Gerok, Karl - Der Heimat zu - 1. Trinitatis.
1887.
(Luk. 16, 19-31.)
(19) Es war aber ein reicher Mann, der kleidete sich mit Purpur und köstlicher Leinwand und lebte alle Tage herrlich und in Freuden. (20) Es war aber ein Armer mit Namen Lazarus, der lag vor seiner Tür voller Schwären, (21) Und begehrte, sich zu sättigen von den Brosamen, die von des Reichen Tisch fielen; doch kamen die Hunde und leckten ihm seine Schwären. (22) Es begab sich aber, dass der Arme starb und ward getragen von den Engeln in Abrahams Schoß. Der Reiche aber starb auch und ward begraben. (23) Als er nun in der Hölle und in der Qual war, hub er seine Augen auf und sah Abraham von ferne und Lazarus in seinem Schoß. (24) Und er rief und sprach: Vater Abraham, erbarme dich mein, und sende Lazarus, dass er das äußerste seines Fingers ins Wasser tauche und fühle meine Zunge; denn ich leide Pein in dieser Flamme. (25) Abraham aber sprach: Gedenke, Sohn, dass du dein Gutes empfangen hast in deinem Leben, und Lazarus dagegen hat Böses empfangen; nun aber wird er getröstet und du wirst gepeinigt. (26) Und über das alles ist zwischen uns und euch eine große Kluft befestigt, dass die da wollten von hinnen hinabfahren zu euch, könnten nicht, und auch nicht von dannen zu uns herüberfahren. (27) Da sprach er: So bitte ich dich, Vater, dass du ihn sendest in meines Vaters Haus; (28) Denn ich habe noch fünf Brüder, dass er ihnen bezeuge, auf dass sie nicht auch kommen an diesen Ort der Qual. (29) Abraham sprach zu ihm: Sie haben Mose und die Propheten; lass sie dieselbigen hören. (30) Er aber sprach: Nein, Vater Abraham; sondern wenn einer von den Toten zu ihnen ginge, so würden sie Buße tun. (31) Er sprach zu ihm: Hören sie Mose und die Propheten nicht, so werden sie auch nicht glauben, ob jemand von den Toten aufstünde.
Der reiche Mann und der arme Lazarus, eine alte Geschichte; von Kind auf jedem unter uns vertraut, hundertmal von uns allen gehört, fast zur verbrauchten Redensart, zum abgedroschenen Sprichwort geworden.
Und doch diese alte Geschichte wiederholt sich immer neu. Dieser arme Lazarus vor des reichen Mannes Tür ist ein Spiegelbild gerade für unsere Zeit. Reich und Arm - dieser alte Gegensatz - er besteht ja heute noch und er tritt uns heute greller als je vor Augen. Die Kluft zwischen den Besitzenden und den Besitzlosen, zwischen den Bevorzugten des Glücks und den Verkürzten und Enterbten, wie sie sich selbst gerne nennen, - sie klafft ja jetzt tiefer als je; sie gehört zu den bedenklichsten Zeichen der Zeit, zu den drohendsten Gefahren der Zukunft, zu den erbittertsten Beschwerden einer zahlreichen Menschenklasse, zu den schwersten Sorgen aller Menschenfreunde, zu den wichtigsten Beratungsgegenständen für die öffentliche Gerechtigkeit im Staat, wie für die christliche Liebe der Einzelnen.
Nicht, als könnte der Unterschied von arm und reich je ganz verschwinden auf Erden. Und wenn ihn die Umsturzmänner heute könnten vertilgen: über ein Jahr hätte er sich von selbst wieder gebildet; es bleibt bei dem Spruch des weisen Salomo: Reiche und Arme müssen untereinander sein, denn der Herr hat sie alle gemacht. (Spr. 22,2.)
Aber gemildert und versöhnt kann er werden, aus einer Quelle des Hasses kann er zu einem Band der Liebe, aus einem Fluch kann er zu einem Segen werden für die Menschheit, wenn beide, der Arme wie der Reiche, ihr Los im rechten Lichte sehen und ihre Aufgabe nach dem Willen Gottes erfüllen. Das ist eine Mahnung besonders für unsere Zeit. Das Gleichnis vom reichen Mann und armen Lazarus ist eine Zeitpredigt
- an die Reichen,
- an die Armen unserer Zeit.
Wer Ohren hat zu hören, der höre! Nicht um Güter dieser Erde, des erhabenen Geistes Beschwerde, Um die Weltlust komm ich nicht, Vater, vor dein Angesicht! Schätze, die mich nicht verlassen, wenn ich sterbend werd erblassen, Tugenden, des Christen wert, sind es, die mein Herz begehrt. Amen.
Das Gleichnis vom reichen Mann und armen Lazarus - eine Zeitpredigt:
1) An die Reichen;
eine Bußpredigt mit der Mahnung: Braucht, was euch Gott geliehen, nach Gottes Willen, eingedenk eurer Brüder auf Erden und eures Richters im Himmel.
Reich sein ist an sich kein Verbrechen, Eigentum ist kein Diebstahl. Der reiche Mann ist nicht in die Hölle gekommen, weil er reich war. Es gibt einen rechtmäßigen, gottverliehenen Besitz, dessen man sich dankbar freuen darf. Es gibt edle Reiche, in deren Hand der Reichtum zum Segen wird für sie und andere, von Abraham bis auf unsere Tage. Nur musst du deine Habe betrachten als eine von Gott verliehene und musst ihrer brauchen nach Gottes Willen, eingedenk deiner Brüder auf Erden und deines Richters im Himmel. Und an diesem beiden hat's gefehlt bei dem reichen Mann im Evangelium.
Es wird uns nicht erzählt, dass er etwa seinen Reichtum auf Kosten anderer erworben oder böswillig zum Schaden anderer missbraucht habe. Böses hat er nicht getan, aber auch nichts Gutes. „Er kleidete sich in Purpur und köstliche Leinwand und lebte alle Tage herrlich und in Freuden.“
Damit haben wir seinen ganzen Lebenslauf, daraus sehen wir seine ganze Denkungsart. Seinen Reichtum zu genießen, seines Lebens sich zu freuen, sichs wohlsein zu lassen auf Erden, das betrachtet er als den Zweck seines Daseins. Dass er noch Brüder habe auf Erden, nicht nur die fünf leiblichen Brüder, die dasselbe Schwelgerleben führten wie er; auch nicht nur die Zechbrüder und Tischfreunde, die er zu seiner eigenen Ergötzung um sich versammelt; sondern arme Brüder, denen es am Nötigsten fehlt, denen er von seinem Überfluss wohltun konnte, die er sich zu Freunden machen sollte mit seinem ungerechten Mammon, das fällt ihm nicht ein, trotz dem armen Lazarus vor seiner Tür.
Und nun, Freund, du brauchst ja kein Schwelgerleben zu führen wie der Mann im Gleichnis und doch, kann er dir vielleicht nicht auch manches zu bedenken geben, was auch du bisher versäumt hast? Du wohlhabende Frau, wenn du dich stattlich kleidest, wohl auch köstlich schmückst am Werktag wie am Sonntag, im Sommer wie im Winter, wie deine Mittel dir's erlauben, wie dein Stand es mit sich bringt - denkst du auch manchmal an den armen Hausvater, an die arme Hausmutter, denen es schwer wird, sich und ihre Kinder anständig zu kleiden? Wär dir's nicht wohler in deinem Staat, wenn du dir sagen könntest: Ich gebe das Meine regelmäßig, ich tue das Meine gewissenhaft, um Armen ihre Blöße zu decken und Kranke reinlich zu betten?
Du begüterter Mann, wenn du beim fröhlichen Mahle sitzt an reichbesetzter Tafel und vergnügt bist bis in die Nacht hinein - denkst du auch an den armer Arbeiter, der unten vielleicht vorübergeht nach harter Tagesarbeit seinem ärmlichen Lager zu und im Vorübergehen emporblickt zu deinen hellerleuchteten Fenstern mit der bitteren Frage zwischen den Zähnen: Warum haben's die dort oben so gut und warum hab ich es da unten so schlecht? Kann es dir wohl sein in deiner fröhlichen Gesellschaft, kann es dir schmecken an deinem feinbesetzten Tisch, wenn du dir nicht sagen darfst: Es fallen Brosamen und mehr als Brosamen auch von meinem Tisch für den Armen ab? Ich tue das Meine und gebe das Meine, regelmäßig, gewissenhaft, dass die Armen nicht hungern müssen?
Du Glücklicher und Unabhängiger, wenn du dich jetzt anschickst, dem Lärm der Stadt zu entfliehen, Leib und Seele zu erfrischen, wochenlang, monatelang, in freier Luft und schöner Natur - denkst du auch an den geplagten Arbeiter, der keine Sommerferien hat, der Jahr aus Jahr ein des Tages Last und Hitze trägt? Könntest du nicht ruhiger dein Haus schließen, getroster draußen des Lebens dich freuen, wenn du dir bewusst wärest: Ich habe das Meine getan, dass auch andere ihres Daseins froh werden, dass vielleicht ein gichtbrüchiger Mann das Armenbad brauchen, dass vielleicht ein bleichsüchtiges Kind in Waldesluft sich erholen darf?
Ja ihr Brüder des reichen Mannes, ihr Reichen, das heißt nicht nur ihr Millionäre, sondern ihr alle, die ihr mehr habt, als ihr braucht, gedenkt des armen Lazarus vor eurer Tür. Gedenkt seiner in tätiger Menschenliebe und herzlicher Barmherzigkeit, damit er nicht eurer denke mit Neid im Blick und Hass im Herzen und Fluch auf den Lippen und sich am Ende aufraffe von seinem Stroh und aus dem geduldigen Lazarus ein verzweifelter Empörer werde, der mit der Faust anklopft an des reichen Mannes Tür und mit Gewalt sich holt, wozu er ein Recht zu haben wähnt. Wer Ohren hat zu hören, der höre, damit er's nicht erfahre: Wer nicht hören will, muss fühlen!
Denkt an den armen Lazarus vor eurer Tür. Und denkt noch an einen Gast, der auch vor eurer Tür wartet, der auch einmal anklopfen wird - und zwar mit hartem, knöchernem Finger; der auch einmal eintreten wird, und zwar mit ernstem, schauerlichem Antlitz, denkt an Tod und Gericht!
Es ist dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben, hernach aber das Gericht! Das gilt dem reichen Mann wie dem armen Lazarus. „Der Reiche starb auch und ward begraben.“
Wohl lebte er alle Tage herrlich und in Freuden. Aber aus diesen Tagen wurden Jahre und diese Jahre flogen vorüber wie im Traum, denn unser Leben fährt schnell dahin, als flögen wir davon.
Wohl schlug er sich den Tod aus dem Sinn und wich dem Anblick des Grabes aus, so lang es ging. Aber der Tod kam ungefragt und holte ihn weg aus allen seinen Freuden, das Grab tat sich auf unversehens und er nahm nichts mit hinunter von allen seinen Schätzen. Und dann kam, was schrecklicher ist als Tod und Grab, das Gericht. Das Gericht des gerechten Gottes, dessen der Mann vergessen hatte in seinem Freudenleben, dessen Güte er nicht erkannt, dessen Macht er nicht gefürchtet, dessen Gebote er nicht gehalten hatte - zu dem er nun erst seine Augen aufhob, „als er in der Hölle und in der Qual war“.
Wer Ohren hat zu hören, der höre! Ach, meine Freunde, es ist ein bedenkliches Wort des Herrn: Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, denn dass ein Reicher ins Himmelreich komme. Und warum ist es so schwer? Weil es ihm so leicht begegnet, wie dem reichen Mann im Evangelium, dass er über der Erde den Himmel, über den Gaben den Geber, weil er über den Gütern dieser Welt die Schätze vergisst, die weder Motten noch Rost fressen.
Man nimmt das Gute, das man empfangen, als einen Raub hin und vergisst, von wem man es hat, nämlich von dem allmächtigen und grundgütigen Gott. Man tut sich gütlich von Gottes Gaben nach seines Herzens Gelüsten und vergisst, wozu man sie hat, nämlich zur Ehre seines Gottes und zum Besten seiner Brüder. Man hängt sein Herz an die Güter dieser Welt und vergisst, wie lang man sie hat, nämlich auf Kündigung, auf etliche Jahre und Jahrzehnte, bis der Todesengel kommt als Gerichtsvollstrecker und spricht: Tue Rechnung von deinem Haushalt!
O wie traurig, wenn es dann heißt: „Der Reiche starb auch und ward begraben.“ Er musste sterben, so bitter ihm der Tod war, der ihn hinwegnahm aus allen seinen Freuden. Er ward begraben und ein kalter Marmor auf dem Grab war alles, was er zurückließ auf Erden; keine Aussaat guter Werke, die über seinem Grab noch Früchte trägt; kein gesegnetes Gedächtnis seines Namens, kein Vergelt's Gott, das ihm nachfolgt in die Ewigkeit.
Und wieviel schrecklicher noch, wenn es dann weiter heißt: „Als er nun in der Hölle und in der Qual war.“ Wenn nun aus dem reichen Mann ein armer Mann geworden ist, weil er keine Schätze gesammelt hat im Himmel, weil ihm keine Werke nachfolgen, in Gott getan; wenn er nun Pein leidet in der Flamme, die nicht erlischt, im heißen Feuer der Reue; wenn ihm nun der Durst kommt, der nicht mehr gestillt werden kann, weil es zu spät ist, der Durst nach dem verscherzten Heil! Wer Ohren hat zu hören, der höre! Höre die Bußpredigt des reichen Mannes aus den Flammen an seine Gesinnungsgenossen in dieser Welt: Vergiss nicht deine Brüder auf Erden, vergiss nicht deinen Richter im Himmel, und bitte Gott:
Ach, präg es tief in meinen Sinn, dass ich um hauszuhalten
Gesetzt in deine Güter bin, sie redlich zu verwalten.
Es eilt ja schon der Tag herzu, da willst du, dass ich Rechnung tu'
Von allen deinen Gütern!
Aber auch:
2) Eine Predigt an die Armen
vernehmen wir in unserem Evangelium, nicht nur an die Bettelarmen, von denen ja jetzt keiner unter uns ist, sondern an alle, die sich über ihr Erdenlos beklagen als die Geplagten und Verkürzten; eine Trostpredigt, die ihnen zuruft: Tragt, was euch Gott auferlegt hat, mit geduldiger Ergebung in die Leiden dieser Zeit und mit getroster Hoffnung auf das Erbteil im Himmel.
Es gibt ja freilich Arme, denen man vergeblich predigt, weil sie mit unserem Lazarus im Evangelium keine Verwandtschaft haben. Für die selbstverschuldete Armut des Schlemmers und Müßiggängers; für die begehrliche Armut des unverschämten und unersättlichen Bettlers; für die verbitterte Armut, die nur Groll im Herzen und Flüche auf den Lippen hat; für die gottlose Armut, die des Menschen besten Schatz, den Glauben, wegwirft, und Gott wie den Menschen den Krieg erklärt, - für die gibt es keinen Trost auf Erden und keine Hoffnung im Himmel.
Aber wer Ohren hat zu hören, der höre; höre, was Lazarus seinen Leidensbrüdern predigt schon auf Erden vor des Reichen Tür und dann im Himmel in Abrahams Schoß.
Und was predigt uns denn dieser schweigende Lazarus vor des Reichen Tür? Er predigt uns Geduld, die Geduld, welche auch im tiefen Elend gegen Gott nicht murrt und den Menschen nicht flucht.
Krank und voller Schwären liegt der Arme vor des Reichen Tür. Also keine selbstverschuldete Armut des Bettlers, der nicht arbeiten will, sondern das von Gott verhängte Missgeschick des Siechen, der sein Brot nicht verdienen kann. Und doch liegt er still und geduldig da; doch hören wir aus seinem Munde kein Murren wider Gott. O wie manchen Leidensbruder und Kreuzträger, der noch lange nicht so hart gebettet ist wie unser Lazarus, möchte man hinweisen auf dies Bild leidender Geduld, stiller Ergebung in den Willen des Herrn, und möchte fragen: Siehe, eine ehrliche Armut, eine unverschuldete Krankheit, eine gottgesendete Trübsal ist sie nicht hundertmal erträglicher als ein selbstverschuldetes Elend, wo der Wurm im Gewissen nagt und man sich sagen muss: Es ist meiner Sünden Frucht, die ich esse? Ein gutes Gewissen - ist es nicht ein sanftes Ruhekissen, auch wo man vom Schicksal hart gebettet ist? Und eine stille Ergebung in Gottes Willen - macht sie das Kreuz nicht viel erträglicher und das Herz nicht viel getroster, als wo man bitter mit Gott hadert und ohnmächtig gegen den Allmächtigen sich auflehnt?
Und wie er gegen den allmächtigen Gott im Himmel nicht murrt, so flucht er auch nicht seinen glücklicheren Brüdern auf Erden. Da liegt er vor des Reichen Tür. Der Hausherr in seinem Purpurkleid geht täglich vor seinen Augen aus und ein; die Düfte seiner Mahlzeiten, die Töne seiner Tafelmusik dringen zu ihm heraus auf die Straße. Und doch - was will der arme Mann vom reichen? Flucht er ihm? Droht er ihm? Begehrt er an seinem Tisch zu sitzen, auf seinen Polstern zu schlafen, in seinem Haus zu wohnen, sein Hab und Gut mit ihm zu teilen, wie man's jetzt den Armen oft einredet?
Nichts von dem allem. Er begehrte sich zu sättigen von den Brosamen, die von des Reichen Tische fielen. Weiter gehen seine Ansprüche nicht. Also ein anspruchloser und genügsamer, ein zufriedener und geduldiger Armer; ein beschämendes Beispiel für so manchen unverschämten Bettler mit seinen maßlosen Gelüsten, mit seinem bitteren Hass und giftigen Neid gegen jeden, der es besser hat; ein rührender Prediger der Genügsamkeit für so viele, die hundertmal sanfter gebettet sind als dieser Schmerzensmann und doch hadern mit Gott und Welt. Geduld und Ergebung, das ist's, was unser Lazarus uns predigt, wie er schweigend vor des Reichen Türe liegt!
Und nun vollends, wie er selig in Abrahams Schoße ruht! „Es begab sich aber, dass der Arme starb und ward getragen von den Engeln in Abrahams Schoß.“ wie lautet das so anders als beim reichen Mann! Da kommt der Tod nicht als der verhasste Freudenstörer, sondern als der ersehnte Friedensbote. Da bringt die Ewigkeit nicht bittere Seelenpein und trostlose Gottverlassenheit, sondern süße Paradiesesruhe und selige Gemeinschaft mit verklärten Geistern. „Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden“; „die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten“; „dieser Zeit Leiden sind nicht wert der Herrlichkeit, die an uns soll offenbar werden.“ Das ist der frohe Glaube und die selige Hoffnung, welche jener Lazarus in Abrahams Schoß unseren Armen predigt. Und diesen Glauben an eine zukünftige göttliche Vergeltung, diese Hoffnung auf ein besseres Jenseits wollen sogenannte Arbeiterfreunde und Volksbeglücker unserem Volk aus dem Herzen reißen? Diesen Glauben und diese Hoffnung wolltet ihr euch ausreden und wegspotten lassen, ihr Mühseligen und Beladenen, um nun erst ganz arm zu sein, beraubt auch des besten Teils und legten Trosts im Leiden, enterbt nicht nur für diese Welt, sondern auch verlustig des himmlischen Erbteils im Licht? Nein, arm oder reich, glücklich oder unglücklich, wer Ohren hat zu hören, der höre! Heute hört, weil es noch heute heißt: jetzt glaubt, ehe es zu spät ist. Hört, was der reiche Mann, was der arme Lazarus, was der Herr selber euch predigt: Trachtet nach dem, das droben ist, nicht nach dem, das auf Erden ist!
Himmelan hat er dein Ziel selbst hinaufgestellt.
Sorg nicht mutlos, nicht zuviel um den Tand der Welt!
Flieh diesen Sinn! Nur was du dem Himmel lebst,
Dir von Schätzen dort erstrebst, das ist Gewinn.
Amen.