammen weiter ginget. Ihr habt streng zusammen gearbeitet, oft etwas knapp gelebt, aber es wurde euch nicht schwer, ihr hattet einander lieb und kamt langsam vorwärts. Begabte, gesunde Kinder sitzen zu euren Füßen und schauen zu euch empor; ihr seid auch gesund, habt, was ihr braucht, und könnt getrost in die Zukunft schauen. Wisst ihr auch, wie viele Gnade Gottes dabei ist, dass ihr das alles habt? Nein, das bedenkt ihr nicht, ihr ertragt eure Freude als etwas Selbstverständliches; bisweilen denkt ihr sogar, ihr hättet's verdient, und es wäre bloß der anderen Schuld, dass sie es nicht hätten. Dies Glück hat unser Herz vermessen und stolz gemacht, nicht einmal haben wir Gott gedankt dafür, dass alles so gekommen ist; es fiel uns nicht im Entferntesten bei, aus der Tiefe des Herzens zu sprechen: „Von Gottes Gnade bin ich, was ich bin“ (1. Kor. 15,9). So ergeht denn heute die Gewissensfrage an uns: „Wie erträgst du dein Glück?“ Bist du demütig, dankbar, zufrieden? Dass wir doch getrost „ja“ sagen könnten; aber unser Gewissen sagt „nein“, und in diesem Nein liegt der ernste Ruf zur Buße. Wahre Buße aber ist nicht bloß ein Erkennen und Bekennen: „ich habe gefehlt“, sie ist auch ein stilles Beugen unter die Hand Gottes und ein demütiges Danken für das, was er ohne unser Verdienst an uns getan hat. Diese Beugung vergessen wir natürlich am leichtesten, wenn uns das Herz leicht ist. Da prahlen unsere Lippen, die Hände hätten alles selbst getan, und unser Kopf dünkt sich, als hätte er alles selbst ersonnen, und doch ist nur Einer der Geber aller guten Gaben und dass dem einen die guten Gedanken zufließen und der andere sich auf nichts besinnen kann, ist wahrlich nicht seine Schuld. Unser Herr Christus hat gebetet: „Dein Reich komme, dein Wille geschehe“ (Matth. 6,10), er sah alle gute Gabe von oben kommen und in allem Gottes Willen; in dieser Demut lag die Kraft seines Lebens; in dieser demütigen Dankbarkeit liegt für uns der Fortgang der wahren Buße; nicht uns, Gott geben wir die Ehre.
Sind wir aber gewachsen in diesem demütigen Glauben, der den Stolz überwunden und das Rühmen verlernt hat, dem die guten Tage nicht zur Versuchung werden und die bösen nicht zum Verzagen? Wie hoch steht über uns der Held des alten Testaments, den die ergreifenden Lieder des Dichters preisen, der, durch Jahre der Freude und die Schule des Leidens hindurchgeführt, beten konnte: „der Herr hats gegeben, der Herr hats genommen, der Name des Herrn sei gelobt“ (Hiob 1,21). Die schwerste Probe unseres Glaubens ist doch, dass wir die Weisheit Gottes in den Geschicken unseres Lebens verehren lernen, dass uns auch das Schwerste nicht bloß eine Zuchtrute ist, sondern ein Stab des Heils. „Wie trägst du denn dein Leid?“ so ergeht darum heute die Gewissensfrage an uns. An euch, ihr Trauernden geht dies Wort, denen das Haus verödet ist und deren Schultern schwere Lasten tragen. Ihr seht den leeren Platz an eurem Tisch und fragt euch: „warum muss es gerade in unserem Hause sein?“ Fröhliche Pläne und getroste Hoffnungen sind euch zerstört, wie die Blüten durch einen Maienfrost. Ihr glaubtet, es könnte nicht anders werden, als wie ihrs träumtet, und es ist doch anders geworden; da warft ihr euer Vertrauen weg. Lernt doch tragen im Glauben und hoffen in der Zuversicht. Ach, wie viele Bilder von innerem Kummer und schwerem äußeren Leid, von verschuldeter Not und unverschuldetem Siechtum ziehen an meinen Augen vorüber; nein nicht bloß an meinen, an unser aller, wir können sie nicht zählen. Jeder hat ja seine Last zu tragen; hast du sie weggeworfen, nimm sie heute auf deine Schulter. An euch vor allem denk' ich, ihr armen, kranken, jungen Freunde, wie hoffnungsvoll und vertrauensselig seid ihr nicht ins Leben hinausgestürmt, euer Mut verachtete alle Hindernisse, und eure Kraft spottete allen Anstrengungen. Da bracht ihr mitten auf der Bahn zusammen, die Schwingen sind euch lahm geworden, oft verzagt ihr jetzt und seht keine Hülfe mehr; werft euer Vertrauen nicht weg. Haben wir eigentlich schon tragen gelernt in Ergebung und Geduld? Ich glaube, wir sind noch bei den ersten Anfangsgründen dieser Kunst. Wir wollen uns nicht beugen, wir wollen es nicht einsehen, dass Gottes Wille nicht zu ändern ist. Wir klagen uns wohl selbst dabei an, es reut uns manches, aber Reue allein ist noch nicht Buße, lerne dich beugen und dann tragen, dann wirst du stärker werden. Nicht das Leiden, aber das Leiden tragen hat die Verheißung des Evangeliums. Darin liegt der Segen der wahren Buße, dass sie den Glauben stärkt, sie lässt die arme Seele im tiefsten Leid und in den schwersten Schmerzen auf einen gnädigen Gott vertrauen, sie führt empor und hinaus in die Ewigkeit. Ach, unser Glaube, das fühlen wir heute, ist ja so wenig Gottvertrauen, so viel Worte und so wenig Kraft. Alle geschriebenen und gedruckten Glaubensbekenntnisse gäbe ich hin gegen das Seufzen der bedrängten Seele „Herr ich bin dein, hilf mir“; gegen den getrosten Ruf aus Herzensgrund: „Abba, lieber Vater“; dieser Glaube ruht auf dem Felsen des Evangeliums.
„Lernt tragen und vertrauen“, so lautet heute der Bußruf an unsere Herzen. Auch diese gute, evangelische Wahrheit hat unser Herr Christus nicht bloß gepredigt, sondern auch gelebt. Was hat er nicht getragen? Entbehrung? nein, die empfand er nicht, dazu war seine Seele zu stark und seine Liebe zu tief. Verachtung und Spott? gewiss, aber dagegen hatte er den Mut des Schweigens. Die Entfremdung seines Volkes musste er ertragen, das war ein schweres Kreuz; sein schwerstes aber wohl war seine Einsamkeit, nicht verstanden zu sein von denen, welche er liebte, dies Leiden empfand er noch unter den Qualen seines Kreuzestodes. Und doch hat er seine Seele und sein Werk getrost in seines Vaters Hände gelegt. In seinem Rufe: „Vater, nicht wie ich will, sondern wie du willst“, in seinem Gebet: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist“, liegt die Lebenskraft seines Evangeliums. So steht das Kreuz Christi, dies Heldenzeichen, für uns aufgerichtet als eine gewaltige Mahnung, es steht an ihm geschrieben: „Tragt und vertraut“. Wer hat, mit diesem Maße gemessen, nicht Buße zu tun?
3.
Also zuerst ernste Prüfung, dann stille Beugung; tiefe Reue und demütiges Vertrauen, durch diese Stationen geht der Weg der wahren Buße zum Ziel, durch Kämpfen zum Überwinden. Aber da ergeht ja die dritte Gewissensfrage an uns. Wie kämpfst du? Blicke nur entsetzt in den Abgrund der Sünde, der neben dir gähnt, schaue nur in die Tiefe deines eigenen Herzens, aber dann kämpfe im Vertrauen auf Gott den guten Kampf der Buße. Wie der Arzt die Sonde in die Wunde bringt, so dürfen wir uns selbst nicht zu sanft anfassen. Die anderen haben unsern wunden Fleck schon längst entdeckt, warum sollen wir darüber wegsehen? Auch in der Erziehung ist die sanfte Hand nicht immer der beste Führer, bisweilen hilft ein rauer Griff weiter, der ordentlich rütteln und schütteln kann. Gott verfährt ja auch so mit den Menschenherzen, oft wenn es ihm am wohlsten ist, fasst er es rauer an, damit es nicht zu schlaff wird. Also nur im Kampfe mit uns selbst vollendet sich die Buße. Wie klein sind doch die großen Menschen, die nichts in sich zu bereuen und an sich zu bekämpfen haben! Es ist alles, wie man sagt, normal und korrekt bei ihnen, ihr Anzug, ihre Gebärden, die Formen ihres Verkehrs, ihr Wandel, sogar ihr Glaube. Man merkt es ihnen an, sie sind mit sich zufrieden, denn sie stehlen nicht und schlagen niemand, sie kamen noch nie mit den Gerichten in Berührung, außer etwa als Zeugen in fremden Angelegenheiten. Nie verletzen sie den guten Ton, in welchem auch ihre Kinder erzogen sind, zur rechten Zeit sind sie höflich, wenn es am Platz ist, vertraulich; wenn es sich gehört, herablassend freundlich. Ihre Namen stehen in den Listen der wohltätigen Vereine, und bei jedem neuen gemeinnützigen Werk sind sie gern dabei und reden auch gerne davon mit der Bescheidenheit, welche alles Lob ablehnt und doch erwartet, allen Ruhm zu ernten. Diese Leute kämpfen nicht und ringen nicht, sie haben es nicht nötig; für sie gilt auch nicht das Wort Jesu: Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit, denn sie sollen satt werden (Matth. 5, 6); sie sind schon satt. Sind uns diese Leute ganz fremd? Wie hat doch Jesus diese satten, zufriedenen Menschen in seinem Evangelium in scharfen, markigen Zügen geschildert! Wir kennen ihn ja alle, den aufrechten Mann dort im Tempel zu Jerusalem, wie er dasteht selbstbewusst, sicher, vertrauensvoll, wie getrost er aufblickt zu seinem Gött. Er erzählt ihm seine Lebensgeschichte, es tut ihm wohl, dies alles dem Allwissenden noch einmal zu sagen: „Ich danke dir, Gott“, fängt er an „dass ich nicht bin wie die anderen Leute“, „ich faste“, fährt er fort, „ich gebe den Zehnten von allem, was ich habe“ und mit diesem „Ich, ich“ schwebt er im Geiste über der großen Masse der anderen kleinen Leute und großen Sünder. Kein Gedanke, dass er der Gnade Gottes bedarf, dass ein Makel, und wär' es auch nur ein kleiner, an ihm wäre, kein Gefühl von Unzufriedenheit und Schwäche, keine Vorsätze, keine heiligen Entschlüsse, er hat getan, was er musste, er hat die Gebote seiner Religion erfüllt, er ist korrekt, Gott müsste ihm eigentlich dafür danken. In der Ferne abseits steht freilich ein Mann, dem ist der Mut vergangen, mit erhobenem Auge vor Gottes Angesicht zu treten; er beugt sein Haupt auf die Brust, und aus gepresstem Herzen fleht er: „Gott sei mir Sünder gnädig“; und Gott, der in sein Herz schaut, weiß, dass es ihm heiliger Ernst ist. Was wird wohl der Zöllner tun, wenn er aus dem Tempel wieder herab nach seinem Zollhause kommt? Ich glaube, ich weiß, was er beginnt; er fängt an, sich zu bessern, er kämpft gegen seine Fehler. Wo er früher betrog, meidet er jetzt die Versuchung, wo er andere bedrückte, behandelt er sie freundlich, er beginnt, ehrlicher zu werden, vielleicht noch mit Rückfällen, aber sie werden seltener. Ihr sagt wohl, das ist nicht viel, o doch, das ist der Anfang des Wegs nach einem hohen, heiligen Ziel, wer ehrlich wird, fängt an, der Wahrheit die Ehre zu geben, und wer für die Wahrheit eintritt, der kämpft den besten Kampf auf Erden, der erhebt sich mit Gottes Hilfe langsam aus dem Staub zum neuen Licht, aus dem Dunkel der Verführung zur klaren, ehrenhaften Arbeit, aus der Verblendung eines hochfahrenden Sinnes zu dem stillen ernsten Suchen und Streben. In diesem Kämpfen und Ringen liegt das höchste Glück auf Erden, der Trost eines Gewissens, das sich in aller Schwachheit redlich abmüht. Nicht die groben Sünden, bei deren Anblick wir entsetzt zurückfahren, sind unsre schlimmsten Feinde, auch nicht die Schreckenstaten, welche Länder und Völker erschüttern, das sind die sich entladenden Gewitter, deren Wolken sich zusammenballen aus dem aufziehenden Brodem des Erdballs. Was aber in dem einzelnen Herzen an stillen, schlechten Gedanken fortwuchert und so dem Leben das innerste Mark aussaugt, das sind die größten Feinde der Menschheit, gegen welche es keine Hilfe der Polizei und kein Radikalmittel der Staatsweisheit gibt. Dagegen müssen wir selbst ankämpfen mit dem unerbittlichen Ernst strenger Selbstzucht. Wie furchtbar ernst hat Jesus seine Jünger gemahnt zu diesem Kampf: „Ärgert dich dein Auge, so wirf es von dir; ärgert dich deine Hand, so haue sie ab“ (Matth. 18,8.9); wir sollen die Art an die Wurzel des Baumes legen. Was für schlimme Gäste wohnen nicht tief verborgen in unserer Brust! Kennst du nicht eine heimliche Genusssucht? - sie frönt nicht mit den Lippen der Üppigkeit, aber mit den Gedanken vergiftet sie die Seele, verschließ dein Herz, wenn sie bei dir anpochen will! Kennst du den Neid, diesen schlimmen Störenfried bei unserer Arbeit, du hast seine Lästerstimme zum Schweigen gebracht, du schämst dich vor den Leuten, es zu äußern, aber in deinem Herzen führt er das Regiment, bringe ihn dort zum Schweigen und dein Leben wird freudvoller sein! Wer hat noch nie gehasst, wer hat noch nie gelogen? hasse die Feinde in deiner eigenen Brust, nimm nicht bloß deine Worte in Zucht, der Lügner, der uns selbst belügt, wohnt in unserem eigenen Herzen. Brüder und Schwestern, Kampfgenossen auf dem gemeinsamen Arbeitsfeld, lasst uns nicht müde werden, zu kämpfen, „tut Buße und glaubt an das Evangelium“. Das Evangelium richtet sich ja nicht an die Vollkommenen, zu den Sündern und Zöllnern ist der Herr Christus gegangen und hat ihnen Umkehr gepredigt. Der verlorene Sohn, der in sich ging, und es über sich gewann, heimzukehren, der stand ihm höher als neunundneunzig Gerechte. Er ist uns vorangegangen und hat den guten Kampf gekämpft, darum ruft er uns zu: „folgt mir nach“, er will, dass wir kämpfen sollen. Lieber Freund, es ist nur ein Schritt zwischen uns und dem Tode, wir sehen es rings um uns her, wie rasch der letzte Ruf an uns ergeht, dass wir aufbrechen sollen, fort von allem, was uns hier lieb ist.
Verspare das Büßen nicht auf morgen, lass uns heute anfangen, und jeder Tag fortan sei ein wahrer Bußtag.
So läutet denn mit ernsten Klängen über Stadt und Land, ihr Bußtagsglocken! Mit eurer ehernen Stimme reicht ihr in den Palast des Königs und in die Hütte des Arbeiters, ihr verhallt draußen im einsamen Heidedorf und tönt dröhnend durch die Straßen der Weltstadt. „Tut Buße“, das verkündet euer Ruf. Ernste Fragen ergehen dabei an unser Gewissen: „Wie lebst du, wie trägst du, wie kämpfst du?“ Herr, wir sollten anders leben, besser tragen, tüchtiger kämpfen; Herr, wir sehen‘s ein, hilf unserer Einsicht, sei uns gnädig, gib zu unserem Wollen das Vollbringen nach deiner Barmherzigkeit! Amen.