Gerhard, Johann - Heilige Betrachtungen - Von den Früchten der Taufe.
Die heilige Taufe ist ein Bad.
Sei eingedenk, gläubige Seele, der großen Gnade Gottes, die dir in dem heilsamen Bad der Taufe gegeben worden ist. Die Taufe ist das Bad der Wiedergeburt Tit. 3,5; darum befindet sich der, welcher in das Bad der Taufe getaucht ist, nicht mehr in dem alten Wesen der fleischlichen Geburt, sondern weil aus Gott geboren, nämlich durch das Wasser und den Geist Joh. 3,5, darum ist er auch Gottes Kind, und weil Gottes Kind, darum ist er auch Erbe der ewigen Seligkeit Röm. 8,14-17. Der ewige Vater lässt bei der Taufe Christi diese Stimme hören: Das ist mein lieber Sohn Matth. 3,17; so nimmt er alle, welche glauben und getauft werden, zu Kindern an. Wie bei der Taufe Christi der heilige Geist in Gestalt einer Taube sichtbar ward; so ist er auch bei unserer Taufe da und verleiht ihr Kraft; ja er wird selbst durch die Taufe denen, welche glauben, erteilt, und wirkt in ihnen neue Regungen, dass sie klug sind wie die Schlangen, und ohne Falsch wie die Tauben Matth. 10,16. Wie es bei der Schöpfung war, so verhält sich die Sache auch bei unserer Wiedergeburt. Bei der ersten Schöpfung der Dinge schwebte der Geist Gottes über den Wassern 1 Mos. 1,2 und teilte ihnen belebende Kraft mit: so ist auch im Wasser der Taufe der Geist, und macht dasselbe zum heilsamen Mittel unserer Wiedergeburt. Unser Heiland Christus hat sich wollen taufen lassen, um es gewiss zu machen, dass wir durch die Taufe seine Glieder werden Matth. 3,14.15. Oft wird eine Arznei für das Haupt gegeben, damit andere Glieder des Leibes geheilt werden: unser geistliches Haupt ist Christus, die Arznei der Taufe hat er für das Heil seines geheimnisvollen Leibes genommen. In der Beschneidung trat Gott in ein Bündnis mit seinem Volk unter dem alten Bunde 1 Mos. 17,11: so werden wir durch die Taufe unter dem neuen Bund in den Bund Gottes aufgenommen Kol. 2,11, weil die Taufe an die Stelle der Beschneidung getreten ist. Wer daher in Gottes Bund ist, der braucht sich nicht zu fürchten vor der Anklage des Teufels. In der Taufe wird Christus angezogen Gal. 3,27; daher sagt man von den Heiligen, dass sie ihre Kleider helle gemacht haben in dem Blut des Lammes Off. Joh. 7,11. Die vollkommene Gerechtigkeit Christi ist jenes schönste Kleid; wer mit diesem Kleid angetan ist, der braucht sich nicht zu fürchten vor dem Schaden der Sünde.
Es war in Jerusalem beim Schafhaus ein Teich Joh. 5,2-4; in diesen stieg zu gewisser Zeit ein Engel und bewegte denselben; wer zuerst nach der Bewegung in denselben hinabstieg, der wurde geheilt, von welcher Krankheit er auch immer befallen war. Das Wasser der Taufe ist jener Teich, welcher von aller Krankheit der Sünden uns heilt, wenn der heilige Geist sich in denselben herablässt, und ihn durch das Blut Christi, der für uns das Opfer geworden ist, bewegt: wie auch einst in jenem Teich zu Jerusalem die Opfer abgewaschen wurden. Zur Stunde der Taufe Christi ward der Himmel aufgetan Matth. 3,16: so wird auch bei unserer Taufe die Tür des Himmels aufgetan. Bei der Taufe Christi war die ganze hochheilige Dreifaltigkeit anwesend: so ist sie auch anwesend bei unserer Taufe; und so empfängt in jenem Wort der Verheißung, welches dem Element des Wassers beigefügt ist, der Glaube, die Gnade des Vaters, der uns zu Kindern annimmt, und das Verdienst des Sohnes, der uns rein macht, und die Kraft des heiligen Geistes, der uns wiedergebiert. Pharao und sein ganzes Heer ward verschlungen vom roten Meer, die Israeliten gingen wohl behalten und unversehrt hindurch 2 Mos. 14,28: so wird von der Taufe das ganze Heer der Gebrechen verschlungen, und die Gläubigen gelangen wohl behalten zu dem verheißenen Erbe des himmlischen Reiches. Darum ist die Taufe auch jenes gläserne Meer Off. Joh. 4,6, welches Johannes sah; durch sie dringt, gleichwie durch ein Glas, der Glanz der Sonne der Gerechtigkeit in unsern Geist: es war aber jenes Meer vor dem Thron des Lammes. Der Thron des Lammes ist die Kirche, in der allein die Gnade der heiligen Taufe zu erlangen ist. Der Prophet Ezechiel sah ein Wasser, welches aus dem Tempel floss Ezech. 47,1, welches alles lebendig machte und heilte: im geistlichen Tempel Gottes, das ist, in der Kirche quellen noch hervor die heilsamen Wasser der Taufe, in deren Tiefe unsere Sünden geworfen werden Mich. 7,19; alles wird geheilt werden und leben, zu dem jener Gießbach kommt. Die Taufe ist eine geistliche Sündflut, in der alles Fleisch der Sünde verschlungen wird; der unreine Rabe oder der Teufel entfernt sich, die Taube aber oder der heilige Geist fliegt herzu und bringt das Ölblatt, das ist, haucht den Herzen Frieden und Ruhe ein. Sei also eingedenk, gläubige Seele, vor allem jener Gnade, die dir in der Taufe gegeben worden ist, und sage Gott den schuldigen Dank dafür. Im Übrigen, je reichere Gnade durch die Taufe uns verliehen worden ist, um so sorgfältiger muss die Hut der geschenkten Gaben sein. Wir sind mit Christo begraben durch die Taufe in den Tod, darum, gleich wie Christus ist auferweckt von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, also sollen auch wir in einem neuen Leben wandeln Röm. 6,4. Wir sind gesund geworden; darum sollen wir hinfort nicht mehr sündigen, auf dass uns nicht etwas Ärgeres widerfahre Joh. 5,14: wir haben Christi Gerechtigkeit, das bei weitem herrlichste Kleid angezogen; darum sollen wir es mit den Schandflecken der Sünde nicht verunreinigen. Unser alter Mensch ist gekreuzigt und gestorben in der Taufe; also lebe ein neuer Mensch: wir sind wiedergeboren und erneuert im Geist des Gemüts in der Taufe Eph. 4,23; also herrsche das Fleisch nicht über den Geist Das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu worden 2 Kor. 5,17; das alte Wesen des Fleisches überwiege darum nicht das neue Wesen des Geistes. Wir sind Gottes Kinder geworden durch die geistliche Wiedergeburt; lasst uns also ein Leben, würdig solches Vaters, führen. Wir sind der Tempel des heiligen Geistes geworden; lasst uns also dem so hohen Gast eine angenehme Stätte des Aufenthalts bereiten. In den Bund Gottes sind wir aufgenommen; lasst uns also uns hüten, dass wir nicht in den Dienst des Teufels treten, und so aus der Gnade fallen. Wirke du dies alles in uns, o hochgelobte Dreifaltigkeit, einiger Gott, der du so große Gnade in der Taufe gegeben hast, gib auch Beständigkeit in so großer Gnade!