Arnd, Johann - Passionspredigten - Einunddreißigste Predigt.

Arnd, Johann - Passionspredigten - Einunddreißigste Predigt.

Jes. 50 weissaget der heilige Prophet von dem heiligen Gehorsam, Leiden, Tod und von der sieghaften Auferstehung unsers Herrn Jesu Christi: Der Herr Herr hat mir eine gelehrte Zunge gegeben, daß ich wisse mit dem Müden zu rechter Zeit zu reden. Er wecket mich alle Morgen; er wecket mir das Ohr, daß ich höre, wie ein Jünger. Der Herr hat mir das Ohr geöffnet, und ich bin nicht ungehorsam und gehe nicht zurücke. Ich hielt meinen Rücken dar denen, die mich schlugen und meine Wangen denen, die mich rauften, mein Angesicht verbarg ich nicht vor Schmach und Speichel. Denn der Herr hilft mir, darum werde ich nicht zu Schanden. Darum habe ich mein Angesicht dargeboten als einen Kieselstein. Denn ich weiß, daß ich nicht zu Schanden werde. Er ist nahe, der mir Recht spricht.

Diesen Mann mit der gelehrten Zunge hören wir nun erstlich in diesem 17. Cap. Joh. beten. 2. Wir hören ihn reden mit den müden Seelen zu rechter Zeit. 3. Wir sehen seinen heiligen Gehorsam, wie er sich für uns heiliget, auf daß auch wir in ihm geheiliget werden. 4. Er weiß auch, daß er in seinem Gebet und Hoffnung nicht wird zu Schanden werden, noch Alle die, für welche er gebeten hat, die ihm der Vater gegeben hat. Denn für die bittet er, daß sie mögen seine Herrlichkeit sehen, das heißet nicht zu Schanden werden. 5. Er ist auch nahe, der ihm und uns Recht spricht. Der Herr betet also: Daß sie eins seien, gleichwie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir. Dieser andre Theil des Gebets des Herrn, so er für uns thut, begreift vornehmlich sieben Bitten in sich, nach den sieben Bitten des heiligen Vaterunsers 1. Heiliger Vater, erhalte sie in deinem Namen, daß sie eins seien gleichwie wir. Ist nichts anderes als: Geheiliget werde dein Name in ihnen. 2. Ich bitte für sie, daß sie haben meine Freude vollkommen. Ist nichts anderes, denn Gottes Reich, Friede und Freude im heiligen Geiste. Und Gottes Reich ist nicht der Welt Reich, darum spricht er: Sie sind nicht von der Welt, gleichwie auch ich nicht von der Welt bin. 3. Heilige sie in deiner Wahrheit, dein Wort ist die Wahrheit. Ist nichts anderes als: Dein Wille geschehe. Denn Gottes Wille ist unsre Heiligung. 4. Ich habe ihnen dein Wort gegeben, und die Welt hasset sie. Ich habe ihnen deinen Namen kund gethan, und will ihnen kund thun, auf daß die Liebe, damit du mich liebest, sei in ihnen und ich in ihnen. Das ist das rechte Brot des Lebens, Gottes Wort und Christus in uns. 5. Ich heilige mich selbst für sie, auf daß auch sie geheiliget seien in der Wahrheit, Ebenso: Auf daß auch sie vollkommen seien und liebest sie, gleichwie du mich liebest. Ist nichts anders als Vergebung der Sünden. 6. Ich bitte nicht, daß du sie von der Welt nehmest, sondern daß du sie bewahrest vor dem Uebel, Ich bitte nicht allein für sie, sondern auch für die, so durch ihr Wort an mich glauben werden. Ist nichts anderes, denn: Führe uns nicht in Versuchung, daß wir nicht abfallen vom wahren Glauben. 7. Vater, ich will, daß wo ich bin auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, daß sie meine Herrlichkeit sehen. Ist nichts anderes, als: Erlöse uns von allem Bösen, und gieb uns das ewige Leben.

Von dem Gebet des Herrn, in welchem er für die Menschen bittet.

I. Der Eingang des Gebets.

Ich bitte für sie, und bitte nicht für die Welt. Mit diesen Worten unterscheidet der Herr seine gläubige Kirche von den ungläubigen abgöttischen Verfolgern und Feinden der Kirche, die wissentlich und muthwillig der Wahrheit widerstreben und dem Namen Christi Feind sind und denselben lästern, welche muthwillig dem Fürsten dieser Welt, dem Teufel, dienen, und sich zu Christo nicht bekehren wollen. Diese sind ausgeschlossen aus dem Gebet Christi. Was kann Schrecklicheres gesagt werden, denn in Ewigkeit keine Gnade bei Gott haben? Ewig unter dem Zorn Gottes, unter dem ewigen Fluch bleiben? Das soll uns zur Buße bewegen, daß wir uns bekehren von der Welt, und die angebotene Gnade nicht von uns stoßen. Hinwieder ist's ein großer Trost, daß die Gläubigen und Bußfertigen einen solchen gewaltigen Fürsprecher vor Gott haben, welcher den Zorn Gottes und Fluch Gottes von ihnen abgewendet durch seine Fürbitte, und sie für sein Eigenthum und schönes Erbtheil hält, welches ihm Gott geschenket hat.

Hier fällt nun eine Frage vor, wie man die Sprüche vergleichen solle, daß St. Johannes spricht: Christus sei die Erlösung für der ganzen Welt Sünde. Ebenso: Also hat Gott die Welt geliebet u. s. w. Ebenso: Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt. Und hier spricht der Herr: Ich bitte nicht für die Welt. Ebenso: Die Welt kann den heiligen Geist nicht empfangen. Und Christus ist gleichwohl für die Welt gestorben! Antwort: Christus hat in seinem Gebet nach seiner Allwissenheit geredet und gebetet. Denn er hat von Anfang gewußt, welche nicht glauben und Buße thun würden, Joh. 2. Und dieselben nennet er die Welt. Und für dieselbe hat er nicht gebetet, sondern sie ausgeschlossen aus seinem Verdienst und Gebet, weil sie sich selbst durch den Unglauben und Unbußfertigkeit von ihm ausschließet. Welcher Verdammniß, spricht St. Paulus, ist ganz recht. So bittet Moses wider diese Korah: Wende dich nicht zu ihrem Opfer. Und David: Sei dem keinem gnädig, die so verwegene Uebelthäter sind. Tilge sie aus dem Buch des Lebens, daß sie nicht mit den Gerechten angeschrieben werden. Und im 16. Psalm: Ich will ihren Namen nicht in meinem Munde führen. Und dahin gehet der ganze 109. Psalm. Er setzt aber 4 Ursachen, warum er für uns bittet, die sind der Eingang dieses Gebetes für uns. 1. Ich bitte für die, so du mir gegeben hast. Ist ein großer Trost, denn für welche Christus bittet, die werden freilich erhalten werden. Er bittet aber für die, so ihm der Vater gegeben hat, das ist, die sein Wort durch den Glauben angenommen haben, und sich fest daran halten. Darum werden dieselben auch gewiß zum Leben erhalten werden. Denn wir hören hier, daß unsere Seligkeit nicht auf uns selbst stehet, sondern in Gottes Hand, daraus sie Niemand reißen kann. Die andre Ursach ist: Alles was dein ist, das ist mein. Ist ein großer Trost. Alles was Gottes ist, findet man in Christo, und den Vater selbst, auch den heiligen Geist. Es hat Gott wohlgefallen, daß in Christo alle Fülle wohnen solle, alle Schätze der Weisheit. Dieweil aber Christus uns geschenket ist vom Vater, so ist uns in ihm Alles geschenket, was Gottes ist. Wer kann diesen Schatz ausdenken? Röm. 8: Wie sollte uns Gott mit ihm nicht Alles schenken? Die dritte Ursach: Ich bin in ihnen verklärt. In der Welt bin ich verfinstert und verdunkelt durch Unglauben, Haß, Neid, Verfolgung und Lästerung. Aber in denen, die du mir gegeben hast, bin ich verkläret durch meine Erkenntniß und Bekenntniß. Denn sie bekennen mich öffentlich für einen wahren Gott und für den Heiland der Welt, und ehren meinen Namen, rufen ihn an in allen Nöthen. Das ist ein herrlicher Ruhm der Gläubigen, daß Christus in ihnen verkläret ist; seine Klarheit leuchtet in ihnen durch ihr Bekenntniß in diesem Leben, so wird auch seine Klarheit in ihnen leuchten in der Herrlichkeit. Wenn nun Christus in uns verkläret wird, so muß er auch in uns leiden, auf daß er in uns durch's Kreuz verkläret werde. Wir müssen seine Schmach tragen, auf daß wir auch mit ihm verkläret werden. Die vierte Ursach: Ich bin nicht mehr in der Welt, sie aber sind in der Welt, und ich komme zu dir. Es jammert mich, daß sie in der Welt bleiben müssen, in dem elenden Jammerthal. Sehet nun, wie närrisch wir thun, daß wir die Welt so lieb haben und so ungerne verlassen? Wir lieben unser eigen Elend, und merken nicht, wie uns der Herr beklagt, daß wir in der Welt sind. Wie aber, ist denn der Herr nicht mehr in der Welt, so ist er ja nicht mehr bei uns, hat er uns denn gar verlassen? Antwort: In der Welt sein heißet hier, im Elend sein, im äußerlichen, sichtbarlichen, empfindlichen, nothdürftigen Leben sein, und der Nothdurft der Welt brauchen. So ist der Herr nicht in der Welt; sonst ist er bei uns in der Welt auf eine andere, verborgene, hohe, himmlische Weise.

II. Die erste Bitte.

Heiliger Vater, erhalte sie in deinem Namen, die du mir gegeben hast, daß sie eins sind gleich wie wir. Hier drückt er nun aus die erste Bitte, was er uns von Gott bittet, nämlich die Heiligkeit seines Namens in uns durch sein Wort und reine Lehre, daß die Ehre göttliches Namens in uns nicht erlösche. Durch dies Gebet werden wir und die Kirche vor falscher Lehre bewahrt, sonst könnte kein Mensch vor des Teufels List bleiben, er risse ihm den Glauben und das Wort aus dem Herzen. Gottes Name, das ist, Gottes Kraft erhält uns, und das Gebet Christi. Wie Gott heilig ist, wie der Herr spricht: Heiliger Vater, so ist auch sein Name und sein Wort heilig. So soll's bei uns auch heilig gehalten werden für den höchsten Schatz. Ich bin heilig, und ihr sollt auch heilig sein.

Solche Einigkeit unter uns und mit Gott ist die Herrlichkeit, die uns Christus gegeben hat, als er spricht: Ich habe ihnen gegeben, die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, daß sie eins seien, gleichwie wir eins sind. Ich in ihnen, und du in mir. Das ist unsre größte Herrlichkeit, daß Gott und Christus in uns ist, und uns zusammen verbindet zu einem Leibe. Darnach zum Andern bittet er in dieser Bitte um die Einigkeit im Glauben, daß sie eins sind, gleichwie wir. In diesen Worten ist eine Lehre und ein Trost. Eine Lehre, daß dies die höchste Gabe der Kirche sei, Einigkeit. Das ist die erste Bitte unsers Hohenpriesters für sein Volk, unsers Haupts für seinen Leib. Dessen haben wir einen Spiegel, Apostelgesch. 7: Die Menge der Gläubigen war ein Herz und eine Seele. Augustinus sagt: Wenn ihr im heiligen Geiste leben wollet, so liebet die Einheit, haltet Liebe, verlanget nach Wahrheit, damit ihr in's ewige Leben kommt. Die nun Lust zur Uneinigkeit haben, werden ausgeschlossen aus diesem Gebet, werden nicht theilhaftig des Hohenpriesteramtes Christi, in dem er für uns bittet, schneiden sich selbst ab vom Leibe Christi, und verlieren die Kindschaft Gottes. Der Trost ist, daß wo Christen angefochten und verfolget werden, daß sie nicht allein leiden, sondern die ganze Christenheit, und Christus selbst in ihnen, Sacharja 1: Wer euch antastet, der tastet meinen Augapfel an. Wo das geringste Glied der Christenheit leidet, sobald fühlet's der ganze Leib, und das Haupt, Christus, selbst. So ruft denn Christus vom Himmel: Saul, Saul, was verfolgest du mich? Daß aber der Herr hier spricht, es sei von den Seinen keiner verloren ohne das verlorene Kind, daß die Schrift erfüllet würde, ist nicht also zu verstehen, daß Judas eben hätte müssen verloren werden. Denn die Gnadenthür hat ihm sowohl offen gestanden, als Petro nach seinem Fall. Und obwohl die Schrift von ihm solches zeuget, so bringet doch solche Weissagung keine Nothwendigkeit mit sich, wie auch Gottes Vorwissen nicht. Sein Geiz hat ihn verdammt. Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt hätte, und verlöre sich selbst? So ist's Judä auch gegangen, er hat sich selbst verloren, weil er Geld liebete. Der Herr beklagt ihn und spricht: Das verlorene Kind. Es können alle Menschen einen einigen Verdammten nicht genug beweinen, denn er ist ewig verloren. Warum nennet ihn der Herr das verlorene Kind? Darum, daß er nicht mit Christo vereiniget geblieben ist. Wer mit Christo nicht vereiniget bleibet, der muß ewig verloren sein. So viel ist an der Einigkeit in Christo gelegen, an der Einigkeit im Glauben und im Leben. Was in Adam verloren ist, muß in Christo wiederfunden werden, sonst ist er ewig verloren.

III. Die andre Bitte.

Nun aber komme ich zu dir, und rede solches in der Welt, auf daß sie in sich haben meine Freude vollkommen. Das ist Gottes Reich, Friede und Freude im heiligen Geist. Meine Freude sollen sie haben, nicht in der Welt Freude. Der Welt Freude ist ein Betrug und ein Schatten und der bittre Tod. Darum gebe ich den Meinen keine Weltfreude, sondern Freude meines Reichs. Ursach: Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin; sie sind neu geboren zum ewigen Reich des Lebens.

Augustinus sagt: Weltliebe und Gottesliebe können nicht zugleich in einem Herzen wohnen, ebenso wenig als dieselben Augen zugleich den Himmel und die Erde anblicken können. Es ist auch in diesen Worten ein Trost wider die Trübsal dieser Welt; denn die Christen haben in dieser Welt keinen Trost ohne Gott und sein Wort, das Andere ist eitel Jammer und Elend. Ihr werdet weinen, heulen und traurig sein, aber inwendig, spricht der Herr, will ich euch trösten, ihr sollet meine Freude in euch haben, das ist, eine gar heimliche, verborgene Freude, und ist Gottes Reich, Leben und Kraft in uns der Sieg über Sünde, Tod, Teufel, Hölle und Welt, als wir an den heiligen Märtyrern sehen. Daß aber der Herr spricht, seine Freude sei vollkommen, damit lehret er, es sei eine wahrhaftige, ewige, beständige Freude, die ein Stück des ewigen Lebens sei.

IV. Die dritte Bitte.

Heilige sie in deiner Wahrheit, dein Wort ist die Wahrheit, ist nichts anderes denn der Wille Gottes, unsre Heiligung. Wir lernen aber hier, daß unsre Heiligung stehe in der Wahrheit, das ist, in Gottes Wort, wenn's durch den Glauben angenommen, wenn's Herz dadurch gereiniget und zu Gott bekehret, erleuchtet und gebessert wird. Wenn Gottes Wort in uns lebendig in's Leben verwandelt wird, wenn's eine Heiligung in der Wahrheit ist, das ist keine Heuchelei oder Scheinheiligkeit, wie etliche unter dem christlichen Namen die größten Heuchler sind, ohne Liebe und ohne Demuth. Nein, lieber Christ, deine Heiligung soll in der Wahrheit stehen, im lebendigen, thätigen Glauben, in brünstiger Liebe gegen den Nächsten, in fester Hoffnung der Erlösung aus allem Kreuz, in starker Geduld in aller Schmach und Verfolgung, in herzlicher Demuth in aller Verachtung, im gläubigen Gebet in allen Nöthen, in wahrer Gottesfurcht im höchsten Glück, in demüthigem Gehorsam im höchsten Unglück.

Siehe, das ist Wahrheit; und das lebendige Wort Gottes in dir, das ist die rechte Heiligung.

V. Die vierte Bitte.

Ich habe ihnen dein Wort gegeben und die Welt hasset sie, ich habe ihnen deinen Namen kund gethan und will ihnen kund thun, auf daß deine Liebe, damit du mich liebest, sei in ihnen, und ich in ihnen.

Das ist das rechte Brot des Lebens, Gottes Wort und Christus in uns. Der Herr Christus weiß uns keinen bessern Trost zu geben und zu lassen denn sein Wort, davon leben und genesen wir, sonst müßten wir verschmachten. Ich habe ihnen dein Wort gegeben, das ich von dir empfangen und vom Himmel bracht habe als das rechte Himmelsbrot, dadurch wir erquicket werden in allem Kreuz, daß wir sagen können: Da hab ich meines Herrn Christi Wort, ja des allmächtigen Vaters Wort vom Himmel; und in demselben hab ich Christum, Gott, und das ewige Leben. Was kann mir Sünde, Tod, Teufel und Hölle thun? In demselben Wort hab ich Christi und des Vaters Liebe, die bleibet durch's Wort in mir, ja Christus und Gott selbst.

Es ist aber nicht allein Gottes Wort unser Brot, sondern auch das Wort, das dabeistehet: Die Welt hasset sie. Dies nennet der heilige David Thränenbrot: Meine Thränen sind meine Speise Tag und Nacht. Siehe, das ist der Christen täglich Brot, ja ihre Traurigkeit und Feldzeichen und Hoffarbe. Hast du Gottes Wort und Christum lieb, so trage auch sein Feldzeichen, du mußt die Welt zum Feinde haben. Da wirst du nicht allein böse Buben zu Feinden haben, sondern auch deine nächsten und besten Freunde, dazu auch ehrbare, heilige Leute vor der Welt. Denn die Welt hasset und verfolget Niemanden ärger, denn fromme Christen. Alle Schälke und Buben kann die Welt leiden, aber rechte Christen kann sie nicht ertragen. Was ist denn die Ursach? Denn sie sind nicht von der Welt, gleichwie auch ich nicht von der Welt bin. Das ist, sie sind nicht unter dem Fürsten dieser Welt, in's Teufels Reich, darum verfolget sie die Welt, und ihr Fürst, der verfolget sie, und mich in ihnen, denn mein Reich und des Satans Reich sind wider einander. Mein Wort zerstöret des Satans Reich, da erhebet sich die Verfolgung und der Haß, und eben das, darum wir gehasset werden, ist unser Trost, nämlich: Gottes Wort und Christus.

VI. Die fünfte Bitte.

Ich heilige mich selbst für sie, auf daß auch sie geheiliget seien. Warum spricht er: Ich heilige mich selbst? Er war selbst der Hohepriester, darum hat er seinen Leib zum Opfer selbst geheiliget in der Wahrheit.

Ebenso: Auf daß sie auch vollkommen seien und liebest sie, gleichwie du mich liebest, ist nichts anderes, denn Vergebung der Sünden. Droben ist gesagt, daß das dritte Stück, so zum Hohenpriesteramt gehöret, opfern sei. Wie nun die Opfer des alten Testaments geheiliget wurden, also hat sich Christus selbst geheiliget zum Opfer für unsre Sünde. Es hat sich aber Christus selbst zum Opfer geheiliget für uns: Erstlich, durch seinen heiligen Gehorsam, Philipp. 2. Zum Andern, durch sein heiliges Gebet, Hebr. 5: Er hat sich Gott mit starkem Geschrei und mit Thränen geopfert. Zum Dritten, durch seine tiefe Demuth, Philipp. 2. Zum Vierten, durch seine hohe Geduld, Jesaia 53: Wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführet wird. Zum Fünften, durch seine Unschuld, als das unbefleckte Lamm Gottes. Das Osterlämmlein mußte unbefleckt sein, 1. Petri 1.

Darum ist nun Christus das allerheiligste Opfer, dadurch Gott und die Welt versöhnet ist, Hebr. 10: Durch Ein Opfer sind vollendet Alle die geheiliget werden, und in diesem Opfer ist alle Vollkommenheit, alle Vollendung der Erlösung, das rechte „Es ist vollbracht“. So ist er uns von Gott gemacht zur Heiligung und Erlösung, 1. Cor. 1. Ephes. 5. 2. Cor. 6: Ihr seid geheiliget, abgewaschen, gerecht gemacht durch den Namen Jesus und durch den Geist unseres Gottes. Er hat sich selbst für uns gegeben und geheiliget. Das ist nun ein großer Trost, daß wir durch Christum geheiliget sind, darum nennet der Herr dies eine Heiligung in der Wahrheit; denn wer durch Christum geheiliget wird, der ist wahrhaftig geheiliget, also, daß es Gott gefället und vor Gott vollkommen herrlich ist; daß ihn auch Gott so liebet, gleichwie er Christum liebet. Dies ist ein tröstlich Wort: Daß du sie liebest, gleichwie du mich liebest. Hier muß nun keine Sünde mehr sein, die Christus heiliget, und die Gott also liebet, wie seinen Sohn selbst. Augustinus sagt: Die Vergebung der Sünden ist nicht ein Ruhm für verdienstliche Werke, sondern eine Arznei für die Krankheit. Um dieser Heiligung und Liebe willen spricht der Herr, daß wir vollkommen seien; wie St. Paulus auch saget Col. 2: Ihr seid vollkommen in ihm, das ist, ihr habt's ganz und gar an Christo, daß ihr nichts weiter suchen dürfet. An ihm mangelt nichts. Wer ihn hat durch den Glauben, der hat einen vollkommenen Schatz, Alles was Gott ist. Der Schatz ist auf einem Haufen, aber unser Gefäß ist zu schwach, denselben zu fassen, 2. Cor. 4. Darum müssen wir wachen und beten, daß wir diesen Schatz nicht verlieren.

VII. Die sechste Bitte.

Ich bitte nicht, daß du sie von der Welt nehmest, verstehe, bis sie ihren Lauf vollendet und andern genug gedienet haben. Wenn ein Mensch, seinen Lauf, Dienst, auch sein Kreuz vollendet hat, so nimmt ihn Gott weg von der Welt; aber seinen Kelch muß er erst rein austrinken. Sondern daß du sie bewahrest vor dem Uebel. Ich bitte nicht allein für sie, sondern auch für die, so durch ihr Wort an mich gläubig werden, ist nichts denn, führe uns nicht in Versuchung. Bewahre uns vor dem Abfall vom Glauben. Die Welt ist voll Bosheit und liegt gar im Argen, darum bittet der Herr, Gott wolle die Seinen vor dem Uebel in der Welt bewahren, sonderlich, daß sie die Weltliebe nicht betrüge, Jacob. 4: Der Welt Freundschaft ist Gottes Feindschaft. Gal. 1: Wenn ich den Menschen noch gefällig wäre, so wäre ich Christi Knecht nicht. Daß aber der Herr spricht, er bittet für Alle, die durch ihr Wort an ihn glauben werden, da hat er uns arme Heiden und die ganze Christenheit mit in sein Gebet geschlossen. Hier ist nun ein großer Trost, daß der Herr spricht: Für Alle, denn bei Gott ist kein Ansehen der Person, Gal. 3: Ihr seid Kinder durch den Glauben, und ist zugleich angeordnet das Mittel, dadurch wir zum Glauben kommen, nämlich das Wort Gottes.

VIII. Die siebente Bitte.

Vater, ich will, daß, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, auf daß sie meine Herrlichkeit sehen. In diesem Spruch ist nun der letzte Wille unsers Herrn Jesu Christi beschrieben. Er bittet als ein Sterbender um eine Bitte, die wolle ihm sein himmlischer Vater nicht versagen. Diesen letzten Willen hat der Herr mit seinem Tode bestätiget, und die Apostel darauf vertröstet: Ich will euch das Reich bescheiden, wie mir der Vater beschieden hat, das ist, ich will euch meiner Herrlichkeit theilhaftig machen. Dieser Spruch ist ein gewaltiger Trost wider den Tod und alle Trübsal dieser Welt; und vertröstet uns der Herr auf dreierlei: 1. Auf den Ort, da er ist. 2. Bei ihm zu sein. 3. Seine Herrlichkeit zu sehen.

Der erste Trost, der Ort, da er ist, ist gegen diese Welt gesetzt. Der andre, bei ihm zu sein, gegen Alles, so wir verlassen müssen. Der dritte, seine Herrlichkeit sehen, ist entgegengesetzt dem großen Jammer und Elend, den wir in dieser Welt gesehen haben, da wir verachtet, geschmähet und verfolget worden sind. Dieser Trost ist besser und beständiger, denn Himmel und Erde; wer ihn fasset, der wird Friede und Freude in aller Trübsal und mitten im Tode davon haben, und wird sich freuen, so oft er daran gedenket.

Beschluß.

Auf daß die Liebe, damit du mich liebest, sei in ihnen, und ich in ihnen, ist ebensoviel, dein ist das Reich, die Kraft und die Herrlichkeit. Gottes Liebe ist's Alles in uns, und Christus will in uns sein neben des Vaters Liebe, und des Vaters Liebe soll so stark in uns sein, gleichwie sie in Christo ist.

Summa, er gönnet uns so viel Liebes und Gutes, als sich selbst. Das ist ein überaus großer Trost; wir haben den Vater mit aller seiner Gnade in uns, Christum mit seiner Liebe, den heiligen Geist mit seinem Troste, denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unser Herz durch den heiligen Geist, Römer 5.

Der Glaube sei unser Schild, das Gebet unsre starke Waffe, das Wort Gottes unser Schwert. Was übrig ist, mag Christus thun!

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