Blumhardt, Christoph - Andachten zum Brief an die Hebräer

Blumhardt, Christoph - Andachten zum Brief an die Hebräer

Hebräer 4,9

Es ist noch eine Ruhe vorhanden dem Volke Gottes.

„Noch vorhanden“, sagt der Apostel, d. h. noch nicht da, sondern zukünftig, immer noch erst zu hoffen ist die Ruhe. Eine Psalmstelle brachte ihn dazu, solches als eine göttliche Verheißung auszusprechen. Es ist, sagt er, diese Ruhe eine andere als die, die das Volk einst im Gelobten Lande fand. Und wie die Israeliten damals, während sie durch die Wüste wandelten, zur Ruhe hingingen, so, sagt der Hebräerbrief, „gehen wir, die wir glauben, der Ruhe zu“ (Hebr. 4,3), d. h. so sind wir hienieden auf dem Wege zur Ruhe Gottes. Auch wie die Israeliten während ihrer Wanderung nie Ruhe, keine bleibende Stätte hatten und mit vielerlei Unannehmlichkeiten, wie sie die Wüste darbot, zu kämpfen hatten, bis sie ins Gelobte Land eingezogen waren: So ist für uns der Gang durchs Erdenleben - als in einer Wüste - lauter Unruhe, er ist voll von Entbehrungen, ist beständigen Wechseln und Widerwärtigkeiten ausgesetzt. bis wir die verheißene Ruhe Gottes haben. Wie ferner die Israeliten während der Wanderung unter einem besondern Schutze standen, wunderbar gespeist und getränkt und erhalten wurden, so hat auch über uns, die wir glauben, der HErr ein wachendes Auge. So stehen wir unter Seinem Schutz; wir werden genährt und gespeist durch Sein Wort und die durch dieses und die Wirkungen des Heiligen Geistes uns dargebotenen Gnadenmittel. Denen, die in Geduld und Glauben ausharren, kann nichts widerfahren, sondern sie kommen sicher zum Ziel. Wie aber endlich die murrenden und ungläubigen Israeliten in der Wüste verfielen und umkamen, ohne in die verheißene Ruhe im Lande Kanaan zu kommen: So haben auch wir während unserer irdischen Wallfahrt uns zu fürchten, daß wir nicht in einen ähnlichen Unglauben verfallen und so die Verheißung, einzukommen zu Seiner Ruhe, versäumen und dahinten bleiben (Hebr. 4,1.11)!

Die Ruhe, die noch vorhanden ist, tritt wohl schon ein für alle, die in Christus entschlafen. Sie wird aber vollständig erst dann eingetreten sein, wenn aller Kampf aus ist, wenn Himmel und Erde neu ist, wenn die Zeit da ist, da Gott sein wird alles in allem; wenn wir bei Ihm - in Seiner Ruhe - das Höchste erreicht haben, was ein Menschenkind hoffen und erwarten mag! Da „wird Gott abwischen alle Tränen von unsern Augen; und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid und Geschrei noch Schmerz wird mehr sein“ (Off. 21, 4). Das wäre dann die Ruhe, die dem Volke Gottes noch vorhanden ist.

Wie wohl wird das tun!

Hebräer 4,9

Die verheißene Ruhe Gottes

Um uns recht in die Anschauung des Hebräerbriefs und seine Auslegung hineinzuversetzen, stellen wir uns vor Augen, wie es einst mit Israel war.

Dieses war zuerst in Ägypten; und dort war es auf die schon von Abraham her vererbte Verheißung hingewiesen, daß es einst, von allem Druck frei, eine Selbständigkeit in Kanaan bekommen werde. Zunächst mußte es auf einen Führer warten, den der HErr senden würde. Nun kam Mose und fing an, das Werk auszuführen. Der Auszug ging vor sich und die Wanderung begann. Auf dieser Wanderung - die ein Leben voll Unruhe war und mitunter drückender erscheinen konnte als das Leben in Ägypten, dem Lande der Knechtschaft - tröstete es sich mit der Hoffnung, bald ins Land der Ruhe zu kommen. Sie hatten ja den Führer, dem sie trauen konnten, und der HErr selbst bezeigte sich ihnen tausendfach.

In der Wüste aber auf dem Wege zum Lande der Ruhe gab es vielerlei Schweres durchzumachen; und die Israeliten hielten sich übel. Einmal versündigten sie sich so sehr, daß Gott das ältere Geschlecht damit bestrafte, daß es ganz in der Wüste absterben sollte, ohne zum Ziel gekommen zu sein; nur das jüngere Geschlecht sollte in das Land der Ruhe gebracht werden. Das letztere eroberte endlich unter Josua das Land. Und nun hieß es, Gott habe sie zur Ruhe gebracht (Jos. 21, 44; 23, 1). Diese Ruhe war insofern da, als sie wieder feste Wohnungen hatten und ein unabhängiges, unter dem unmittelbaren Schutz Gottes stehendes Volk waren. Deswegen konnte diese Ruhe auch schon „eine Ruhe Gottes“ genannt werden.

Aber die rechte Ruhe, die Gott mit der Erwählung Israels überhaupt bezweckte, war damit noch nicht gekommen. Wohl war jetzt Israel frei von Ägypten; aber das Joch der Sünde und der Finsternis drückte es noch so hart - wie die ganze Welt. Von diesem Joch zu entbinden, lag im Plane Gottes. Und hieran zu denken mußte das Volk allmählich gewöhnt werden: an die Hoffnung, eine Zeit kommen zu sehen, da völlige Freiheit gekommen sein und Gott selbst auch in ihren Herzen wohnen und somit ihre Ruhe eine wirkliche Gottesruhe sein würde.

Um diese eigentliche wahre Ruhe herbeizuführen, mußten neue Verheißungen gegeben werden - wie sie freilich auch schon in der alles zusammenfassenden Verheißung vom „Segen Abrahams über alle Völker“ lag (1. Mose 12,3) - und mußte ein neuer Führer gleich Mose erstehen, dessen Stimme zu hören wichtig würde. Von diesem redet schon der erste Mose, wenn er sagt: „Einen Propheten wie mich wird der HErr erwecken, dem sollt ihr gehorchen“; und schon dort wurde es gesagt, daß es der HErr von dem fordern würde, der diesen Seinen Knecht nicht hören würde (5. Mose 18, 15ff.).

Hieraus bildete sich die Hoffnung eines Messias (Gottgesandten), der Israel und im Anschluß die ganze Menschheit von den inneren Ketten befreien und so zur vollkommenen Gottesruhe führen sollte. Um diese Hoffnung in sich lebendig werden zu lassen, mußte sich das Volk - das schon durch die Propheten zu tieferen Bedürfnissen geleitet worden war - abermals wie in „Ägypten“ fühlen: als in einem Land der Knechtschaft, aus dem sie zu befreien wären, obwohl sie ja äußerlich in der Ruhe waren. Und wie einst Israel in Ägypten nach Befreiung seufzte, so sollte es abermals seufzen

lernen nach der vollkommenen Freiheit, wie sie das ganze Wesen des Menschen verlangt. Daher kommt der merkwürdige Seufzer Davids (Ps. 14,7 und 53,7): „Ach, daß die Hilfe aus Zion über Israel käme und der HErr Sein gefangenes Volk erlöste! So würde Jakob fröhlich sein und Israel sich freuen!“ Hier heißt Israel - offenbar mehr geistlich gesehen - ein „gefangenes“ Volk, ohne eigentlich gefangen oder einem fremden Volk unterworfen gewesen zu sein.

Mit Bezug auf diese fernere Hoffnung Israels sagt nun auch David im 95. Psalm: „Heute, so ihr Seine Stimme höret“ - das heißt, wie man sich die Auslegung im Hebräerbrief denken muß: Wenn einmal der HErr, der Verheißene erscheinen und Seine Stimme zum Auszug aus aller Knechtschaft vernehmen lassen wird -, „so verstocket eure Herzen nicht wie vormals!“ Sonst geht es wieder wie unter dem ersten „Mose“ in der Wüste und ihr kommt - um es gleich nach dem Hebräerbrief zu nehmen - um die neu-verheißene Gottesruhe! Ihr kommt abermals in der „Wüste“ doch noch um, auch nachdem ihr schon durch den Glauben an Christus gleichsam „aus Ägypten“ ausgezogen seid! So führt es denn der Hebräerbrief im 3. und 4. Kapitel näher aus.

Derselbe spricht mit Juden, die an den HErrn Jesus, den „Apostel“, wie Mose es war (Hebr. 3,1) gläubig geworden waren und die sich nun wie alle Gläubigen als aus „Ägypten“ ausgewandert, auf dem Wege durch „die Wüste“ zur Ruhe Gottes hin befanden. Viele dieser Juden - durch Trübsale aller Art und durch Verfolgungen gedrängt, welche ihr Bekenntnis nach sich zog - murrten auf dem Wege wie einst Israel, als es ihnen an allerlei gebrach. Und sie sehnten sich namentlich nach den gottesdienstlichen Ordnungen des Judentums zurück, um die Entbehrungen und Trübsale loszuwerden. Sie bezeigten Lust, wieder umzuwenden, und fingen an, wie einst Israel, mit ungläubigem Wesen dem HErrn Mühe zu machen.

Da warnt nun der Apostel. Er hält allen denen, die dem HErrn, wie sich die Psalmstelle ausdrückt, „durch Abfall und Sünden aller Art“ so viele Mühe machten, die bereits im Psalm angekündigte Drohung vor. Er warnt sie mit dem Hinweis darauf, daß es ihnen allen durch Unglauben noch fehlen könnte trotz aller bisher erfahrenen Gnade - wie es jenen fehlte trotz ihres Auszuges aus Ägypten, deren Leiber in der Wüste verfielen, ohne daß sie das Land der Ruhe erreichen durften! Wie einst jenen, so droht auch jetzt wieder den Abfälligen der Verlust der verheißenen Gottesruhe - welcher hier die Bedeutung des Verlustes der ewigen Seligkeit hat! Er ermahnt sie, in der „Wüste“ - d. h. unter allen Stürmen, Verfolgungen und Entbehrungen - im Glauben auszuhalten, weil nur so ihnen die kommende Gottesruhe gewiß sei.

Wollen denn auch wir erwägen, daß wir uns hienieden auf dem Wege durch die „Wüste“ befinden, ohne bleibende Stätte, aller Angst und Anfechtung ausgesetzt! Das hilft uns, daß wir uns nicht daran stoßen, wenn es oft scheint, als ob die Weltkinder - die nicht „aus Ägypten“ ausziehen und behaglich an seinen „Fleischtöpfen“ sitzen - besser gestellt wären als die Gotteskinder! Letztere werden gegen das Ende hin noch hart dran müssen, um es recht innezuwerden, daß sie in einer „Wüste“ pilgern!

Wer aber ausharrt, für den ist im himmlischen Vaterlande die Ruhe Gottes vorhanden. Sie ist eine sichere Hoffnung!

Hebräer 12,11

Alle Züchtigung, wenn sie da ist, dünkt sie uns nicht Freude, sondern Traurigkeit zu sein; aber darnach wird sie geben eine friedsame Frucht der Gerechtigkeit denen, die dadurch geübt sind.

Wenn man sehr in die Enge geführt wird und darunter viel leidet, ist es eben in der Regel eine Züchtigung dafür, daß man nicht genug aufgemerkt hat, nicht einzig genug auf den HErrn geblickt, Seine Sache nicht genug im Auge gehabt, mehr sich selbst als Ihm gedient hat - ja wohl gar schwere Versündigungen sich hat zuschulden kommen lassen. Dabei verfängt man sich denn und kommt vor eine Wand, durch die man nicht hindurch zu kommen weiß; und so gibt's Pein, Kummer, Trübsal, Schmerz aller Art. Züchtigung ist's für die Untreue, die man sich erlaubt hat. Und schon bei dem Gefühl, daß es nicht mehr gehe, gibt's eine Traurigkeit über die andere, oder es kommt auch Gott mit einem Rutenschlag auf den andern. Dann ist's dem Menschen nicht mehr wohl und ist's ihm keine Freude. Indessen kommt's jetzt nur darauf an, wie man sich zu solchen Züchtigungen stellt. Vorerst nehme man sie eben als Züchtigung, wie ein Vater seinen Sohn züchtigt, und sage nicht, jetzt höre das Kindsein auf, wie's so viele sagen. Die sind dann Stiefkindern gleich, welche bei jeder Züchtigung, die sie um ihrer Unarten willen bekommen, häufig klagen und sagen, man sehe es wohl, daß sie nicht die rechten Eltern, sondern nur Stiefeltern hätten! Sie haben eben selbst kein rechtes Kindesgefühl. Machen doch wir's nicht so und denken wir nicht, die Züchtigungen seien vonseiten Gottes als ein Fortjagen gemeint! Werden wir vielmehr eben jetzt erst rechte Kinder und sagen wir: „Ich danke Dir, daß Du mich züchtigst!“

Wer denn alles Widrige, das vorkommt, als Züchtigung nimmt, behält auch das Zutrauen zu Gott und wird durch alle Züchtigungen hindurch immer besser, vernünftiger und tugendsamer. So kommt hernach eine Frucht zum Vorschein, die eine friedsame heißt, weil sie zum Frieden, zuletzt zum ewigen Frieden, dient.

Sie heißt auch eine Frucht der Gerechtigkeit, eben insofern als man immer lauterer und entsündigter wird vor Gott, immer gerechter und treuer, je mehr man sich die Züchtigungen gefallen läßt und durch sie geübt wird.

Die Übung aber geschieht, indem man einerseits vom lieben Gott recht viel gezüchtigt wird - warum willst du denn immer nur wenig geschlagen sein, wenn du selbst merkst, daß du ungeschlagen doch nicht aufmerken lernst? Die Übung geschieht andererseits, indem man an Glauben und Zutrauen zu Gott darunter zunimmt. Selbst dann, wenn man sich recht große Vorwürfe über Untreuen machen muß: Immer wieder dem HErrn vertrauen, sich Seiner Gnade und Güte immer wieder aufs neue versichern, immer wieder unter der Trübsal auch das ansehen und sich wichtig machen, daß der Heiland unsretwegen sich in den bittern Kreuzestod gegeben hat, damit uns aus allem Elend geholfen werde - das übt und macht fertig zu allem guten Werk in dieser Zeit und zu einem seligen Eingang in die ewigen Friedenshütten!

So wollen wir denn alle Trübsal als eine Züchtigung vom HErrn annehmen, als Kinder vom lieben Vater, und auch das Schwerste, das kommt, tragen - mit der Hoffnung, daß es eine Frucht bringe, die uns ewig erfreuen werde!

Hebräer 12, 14.

“Jaget nach der Heiligung, ohne welche wird Niemand den HErrn sehen.“

Das paßt besonders gut auf das Vorige, welches uns eben den rechten Weg zur Heiligung durch etwas Bestimmtes gezeigt hat. Den HErrn aber möchten doch wohl wir alle einmal sehen. Die Verheißung ist da. Man kann Ihn einmal sehen, wenn man es überhaupt würdig ist, sehen von Angesicht zu Angesicht. Man denkt sich's häufig mehr als ein geistliches Sehen, indem man Gott fast zu Nichts macht, so Geist seyn läßt, daß Ihn Niemand soll sehen können. Das ist aber nicht biblisch. Denn wäre es bloß geistlich, so wäre es nicht etwas erst in Aussicht Gestelltes. Ihn einmal zu sehen, wirklich zu sehen, wie das nun seyn mag, ist verheißen denen, die Ihn lieb haben. Daß natürlich zugleich alle Herrlichkeit und Seligkeit mit eingeschlossen ist, die sich nur ein Mensch denken kann, versteht sich von selbst. Alles ist uns geschenkt, wenn uns das Sehen Gottes geworden ist.

Wie erlangen wir's nun? Keinesfalls ohne Heiligung, ohne Geschiedenheit von der sündlichen Art, die in dieser Welt von Natur an uns ist. Wohl hören wir, daß wir, wenn wir glauben, die Seligkeit und das ewige Leben ererben sollen. Ganz gut! Aber wir müssen so glauben, daß wir neue Menschen werden, andere Menschen werden, als wir von Natur sind. Ist's ein Glaube, der uns nicht umändert, nicht erneuert, der uns also allem Gelüste hingegeben seyn läßt, wie es nach dem Lauf dieser Welt geht, so reicht er nicht aus. „Ohne Heiligung wird Niemand den HErrn sehen!“

Den HErrn sehen wir übrigens doch auch bildlich schon in dieser Welt in Seinem Segen. Darum können wir sagen: Wollen wir Segen im Herzen und im Haus und in all unserm Wesen und Treiben haben, so ist es uns mit dem gleichen Wort: „Jaget nach der Heiligung!“ gesagt, wie solcher Segen uns nicht fehlen könne. Suchet alle eure Wege dem entsprechend zu machen, was der HErr im Himmel von euch fordert. Lebet und seid Ihm zu Gefallen, so ist Er auch euch zu Gefallen. O wie herrlich, wenn man je und je bei allerlei Erfahrungen und Begegnissen in seinem Leben auszurufen gedrungen ist: „Es ist vom HErrn! es ist der HErr, der mir begegnet!“ Im Himmel aber wird's völlig werden.

Das sei denn uns allen gesagt. Jeder Mensch, kann man immerhin mit einigem Recht sagen, macht sich selbst Glück, je nachdem er im Einverständnis mit seinem Gott bleibt, lebt und denkt. Es braucht dabei kaum viel Bittens für's Äußere, weil dann alles ihm so zu sagen zufällt, wie Christus sagt (Matth. 6, 33). Wenn wir richtig stehen, wenn wir aufrichtig uns nach Ihm richten, durch alles hindurch Ihn im Auge haben, nach Ihm blicken, in allem Ihm untertan sind, demütig auch in Trübsalstagen uns Ihm unterwerfen, - dann macht sich immer alles, wie es unser Glück erfordert, und kommt Friede, Wohlsein, Segen und Freude in Fülle über uns, - läßt sich gleichsam der HErr selber auf allen unsern Schritten sehen. Darum wollen wir's alle miteinander lernen, wie wir den HErrn auch hienieden sehen können, allerdings nicht mit Augen, und doch mit Augen, sofern Sein Segen sich auch mit Augen sehen läßt. Ach, wie viel könnten die armen Menschen auf Erden haben und erlangen, wenn sie nur wollten sich umdrehen und in's Licht blicken, auf Seine Gesetze und Gebote schauen, die zur Heiligung führen! Denn auch bei Schwächen hilft und vergibt der HErr. Man darf sich nur demütigen, so ist man schon wieder der Geheiligte, und läßt sich Seine segnende Hand fühlen. Gebe der liebe Heiland, daß wir heute einen Segen verspüren! Er wird uns werden, wenn wir gesammelten Gemütes bleiben, und auch unter der Freude Ihn, den Allerhöchsten, im Auge behalten. Wir wollen's wagen auf Ihn!

Mel. Lobe den Herren den mächtigen.

Lobe den HErren, der sichtbar dein Leben gesegnet,
Der aus dem Himmel mit Strömen der Liebe geregnet!
Denke daran,
Was der Allmächtige kann,
Der dir mit Liebe begegnet.

Hebräer 13, 20. 21.

“Der Gott des Friedens, der von den Toten ausgeführet hat den großen Hirten der Schafe, durch das Blut des Neuen Testaments, unsern HErrn JEsum, der mache euch fertig zu allem guten Werk, zu tun Seinen Willen, und schaffe in euch, was vor Ihm gefällig ist, durch JEsum Christ.“

Das ist ein schöner Konfirmationswunsch. Wie herrlich doch, wenn „wir bekehret sind zu dem Hirten und Bischof unsrer Seelen, die wir weiland wie die irrenden Schafe waren,“ wie Petrus sagt (1. Petr. 2,25)! Ach, daß unter den Kindern der Schafe viele wären, die Seine Stimme hören und Ihm folgen! Den großen Hirten der Schafe hat Gott von den Toten ausgeführt. Eben damit ist der Heiland unser Hirte geworden, als der, der „Viele als Kinder zur Herrlichkeit führen und der Herzog ihrer Seligkeit seyn sollte“. (Hebr. 2,10). Mit dem Gleichen ist auch Gott der Gott des Friedens geworden, weil nun der Fluch, der auf der Menschheit lastete, der Tod, zu Nichts geworden ist, also unser Zwiespalt mit Gott, der den Tod herbeigeführt hatte, in einen Frieden mit Gott sich aufgelöst hat. Solches ist durch das Blut des Neuen Testaments zu Stande gekommen.

Am Kreuze hat der Hirte etwas uns erworben, mit dem wir's auch erwarten können, aus dem Tod zum Leben zu kommen, nämlich den verheißenen Geist, der uns gegeben wird, dessen Gabe erstmals uns zukommt durch die heilige Taufe, und durch die Konfirmation erneuert und vermehrt wird, durch den Segensspruch, den die Kinder unter Handauflegung empfangen. Durch diesen Geist können wir den Wunsch und die Bitte aussprechen, Gott möge uns fertig machen in allem guten Werk.

Fertig sollen wir im Guten werden, nicht bloß so seyn, daß wir das zehnte Mal auch etwas Gutes tun. Eine Fertigkeit müssen wir bekommen, bei der wir nicht mehr anders können, als Gutes tun, bei welcher uns auch, was vor Gott gefällig ist, zur rechten Zeit einfällt, und die Art, wie wir' s zu machen haben, uns geläufig wird. Man muß es uns zutrauen können, daß es bei uns, wenn's an uns kommt, nicht fehlen werde. Ist doch das noch kein guter Schütze, der auf gut Glück auch einmal das Schwarze trifft; sondern der ist ein guter Schütze, der's immer trifft. Das muß uns freilich alles Gott geben. Er aber gibts, wenn wir unser erstes von heute nicht vergessen, allezeit unser Herz vor Ihm auszuschütten.

Mel. Alle Menschen müssen.

JEsu, frommer Menschenherden
Guter und getreuer Hirt,
Laß mich auch Dein Schäflein werden,
Das Dein Stab und Stimm' regiert.
Ach, Du hast aus Lieb' Dein Leben
Für die Schafe hingegeben!
Und Du gabst es auch für mich;
Laß mich wieder lieben Dich!

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