Goßner, Johannes - Evangelische Hauskanzel - Am 2. Sonntage nach Ostern, Misericordias Domini.

Goßner, Johannes - Evangelische Hauskanzel - Am 2. Sonntage nach Ostern, Misericordias Domini.

Evang. Joh. 10, 12 - 16.

Vom guten Hirten.

Der Heiland hat sich in Seinem Verhältnisse zu den Menschen und besonders zu Seinen Gläubigen unter verschiedenen Bildern dargestellt. Einmal sagte Er: Ich bin der Weinstock, ihr die Reben; wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viele Frucht - ohne mich könnt ihr nichts thun. Ein andermal sagte Er: Ich bin das Brod des Lebens, das vom Himmel gekommen ist und der Welt das Leben giebt; wenn ihr nicht esset das Fleisch des Menschensohnes und trinket Sein Blut, so habt ihr kein Leben in euch. - Wiederum vergleicht Er sich selbst mit einer Henne, die ihre Küchlein unter ihre Flügel sammelt, sie deckt und schützt - Abermal nennt Er sich den Bräutigam und Seine Jünger die Hochzeitleute, und vertheidigt sie damit gegen die Anklage der Pharisäer: So lange der Bräutigam bei ihnen ist, können sie nicht fasten; wenn aber der Bräutigam von ihnen genommen ist, werden sie schon fasten. Ja die Schrift nennt Ihn gewöhnlich das Lamm, das für uns geschlachtet ist, das unschuldige, unbefleckte Lamm, durch dessen Blut wir erkauft sind, und das uns rein macht von aller Sünde, und die Sünden der Welt hinwegnimmt. Auch der Hohepriester wird Er genannt, der sich selbst geopfert hat für unsere Sünden und für uns in den Himmel eingegangen ist, um für uns zu bitten und uns zu vertreten. Er nennt sich selbst gleich vor unserm Text in demselben Kapitel: die Thüre zum Schafstall - anderswo den Weg, die Wahrheit und das Leben. In unserm heutigen Evangelio stellt Er sich auch unter einem so lieblichen, freundlichen Bilde dar, daß wir Ihn liebgewinnen müssen; Er sagt:

Ich bin der gute Hirte - nicht ein gewöhnlicher Hirte, der gute, der einzig gute, der beste Hirte ist Er. Nicht ein Herrscher und Richter, der gekommen ist in die Welt, die Menschen zu richten und zu beherrschen, sondern selig zu machen, die Menschen zu weiden, zu hüten wie ein Hirt seine Schafe. Er ist zwar unser Herr und König; aber Er beherrscht uns nicht wie ein Fürst seine Unterthanen und Sklaven, sondern liebt uns als Schafe, die Er theuer erkauft hat. Darum sagt Er zu den Seinen: Ihr heißet mich Herr und Meister, und es ist wahr, ich bin's - aber ich bin unter euch wie ein Diener. Luc. 22, 29. Joh. 13, 14. Er beschreibt nun selbst, was für ein guter Hirt Er ist. -

Der gute Hirte läßt sein Leben für die Schafe. Ein Miethling aber, der nicht Hirte ist, deß die Schafe nicht eigen sind, sieht den Wolf kommen und verläßt die Schafe und flieht, und der Wolf erhascht sie und zerstreut die Schafe. Ein solcher Hirte ist unser Heiland, der Seine Schafe mehr liebt als Sein eigen Leben, der wirklich Sein Leben für uns gegeben hat in den schmerzlichsten, bittersten Tod. So unterscheidet Er sich von den falschen Hirten oder Miethlingen, die nur den Lohn, nur die Wolle der Schafe, nicht das Wohl derselben suchen; die nicht Hirten, Hüter, Wächter, Bewahrer der Schafe sind, sondern in Gefahren sie verlassen, sie den Wölfen preisgeben, und sich selbst zu retten suchen, und die Schafe verderben lassen. Es ist ihnen nichts an den Schafen gelegen. Aber dem Heiland ist Alles an uns gelegen; Er hat uns theuer erkauft; Sein Blut und Leben hängt an uns, denn Er hat Blut und Leben für uns gegeben. Wir sind Ihm theuer geworden; aber es war Ihm nicht zu viel; Er hat es gern gegeben; Liebe hat Ihn getrieben. Liebe hat Ihn hergetrieben, Liebe riß Ihn von dem Thron; und ich sollte Ihn nicht lieben, meinen Hirten, Gottes Sohn? welcher wird sein eigen Leben für das Leben seiner Braut williglich zum Opfer geben, so wie Er sich mir vertraut?

O wie viele Hirten sind Wölfe in Schafskleidern, die der Heerde nicht schonen, wie schon Paulus Apg. 20. voraussagte: „Ich weiß, daß nach meinem Abschiede werden unter euch kommen gräuliche Wölfe, die der Heerde nicht schonen werden. Auch aus euch selbst werden Männer aufstehen, die verkehrte Dinge reden, die Jünger an sich zu ziehen.“ Darum empfiehlt Er Wachsamkeit und Achthaben auf sich selbst und auf die Heerde, unter welche der heilige Geist die Aufseher und Hirten bestellt hat, zu weiden die Gemeine Gottes, welche Er durch Sein eignes Blut erworben hat. Möchten alle Hirten ihre Gemeinden so ansehen und so theuer achten, als erworben mit dem theuren Blute Christi des Oberhirten; wie sorgfältig würden sie sich der Heerde annehmen! Aber wer das aus dem Auge läßt, und sich selber meint, wie kann der ein Hirte seyn? Er ist ein Miethling, wie der Heiland sagt: Der Miethling aber fliehet, denn er ist ein Miethling, und achtet der Schafe nicht - er ist lohnsüchtig, will nur gewinnen, nur von der Heerde leben und sich wohl seyn lassen; darum kann er kein Opfer bringen; wo er Gefahr, Verlust, Leiden und Beschwerden kommen sieht, flieht er wie vor Wölfen, und läßt die Heerde im Stich. Es ist ihm an seinem Wohlseyn, an seiner Bequemlichkeit und seinem Leben mehr gelegen, als an der Heerde; mag sie zu Grunde gehen, wenn er nur sich retten kann.

Darum hat der Herr schon im alten Testament durch Hesekiel 34. so sehr über die schlechten Hirten und Miethlinge geklagt, die sich selbst weiden, statt die Heerde zu weiden wie sie sollten; die das Fett der Heerde fressen und sich mit ihrer Wolle kleiden; die das Gemästete schlachten; die der Schwachen nicht warten, das Verwundete nicht verbinden, das Verirrte nicht holen, das Verlorne nicht suchen, sondern streng und hart herrschen über sie. Sie lassen die Schafe sich zerstreuen - als wenn sie gar keine Hirten hätten - und allen wilden Thieren zur Speise werden; lassen sie irre gehen auf allen hohen Hügeln und auf den Bergen, ohne nach ihnen zu fragen oder ihrer zu achten. Darum droht Er ihnen, daß Er Seine Heerde von ihren Händen fordern, und mit ihnen ein Ende machen werde, daß sie nicht mehr Hirten seyn und sich selbst weiden sollen - Er wolle Seine Schafe erretten aus ihrem Maul, daß sie sie forthin nicht mehr fressen sollen. Nun aber beschreibt Er sich selbst als guten Hirten: Ich will mich meiner Heerde selbst annehmen und sie suchen: wie ein Hirt seine Schafe suchet, wenn sie von seiner Heerde verirrt sind - ich will sie weiden auf allen Bergen Israel, in allen Auen und auf allen Angern des Landes: ich will sie auf die beste Weide führen, und ihre Hürden werden auf den hohen Bergen Israel stehen; daselbst werden sie in sanften Hürden liegen und fette Weide haben. Ich will selbst meine Schafe weiden und will sie lagern. Ich will das Verlorne wieder suchen und das Verirrte wieder bringen, und das Verwundete verbinden, und des Schwachen warten; und was fett und stark ist, will ich behüten und will ihrer pflegen, wie es recht ist. - Am Ende setzt Er bei: Ich will ihnen einen einigen Hirten erwecken, der sie weiden soll, nämlich meinen Knecht David, der wird sie weiden und ihr Hirte seyn. Das ist der Herr, unser Heiland, der in unserm Evangelio wiederholt sagt:

Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen und bin bekannt den Meinen, wie mich mein Vater kennet, und ich kenne den Vater; und ich lasse mein Leben für die Schafe. Alles, was oben durch Hesekiel gesagt ist, das gilt von Ihm; so wurde Er angekündigt und so ist Er gekommen, und hat es Alles erfüllet, so hat Er sich der Heerde angenommen, die verlornen Schafe des Hauses Israel gesucht, und sucht sie noch. Sein ganzes öffentliches Leben war lauter Hirtentreue und Liebe zu den Schafen. Er ließ sich in sonst nichts ein, widmete sich ganz mit allen Kräften der Heerde, und besonders der Kranken, Armen und Elenden, die Er immer zu sich einlud: Kommt Alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seyd, ich will euch erquicken.

O solltest du Sein Herze sehn,
Wie sich's nach armen Sündern sehnet,
Sowohl, wenn sie noch irre gehn,
Als wenn ihr Auge vor Ihm thränet!
Wie streckt Er sich nach Zöllnern aus,
Wie eilt Er in Zachäi Haus!
Wie sanft stillt Er der Magdalene
Den milden Fluß der Sünderthräne,
Und denkt nicht, was sie sonst gethan,
Mein Heiland nimmt die Sünder an.
Wie freundlich blickt Er Petrum an,
Ob er gleich noch so tief gefallen!
Nun dies hat Er nicht nur gethan,
Da man Ihn sah auf Erden wallen,
Nein, Er ist immer einerlei rc.

Die Bekanntschaft mit den Seinen, und der Seinen mit Ihm ist so erfreulich und tröstlich. Er nimmt sich eines jeden Schäfleins besonders an - kennt jedes genau, läßt mit jedem sich ein, kennt die Umstände, die Leiden, die Bedürfnisse, die Wünsche, die Kämpfe, die Schwachheiten und Gebrechen eines jeden, und es geht Ihm Alles so zu Herzen, als wäre es Sein eigenes Anliegen. Man darf sich Ihm nicht erst weitschichtig erklären, Er sieht selbst in's Herz, und weiß besser als wir, was uns fehlt und was wir wollen und bedürfen. Und durch Umgang mit Ihm, wenn man Ihn stets in's Herz schauen läßt, sein Herz vor Ihm ausleert und darlegt, Seine Tröstungen und Strafen, Seine Belehrungen und Zurechtweisungen hinnimmt und sich Ihm ergiebt, wird man auch so bekannt mit Ihm, daß es wirklich so ist, wie Er sagt - ich bin bekannt den Meinen - und das Verhältniß zwischen uns und Ihm und die Bekanntschaft mit einander gerade so wird, wie zwischen Ihm und Seinem Vater, daß Er uns und wir Ihn so kennen, wie Ihn der Vater, und Er den Vater kennt. So will Er's haben. So sollen wir glauben an Ihn, und uns an Ihn halten. So will Er sich unser annehmen.

Der allergrößte Trost und höchste Beweis Seiner Liebe und Treue gegen Seine Schafe ist aber doch der, daß Er Sein Leben für uns gelassen hat. Eine größere Liebe und stärkern Beweis der Liebe kann's nicht geben. Wenn wir unsern Hirten am Kreuze erblicken, und Sein Haupt für uns neigen sehen, so wissen wir, woran wir mit Ihm sind, und was wir an Ihm haben. Alle Schafe waren des Todes und der Hölle Raub; nun stirbt der Hirte, und sie leben, und sind selig, sind gerettet von Tod und Hölle, und haben ewiges Leben und Seligkeit. O Schäflein! wenn dir bange ist, blick zum Kreuze auf, und sieh deinen Hirten bluten und sterben für dich - und danke, bete an und freue dich - Er hat Sein Leben für dich gelassen, daß dich kein Tod tödten, kein Feind würgen, keine Noch dir schaden kann. Der dich so geliebt hat, daß Er für dich gestorben ist, wird dich an keinem Guten Mangel leiden lassen. Du kannst sagen: Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln; Er weidet mich auf einer grünen Aue, und führet mich zum frischen Wasser; Er erquicket meine Seele und führet mich auf rechter Straße um Seines Namens (und Todes) willen. Und ob ich gleich wandre im finstern Thale, fürchte ich kein Unglück, denn Du bist bei mir, Dein Stecken und Stab trösten mich rc. Psalm 23. O selig, wer also seinen Hirten kennt und Ihm so vertraut!

Und ich habe noch andre Schafe, fuhr der Heiland fort, die sind nicht aus diesem Stalle; und dieselbigen muß ich herführen, und sie werden meine Stimme hören, und wird Eine Heerde und Ein Hirte werden.

Bis hieher redete Er nur von den Schafen des Hauses Israel - von den Juden, als wenn Er nur ihr Hirte wäre. Aber nun erklärt Er sich auch für den Hirten aller Menschen, aller Völker auf Erden. Er nennt die jüdische Kirche einen Schafstall, zu dem die übrigen Nationen nicht gehörten, die außer der Bürgerschaft Israels, und noch nicht im Bunde mit Gott, sondern ohne Gott und ohne Hoffnung in der Welt waren, aber dennoch Seine Schafe, die verloren sind, die Er aber auch herbei zu führen verspricht. Ja Er sieht schon, wie sie Seine Stimme hören, und Alle sich in Einem Stalle und zu Einer Heerde unter Ihm dem Einen Hirten vereinigen werden. Das ist die Aufgabe des Neuen Testamentes - das ist der Plan Gottes, durch Jesum Christum, den guten Hirten, alle Menschen in Eins zu sammeln, zu vereinigen und zu verbinden. Es sollen nicht viele Ställe und Heerden, sondern Ein Stall, Eine Heerde, so wie Ein Hirt werden. Demnach sind die vielen Kirchen, Ställe und christlichen Heerden und Hirten nicht nach dem Sinne Gottes und Jesu Christi - oder sind bloß Vorhallen, Hürden, die aber alle noch Eins werden müssen, und aus welchen Er Seine Schafe wählen wird, wenn Er am Ende die Schafe von den Böcken sondern, und jene zu Seiner Rechten, diese zur Linken verweisen, jene in den ewigen Schafstall mit sich führen, diese dem Satan und dessen Engeln beigesellen wird.

Gott sey Dank, wir wissen, Er sieht alle Menschen, alle Heiden und Völker als Seine Schafe an, und will und muß, nach des Vaters Willen, sie alle herführen und versammeln. Er ist daran, schon achtzehnhundert Jahre, und jetzt besonders, da Boten zu allen Völkern, in alle Theile der Erde und zu allen Inseln gehen, und die verlornen Schafe, die außer dem Stalle sind, holen und herbeiführen sollen und wirklich auch bringen.

Welch eine schöne, große Heerde wird es werden, wenn sie alle herbeigeführt seyn werden, die Er im Sinne hat! Welch eine Seligkeit und Herrlichkeit, wenn der Hirte mit den fünf Wunden unter Seiner Heerde Alles in Allem seyn wird; wenn sie Alle Seine Stimme hören und Ihm folgen werden, und Er sie aus- und einführen und die beste Weide geben wird!

Wir haben nun uns zu prüfen und zu fragen: Sind wir rechte Schafe Christi? Können wir sagen: Wir waren wie irrende Schafe, aber nun sind wir bekehrt zu dem Hirten und Bischof unserer Seelen. 1 Petri 2, 25. Stehen wir unter Seiner Hut und unter Seinem Hirtenstab? Ist Herz und Auge auf Ihn, den Hirten gerichtet? Hören wir die Stimme des Fremden nicht? Folgen wir Seiner Leitung und gehen wir auf Seiner Weide? Fühlen wir und wissen wir es zu schätzen, wie theuer Er uns erkaufet hat - mit Seinem eignen Blute? O ein guter Hirte: möchten doch Alle gern Seine Schafe werden! Möchten Alle Seine Stimme hören; sie ruft sie ja nur zum ewigen Leben! Leben, ewiges Leben ist es ja, was Er verheißt, und ewige Sicherheit und Bewahrung: Sie werden nicht umkommen - meine Schafe; Niemand wird sie aus meiner Hand reißen - und Niemand wird sie aus der Hand meines Vaters reißen. So sind sie verwahret ewiglich. Seine Hand, und des Vaters Hand - die Eins sind - sind ausgereckt, Seine Schafe zu erhalten und zu bewahren ewiglich. Eine Gewährleistung, die keine andre Hand und Macht geben kann. Was für ein Vorrecht: in Seiner Hand und in der Hand des Vaters seyn, von Ihm geschützt und bewahrt, gehalten und getragen werden! Wer will wider uns seyn, wenn Er für uns ist? Darum liebe Schäflein! fliehet doch in des Hirten Hand, alle Tage, jede Stunde - so könnet ihr nicht umkommen. Nahet euch zu Ihm, Er nahet sich zu euch. Er sieht beständig sich nach uns um, wie ein Hirt nach seinen Schafen. Er hat uns Alle gezählet, kennt und nennt uns Alle beim Namen - wir sind in Seine Hände gezeichnet. Es ist Ihm um jedes einzelne, auch um das schwächste so zu thun, daß, wenn es verloren geht, Er neun und neunzig stehen läßt in der Wüste, und läuft dem verlornen nach und sucht es, bis Er es findet - und freut sich mit dem ganzen Himmel, wenn Er es gefunden hat. Einen solchen guten Hirten haben wir! wie schön, wie herrlich! Laßt uns doch immer bei Ihm bleiben und fleißig auf Seine Weide gehen. Die beste Aue und Weide, auf die Er uns führt, ist Golgatha, Sein Kreuz, Seine Wunden - da findet ein Schäflein Christi die fetteste Weide, den größten Genuß, die kräftigste Nahrung und die stärkste Bewahrung. Doch dabei laßt uns auch stets an die verlornen Schafe denken, die noch draußen sind, die noch in der Irre gehen, die Er noch herbeiführen muß - und deren noch mehrere hundert Millionen sind! - Sie gehören Ihm und Er hat sie noch nicht - sind noch so ferne! - Wer den Hirten lieb hat und Seine fette Weide genießt, muß sie auch lieben, und beten, daß sie bald Alle Sein werden, und mit uns in den Einen Schafstall kommen. Wer kann so gleichgültig zusehen, wie sie von Wölfen zerrissen werden und in den Ketten der Finsterniß, in der Gewalt des Satans, im Todesschatten sitzen! Und der Hirt hat Blut für sie geschwitzt, und Sein Leben für sie gelassen! O lasset uns dieses zu Herzen fassen und nicht recht selig seyn, es gehen denn Schaaren zum Leben hinein!

Wie herrlich ist's, ein Schäflein Christi werden,
Und in der Huld des treusten Hirten stehn!
Kein höhrer Stand ist auf der ganzen Erden,
Als unverrückt dem Lamme nachzugehn.
Was alle Welt nicht geben kann,
Das trifft ein solches Schaf bei seinem Hirten an.
Hier findet es die angenehmsten Auen,
Hier wird ihm stets ein frischer Quell entdeckt;
Kein Auge kann die Gnade überschauen,
Die es allhier im reichsten Maße schmeckt.
Hier wird ein Leben mitgetheilt,
Das unaufhörlich ist und nie vorüber eilt.

Wer leben will und gute Tage sehen,
Der mache sich zu dieses Hirten Stab.
Hier wird sein Fuß auf fetter Weide gehen
Da ihm die Welt vorhin nur Träber gab.
Hier wird nichts Gutes je vermißt,
Dieweil der Hirt ein Herr der Schätze Gottes ist.

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