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Psalm 147

Psalm 147

147:1 Lobet den HERRN! denn unsern Gott loben, das ist ein köstlich Ding; solch Lob ist lieblich und schön.
Also loben ist köstlich, loben ist lieblich und schön - ist besser als klagen und trotzen und jammernd den Kopf hängen! Hören wir's recht! Loben ist besser; es kommt mehr beim Loben heraus, als wenn man murrt und verdrossen ist. Lieblich und schön und wahrlich köstlich ist's namentlich bei denen, die man sonst nicht gerade im besten Glück sieht und bei denen man den Eindruck hat, sie hätten viel Ursache, traurig und bekümmert zu sein. Wie ergreifend, sie dennoch loben zu sehen!
Kann man denn immer loben?, so fragt eines. Daß man's doch immer zuerst mit den Verdrossenen zu tun haben muß! Nun, es gibt Dinge, die traurig, betrübt und unglücklich machen, da es Tränen kostet und Herzklopfen, Angst und Beklemmung gibt. Geben wir aber einmal acht, wie oft die Trauernden drunterhinein ein Gottlob! aussprechen in Erwägung oder Wahrnehmung eines Umstandes, der erfreulich ist! Das sollte uns nachdenklich machen, wie immer mitten in die Trübsal etwas hineinfällt zum Loben!
Wenn wir denn also nicht sagen wollen - wie es auch der Spruch nicht so meint -, daß man nie weinen, nie betrübt und bekümmert sein dürfe, so wollen wir doch lernen, die kleinen Zwischendinge, an welchen etwas von Gottes Nahesein zu erkennen ist, besser zu beachten. Das unwillkürliche, halb gedankenlose Gottlob! oder Gott sei Dank!, das uns entschlüpft, muß nicht alles sein; sondern wir müssen uns eben in das hinein versenken, was den Ausruf auspreßt. Das ist immer etwas, an dem wir einen Halt bekommen und uns aufrichten können. Mitunter ist das so viel, daß es, wenn wir's recht erfaßt haben, gerade den Schwerpunkt der Bekümmernis wegnimmt. Wenn es denn so geht, so ist die zufriedene Stimmung schon ein Loben und köstlich, lieblich und schön, erquicklich für alle, die es sehen und hören, wenn sie etwa daherkommen, um Teilnahme zu bezeigen. Wie kann man da so gesegnet beieinandersitzen! Aber welch ein Herzweh kann man bekommen, wenn man jemand rein gar nichts als klagen und jammern und sich trostlos gebärden sieht - selbst wenn offenbar ist, daß Ursachen da wären, den Schmerz zu mäßigen! Da ist's nicht köstlich, sondern armselig; da ist's nicht lieblich und schön, sondern peinigend und häßlich!
Aber sehen wir von der Frage der Verdrossenen ab und denken wir bei dem Spruch nicht gerade an die Traurigen und Unglücklichen: ob die auch noch loben könnten! Laß ihnen das Weinen! Aber du, wenn dir's gut geht und du Ursache hast, fröhlich zu sein, du, dem Gott eine Gnade, eine Hilfe und Errettung oder auch Glück und Segen hat zukommen lassen: wie, mein Lieber, was tust denn du? Nicht wahr, gar oft lässest du's eben so hingehen, wie wenn sich's so von selbst verstünde oder gar, wie wenn's des lieben Gottes Schuldigkeit wäre, daß Er dir's wohl gehen lasse! Wo man diese kühle und undankbare Art sieht, da ist's auch nicht köstlich und nicht lieblich und nicht schön! Tut sich gar dabei an dir noch ein herrischer und harter Sinn gegen andre kund, so möchte man von dir weglaufen und ob dir seufzen! Lerne doch, du Menschenkind, nur wenigstens Gott loben, wo Gott an dir handgreiflich zu loben ist!
Wer's tun kann, wer's vor jedermann unumwunden aussprechen kann mit freudiger Herzensbewegung, wie sehr er Gott lobe und Ihm danke für alles Gute, das Er gibt und erfahren läßt - wer so seinen gnädigen und gütigen Gott gleichsam jedermann repräsentiert und vor Augen stellt: der tut vielen wohl. Wer's hört, muß sagen: „Es ist doch köstlich, wie der oder die so dankbar ist, es ist lieblich und schön, es erquickt durch und durch, daß man sein eigen Kreuz darob vergißt und sich mitfreuen muß!“ Kommt's denn noch zu gemeinschaftlichen Lobgesängen, so singen alle gerne mit aus Herzensgrund. Und wie köstlich, wie schön und lieblich ist dann solch Loben! (Christoph Blumhardt)

147:2 Der HERR baut Jerusalem und bringt zusammen die Verjagten Israels.1)

147:3 Er heilt, die zerbrochnes Herzens sind, und verbindet ihre Schmerzen.

147:4 Er zählt die Sterne und nennt sie alle mit Namen.

147:5 Der HERR ist groß und von großer Kraft; und ist unbegreiflich, wie er regiert.

147:6 Der Herr richtet auf die Elenden und stößt die Gottlosen zu Boden.

147:7 Singet umeinander dem HERRN mit Dank und lobet unsern Gott mit Harfen,

147:8 der den Himmel mit Wolken verdeckt und gibt Regen auf Erden; der Gras auf Bergen wachsen läßt;
Als David den Gottesdienst, wie er in der Stiftshütte und hernach in dem Tempel getrieben werden sollte, einrichtete, so verordnete er drei Propheten, nämlich Assaph, Heman und Jeduthun, als Vorsteher derjenigen, welche Psalmen singen und auf Instrumenten dabei spielen mußten. Die musikalischen Sänger waren in 24 Haufen eingetheilt, und zu jedem derselben waren Zwölf gerechnet, welche eine Woche lang ihren Dienst in der Stiftshütte und hernach im Tempel verrichten mußten, da dann nach 24 Wochen die Reihe wieder an die Ersten kam. Alle waren Leviten, und einige derselben Kinder oder Nachkommen des Korah, der sich in der Wüste wider Mose und Aaron empört hat, s. 1 Chron. 26. Auf diesen musikalischen Gottesdienst wird gezielt, so oft in den Psalmen der Harfen, Psalter, Cymbeln und Posaunen Meldung geschieht. Bei einigen Psalmen wird in der Ueberschrift das Instrument namhaft gemacht, auf welchem man bei Absingung derselben musiziren sollte. Bei dem Anbruch des neuen Testaments hat Christus nichts dergleichen angeordnet, wiewohl doch Kol. 3,6. der Psalmen und Lobgesänge und der geistlichen lieblichen Lieder Meldung geschieht. Von den Engeln wird nie gesagt, daß sie singen; doch werden ihnen Trompeten zugeschrieben. Hingegen hatten die 24 Aeltesten im Himmel, als Johannes sie sah, Harfen, und sangen ein neues Lied, Off. 5,8.9. Auch hörte Johannes Kap. 14,2.3. eine große Stimme als der Harfenspieler, die auf ihren Harfen spielten, und ein neues Lied vor dem Throne Gottes sagen. Andere standen am gläsernen Meer im Himmel, und hatten Gottes Harfen und sangen das Lied Mosis, des Knechtes Gottes, und das Lied des Lammes, Offenb. 15,2.3. Wer zu diesen Schaaren kommen soll, hat nicht nöthig, das Singen und Musiziren auf Erden kunstmäßig zu lernen, denn der Heilige Geist wird eine vom Leib entkleidete Seele, wenn alle Unordnung in ihr aufgehoben ist, gar bald tüchtig machen, bei dem himmlischen Singen und Musiziren mit anzustehen. Indessen sollen wir schon auf Erden dem HErrn singen und danken, und, wenn es sein kann, unsere Seele durch geziemende musikalische Töne dabei aufmuntern lassen. Er thut uns täglich viel Gutes. Er bedeckt unter Anderem den Himmel mit Wolken, und läßt regnen auf Erden, damit das Gras für das Vieh und die Frucht für die Menschen wachsen könne. Den Werth dieser Wohlthat erkennt man nie besser, als wenn eine Dürre, welche einen Mißwachs verursacht hat, vorhergegangen ist. Viel kostbarer ist der Gnadenregen, dessen Ps. 68,10. Meldung geschieht; denn nachdem David V. 8.9. gesagt hatte: Gott, da Du vor Deinem Volk herzogest, da Du einhergingest in der Wüste, Sela, da betete die Erde, und die Himmel troffen vor diesem Gott in Sinai (als dass Gesetz da gegeben wurde), vor dem Gott, der Israels Gott ist. Weiter fährt David fort: Nun aber (da die Zeit des neuen Testamentes gekommen ist) gibst Du, Gott, einen Gnadenregen, und Dein Erbe, das dürr ist, erquickest Du. Was dieser Gnadenregen sei, wird Jes. 44,3. angezeigt. Gott lasse denselben auch auf mich und die Meinigen reichlich fallen, und uns, die wir ein dürres Erdreich sind, dadurch erquickt und fruchtbar werden.(Magnus Friedrich Roos)

147:9 der dem Vieh sein Futter gibt, den jungen Raben, die ihn anrufen.

147:10 Er hat nicht Lust an der Stärke des Rosses noch Gefallen an eines Mannes Schenkeln.

147:11 Der HERR hat Gefallen an denen, die ihn fürchten, die auf seine Güte hoffen.

147:12 Preise, Jerusalem, den HERRN; lobe Zion, deinen Gott!

147:13 Denn er macht fest die Riegel deiner Tore und segnet deine Kinder drinnen.

147:14 Er schafft deinen Grenzen Frieden und sättigt dich mit dem besten Weizen.

147:15 Er sendet seine Rede auf Erden; sein Wort läuft schnell.

147:16 Er gibt Schnee wie Wolle, er streut Reif wie Asche.

147:17 Er wirft seine Schloßen wie Bissen; wer kann bleiben vor seinem Frost?
Ein eisiger Hauch durchziehet die Luft und bringt Erstarrung Im die ganze Natur. Der Sturm brauset über das öde Land hin. Still liegen die Felder da unter dem Grabtuche des Schnees. Traurig stehen die entlaubten Bäume mit ihren kahlen, starren Aesten. Die Lieder der Vögel sind längst verstummt und die Blumen verwelkt. Die Quelle ist zugefroren und der Schooß der Erde verschlossen. Kein Hälmchen grünt und alles Lebendige sucht Schutz vor dem Frost. Auch die Erde verkündigt uns den Herrn, denn sie ist des Herrn Werk und der Schauplatz seiner Gnade und Herrlichkeit. In ihrem Frühlingsschmuck ruft sie uns zu: „Alles Fleisch ist Gras und alle Herrlichkeit des Menschen ist wie des Grases Blume.“ In der Gluthzeit des Sommers mahnt sie uns: „Ihr Lieben, lasset euch die Hitze, so euch begegnet, nicht befremden.“ In dem Erntesegen des Herbstes predigt sie uns: „Was der Mensch säet, das wird er ernten.“ Sollte nun der ernste, strenge Winter nicht auch ein Wort der Mahnung an unsere Herzen haben? Ja, er predigt vor Allem: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater im Himmel barmherzig ist!“ Der Winter ist für Viele eine harte Zeit, eine Zeit des Mangel. Er mehret die irdischen Bedürfnisse, vergrößert die häusliche Noth, verdoppelt den Jammer der Armuth. Da gilt es, einander beizustehen, einander beizustehen nach Vermögen. Da können wir manche Thräne trocknen, manchen Seufzer stillen, manche Noch lindern. Da heißt es: „Brich dem Hungrigen dein Brod, und die, so im Elend sind, führe in's Haus; so du Einen nackend siehest, so kleide ihn, und entzeuch dich nicht von deinem Fleisch.“ Daran will ja der Herr erkennen, daß wir seine Jünger sind, so wir Liebe unter einander haben. In den armen und nothleidenden Brüdern streckt er uns die Hände entgegen, daß wir sie ihm füllen sollen. In jedem hungrigen und durstigen Gaste steht Der vor unserer Thür, der, auch den Bissen Brodes und den Trunk Wassers nicht will unvergolten lassen. Wer sich des Armen erbarmet, der leihet dem Herrn; der wird ihm wieder Gutes vergelten. Wie klein auch die Gabe sei, welche dem täglichen Bedarf abgespart und der Armuth dargereicht wird, wenn sie mit freundlichem Herzen und aus Liebe zum Herrn gegeben wird, so thut sie wohl und bringet Segen.
So will ich denn in diesen harten Tagen des Winters als ein fröhlicher Geber in die Hütten der Armen gehen, die Kranken und Nothleidenden aufsuchen und im Wohlthun meine Freude finden. Der Herr stellt uns als seine Engel an den Weg des Lebens, auf daß wir uns der Unglücklichen, die vorübergehen, annehmen und sie in die sichere Herberge bringen. Dazu laß auch mich, o Herr, immer fertig und bereit sein. Amen.(Christian Wilhelm Spieker)

147:18 Er spricht, so zerschmilzt es; er läßt seinen Wind wehen, so taut es auf.

147:19 Er zeigt Jakob sein Wort, Israel seine Sitten und Rechte.

147:20 So tut er keinen Heiden, noch läßt er sie wissen seine Rechte. Halleluja!
Die vier letzten Psalme im Psalmbuch bilden ein Ganzes, sie fangen alle an und schließen mit Hallelujah, sie bewegen sich nur in einem freudigen Tone, ohne Hintergrund der Wehmuth, sie verbinden alle das Lob Gottes aus der Natur mit dem Preise seiner Gnade gegen sein Volk, sie beziehen sich alle auf ein großes Israel widerfahrnes Heil. Das Volk ist damals aus der Zerstreuung gesammelt V. 2., Jerusalem wieder erbauet, befestigt und gegen alle feindliche Anläufe gesichert V. 13. 14. Es ist also ein Tempelpsalm, bald nachdem Israel aus der babylonischen Gefangenschaft zurückgekehrt war und Jerusalem sich von neuem aus dem Staube erhoben hatte. Feurig und lieblich lobsingt er V. 1-6 Gottes Gnade, die an dem gebeugten Israel und seinen demüthigen Verehrern sich als die Gnade des Allmächtigen offenbart, rühmt darauf V. 7-11 Gottes väterliche Güte auch gegen die verlassensten seiner Geschöpfe und wie Ihm gerade die Geringen unter den Menschen lieb sind, endlich tröstet er V. 12-20 das neu auferstehende Jerusalem mit dieses Gottes Beistand und erquickt sich an dem Gedanken, daß eben dieser allmächtige König sich [b]dieses[/b] Volkes angenommen habe vor allen Völkern der Erde. – Nicht umsonst hat uns der h. Geist die Fürsorge und Regierung Gottes so oft vorhalten lassen, wie hier an den Sternen, Himmel, Wolken, Regen, Bergen, Vieh, Vögel, Schnee, Thau geschieht: wir sollen aus dem Allen den kräftigen Schluß machen, daß wir vielmehr Seiner allmächtigen, allweisen und getreuen Fürsorge und Regierung uns zu versehen haben. Mehr noch als Er die Sterne zählt und mit Namen nennt, zählt Er seiner Kinder Gedanken, Worte und Werke, ihren Eingang und Ausgang, ihre Seufzer und Thränen. Wie Er den Himmel mit Wolken bedeckt, so bedeckt Er auch zuweilen ihr Herz mit finstern Wolken des Kreuzes und der Traurigkeit, läßt aber doch das schmachtende Herz nicht ohne Erquickung. Wie Er für das Vieh und die Raben sorgt, so sorgt Er noch vielmehr für uns, die Er zum ewigen Leben berufen und erlöset hat. Wie Er durch einen warmen Wind Frost und Kälte ändert, so ändert Er auch gar leicht unser trostloses und kaltsinniges Herz durch seinen heiligen Geist, wärmt und erquickt es. Ach ja, stehe auf, Nordwind, und komm, Südwind, und wehe auch durch meinen Herzensgarten, daß seine Würze triefen. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

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