Gossner, Johannes Evangelista - Briefe an eine leidende Freundin - Berlin, 20. Dez. 26.

Gossner, Johannes Evangelista - Briefe an eine leidende Freundin - Berlin, 20. Dez. 26.

Liebe Freundin!

Wie haben Sie sich doch so sehr angestrengt und viel an mich geschrieben, da Sie doch so viel an Ihrem Leibe zu leiden haben! Aber die Liebe lädt sich immer mehr Leiden auf, sie will sich dartun - sonst wäre sie aber auch nicht Liebe. Nun ich danke und bete, dass Ihnen der HErr, der aus Liebe für uns starb, Kraft gebe auszuhalten so lange Er will. Er weiß ja das rechte Ziel. Es darf sich unangefragt kein Schmerz und kein Leiden an uns wagen. Sie kommen Alle auf Befehl dessen, ohne des Willen uns kein Haar gekrümmt wird, also auch kein Glied wehe tun kann, Sein Wille ist in allen über uns kommenden Leiden eingewickelt wie der Kern in der Nussschale. Wer die Schale aufbeißen kann, der findet den Kern, der ihm wohlschmeckt, nur die Schale nur das Aufbeißen tut etwas wehe - aber was tut man nicht um des guten Kernes willen? Dass Ihnen Boos gesegnet ist, freut mich, hier wird er hinreichend gelesen. Er muss wirklich noch einmal predigen und wirken. Seine Blätter verwelken nicht, sie tragen auch noch Früchte.

Sie finden die Erbsünde schon in ihrem kleinen Enkelchen? Ach, wo findet man sie nicht! Die Erde ist voll von ihr, wie von der Güte des HErrn. Wenn diese nicht wäre, wo wollten wir mit jener hin?

Idda dankt sehr gerührt für Ihre liebevollen Grüße und erwidert sie aufs Herzlichste. Es geht ihr hier etwas besser und erträglich in Hinsicht ihrer Gesundheit. Sonst aber erinnert sie sich doch noch oft mit Freuden an ihren Aufenthalt in Leipzig, und an die Freundschaft und Liebe, die sie dort genossen.

Hier ist der Ton höher und die Welt vornehmer, was sie schon mit Schmerzen fühlen musste, aber man muss eben Alles lernen. Was hat Er erfahren in der Welt, die Er gemacht hat?! Er kam in sein Eigentum und die Seinen nahmen Ihn nicht auf. Er war ihnen zu gering, der Zimmermann, und war doch von Geblüt ein Königlicher Prinz. Er aber nimmt Alle an und auch die Sünder und Kinder und Zöllner. Wohl uns des guten, demütigen, treuen Heilandes!!

Nun, was soll ich noch? Grüßen, herzlich grüßen Ihre lieben L's. Nun sind sie vollkommen, weil sie drei sind; alle Dinge müssen gut werden durch die dreieinige Liebe, die schuf, erlöste und beseligte durch Leiden und Liebe.

Zur Christnacht und zum neuen Jahr
Jesum Christum ganz und gar!

Mehr nicht denn wem das nicht genug ist, für den weiß ich nichts mehr, er ist unersättlich. Das sind Sie nicht. ist Ihnen genug, ewig! Amen.

Gedenken Sie vor Ihm

Ihres Gossner

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/g/gossner/briefe_an_eine_leidende_freundin/gossner_._briefe_an_eine_leidende_freundin_-_20121826.txt · Zuletzt geändert: von aj
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain