Gerok, Karl von - Andachten zum Psalter - Psalm 7.

Gerok, Karl von - Andachten zum Psalter - Psalm 7.

(1) Die Unschuld Davids, davon er sang dem Herrn, von wegen der Worte des Mohren, des Jeminiten. (2) Auf dich, Herr, traue ich, mein Gott. Hilf mir von allen meinen Verfolgern, und errette mich, (3) Dass sie nicht wie Löwen meine Seele erhaschen, und zerreißen, weil kein Erretter da ist. (4) Herr, mein Gott, habe ich solches getan, und ist Unrecht in meinen Händen; (5) Habe ich Böses vergolten denen, so friedlich mit mir lebten; oder die, so mir ohne Ursach feind waren, beschädigt: (6) So verfolge mein Feind meine Seele, und ergreife sie, und trete mein Leben zu Boden, und lege meine Ehre in den Staub, Sela. (7) Stehe auf, Herr, in deinem Zorn, erhebe dich über den Grimm meiner Feinde, und hilf mir wieder in das Amt, das du mir befohlen hast, (8) Dass sich die Leute wieder zu dir sammeln; und um derselben willen komme wieder empor. (9) Der Herr ist Richter über die Leute. Richte mich, Herr, nach meiner Gerechtigkeit und Frömmigkeit. (10) Lass der Gottlosen Bosheit ein Ende werden, und fördere die Gerechten; denn du, gerechter Gott, prüfst Herzen und Nieren. (11) Mein Schild ist bei Gott, der den frommen Herzen hilft. (12) Gott ist ein rechter Richter und ein Gott, der täglich droht. (13) Will man sich nicht bekehren, so hat er sein Schwert gewetzt, und seinen Bogen gespannt, und zielt, (14) Und hat darauf gelegt tödliche Geschosse; seine Pfeile hat er zugerichtet zu verderben. (15) Siehe, der hat Böses im Sinn, mit Unglück ist er schwanger; er wird aber einen Fehl gebären. (16) Er hat eine Grube gegraben und ausgeführt, und ist in die Grube gefallen, die er gemacht hat. (17) Sein Unglück wird auf seinen Kopf kommen, und sein Frevel auf seinen Scheitel fallen. (18) Ich danke dem Herrn um seiner Gerechtigkeit willen, und will loben den Namen des Herrn, des Allerhöchsten.

Es ist ein rührendes Bild, das uns Jesus vorstellt in jenem Gleichnis von der Witwe, welche dem ungerechten Richter in den Ohren liegt mit ihrer flehentlichen Klage: Rette mich von meinem Widersacher, und sich nicht abschrecken lässt durch seinen rauen Bescheid, bis sie das Herz des harten Mannes erweicht und Rechtshilfe erlangt hat. Und wie köstlich und lieblich ist die Lehre, die der Herr uns durch jenes Gleichnis geben will. Wenn jener ungerechte Richter sich am Ende mürb machen ließ durch die Klagen eines verlassenen Weibleins: sollte nicht Gott, der gerechte Richter, sich erbarmen über seine Auserwählten, die zu ihm rufen Tag und Nacht? Ich sage euch: Er wird sie erretten in einer Kürze. Darum rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten, so sollst du mich preisen.

Ja Gott richtet immerdar auf Erden. Auf seinem Stuhle sitzt er als der rechte Richter über alle Menschenkinder; als ein allmächtiger Richter, dessen starkem Arm kein Gewaltiger auf Erden sich entziehen kann; als ein gerechter Richter, vor welchem kein Ansehen der Person gilt; als ein barmherziger Richter, der Mitleid hat mit dem Jammer des Gerechten. Darum vor seinem Stuhl, liebe Seele, bring deine Sache vor, wenn dir Unrecht geschieht auf Erden, ihm klage deine Not, ihm überlasse das Urteil: Er richtet den Erdboden mit Gerechtigkeit. Und wenn auch viel tausend Klagsachen alle Tage vor den Stuhl dieses himmlischen Richters gebracht werden, wenn auch unzählige Prozesse alle Tage anhängig sind vor seinem Tribunal, keine dieser Klagsachen bleibt liegen, keiner dieser Prozesse bleibt hängen; wenn auch die Akten oft hoch anlaufen, wenn auch oft lange Zeit hingeht, bis die Sache spruchreif ist früher oder später, hier oder in der Ewigkeit kommt der Termin, wo jeder sein Urteil empfäht. Darum nochmals, liebe Seele: Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten, so sollst du mich preisen.

Auch in unserem Psalm finden wir einen solchen Prozess anhängig vor dem Richterstuhl des himmlischen Richters. Der Kläger ist nicht die arme Witwe, wie im Gleichnis des Neuen Testaments, sondern ein Gesalbter Gottes, der Dulder David. Er, der einst ein Richter seines Volks werden sollte, musste ja in der Jugend das Joch der Trübsal tragen und hier selbst als ein Hilfeflehender im Himmel um Gerechtigkeit betteln, da er auf Erden keine fand. - Der Psalm ist ohne Zweifel aus der Zeit, wo David, von den neidischen Benjaminiten verfolgt, verleumdet, des Verrats angeklagt, flüchtig und unstet vor Saul im Lande umherzog. Da, als er vor dem irdischen König und Richter kein Recht fand, wandte er sich mit seiner Klage an den himmlischen Richter und trug ihm seine Sache vor, und zwar nicht vergebens.

Der misshandelte David klagend vor dem Richterstuhl Gottes

könnten wir als Überschrift über unsern Psalm sehen, und die zwei Teile ergeben sich von selbst:

  1. Die Klage, die er vorbringt;
  2. der Bescheid, den er davonträgt.

1. Die Klage, die er vorbringt.

(V. 1-10.) Gegen wen klagt er? (V. 1 und 2.) Wer der Benjaminite Kusch ist, der ihm die nächste Veranlassung zu seiner Klage gab, wissen wir nicht, irgend einer seiner Neider und Feinde am Hofe Sauls, einer wie er deren viele hatte: Hilf mir, spricht er im 2. Vers, von allen meinen Verfolgern. Und was das für Feinde waren, wie grimmig und gewaltig, das schildert er uns im 3. Vers, wo er sie mit Löwen vergleicht, die seine Seele erhaschen und ohne Gnade zerreißen wollen.

In solchem Fall, meine Lieben, nun ja da darf man klagen. Ein rechter Christ besinnt sich lang, ehe er klagweis auftritt gegen seinen Nächsten. Es muss weit gekommen sein, bis er klagt vor dem menschlichen Gericht; ja auch vor Gottes Richterstuhl wird er nicht gleich klagen und verklagen. Es gibt freilich zudringliche Querulanten und unnütze Prozesskrämer auch vor Gottes Thron, weichliche Seelen, die Zeter schreien auch über das kleinste Unrecht, das ihnen widerfahren; empfindliche Herzen, die da meinen, wegen jeder Kleinigkeit sollte Feuer vom Himmel fallen und ihre Feinde verzehren; rachsüchtige Gemüter, die nichts ertragen, nichts verzeihen und nichts vergessen können. Solche könnte man freilich bei ihren Klagen über den Nächsten oft mahnen an das Wort des Herrn: Du Heuchler, was siehst du den Splitter in deines Bruders Auge und wirst nicht gewahr des Balkens in deinem Auge? - an die Bitte des Vaterunsers: Vergib uns, wie wir vergeben unsern Schuldigern; an das warnende Exempel jenes hartherzigen Knechtes, dem der Herr so eine große Schuld erlassen hatte und der seinen Mitknecht wegen einer kleinen misshandelte; und an die ernste Drohung: Mit welcherlei Maß ihr messt, wird man euch wieder messen.

Nein es muss weit gekommen sein mit der Bosheit der Feinde, bis der Christ klagweis vor Gott auftritt gegen seinen Nebenmenschen, und es muss gut stehen um deine eigene Sache, wenn du es wagen willst, vor den Richterstuhl des gerechten Gottes zu treten.

Das war freilich Davids Fall. Nur deswegen klagt er so zuversichtlich über seine Feinde, weil er selber ein gutes Gewissen hat.

V. 4-6. „Herr, mein Gott, habe ich solches getan und ist Unrecht in meinen Händen; habe ich Böses vergolten denen, so friedlich mit mir lebten; oder die, so mir ohne Ursach feind waren, beschädigt: So verfolge mein Feind meine Seele, und ergreife sie, und trete mein Leben zu Boden, und lege meine Ehre in den Staub, Sela.“ Das will viel heißen, so die Gerichte Gottes auf sich selber herabrufen, falls man schuldig sei. Wehe dem, der das mutwillig tut und in frechem Übermut. Ach wie oft, wie oft hebt in unsern Gerichtsstuben ein Schwörender seine drei Finger gen Himmel und ruft Gott zum Rächer über sich herab, falls er falsch schwöre, und im selben Augenblick sagt ihm sein eigenes Gewissen: Du schwörst falsch! du bist schuldig! Wehe aber dem Menschen, der so mutwillig Gottes Gerichte herabruft auf sein Haupt.

Nicht so David; er kann sich mit gutem Gewissen vor Gott berufen auf seine Unschuld. Vorerst darauf, dass er das Böse nicht getan, dessen man ihn anklage, dass seine Seele ferne sei von jedem Gedanken an Hochverrat und Königsmord, dessen seine Feinde ihn beschuldigten. Es tut uns freilich bitter weh, wenn uns schlechte Menschen Gedanken andichten, die uns nicht im Traume eingefallen sind, unsern Worten einen Sinn unterlegen, an den wir nicht von ferne gedacht haben, uns gar schlechte Handlungen schuld geben, die wir in der tiefsten Seele verabscheuen, aber es tut auch innig wohl, in einem solchen Fall sich das Zeugnis geben zu können vor Gott: Nein davon ist mein Herz fern und mein Gewissen rein. Solche niederträchtige Beschuldigungen zeugen nicht gegen mich, sondern nur gegen den, der sie ersonnen hat.

Aber noch mehr darf David von sich sagen, nicht nur: ich habe das Böse nicht getan, dessen meine Feinde mich beschuldigen, sondern: statt Böses habe ich ihnen Gutes getan und Hass vergolten mit Liebe.

V. 5. „Oder die, so mir ohne Ursach feind waren, beschädigt.“ Da dachte David wohl an jene Nacht, da er seines Feindes Saul, den der Herr in seine Hand gegeben, zum zweitenmal edelmütig verschonte, an jene Nacht, in der er hinabstieg in Sauls Lager, unbemerkt in des Königs Zelt trat und dem schlafenden König statt des Lebens nichts nahm, als seinen Spieß und seinen Wasserbecher. Der so edelmütig aller eigenen Rache sich enthielt, der durfte wohl dem Herrn seine Sache befehlen und ihm die Rache anheimstellen. Wer aber sich selber rächt, meine Lieben, sei's mit Worten oder mit der Tat, der hat schon seine Sache verloren, der hat kein Recht mehr, den Herrn zu Hilfe zu rufen. Die Rache ist mein, spricht der Herr, ich will vergelten; wohlan soll der Herr dein Beistand und der Richter über deine Feinde sein, so greif ihm nicht ins Amt, so befiehl ihm deine Sache, was gilt's, sie ist in guten Händen? und zehnmal süßer wird die Genugtuung sein, wenn der Herr sie dir verschafft, als wenn du selbst sie dir genommen. Nun denn, meine Lieben, damit wir ein gutes Gewissen haben gegenüber unserem Nächsten, so lasst uns auch bei dieser Gelegenheit es beherzigen: Böses um Gutes tun ist teuflisch, Böses um Böses tun ist fleischlich, Gutes um Gutes tun ist menschlich, Gutes um Böses tun ist göttlich.

Und nun worauf klagt denn David? Was verlangt er vom himmlischen Richter?

V. 7-10. Das heißt kurz gesagt: Tue, o Gott, was deines Amtes ist als Richter aller Welt; führe meine Sache, nicht aber die meinige allein, sondern die aller Gerechten; mach den Rat der Feinde zunichte, nicht aber weil sie meine, sondern weil sie deine Feinde sind. - Das sind fürstliche Gedanken, das ist eine königliche Bitte. David denkt nicht bloß an seine Privatangelegenheiten, sondern immer zugleich an die Reichsangelegenheiten Gottes. Wir, Geliebte, wollen's nur gestehen, denken bei Glück und Unglück, beim Beten und Arbeiten meist nur an uns selber; das liebe „Ich“, das liebe „Mein“ spielt meist die Hauptrolle bei unsern Sorgen, Bitten, Wünschen, Klagen und Gebeten. Mag des Nachbars Haus abbrennen, wenn nur meines verschont bleibt; mag die Seuche wüten Straße auf und ab, wenn nur ich und die Meinen gesund bleiben; mögen andere Gewerbe stocken, wenn nur meines gut geht; mögen andere verlästert werden, wenn nur mein guter Name nicht angetastet wird; mögen andere der Verdammnis zulaufen, wenn nur ich selig werde; solche selbstsüchtige Gedanken, meine Lieben, ich will nicht sagen, dass wir sie allezeit denken, dass wir Wohlgefallen daran haben, aber dass sie immer wieder aufsteigen aus dem bösen Grund unserer Herzen, dass sie selbst in unsere Gebete sich mischen, das werdet ihr aus eigener Erfahrung nicht leugnen. Da gilt es denn, unsern Sinn immer wieder zu läutern, zu reinigen und zu erheben, unsern kleinen Kinderwünschen und Kinderschmerzen immer wieder entgegenzuhalten die großen Reichsangelegenheiten und Heilsgedanken Gottes und zu solchen Bitten uns zu erheben, wie sie David ausspricht in unserem Psalm: Lass der Gottlosen Bosheit ein Ende werden und fördere die Gerechten, oder wie der Heiland uns beten lehrt: Dein Name werde geheiligt, dein Reich komme, dein Wille geschehe. Wer so betet, nicht bloß für seine Sache, sondern immer zugleich für Gottes Sache, der erst kann recht glaubenskühn und zuversichtlich beten, der erst darf wie David den Herrn an sein Richteramt mahnen und mit jenem Liede beten:

Herrscher herrsche, Sieger siege,
König brauch dein Regiment;
Führe deines Reiches Kriege,
Mach der Sklaverei ein End!

Und das tut er. Davids Klage vor Gottes Richterstuhl haben wir vernommen, vernommen wie er klagt über seine Verfolger, wie er klagt mit der Zuversicht eines guten Gewissens, wie er klagt auf Schuh und Hilfe für alle Frommen. Nun vernehmen wir auch noch

2. Den Bescheid, den er davonträgt.

Die Kinder Gottes dürfen nicht ohne Bescheid von seinem Richterstuhl gehen; im Glauben bekommen sie ihn gleich mit, und wenn auch die Ausführung des Bescheids noch eine Zeit lang ansteht: genug dass Gottes Kind ihn vorläufig in der Hand hat: den Bescheid des wahrhaftigen Gottes, der nicht lügt, bekräftigt mit dem Siegel seiner ewigen Gnade und Treue. Und dieser Bescheid lautet: Schutz dem Frommen, Strafe dem Übeltäter, oder wie es heißt Röm. 2: Preis und Ehre und unvergängliches Wesen denen, die mit Geduld in guten Werken trachten nach dem ewigen Leben. Aber denen, die da zänkisch sind und der Wahrheit nicht gehorchen, gehorchen aber dem Ungerechten, Ungnade und Zorn. Solchen Bescheid bekommt denn auch David sogleich im Gebet von seinem Gott und trägt ihn fröhlich von dannen:

Schutz den Frommen. (V. 11.) „Gott, der den frommen Herzen hilft.“ Mein Schild ist bei Gott. So tröstet sich David zum voraus im Glauben; das ist der köstliche tröstliche Bescheid, den Gottes Kinder immer wieder aufs neue empfahen auf ihr kindliches Gebet, den sie immer wieder davontragen, so oft sie dem Gnadenthron Gottes sich nahen: Fürchte dich nicht, ich bin mit dir; zage nicht, in die Hände habe ich dich gezeichnet. O ein köstlicher, tröstlicher Bescheid unter allen Trübsalen der Zeit, unter allen Verfolgungen der Menschen: der Gottesbescheid, mit dem Blute Christi besiegelt: Du bist mein und ich bin dein! Wer den in der Hand hat und im Herzen trägt, der kann getrost sprechen: Mein Gott gedenkt mein. Er ist der Frommen Schutz und der Bösen Trutz. (V. 12-14.) Gott ist ein rechter Richter und ein Gott, der täglich droht. Will man sich nicht bekehren, so hat er sein Schwert gewetzt und seinen Bogen gespannt und zielt; und hat darauf gelegt tödliche Geschosse; seine Pfeile hat er zugerichtet zu verderben.“ Ja Gott ist nicht wehrlos gegen seine Feinde, in seiner Rüstkammer sind scharfe Waffen. Und wenn auch sein Schwert oft lange zögert, so wird es inzwischen nur um so schärfer gewetzt, wenn auch der Bogen oft lange gespannt ist, ehe der Pfeil von der Sehne fliegt, nur um so schärfer wird inzwischen gezielt, nur um so gewisser trifft er ins Herz. diese Erfahrung von Gottes richtender Gerechtigkeit, die zwar oft lange wartet, aber dann um so schrecklicher waltet - wieviel Verächter Gottes haben sie machen müssen von Saul und Ahab bis auf diesen Tag.

Ja die Bösen in ihrer Torheit müssen oft selber sich die Grube graben und den Strick drehen, damit ihre Schande desto vollkommener, Gottes Triumph desto herrlicher werde. „Siehe, der hat Böses im Sinn, mit Unglück ist er schwanger; er wird aber einen Fehl gebären. Er hat eine Grube gegraben und ausgeführt und ist in die Grube gefallen, die er gemacht hat. Sein Unglück wird auf seinen Kopf kommen und sein Frevel auf seinen Scheitel fallen.“ (V. 15-17.) O wie oft ist das wahr geworden von Saul an, der in das Schwert, das er wider David gewetzt, endlich selber sich stürzte, und von Haman an, der an dem Galgen, den er für Mardochai errichtet, selbst gehängt ward, bis auf diesen Tag! Wie oft hat den Bösen seine eigene Bosheit gestürzt, sein eigenes böses Gewissen ans Messer geliefert! So haben wir erst jüngst ein Beispiel in der Zeitung gelesen, das sich vor wenigen Wochen in Pest, der Hauptstadt von Ungarn, ereignete. Die Frau eines Wirtes hatte mit Hilfe ihres Buhlen ihren Mann erdrosselt und bei Nacht im Garten begraben. Wenige Wochen nachher hört sie eines Tags an ihrer Haustüre heftig klopfen. Von ihrem bösen Gewissen geängstet, öffnet sie zitternd. Ein österreichischer Gendarm fragt in barschem Ton nach einem Flüchtling, der in der Nähe sich versteckt haben müsse. Der Gendarm sprach deutsch, die Frau verstand nur ungarisch und meinte nun wegen des rauen Tones, in dem der Soldat gesprochen, ihre Missetat sei entdeckt und nach dieser werde gefragt. Und so bekennt sie im ersten Schrecken ihr ganzes Verbrechen mit allen Umständen, wonach niemand gefragt und das kein Mensch gewusst hatte. Ihr Gewissen war ihr Ankläger, ihre Zunge war ihr Verräter, sie hatte sich selbst die Grube gegraben; ihr Haupt fiel unter dem Schwert, und in ihrer letzten Stunde rief sie oft schluchzend aus: O Mutter hätte ich deinem Rate gefolgt! Das stand nicht in der Bibel, sondern in der Zeitung. So übt Gott heute noch seine Justiz in der Welt, und wie wird's erst sein, wenn der große Gerichtstermin anbricht in der Ewigkeit: schrecklich ist's, in die Hände des lebendigen Gottes fallen.

Aber selig im Schatten seiner Liebe ruhen. In solcher Seligkeit schließt David V. 18: „Ich danke dem Herrn um seiner Gerechtigkeit willen; und will loben den Namen des Herrn, des Allerhöchsten.“ Mit Klagen hat er begonnen, mit Dank schließt er. Wir, meine Lieben, kommen oft nicht zum Danken, nachdem wir Gottes Hilfe erfahren; David dankt zum voraus, noch ehe ihm die Hilfe geworden. Seht da ein kindlich gläubiges und heldenkühnes Herz! Wollen wir da nicht bitten: Herr, schenk auch uns etwas von solchem Geist.

Gib uns Davids Mut, zu streiten
Mit den Feinden Israels,
Sein Vertraun in Leidenszeiten
Auf den Herren, seinen Fels;
Feindeslieb und Freundestreue,
Einen königlichen Geist
Und ein Herz, das voller Reue
Gottes Gnade sucht und preist.

Amen.

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