Harms, Ludwig - Am dritten Sonntage des Advents.

Harms, Ludwig - Am dritten Sonntage des Advents.

Gnade sei mit uns und Friede von Gott dem Vater und unserm HErrn Jesu Christo. Amen.

Text: Ev. Matth. 11. 2 - 10.

Da aber Johannes im Gefängnis die Werke Christi hörte, sandte er seiner Jünger zween, und ließ Ihm sagen: Bist Du, der da kommen soll, oder sollen wir eines andern warten? Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Gehet hin und saget Johanni wieder, was ihr sehet und höret: die Blinden sehen, und die Lahmen gehen, die Aussätzigen werden rein, und die Tauben hören, die Toten stehen auf, und den Armen wird das Evangelium gepredigt. Und selig ist, der sich nicht an Mir ärgert. Da die hingingen, fing Jesus an zu reden zu dem Volk von Johanne: Was seid ihr hinausgegangen in die Wüste zu sehen? Wolltet ihr ein Rohr sehen, das der Wind hin und her wehet? Oder was seid ihr hinaus gegangen zu sehen? Wolltet ihr einen Menschen in weichen Kleidern sehen? Siehe, die da weiche Kleider tragen, sind in der Könige Häusern. Ober was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Wolltet ihr einen Propheten sehen? Ja, Ich sage euch, der auch mehr ist, denn ein Prophet. Denn dieser ists, von dem geschrieben stehet: Siehe, Ich sende Meinen Engel vor Dir her, der Deinen Weg vor Dir bereiten soll.

Wir lesen in unserm Evangelio: da Johannes im Gefängnisse die Werke Christi hörte, sandte er seiner Jünger zween und ließ ihm sagen: bist Du, der da kommen soll, oder sollen wir eines andern warten? Das ist eine höchst merkwürdige Frage in dem Munde eines Mannes, wie Johannes war, und viele Leute sind schon durch diese Frage an Johannes irre geworden und haben gemeint, das Gefängnis müsse doch diesen Mann sehr kleingläubig gemacht haben, dass er solche zweifelnde Frage an Jesum habe tun können, als ob er nicht wüsste, ob er Jesum für den verheißenen Heiland und Gottessohn halten solle, oder nicht. Noch andre schreiben diesen vermeintlichen Kleinglauben des Johannes einer besonderen Anfechtung des Teufels zu, und fahren dann wohl gar zu, ihren Kleinglauben mit des Johannes Kleinglauben zu entschuldigen und meinen: wenn der hochbegnadigte Johannes schwach werden konnte im Glauben, wer will es denn uns geringen Leuten hoch anrechnen, wenn wir einmal schwach werden im Glauben? Und da soll denn Johannes das Feigenblatt sein, das sie auf ihre eigne Blöße legen. Ich aber sage euch gerade heraus: entschuldigt euch nur nicht so mit Johannes und macht ihn nicht zu eurem Sündenbock. Denn es ist ganz unmöglich, dass Johannes je in solchen Kleinglauben und Zweifel an dem HErrn Jesu hätte fallen können. Was? der Mann, der war wie eine eherne Mauer und wie ein Fels; der Mann, der um seines mutigen Zeugnisses willen, das er vor Herodes abgelegt hatte, nun im Gefängnisse lag und den selbst das Gefängnis nicht hatte beugen können, dass er auch nur ein einziges Wort gegen Herodes zurückgenommen hätte, der sollte sein wie eine Wetterfahne, die der Wind hin und herweht? Und der Mann, der selbst mit seinen eignen Augen den Geist Gottes hatte herniederfahren sehen auf Jesum, der selbst mit seinen Ohren die Stimme Gottes gehört hatte, die da sprach: dies ist Mein lieber Sohn, an dem Ich Wohlgefallen habe, der sollte an dem zweifelhaft geworden sein, was seine eignen Augen gesehen und seine eignen Ohren gehört hatten? Das ist rein unmöglich. Ich weiß recht wohl, dass Johannes ein sündiger Mensch war, gleich wie wir; ich weiß wohl, dass er auch den Anfechtungen des Teufels ausgesetzt war, gleich wie wir; ich weiß auch gar wohl, dass selbst der stärkste Glaube zu Zeiten schwach werden kann, denn wir tragen alle unsern Schatz in irdischen Gefäßen. Aber das nicht zu glauben, was man selbst mit Augen gesehen und mit Ohren gehört hat, das kann einem selbst der listige Teufel nicht weis machen, oder man muss ein wahnsinniger Narr sein. Das wäre gerade eben so, als wenn mir der Teufel sagen wollte, das wäre nicht wahr, das ich euch hier jetzt in der Kirche sähe, ich bildete mir das nur ein, ihr wäret lauter Larven und Gespenster, das würde ich ihm doch nicht glauben, so lange ich noch meine fünf Sinne hätte. Es ist hier, ja gar nicht vom Glauben, sondern vom Sehen und Hören die Rede. Aber, fragt ihr, steht hier denn nicht ausdrücklich geschrieben, Johannes ließ Jesum durch zween seiner Jünger fragen: bist Du, der da kommen soll, oder sollen wir eines andern warten? Ist denn das nicht Zweifel? Nein, sondern die Sache hängt so zusammen. Die meisten Jünger, die Johannes gehabt hatte, waren ihrem Meister gehorsam gewesen und waren zu Jesu gegangen und Jesu Jünger geworden, weil Johannes, der nicht seine eigne Ehre, sondern seiner Jünger Seligkeit suchte, zu ihnen gesagt hatte: siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünden trägt! das ist Gottes Sohn! Aber einige Jünger waren bei Johannes geblieben, hatten Jesu Jünger nicht werden wollen, weil sie sich an Jesu ärgerten, wie in dem heutigen Evangelio gesagt wird. Und die Ursache dieses Ärgernisses wird wohl gewesen sein, weil Jesus Seine Jünger nicht fasten ließ und ihnen die jüdischen Menschensatzungen nicht auflegte, die zur Seligkeit nichts nütze sind, oder weil Er nicht Heuschrecken und wilden Honig aß, oder nicht sechsmal am Tage die Hände wusch. Daran stießen sie sich, weil sie, wie alle schwachgläubige und engherzige Menschen, einen übertriebenen Werth auf äußerliche Gebräuche legten, und so meinten sie, Jesus könne der verheißene Messias nicht sein. Das tat nun Johannes in der Seele wehe, dass er sah, wie seine Jünger sich selbst um ihre Seligkeit betrogen, die doch allein in Jesu zu finden ist. Und wenn er nun gar daran dachte, dass er bald sterben würde (im Gefängnis lag er schon) und dass nach seinem Tode diese seine irregeleiteten Jünger gar nicht zu Jesu gehen würden, da sie nicht einmal bei seinen Lebzeiten sich dazu hatten bewegen lassen, so wurde er noch viel mehr über sie betrübt, denn ihre Seelen lagen ihm, als einem treuen Lehrer, am Herzen. Da nun aber der Ruf von Jesu großen Wundertaten selbst in seinen verschlossenen Kerker gedrungen war, so dachte seine treue, sorgende Liebe: nun ist die rechte Zeit gekommen, sie sollen selbst zu Jesu hingehen und Ihn fragen, ob Er der verheißene Messias sei. Wenn sie dann selbst Seine Wunder sehen und Seine Predigt hören, dann bekehren sie sich gewiss. Wenn er ihnen nun aber nicht einen Auftrag an Jesum zu bestellen gegeben hätte, so wären sie gewiss nicht gegangen, denn seine Bitten hatten bislang gar nichts geholfen. Deshalb gibt er ihnen den Auftrag: gehet hin, fraget Jesum in meinem Namen: bist Du, der da kommen soll, oder sollen wir eines andern warten? Und so gibt uns denn unser heutiges Evangelium wieder die schönste Adventsfrage auf, die wir mit Gottes Hülfe beantworten wollen:

Ist Jesus der da kommen soll? und wie sollen wir Ihn empfangen?

Zuvor aber lasst uns beten: Lieber HErr Jesu Christe, gib uns Deinen heiligen Geist beides zum Predigen und Hören, dass unser Glaube fest gegründet werde und wir nicht mehr zweifeln, dass Du wahrhaftig bist Christus, Gottes Sohn, der Welt Heiland und wir in diesem Glauben fröhlich leben und selig sterben. Wir können ja nicht an Dich glauben aus unsrer eignen Kraft und Vernunft, das ist Gottes Werk, dass wir glauben an Dich, und wir bekennen es Dir, wiewohl wir uns von Herzen schämen, unser Glaube ist oft so schwach und klein, dass er nur noch einem Fünklein gleicht. Darum blase doch hinein mit Deinem heiligen Geist in dies Fünklein, dass ein groß Feuer daraus werde, und wir Dich mit beiden Armen umfangen und fröhlich jauchzen: HErr, mein Hirt, Brunn aller Freuden, Du bist mein, ich bin Dein, niemand soll uns scheiden. Ich bin Dein, weil Du Dein Leben und Dein Blut, mir zu gut, in den Tod gegeben. Du bist mein, weil ich Dich fasse, und Dich nicht, o mein Licht, aus dem Herzen lasse. Lass mich, lass mich hingelangen, wo Du mich und ich Dich ewig werd umfangen. Amen.

I.

Jesus ist der Heiland, der da kommen soll, wir sehen es mit unsern Augen und hören es mit unsern Ohren. Welch einen herzerhebenden Anblick hatten die Jünger des Johannes, als sie zu Jesu kamen! Da steht der liebe, treue, freundliche Heiland, und um Ihn her eine ganze Menge Volks. Alle, alle haben ein Anliegen an Ihm, und Er, mit immer gleicher Liebe und himmlischer Freundlichkeit, weiset keinen einzigen zurück. Da kommt mit wankenden Schritten, von andern Leuten an der Hand geführt, ein armer, blinder Mann zu Jesu. Und als seine Handleiter ihm sagen: nun stehst du vor Jesu! da hebt er seine blinden Augen so flehend zu dem HErrn auf und ruft mit kindlichem Glauben: HErr Jesu, Du Sohn Gottes, hilf mir armen, blinden Mann, dass ich das Tageslicht wieder sehen kann! Nicht wahr? ein blinder Mann ist ein recht armer Mann! Das meint der HErr Jesus auch und antwortet mit dem allmächtigen Wort Seines Mundes: sei sehend! Und, o der Wonne, der arme, blinde Mann kann sehen, kann Jesum, seinen himmlischen Arzt sehen, kann alles um sich her erkennen: Menschen, Bäume, Blumen, Gras und Kraut. Der hat wohl gerufen mit Tränen in den sehenden Augen und mit jauchzendem Munde: ich danke Dir, HErr Jesu, dass Du so gut bist!

Und seht weiter, da kommt ein Lahmer her, ob er an Krücken hergehinkt kam, oder ob die Leute ihn trugen, ich weiß es nicht. Und während er sich auf die Krücken unter seinen Armen stützt, oder hilflos von der Bahre aufblickt, sieht er den lieben Heiland in Sein holdseliges Antlitz, faltet die Hände und ruft: ach, HErr Jesu, Du kannst alle Dinge, allmächtiger Sohn Gottes, heile mich, dass ich wieder gebrauchen kann meine lahmen Füße und Dir nachfolgen! Ein lahmer Mann ist ja auch ein armer Mann, er kann ja nicht in die Kirche gehen, wo Jesus ist, er kann ja nicht an seine Arbeit gehen und sein Brot verdienen, muss von der Barmherzigkeit der Menschen leben, und die sind so unbarmherzig. Da jammert es den HErrn in Seinem treuen Herzen, Er erbarmt sich des armen, lahmen Mannes, Er spricht: stehe auf und wandle! Und auf dies allmächtige Wort Seines Mundes geschieht die Wundertat. Der Lahme kann seine Krücken wegwerfen, von seiner Bahre aufstehen, kann gehen, wandeln, springen! Der hat gewiss seine gesunden Beine zuerst dazu gebraucht, vor Jesu niederzuknieen und sein Mund hat gesprochen: ich danke Dir, Herr Jesu, für Deine gnadenreiche Hülfe, nun will ich Dir nachfolgen und Deine Wege wandeln bis in den Tod.

Aber da steht in der Ferne ein Unglücklicher, noch viel elender, als der Lahme und als der Blinde, ein aussätziger Mann, behaftet mit jener schrecklichen Krankheit, die kein Arzt heilen konnte und die mehr wie jede andre Krankheit das rechte Bild der Sünde war. Hatte diese Krankheit recht überhand genommen, so war die ganze Haut des Menschen voll böser Geschwüre, barst und riss auf wie ein rissiger Eichenstamm, und aus allen Rissen und Borsten drang fressender Eiter und Blut hervor. Dabei war die Krankheit so ansteckend, dass ein solcher Aussätziger aus seinem Dorfe hinausgestoßen wurde, sich keinem Menschen nähern durfte, meist unter freiem Himmel, oder in Höhlen der Berge sich aufhalten musste und mit Kummer sich nährte von dem Tränenbrot, das ihm an einem abgesonderten Orte hingelegt wurde. Der arme, aussätzige Mann stand in der Ferne; aber aus der Ferne schrie er zu Jesu mit seiner heiseren Stimme: O Jesu, Du Sohn Davids, erbarme Dich mein, hilf Du mir, denn nur Gott kann mir helfen, dass ich doch wieder besuchen könne die schönen Gottesdienste des HErrn und mit wallen unter den Haufen derer, die da feiern! Und der gnadenreiche Heiland erbarmt sich auch des Aussätzigen. Sei gereinigt, spricht Er zu ihm, und Sein Wort ist Gottes Wort. Auf dies Wort weicht alsobald der Aussatz, er ist rein, er darf wieder zurückkehren unter seine Brüder, darf wieder wohnen unter den Menschen, darf wieder mit gehen zu dem Tempel, darin die Ehre des HErrn wohnt. Ich denke, der hat es gemacht wie jener aussätzige Samariter, den Jesus heilte, ist hingelaufen, ist Jesu zu Füßen gefallen und hat Ihm gedankt aus der Tiefe des Herzens!

Aber noch hat der Heiland keine Ruhe. Da kommt noch ein tauber Mann, den halte ich für den unglücklichsten, von allen diesen. Und frägst du, warum? Der Glaube kommt aus der Predigt, aus der Predigt haben wir die höchsten Güter, die himmlischen. Und die Predigt kann der taube Mann nicht hören, kann nicht hören den herzerhebenden Gesang der Gläubigen, kann nicht gemeinschaftlich beten mit den andern Betenden, kann nicht hören die tröstende Stimme des Bruders. Ja ich kanns leicht glauben, was ich einst selbst gehört habe aus dem Munde einer frommen Frau. Die war taub gewesen, dass sie kein Wort hören konnte. Nach jahrelangem Gebete hatte sie das Gehör wieder bekommen, war aber nun blind geworden, so dass sie nicht einmal einen Schimmer des Lichts sehen konnte. Da sah man sie Sonntag für Sonntag sitzen in ihrer lieben Kirche und sah so glücklich aus, sie sang so fröhlich mit, denn sie wusste fast alle Gesänge auswendig, hörte so andächtig zu, wenn gepredigt wurde, und betete so innig mit, wenn gebetet wurde, dass man recht erkannte, sie war glücklich in der Kirche. Ein Mann bedauerte sie einst und sagte zu ihr, als er ihre Geschichte gehört hatte, du arme Frau bist doch recht aus dem Regen in die Traufe gekommen, erst taub, und nun blind? Sie aber antwortete mit zufriedenem Lächeln: ich war sehr arm, da ich taub war, ich konnte die Predigt nicht hören. Ich bin sehr reich nun, da ich blind bin, ich kann die Predigt hören und singen und beten mit den Singenden und Betenden. Nun dieser arme, taube Mann will auch so gern hören Jesu süße Predigt und kanns nicht, da geht er zu Jesu und spricht: HErr, Du hast das Ohr geschaffen, Du kannst auch machen, dass es höre, tue mir armen Mann die Ohren auf! Und der HErr Jesus spricht: Hephata, d. i. tue dich auf, und wie Er spricht, so geschiehts. Nun kann er Jesu Predigt hören, o wie süß mögen ihm die Worte des ewigen Lebens gewesen sein, die aus Jesu Munde gingen! Der hat gewiss fortan keine Predigt versäumt.

Und noch Größeres sollen wir sehen. Ein Toter wurde da hergebracht im langsamen Trauerzuge, vielleicht war es der Jüngling zu Nain, und seine Mutter, eine Witwe, die ihren einzigen Sohn verloren hatte, ging weinend hinter dem Sarge her. Der Tod aber hat keine Macht vor Jesu, dem Fürsten des Lebens. Der HErr, der einst die Toten aus den Gräbern erwecken wird, kann auch die auferwecken, die auf dem Wege zum Grabe sind. Auf Sein Wort stehen die Träger still, auf Sein Wort richtet sich der Todte auf und ist lebendig. Die Klage ist verwandelt in einen Reigen, die Augen, die eben noch vor Schmerz weinten, weinten nun vor Freude. Und aller Mund hat bekennen müssen, es ist ein großer Prophet in Israel aufgestanden und der HErr hat Sein Volk heimgesucht.

Das alles sehen die Jünger des Johannes an und ihr könnt leicht denken, sie wussten nicht, wie ihnen geschah, ein Zweifel nach dem andern schwand aus ihren Herzen. Alles was sie sahen, die allmächtigen Wunderwerke des HErrn und die immer gleiche, unermüdliche Liebe und Freundlichkeit, mit welcher der HErr bereit war, einem jeden zu helfen, der sich zu Ihm nahte, und auch nicht einen einzigen von sich stieß, musste sie überzeugen: dieser, und kein andrer ist der Messias, der den Vätern verheißen wurde. Und seht, meine Lieben, das ist der Jesus, der Weihnachten auch aufs neue wieder zu uns kommen will, das ist der Jesus, der auch jetzt, in dieser Adventspredigt wieder bei euch allen anklopft und will in euern Herzen wohnen, wenn ihr ihm nur das Herz auftut. Und wir sollten trauern in dieser seligen Zeit? O Christ, du Jünger Jesu, du wolltest klagen, zagen, sorgen, weinen? Und dein Jesus kommt zu dir? Ich bitte dich, schäme dich doch, ist Er denn nicht dein Jesus? Ist Sein Gang nicht auch zu dir gekehrt? Oder ist Weihnachten für dich keine Gnadenzeit? Ja, sprichst du, ich bin arm, so ganz arm! Schäme dich, weißt du denn nicht, dass dein Jesus sehr reich ist, und der sollte dich, Sein Kind, an Seinem Weihnachtsfeste hungern lassen? Aber du sagst: ich bin krank, wie kann ich fröhlich sein? Schäme dich, dein Jesus kommt ja, und ist Er nicht noch immer derselbe wundertätige Helfer, der damals die Blinden sehend, die Lahmen gehend, die Tauben hörend, die Aussätzigen rein machte und die Toten auferweckte? Oder ist jetzt Seine Hand zu schwach und Sein Arm zu kurz geworden, dass Er nicht helfen könnte? Kannst du denn nicht zu Jesu beten, eben so kindlich, eben so gläubig und vertrauensvoll, als jene Leute? Sollen die Juden dich verklagen, und du willst doch ein Christ sein? Wahrlich ich sage dir, wenn du zu Jesu beten kannst, so sollst du Weihnachten nicht seufzen, der Helfer ist vor der Thür, der Noth und Tod wenden und das Krankenbett zu einem Siegesbette machen kann. Bete nur zu dem, der ein Meister ist im Helfen, und du sollst die Wunder Gottes schauen.

Unser Evangelium erzählt uns aber noch herrlichere Dinge. Die leiblich Kranken hat Jesus geheilt. Nun steht da aber noch die ganze Menge derer, die an der Seele krank sind, die Menge der Sünder, denen gar kein Mensch auf Erden helfen kann, weil kein Mensch auf Erden Sünden vergeben kann. Was soll aus denen werden? Wer gesündigt hat, sei es mit Worten, Werken, oder Gedanken, der kann nicht selig werden. Wer gesündigt hat, der muss verdammt werden ewiglich, die Hölle ist ihm aufgetan, der Himmel ist ihm verschlossen. Denn wie kann der reine Gott einen unreinen Sünder in Seinen reinen Himmel nehmen? Teufelsknechte, und das sind doch alle Sünder, die gehören in des Teufels Reich hinein und das ist die Hölle! Und all das Volk, das da um Jesum steht, das hat gesündigt, da ist kein einziger Reiner darunter, sie sind alle unrein, alle abgefallen, allesamt untüchtig geworden. O meine Lieben, ein Sünder ist tausendmal unglücklicher, als alle die Kranken, die vorhin zu Jesu kamen, ein Sünder ist geistlich blind, geistlich lahm, geistlich taub, geistlich aussätzig, geistlich tot, ein Sünder ist ein Kind des Zorns und der ewigen Verdammnis. Ist denn für Sünder keine Hülfe? O lasst uns ernstlich so fragen, mit allem Anliegen unsrer Seele. Denn solche Sünder sind wir alle auch, kann jenen nicht geholfen werden, so ist auch für uns keine Hülfe, denn wir sind mit ihnen in gleicher Verdammnis. Aber lasst nur eure Bangigkeit fahren. Seht, in unserm Texte steht das kostbare Wort, tausendmal kostbarer, als alles Gold, alle Perlen und Edelsteine der Welt: den Armen wird das Evangelium gepredigt. Auf diese Predigt horchen die armen Sünder, die dort um Jesum stehen, auf diese Predigt horchen erstaunt die Jünger des Johannes, auf diese Predigt wollen auch wir armen Sünder hören.

Evangelium, was ist denn das? Das ist die selige Botschaft, dass Christus Jesus kommen ist die Sünder selig zu machen, auch die Vornehmsten unter ihnen, dass Gott also die Welt geliebt hat, dass Er Seinen liebsten, eingebornen Sohn gab, auf dass alle, die an Ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben, denn Gott will nicht, dass der Gottlose verloren gehe, sondern dass er sich bekehre und lebe. Evangelium, das ist die wunderbare Predigt, dass Gottes Sohn kommen ist, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist, dass das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, die Sünder rein macht von allen Sünden, dass es auch die blutrote Sünde schneeweiß wäscht, dass die Gnade viel, viel mächtiger ist als die Sünde. Es ist die Botschaft, dass auch die Menge der Sünden dir die Seligkeit nicht rauben soll. Denn ob ihrer mehr sind, als der Haare auf deinem Haupte, ob sie zahlreicher sind, als der Sand am Meere, Jesus will sie nehmen und alle werfen in die Tiefe des Meers, dass ihrer nicht mehr gedacht werden soll ewiglich. Denn dos Blut Jesu Christi, weil es das Blut des Sohnes Gottes ist, ist solch ein kostbares Lösegeld, dass unser Gesangbuch mit Recht sagt: dein Blut, der edle Saft, hat solche Stärk und Kraft, dass auch ein Tröpflein kleine die ganze Welt kann reine und aus des Teufels Rachen frei, los und ledig machen. Jesu Mund selber predigt es ja: wer an Mich glaubt, der wird nicht gerichtet, sondern ist vom Tode ins Leben durchgedrungen. An Ihm haben wir die Erlösung durch Sein Blut, nämlich die Vergebung der Sünden.

Seht, das ist es, was uns Sündern nötig ist, das ist die einzige Arznei, die uns helfen kann: Vergebung der Sünden. Was du mit Gold nicht kaufen, was du mit Werken nicht verdienen kannst, das schenkt dir Jesus aus Gnaden, ohne all dein Verdienst und Würdigkeit. Aber wem schenkt Er es? den Armen, d. h. den armen Sündern, die ihre Sündennot erkennen und ihren Sündenjammer fühlen und deshalb zu Jesu gehen, vor Ihm niederfallen, Ihn anstehen: HErr Jesu, Du Sohn Gottes, erbarme Dich meiner, Christe, Du Lamm Gottes, der Du trägst die Sünden der Welt, erbarme Dich auch dieses armen Sünders, der jetzt zu Deinen Füßen liegt. Kommst du so, so streckt Jesus Seine segnende Hand über dich aus und spricht zu dir mit dem seligsten Liebeston: Ich tilge deine Sünden, wie einen Nebel, und deine Missetat, wie eine Wolke. Mein Sohn, meine Tochter, deine Sünden sind dir vergeben. Jesus kann das, denn da Er als dein Bürge deine Sünden auf sich genommen, deine Schuld bezahlt, deine Strafe gebüßt hat, so bist du frei, los und ledig von Sünde, Schuld und Strafe, unter der einzigen Bedingung, dass du glaubst an Jesum Christum, deinen Heiland, der deine Schuld bezahlt hat mit seinem teuren Blute.

Konnten die Jünger des Johannes, die das alles sahen und hörten, nun noch fragen: bist Du, der da kommen soll, oder sollen wir eines andern warten? Ich weiß gewiss, sie schämten sich nun der Frage, die sie getan hatten. Aber wie unbeschreiblich liebenswürdig ist doch hier wieder Jesus. Er wusste ja recht wohl, weshalb Johannes die Jünger zu Ihm geschickt hatte, dass nicht des Johannes Unglaube, sondern der Jünger Unglaube die Ursache war. Und doch wie liebreich erspart ihnen Jesus vor der versammelten Menge alle unnötige Beschämung, sie waren ja Irrende, keine böswilligen Verächter. Zu solchen Verächtern, oder zu Heuchlern und Scheinheiligen, da spricht Jesus auch wohl öffentlich: wehe euch, ihr Heuchler, und nennt sie Otterngezüchte und Schlangenbrut. Aber zu ehrlichen Leuten, die da irren, spricht er sanft und milde, es ist Ihm genug, wenn Er sieht, dass ihr Herz tief beschämt und zerbrochen ist, vor den Leuten macht er sie nicht herunter. Sie bedürfen des Trostes. Darum sagt Er auch hier zu den Jüngern des Johannes: saget Johanni wieder was ihr gesehen und gehört habt. Und so gehen sie in Frieden wieder heim. Dass sie aber durch ihren Besuch bei Jesu nun gänzlich für Jesum gewonnen waren und alle ihre Vorurteile und Bedenklichkeiten hatten fahren lassen, das sehen wir deutlich daraus, dass sie zu Jesu kommen, als Herodes den Johannes hatte enthaupten lassen, und erzählen Ihm das alles. So hatte denn der treue Johannes, der bis zum Tode treu war, noch vor seinem Ende die Freude, auch die letzten seiner Jünger selig zu wissen durch den Glauben an Jesum.

Und wenn ich euch nun frage, meine Lieben, ist Jesus euer Heiland, oder wartet ihr eines andern? O dass ich auch diese Johannesfreude an euch allen hätte, dass ihr antwortetet mit Einem Munde: Wir glauben, dass Jesus Gottes Sohn ist, wir armen Sünder glauben, dass Jesus unser Heiland ist. Wir warten keines andern mehr, Jesus ist unser Friede! Nur dann habt ihr ein freudenreiches Weihnachten und eure Freude soll niemand von euch nehmen, denn ihr habt dann den Arzt des Leibes und den Heiland der Seele, und was wollt ihr mehr! Ihr könnt dann singen: mein Herze geht in Sprüngen und kann nicht traurig sein. In lauter Lust und Singen sieht es den Sonnenschein. Die Sonne, die mir lachet, ist mein HErr Jesus Christ. Das was mich springen machet, ist was im Himmel ist. Ist aber noch einer unter euch, der Jesum noch nicht hat, der Ihn noch nicht seinen Heiland nennen kann, o den bitte ich: armer, armer Sünder, säume nicht, siehe noch ist Sein Gang zu dir gekehrt, noch will Jesus dich auch annehmen und selig machen, noch ist die Zeit der Gnade. O heiße Jesum willkommen, tue Ihm dein Herz auf, bete, stehe zu Ihm, was du kannst: HErr Jesu, erbarme Dich auch über mich, auf dass dies Weihnachten, welches nahe ist, und dir zum Heil gegeben ist, dich nicht verklage am jüngsten Tage, dass du es hast vergebens vorübergehen lassen. O denke an die fünf törichten Jungfrauen und an das schreckliche Wort: es ist zu spät. Wir haben gesehen, Jesus ist der Heiland, der da kommen soll, lasst uns nun sehen

II.

Wie sollen wir Ihn empfangen? Jesus sagt zuerst: selig ist, wer sich nicht an Mir ärgert. Es ist eine gemeine Unart bei den Menschen, dass sie Jesum nicht haben wollen, wie Er ist, sondern so wie sie Ihn nach ihrem Kopfe gern haben möchten. So wie Er ist, stoßen sie sich bald an diesem, bald an jenem. Und weil Er nun nicht ist, wie Er nach ihrem Sinne etwa sein müsste, so wollen sie Ihn nicht. Das heißt denn: sich an Jesu ärgern. So war es vorher mit den Jüngern des Johannes gewesen. Jesus war nicht nach ihrem Kopfe. Hätte Er gefastet, hätte Er sauer gesehen, hätte Er ein härenes Kleid getragen, hätte Er Heuschrecken und wilden Honig gegessen u. s. w., dann wäre Er ihr lieber Jesus gewesen. Nun aber taugte Er nicht für sie. Diese Unart ist noch gemein bei den Christen. Der eine hat dies, der andre jenes an Ihm auszusetzen. Dass Er alle Sünder in einen Topf wirft, und die ebenso wohl Mörder nennt, die ihren Bruder hassen, oder ihn schelten, als die, welche mit der Faust totschlagen, oder dass Er den, welcher ein Weib ansieht, ihrer zu begehren, nicht minder einen Ehebrecher heißt, als den der wirklich das Ehebett besteckt, das gefällt den selbstgerechten, ehrbaren Leuten nicht. Dass Er die Sünden bei ihrem rechten Namen nennt, nennt das Huren Huren, das Lügen Lügen, und erklärt alle, die da Sünde tun, für Teufelskinder, das gefällt den feinen, gebildeten Weltleuten nicht, das ist ihnen zu grob. Dass Er von einer ewigen Verdammnis predigt, da ihr Wurm nicht stirbt und ihr Feuer nicht verlöscht, und dass Er sagt, dass alle die nicht an Ihn von ganzem Herzen glauben, dieser ewigen Verdammnis anheim fallen, das gefällt denen nicht, die auf beiden Seiten hinken, das ist ihnen zu streng, sie nennen es ungerecht. Dass Er Bekehrung verlangt und gänzliche Absagung des Teufels, der Welt und der Sünde, das gefällt den faulen Bäuchen nicht, die gern leben und leben lassen. Daran ärgern sie sich und wollen nichts von Jesu wissen, Er ist kein Mann für sie. Darum sagt der HErr mit so ernstem Nachdrucke in unserm Evangelio: selig ist, wer sich nicht an Mir ärgert. Willst du also Jesum aufnehmen in deinem Herzen und Hause, soll Er bei dir einkehren, so musst du nicht verlangen, dass sich Jesus nach dir richte, sondern du musst dich nach Jesu richten. Gefällt dir etwas an Jesu nicht, ärgerst du dich an diesem oder jenem, so erkenne daraus: du bist verkehrt, Jesus nicht. Und nun beuge dich unter Jesum, und werde du so, wie Er dich haben will, dann wird Er bei dir einkehren, Wohnung bei dir machen und dich selig machen. Glaube es also Jesu zu, dass du ein eben so großer Sünder bist, als die andern alle, danke Ihm, dass Er deine schändlichen Sünden schändlich heißt und dich darüber straft, preise Ihn, dass Er dir offen deine ewige Verdammnis vorhält und dir zeigt, wohin dich dein elender Unglaube bringt, gib Ihm Recht, wenn Er deine Bekehrung und die Absagung des Teufels, der Welt und der Sünde von dir verlangt und siehe in allen Stücken den Fehler an dir, und nicht an Ihm, dann kann dir geholfen werden, denn den Aufrichtigen lässt Gott es gelingen. Beuge dich also in Gehorsam unter jedes Wort aus Jesu Munde, das ist das erste, was der HErr von dir verlangt, wenn er bei Dir einkehren soll, das ist das erste notwendige Stück, um Ihn zu empfangen.

Sodann weiset uns der HErr Jesus auf Johannes den Täufer hin, um uns zu zeigen, wie unser Herz und Wandel beschaffen sein soll, wenn wir wollen, dass Jesus bei uns einkehre und uns einst für die Seinen bekenne. Vor allen Dingen tut ab alle Menschenfurcht und Menschengefälligkeit, auf dass ihr nicht seid wie ein Rohr, das der Wind hin und her wehet. Solche erbärmliche Leute waren die früheren Zuhörer des Johannes gewesen. An ihnen kann man recht sehen: verflucht ist, wer sich auf Menschen verlässt und hält Fleisch für seinen Ann. Tausende hatten früher seine Predigt gehört, Tausende hatten sich früher von ihm taufen lassen. Aber nun, da Johannes im Gefängnis lag, in das ihn der gottlose Herodes hatte werfen lassen, wer von allen den Tausenden war treu geblieben? Da waren Priester und Leviten, da waren Bürger und Bauern, da waren Kriegsleute und Amtleute gewesen, die hatten sich vor Johannes geneigt, als er der große, bewunderte Bußprediger gewesen war. Nun war Herodes über ihn gekommen, jetzt neigten sie sich vor dem Prophetenmörder Herodes, und Johannes war vergessen und verlassen, nun galt er für einen Narren und Schwärmer, für einen eigensinnigen Mann, ja etliche sagten, er hätte den Teufel. Elendes wankendes und schwankendes Rohr, fuchsschwanzstreichendes Gesindel, das rechts sich beugt und links sich verneigt, nachdem der Wind weht.

Dagegen sehet den Mann Johannes an. Der steht wie ein Fels im Meer, ein unerschütterlicher, standhafter Glaubenszeuge. Groß oder klein, reich oder arm, König oder Bettler, das galt ihm gleich, er hielt Israel vor seine Übertretungen und Jakob seine Sünden. Er fürchtete Gott, darum fürchtete er keinen Menschen. Er liebte Gott, darum wollte er nicht in sündlichen Dingen den Menschen gefallen. Und mag auf Erden der Märtyrertod sein Lohn sein, so ist das ein seliger Tod, desto größer soll im Himmel sein Lohn sein, denn er war treu bis in den Tod, darum soll er die Krone des Lebens haben. Und seht, als alle ihn verlassen haben, da tritt Jesus für ihn auf. bekennt ihn öffentlich vor allen Menschen als einen Mann, den Er lieb hat und den Seinen nennt. Warum? weil Johannes treu war, kein Rohr, das der Wind hin und herweht. Darum weg mit eurer niederträchtigen Menschenfurcht und Menschengefälligkeit, die euch einst am jüngsten Gericht den Hals brechen wird. Kann Jesus euch dermaleinst vor Seinem himmlischen Vater bekennen, wenn ihr nicht gewagt habt, Ihn, Seinen Namen und Sein teures Wort zu bekennen vor den Menschen, die doch nichts können, als höchstens euern Leib töten, aber die Seele nicht mögen töten? Suche nicht Ehre und Gunst bei den Menschen, die sind alle Lügner, auf keinen kannst du dich verlassen, sie können dich auch nicht selig machen. Suche allein Ehre und Gunst bei Jesu, der wird dir bis an den Tod zur Seite stehen und dich eben so treu bekennen, wie Er hier den Johannes bekannt hat. Er kann dich selig machen. Fürchte dich aber auch nicht vor den Menschen, ob sie dich gleich ins Gefängnis legen, dich stöcken und blöcken, oder gar dir den Kopf abschlagen, das schadet dir nicht an der Seligkeit. Fürchtest du Jesum, so bist du bei Menschen unbezwinglich, denn es ist dir dann nur daran gelegen, der Verdammnis zu entgehen und in den Himmel zu kommen. Und Jesus kann verdammen und selig machen. Darum im Wort und im Wandel bekenne dich treu als einen Jünger des HErrn Jesu, kämpfe für Ihn, leide es auch nicht, dass irgend ein Bube Dreck an die Krone deines himmlischen Königs schmieren will, sondern zeige es frei, dass du an Jesum glaubst und Ihn deinen HErrn und Heiland nennst und hältst es für deine höchste Ehre, ein Christ zu sein, der an Jesum glaubt, Jesu dient und durch Jesum selig wird.

Und weiter zeugt der HErr von Johanne und spricht: was seid ihr in die Wüste hinausgegangen zu sehen? Wolltet ihr einen Menschen sehen in weichen Kleidern? Siehe, die da weiche Kleider tragen, sind in der Könige Häusern. O was für ein herrliches Ehrendenkmal setzt der HErr dem Johannes mit diesen Worten! Der war kein Schlecker und Lecker, der seine Seligkeit hingab um gut Essen und Trinken! Der war kein Mann nach der Mode, der um einen hübschen Rock, um eine geckenhafte Kleidung, um einen Schmuck von Gold und Silber den Himmel verkaufte und sich drehte und ein Rad schlug wie ein Pfau! Der war kein Faullenzer, der um einen Platz im Lehnstuhl, oder um einen weichen Pelz, oder um elende Faultage seinen Himmel verscherzte! Der war ein rechter Mann, der alle Weichlichkeit und Bequemlichkeit verachtete, der keine Mühe, keine Arbeit, keine Anstrengung, keinen Kampf scheute, um seine Seligkeit zu schaffen und die Seligkeit seiner Mitmenschen zu fördern, der lieber die härteste Armut ertrug, als dass er seinen hohen Beruf versäumt hätte, der gegen keinen Menschen eine Schuld und Verbindlichkeit haben wollte, ausgenommen, sie alle zu lieben und ihnen zu helfen und zu dienen zur Seligkeit, ja der nun auch im harten Gefängnis keines Menschen Dank begehrte! Da weiset uns Jesus auf einen gefährlichen Feind hin, den wir jetzt mit Ernst bekämpfen müssen, wenn wir Jesum empfangen wollen, den Feind, der immer mächtigere Fortschritte macht und das Christentum zu verschlingen droht. Dieser Feind ist der abscheuliche Hochmutsteufel, der Putz- und Staatteufel, der jetzt regiert und die ganze Welt in den Strudel der Üppigkeit reißt, da ein jeder so über die Maßen hoch hinaus will, und keiner genug Staat. Eitelkeit und elenden Flitterkram anschaffen kann. Da darf jetzt bei keinem Bauer der schwarze Rock fehlen, er sähe ja sonst nicht aus als ein Herr, da darf bei keiner Bäuerin der Hut und die Moppe fehlen, sie sähe ja sonst nicht aus als eine Dame. Da darf jetzt in keiner Bauerstube das Sofa fehlen und wo möglich auch der Glasschrank und die gepolsterten Stühle, es sähe ja sonst nach nichts aus und säße sich auch nicht so weich. Ein jeder muss Gold und Silber an sich herumbummeln haben und die Männer sind eben so arg als die Weiber. Daneben aber Schuldenmachen, Betrügen, Bankrottmachen, Vater und Mutter verlassen und wo möglich mit Hundebrot füttern, das geht alles daneben her, denn ehrlich kann kein Mensch bleiben, der solchen Aufwand machen will. Und das Arbeiten schmeckt solchen Herren und Damen auch nicht mehr, desto besser das Kruggehen und Saufen und Karten spielen, das macht keine Schwielen. Habt ihr denn ganz vergessen das Wort der Schrift - ihr sollt euch nicht schmücken mit Kleideranlegen, Haarflechten und Goldumhängen, sondern euch begnügen lassen an Nahrung und Kleidung! O meine Lieben, schlecht und recht, das behüte euch, schmücket eure Herzen, Jesum zu empfangen, mit Buße, Glauben, Demuth, Gehorsam, eure Häuser und Leiber mit Reinlichkeit, Zucht und Ordnung und denket an euern Heiland Jesum, der alle Schätze, Üppigkeiten und Herrlichkeiten ausschlug, die Ihm der Teufel anbot, und sagte zu ihm: Hebe dich weg, Satan, es steht geschrieben, du sollst Gott anbeten und Ihm allein dienen! Und ob vielleicht ein Mann im blanken Rock, oder ein Weib im Umschlagetuch und Moppe dich höhnisch anlachen wird, dass du so altmodisch bist, so frage ganz freundlich, ob ihr blanker Kram, den sie an haben, auch schon bezahlt sei, deins wäre bezahlt. Christus kann nicht bei dir einkehren, wenn der Hochmutsteufel in dir wohnt.

Jesus sagt weiter: oder wolltet ihr einen Propheten sehen? Ja ich sage euch, der auch mehr ist, als ein Prophet; denn dieser ist es, von dem geschrieben steht: siehe, Ich sende Meinen Engel vor Dir her, der Deinen Weg vor Dir bereiten soll. Warum ist Johannes ein größerer Prophet, als alle die vor ihm gewesen sind? Hat er Wunder getan, wie die andern? Nein. Aber er hat Buße gepredigt? Das haben die andern auch getan. Höre, darum ist er größer, als alle Propheten des alten Testaments: er hat mit seinem Finger hingezeigt auf Jesum und gesagt: das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünden trägt! Was die andern glaubten, das schaute er. Der Himmel ist größer, als die Erde, denn im Himmel schauen wir, was wir auf der Erde glaubten. Darum ist auch Johannes größer, als alle andern Propheten. Auf Jesum hoffen, und Jesum haben, das ist ein Unterschied, und darum ist Johannes größer, als alle andern Propheten, er hatte, was die andern hofften. Darum ist er auch für uns wichtiger, als alle andern Propheten, denn er zeigt uns das Gotteslamm, das unsre Sünde trägt und spricht: an diesen Jesum glaube, so bist du selig! Darum wies er auch alle seine eignen Jünger von sich weg, auf Jesum hin. Jesus kann euch selig machen, ich nicht, sprach er, ihr müsst Jesu folgen! Und das müssen wir auch tun, meine Lieben, wenn Jesus bei uns einkehren soll. Wir müssen glauben an unsern HErrn Jesum Christum, dass Er ist Gottes Lamm, das der Welt Sünden trägt. Wer an Ihn glaubt, der wird nicht gerichtet. Wer an Ihn nicht glaubt, der ist schon gerichtet. Denn in Jesu allein ist Vergebung der Sünden, und ohne Vergebung der Sünden fährst du zum Teufel. Willst du aber an Jesum glauben, so musst du erkennen, dass du ein verlorener und verdammter Sünder bist, und dass dich verlorenen und verdammten Sünder der HErr Jesus erlöset hat, erworben, gewonnen von allen Sünden, vom Tode und der Gewalt des Teufels, und das nicht mit vergänglichem Gold oder Silber, sondern mit Seinem heiligen, teuren Blut und unschuldigen, bitteren Leiden und Sterben, auf dass du fortan Sein eigen seist und in Seinem Reiche unter Ihm lebest und Ihm dienest in ewiger Gerechtigkeit, Unschuld und Seligkeit, gleichwie Er ist auferstanden von den Toten, lebet und regieret in Ewigkeit. Wenn du das glaubst, und in diesem Glauben dich bekehrst zu dem HErrn Jesu, dann sage ich dir freilich, das wird den Menschen nicht gefallen, die werden dich einen überspannten Narren, einen Kopfhänger, einen Beter und Heiligen schelten, du wirst ein Fegopfer aller Leute werden und deine eignen Hausgenossen werden deine Feinde sein. Aber fürchte dich nicht, du wirst ein seliges Weihnachten feiern, denn Jesus wohnt in dir durch den Glauben, und wird eingewurzelt in dir durch die Liebe, und Er gibt dir die Vergebung aller deiner Sünden, Er tröstet dich, dass du das beste Theil erwählt hast, das ewiglich nicht von dir genommen wird. Und wenn es einst mit dir zum Sterben kommt, so wird dein Jesus dir Seine allmächtige Hand unter das Haupt legen und du wirst selig sterben. Und wenn einst der jüngste Tag kommt und du da auch vor Jesu erscheinst, da wird Er vor allen den Millionen dich bekennen, dass du Sein treuer Jünger gewesen bist, weil du an Ihn geglaubt hast von ganzem Herzen. Gott gebe uns allen ein solches Weihnachten, das wir im Glauben feiern.

Lasset uns beten: Lieber HErr Jesu Christe, Du bist der einzige wahre Arzt des Leibes und Heiland der Seele, darum gib uns Kraft und Gnade, dass wir Dich als unsern Arzt und Heiland annehmen. Wir wollen in aller unsrer Noth Leibes und der Seele vor allem und zuerst immer zu Dir fliehen und Dir vorhalten Dein Wort und Deine Verheißung und Dich nicht lassen, Du segnest uns denn. Nun aber, da das liebe, selige Weihnachten so nahe ist, bitten wir Dich von ganzer Seele, bereite unsere Herzen und Häuser zu Deiner Herberge. Salbe uns mit Deinem heiligen Geiste, dass wir glauben an Dich, dass wir im wahren Glauben uns bekehren zu Dir, dass wir fortan keinem andern angehören, als Dir allein; Du, lieber Heiland, sollst sein unser Ein und unser Alles. Alles wollen wir für Schaden und Dreck halten außer Dir. Wir wollen uns nimmermehr an Dir ärgern, Du gerade, Du Heiland der armen Sünder, Du bist es, des wir begehren. Vergib uns unsre Sünden. Deine Ehre allein wollen wir suchen, nicht die Ehre der Menschen. Dich allein wollen wir fürchten, nicht die Menschen. Wir wollen kein Rohr sein, das der Wind hin und her weht. Dich wollen wir bekennen vor den Menschen, auf dass Du einst uns wieder bekennest vor Deinem himmlischen Vater. Vertreibe aus unsern Herzen und Häusern alle bösen Geister des Hochmuths, der Üppigkeit, der Putzsucht und was Dir sonst ein Gräuel ist, und gib uns, dass wir Dir leben, Dir sterben und mit Dir einst ewig uns freuen im seligen Himmelreich. Amen.

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