Gossner, Johannes Evangelista - Briefe an eine leidende Freundin - Berlin, 2. Okt. 27.

Gossner, Johannes Evangelista - Briefe an eine leidende Freundin - Berlin, 2. Okt. 27.

Durch einen lieben guten Leipziger Freund, der mich hier besuchte, muss ich Sie auch schriftlich besuchen, und Sie fragen, ob Sie meine letzten Briefe miteinander empfangen haben. Ich zweifle nicht, ich frage bloß gern, um Ihnen schreiben zu können, - also auch nicht, um Ihnen Antwort abzufordern ich weiß ja, dass Ihre Finger nicht allemal schreibfähig sind.

Ach, was ist Alles vorgegangen, seit wir einander nicht mehr sahen! was wird noch Alles geschehen, bis wir einander wiedersehen? Das weiß der HErr, der von Ewigkeit wusste, was Er tun und geschehen lassen will, das ist unser Trost. Er führt ein weises Regiment, und lässt denen, die ihn lieben, alles zum Besten gelingen. Dank sei Ihm und Anbetung! Ich denke mir Sie in Ihrem Herzen immer vergnügt, weil Sie den Heiland kennen und wissen, dass Er allen nahe ist, die Ihn mit Ernst anrufen, und dass Er es nicht gerne sieht, ich möchte sagen, nicht leiden kann, wenn es Seinen Erlösten nicht wohl um's Herz ist, denn Er hat so viel gelitten und getan, dass ihre Freude vollkommen sein soll. Wir tun Ihm, so zu reden, wehe, wenn wir nicht selig in Ihm sind. Gottlob, dass man Ihn in Hinterpommern und hinter dem grünen Vorhang, und in Berlin in der Residenz, wenn man will, haben und genießen kann. Ist's nicht recht schön? Was wollen Sie hier hinter dem Vorhang mehr? Warten Sie, bis der Vorhang weg kommt, dann wird's anders werden. Darauf freue ich mich wie ein Kind auf die Christgabe. Sie gewiss noch mehr, denn Sie warten schon etwas länger aufs Weihnachten als ich.

Doch ich wollte nur grüßen, der HErr aber segne Sie und Ihre Kinder und Kindeskinder und Alles, was Ihn lieb hat und auf Ihn wartet. Gedenken Sie immer

Ihres Pilgers

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