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Calvin, Jean - Psalm 84.
Inhaltsangabe: Der Psalmist klagt, es sei ihm nichts schmerzlicher, als wenn ihm der Zutritt zur Stiftshütte versagt ist und er von der Versammlung der Frommen, wo Gott angerufen wird, fernbleiben muss; das Verlangen der Frommen, mit Beharrlichkeit Gott zu suchen und zu ihm durchzudringen, könne denn auch durch nichts aufgehalten werden. Indem er endlich die Bitte ausspricht, seine vorigen Rechte wieder ausüben zu dürfen, bezeugt er nochmals, es sei ihm lieber, einen Tag in der Hütte Gottes zuzubringen, als lange unter den Ungläubigen zu leben.
V. 1. Ein Psalm der Kinder Korah. Obschon die Überschrift nichts von David sagt, so ist er, nach dem Inhalt des Psalms zu schließen, doch wahrscheinlich dessen Verfasser. Die von manchen vertretene Ansicht, die Kinder Korah hätten das Lied in Davids Namen verfasst, wird nach meiner Meinung hinlänglich dadurch widerlegt, dass David zu seiner Zeit sich, was die Gabe der Prophetie anlangt, zu sehr hervorgetan hat, als dass er dieses Amt den Leviten überlassen hätte. Nur eine Schwierigkeit steht dem entgegen, nämlich die Erwähnung des Berges Zion, wohin die Bundeslade noch nicht verbracht worden war, ehe David die gesicherte Regierung erlangt hatte. Seit jener Zeit aber musste er nur einmal und auf kurze Zeit den Anblick der Bundeslade entbehren, nämlich auf der Flucht vor seinem Sohne, während der Wortlaut des Psalms auf mannigfache und lange Verbannung deutet. Wenn wir aber erwägen, dass David seine ehemaligen Leiden unter Saul noch in viel späterer Zeit in Psalmen niedergelegt hat, so werden wir uns nicht mehr darüber wundern, dass er zugleich den Berg Zion erwähnt. Über die Gittith ist an anderer Stelle (Ps. 8) gesprochen worden.
V. 2 u. 3. Wie lieblich usw. David klagt, es sei ihm ein Platz in der Gemeinde Gottes versagt, wo er seinen Glauben bekennen, in der Frömmigkeit zunehmen und sich im Gottesdienst üben könnte. Wenn einige Ausleger unter den Wohnungen Gottes das Himmelreich verstehen wollen, sodass David darüber seufzte, dass er ein Gast in der Welt sei, so bedenken sie dabei zu wenig seine damalige Notlage. Er wusste, dass die religiösen Versammlungen nicht umsonst von Gott verordnet waren, da die Gläubigen solcher Hilfsmittel bedürfen, so lange sie in der Welt wandeln. Auch war er sich seiner eigenen Schwachheit bewusst und verhehlte sich nicht, wie weit er von engelhafter Vollkommenheit entfernt sei. So klagt er nicht ohne Grund darüber, dass er jene allen Frommen wohlbekannten Hilfsmittel entbehren müsse. Denn bei solchen äußeren Veranstaltungen hatte er ohne Zweifel deren eigentlichen Zweck im Auge, anders als die Heuchler, die wohl die feierlichen Gottesdienste mit großer Pracht begehen und dabei wohl auch gar inbrünstig scheinen, jedoch nur vor den Leuten sich ihrer Pflicht gegen Gott entledigen wollen. Mit solch grober Einbildung gab sich David durchaus nicht ab, sondern er wünscht deshalb so sehr den freien Zugang zum Heiligtum, um dort ernstlich und im Geiste Gott zu dienen. Der Ausruf, ein Zeichen brünstigen Verlangens, wird im folgenden Vers näher ausgeführt. Wir können hieraus entnehmen, was für Toren die sind, die in ihrer falschen Sicherheit die von Gott gebotene Ordnung vernachlässigen, als ob sie auf eigene Faust sich zum Himmel erheben könnten.
Sein außergewöhnlich dringendes Verlangen auszudrücken, genügt dem Sänger ein einziger Ausdruck nicht –„meine Seele verlangt“ – er fügt bei: „und sehnt sich nach den Vorhöfen des Herrn“. Er schmachtet vor übergroßer Sehnsucht. Von den Vorhöfen redet er, weil er kein Priester war und also nicht weiter hineingehen durfte. Bekanntlich stand das innere Heiligtum nur den Priestern offen. Endlich spricht er aus, dass dieses Verlangen sich auch dem Leib mitteile, d. h. dass es sich in äußeren Gebärden, durch Mund, Augen und Hände, offenbaren will. Er sagt noch: „in dem lebendigen Gott“, nicht als ob Gott im engen Zelte eingeschlossen wäre, sondern David fand, dass er gewissermaßen Stufen brauche, um darauf zum Himmel zu dringen; als solche Stufe diente ihm das sichtbare Heiligtum, da es ja fromme Gemüter zu seinem himmlischen Urbild hinwies. Und bei der Trägheit unseres Fleisches, die uns an der Erhebung zu Gott hindert, würde Gott uns in der Tat vergeblich zu sich rufen, wenn er nicht auch selbst sich zu uns herabließe oder wenigstens durch Darreichung von Hilfsmitteln wie mit ausgestreckter Hand uns aufwärts zöge.
V. 4. Auch der Vogel usw. Einige bringen die Teile dieses Verses in engere Verbindung unter sich. Nach ihnen würde der Prophet sagen, der Vogel habe sein Nest bei den Altären gebaut, wodurch dann der Nachteil dessen, der von jenem Ort ferngehalten wird, desto deutlicher hervorträte. Ein Bindewort, das im Hebräischen vor dem Wort „Altäre“ steht, scheint diese Ansicht zu begünstigen. Aber dasselbe Wort dient auch zuweilen als Ausruf, und so gewiss auch hier. Der Sänger unterbricht sich also mitten in der Rede und ruft aus, es sei ihm nichts erwünschter als der Anblick des Altars. Um seine elende Lage noch mehr hervorzuheben, vergleicht er sich mit Sperlingen und Schwalben, etwa in dem Sinne: Es ist ein unwürdiger Zustand, wenn Abrahamskinder aus ihrem verheißenen Erbteil vertrieben werden, während doch selbst die Vögelchen irgendwo ein Nest finden. Aber auch wenn David irgendwo eine bequeme Herberge erreicht oder selbst einen standesgemäßen Aufenthalt bei Ungläubigen gefunden hätte, so kam er sich doch bei seinem Ausschluss vom Heiligtum wie ein aus der Welt Verbannter vor. Der Zweck unseres Lebens ist ja der, dass wir uns im Dienste Gottes üben. Und wenn auch die Anbetung im Geist der einzig rechtmäßige Gottesdienst ist, so müssen wir doch die Hilfsmittel, die er uns wohlweislich bestimmt hat, benützen. Darum bricht David in den Ruf aus: „O deine Altäre, Herr!“ Da man ihm nämlich hätte entgegenhalten können, es gebe in der Welt noch viele sichere Winkel, ja es fänden sich viele Gastfreunde, die ihn gern bei sich aufnähmen, er beunruhige sich also unnötig, so antwortet er, er wolle lieber auf die ganze Welt verzichten als von der heiligen Hütte getrennt sein; fern von den Altären Gottes sei ihm kein Ort und keine Wohnung angenehm. Dahin zielen auch die Ausdrücke, mit denen er den Herrn bezeichnet: „Mein König und mein Gott“. Er will sagen: Ob sie auch alle um die Wette mich einlüden, was soll mir der Aufenthalt in der Welt, so lange ich von deiner Stätte ausgeschlossen bin, da du mein König bist? Und weil du mein Gott bist, wozu soll ich leben, wenn nicht, um nach dir aufzuschauen? Wenn du mich aber von dir verstößest, sollte ich da nicht jede Unterkunft verschmähen, mag sie auch meinem Fleisch noch so lieblich und lockend sein?
V. 5. Wohl denen, die in deinem Hause wohnen. Hier bestimmt der Verfasser den richtigen Gebrauch des Heiligtums noch deutlicher und weist damit den Unterschied nach zwischen sich und den Heuchlern, die zwar auch ihrerseits zu äußerlichen Zeremonien eifrig herbeilaufen, dabei aber der Frömmigkeit bar sind. Von den wahren Anbetern Gottes aber bezeugt David, dass sie das Lobopfer darbringen, das ohne Glauben nicht denkbar ist. Denn nur der wird von Herzen Gott loben, der in seiner Gnade ruht und Friede und Freude im heiligen Geist genießt.
V. 6. Wohl den Menschen, die dich für ihre Stärke halten. Aufs Neue zeigt der Sänger, dass er nicht bloß um der Augenweide willen nach dem Heiligtum Verlangen trägt, sondern um im Glauben fortzuschreiten. Es ist eben ungemein förderlich, wenn man von ganzem Gemüt sich auf Gott stützt. Das kann aber nur mit Ablegung des Stolzes und mit wahrhaft gedemütigtem Herzen geschehen. Eben das gibt David als Grund seines Gottsuchens an, dass er von ihm die Kraft, deren Mangel er in sich selbst fühlt, empfange. Das Folgende: denen Pilgerwege im Sinne liegen (buchstäblich: in deren Herzen Wege sind), legen einige so aus, dass es im Anschluss an die vorigen Worte heißt: Glücklich die, die den von Gott vorgezeichneten Weg wandeln, da es ja nichts Verderblicheres gibt, als selber klug sein wollen. Es heißt auch nicht umsonst vom Gesetz (Jes. 30, 21): „Dies ist der Weg, denselben geht.“ Es ist also ganz richtig: sobald die Leute auch nur um ein Kleines von Gottes Wort abweichen, werden sie von Verkehrtheiten und Irrtümern umgetrieben. Wir beziehen aber die Worte besser auf die damalige Lage des Verfassers, der damit sagen will: Glücklich die, denen der Weg zu Gott am Herzen liegt, die darnach trachten, sich im Heiligtum mit Gott zu vereinigen und sich seiner Leitung anzuvertrauen. Wer eingesehen hat, welch ein Glück es ist, sich auf Gott zu verlassen, der wird mit Anspannung all seiner Sinne auf Gott zueilen.
V. 7 u. 8. Die durch das Jammertal gehen. Beherzte und entschlossene Verehrer Gottes lassen sich von keinem Hindernis abhalten, zum Hause Gottes zu eilen. Was der Psalmist vorhin schon gesagt hat, wird in diesen Worten bekräftigt, nämlich dass es nichts Wünschenswerteres gebe, als sich täglich im Dienste Gottes zu üben; wie denn keine Schwierigkeiten noch Hindernisse den Eifer der Frommen lähmen können, und sie durch dürre Wüsten freudig zuhauf kommen, um ihre heiligen Zusammenkünfte zu feiern. Statt „Jammertal“ kann nach dem Grundtext auch „Tal des Maulbeerbaums“1) gesetzt werden, was hier sogar das Wahrscheinlichere ist. Auf jeden Fall sind unfruchtbare und trockene Einöden gemeint, die das Durchreisen beschwerlich machen, da das Getränk zum Lebensunterhalt am unentbehrlichsten ist. David will also die Beharrlichkeit der Frommen darlegen, mit der sie auch durch Wassermangel, unter dem die Pilger schmachten müssen, sich nicht abhalten lassen, Gott zu suchen und ihm zuzueilen. Damit wird die Trägheit derer gestraft, denen es zu schwer fallen will, irgendwelche Unannehmlichkeit auszuhalten, wenn es sich darum handelt, im Dienste Gottes zuzunehmen. An ihrer Muße und an Vergnügungen haben sie ihr Ergötzen und bekennen sich am Ende auch ganz gern als Verehrer Gottes, wenn sie nur dabei keinen Fuß zu rühren brauchen; aber um den freien Gebrauch der Lehre und der Sakramente gäben sie keinen Heller. Man sieht es ja, wie viele vermöge dieser ihrer Stumpfheit nicht aus ihrem Nest zu bringen sind und nicht die geringste Bequemlichkeit missen mögen, auch wenn sie zum öffentlichen Gebet, zum Anhören der heilsamen Lehre, zur Teilnahme an den Sakramenten gerufen werden. Die einen schlafen, die andern gehen auf Gewinn aus, andere sind in werktägliche Geschäfte vertieft, noch andere ergeben sich sogar dem Spiel. Da ist es denn nicht zu verwundern, wenn entfernt Wohnende, die nur mit Kostenaufwand jene Heilsmittel genießen können, zu Hause bleiben. Damit aber solche sich nicht gefallen in ihrem üppigen Leben, so sagt David aus, dass Leute, in deren Herzen die Frömmigkeit wohnt und die Gott ernstlich verehren, vorwärts dringen, nicht nur bei weichlichem, vergnügtem Leben, im Schatten und auf lieblichen Wegen, sondern auch durch raue Wüsten, wobei sie lieber mit höchster Anstrengung sich daselbst Brunnen machen, d. h. Zisternen graben, als dass die Dürre des Landes ihr Reisen verhindern dürfte.
Dasselbe sagt auch der folgende Vers. Weil nämlich nach dem Gesetz seit der Überführung der Bundeslade auf den Berg Zion die gottesdienstlichen Versammlungen dort stattfanden, so wird gesagt, dass die Gläubigen um die Wette dorthin trachten werden: sie gehen von Kraft zu Kraft, mit anderen Worten: die Gläubigen steigen mit immer wieder gesammelten Kräften zum Berg Zion hinan, bis sie Gottes Angesicht schauen. Auf welche Weise sodann Gott seinen Knechten im Tempel erschien, ist anderwärts (besonders zu Ps. 27, 4 f.) gesagt worden. Wenn nämlich dort auch keine sichtbare Erscheinung Gottes stattfand, so war dafür die Bundeslade ein Sinnbild seiner Gegenwart, so dass die Gläubigen es erfahren durften, dass ihnen dieses Mittel zum Herzutreten vor Gott behilflich war.
V. 9 u. 10. Herr, Gott Zebaoth. Im Unterschied von den Weltmenschen, die töricht und vergeblich sich in ihren Begierden abquälen, wendet sich David mit seinen Bitten klüglich an Gott. Daraus geht auch das klar hervor, dass er nicht dem Ehrgeiz und der Prahlerei ergeben war wie so viele Heuchler, die einen großartigen Eifer zur Schau tragen und doch vor Gottes Augen innerlich kalt sind. Zuerst nun bittet er allgemein um Gehör;
dann aber begegnet er der falschen Meinung, als sei er von der Gemeinde losgetrennt, indem er sich gemeinsam mit allen Frommen unter Gottes Schutz stellt. Wenn er nämlich nicht ein Glied der Gemeinde war, konnte er nicht sozusagen in aller Namen sprechen: „unser Schild“. Gleich darauf erhebt er sich noch höher und weist auf die Salbung zum Könige hin, deren ihn Gott durch die Hand Samuels (1. Sam. 16, 12) gewürdigt hatte. Das tut er mit dem feierlichen Ausdruck: Siehe an das Antlitz deines Gesalbten. Deshalb, weil er nach Gottes Verordnung zum König gesalbt war, verspricht er sich auch Gottes Gunst. Da er aber wohl wusste, dass sein Königtum nur schattenhafter Art war, so ist nicht zu bezweifeln, dass er zur Erlangung der Gnade sich auf den Mittler beruft, dessen Vertreter er war. Er will etwa sagen: Ob ich gleich nicht wert bin, dass du mich wieder ins Amt setzt, so gibt mir doch die Salbung, durch die du mich zum Vorbild des einigen Erlösers gemacht hast, ein Anrecht darauf. Daraus lernen wir, dass wir nicht anders Gottes Gunst erlangen, als indem Christus für uns eintritt, bei dessen Anblick alle unsere Sünden wie Nebel verschwinden.
V. 11. Denn ein Tag in deinen Vorhöfen usw. Da die meisten Leute sich von blindem Lebenstrieb leiten lassen und keinen anderen Wunsch kennen als nach Verlängerung ihres Lebens, so bezeugt David hier, er wolle seinen Daseinszweck darin finden, dass er Gott diene. Aber nicht nur das, sondern ein Tag, den er auf den Dienst Gottes verwenden darf, gilt ihm mehr, als wenn er eine lange Zeit unter gottvergessenen, der Religion entfremdeten Leuten zubrächte. Da es jedoch nur den Priestern zustand, den Tempel zu betreten, so sagt er ausdrücklich, er sei zufrieden, wenn er nur im Vorhof sein dürfe. Den vorhin berührten Unterschied hebt er noch mehr hervor in den Worten: Ich will lieber der Tür hüten in meines Gottes Hause, denn wohnen in der Gottlosen Hütten. Mit anderen Worten: er ziehe es vor, in niedriger Stellung zu Gottes Volk gezählt zu werden, als unter Gottlosen den ersten Rang zu behaupten. Gewiss ein seltenes Beispiel von Frömmigkeit! Denn wenn auch viele einen Platz in der Gemeinde wünschen, so überwiegt doch bei ihnen der Ehrgeiz dermaßen, dass die wenigsten sich damit zufrieden geben, nichts Besonderes zu sein. Fast alle reißt das leidenschaftliche Trachten nach hohen Dingen fort, so dass sie bei einer bescheidenen Stellung sich nicht beruhigen können.
V. 12 u. 13. Denn Gott der Herr ist Sonne und Schild. Der Vergleich mit der Sonne hat den Sinn: Wie die Sonne mit ihrem Lichte die Welt belebt, erwärmt, erleuchtet, so werden die Gläubigen durch den Gnadenblick Gottes erquickt; ja sie können überhaupt nur soweit leben und atmen, als der Herr sein Angesicht über ihnen leuchten lässt. Unter dem Schild versteht der Psalmist unser Heil, das sonst unzähligen Gefahren ausgesetzt wäre, nun aber durch den göttlichen Schutz gehütet wird. Denn nicht genug, dass Gott nach seiner Gunst uns das Leben gibt; er tritt auch mit seiner Kraft den vielen Gefahren, die uns drohen, entgegen und beschützt uns. – Das Folgende: der Herr gibt Gnade und Ehre – könnte so gefasst werden: Die, welche Gott in dieser Welt mit seiner Gnade geziert hat, die wird er einst in seinem Reich mit himmlischer Ehre krönen. Doch dünkt mich diese Unterscheidung zu gesucht. Ich halte also die andere Auslegung für besser: Nachdem Gott mit seiner Gnade die Gläubigen umfangen hat, wird er sie zur höchsten Würde erheben und nicht ablassen, sie mit seinen Gaben reichlich zu versorgen. Das bestätigt auch das folgende Versglied: Er wird kein Gutes mangeln lassen den Frommen. Das heißt: Gottes Bereitwilligkeit zum Wohltun kann nie erschöpft werden und versiegen. Daraus ersehen wir zugleich, dass was sich etwa an Vorzügen bei uns findet, aus der reinen Gnade Gottes herfließt. Dabei wird den Verehrern Gottes noch der besondere Wink gegeben, dass ihr Leben auf Vollkommenheit angelegt sei.
Wenn David am Schluss des Psalms ausruft: Wohl dem Menschen, der sich auf dich verlässt, so nimmt er offenbar Bezug auf die Zeit seiner Verbannung. Zuvor hatte er gesagt, die seien glücklich, die in den Vorhöfen Gottes wohnen. Jetzt aber, obgleich er auf eine Zeitlang dieses Gut entbehrt, spricht er doch aus, er sei nicht so ganz unglücklich. Denn einen trefflichen Trost habe er darin gefunden, dass er Gottes Gnade von fern schaute. Ein beachtenswertes Beispiel für uns! Wenn uns nämlich Gottes Wohltaten genommen werden, so befällt uns notwendig bange Trauer und presst uns Seufzer aus; aber damit das Schmerzgefühl uns nicht aufreibt, gilt es, mitten im Elend doch daran festzuhalten, dass wir durch Geduld und Glauben glücklich sind.