Magnus, Albertus - Das Anhangen an Gott - Das 13. Capitel.

Beschaffenheit und Nutz des Gebethes, wie man das Herz innerlich soll gesammlet halten.

Wir sind ja zu allem Guten ganz untüchtig, auch können wir Gott nichts geben, welches er selber nicht in uns würken muß und will. So lehret uns der Herr selber, wie wir in allem Anliegen wahre Zuflucht zum Gebeth nehmen sollen, als Arme, Kranke, Bettler und Kinder, damit wir auf uns selbsten ein Mißtrauen setzen, hingegen mit demüthiger Liebes-Furcht, mit brünstiger, einfältiger, aufrichtiger Liebe und völliger Zuversicht anbefehlen. Diese Herzlichkeit mit Gott soll immer mehr zunehmen, wie jener Alt-Vater gerathen: Alsdann werden wir eins mit Gott sein, und Gott wird wieder mit uns alles in allem seyn, wann seine völlige Liebe, mit welcher er uns anfänglich geliebet hat, wird in unser Herzens Herz ganz eingegossen seyn. Dieses wird dann geschehen, wenn alle unsere Liebe, Begierde, Fleiß, Arbeit, alle Gedanken, Reden, Hoffen, Würken, ganz Gott seyn werden. So wird die Einigkeit, die der Vater mit dem Sohn hat, und der Sohn dem Vater, in unser Herz ganz wieder eingegossen, daß, wie er uns mit unauslöschlicher Liebe umfahet, wir auch ihm mit stetigem Liebes-Anhangen uns verbinden; und so, was wir hoffen, verstehen, begehren, würken, leiden, nichts als Gott sey. Dieses soll die stete Arbeit des Geistes seyn, daß er also ein Bild künftiger Seligkeit in dieser sterblichen Hütte trage, und gleichsam das Pfand der himmlischen Seligkeit und Herrlichkeit vor zu kosten anfange. Diß, sage ich, ist das Ziel der ganzen Vollkommenheit, daß das von allem fleischlichen und weltlichen Wandel und Wesen entfremdete Gemüth täglich mehr und mehr zu himmlischen Sachen erhoben, und der ganze Wandel, auch aller Herzens-Wille zu einem unaufhörlichen Gebeth und Gespräch mit Gott gemacht werde. Denn es kann nicht anders seyn, wenn das Herz von allem irdischen Wust zu Gott immer mehr ankert, daß es immer in seufzenden Stöhnen bleibt, und ihm der geringste Absonderungs-Augenblick von dem höchsten Guth wie der gegenwärtige Tod und schädlichste Untergang scheint und scheinen soll. Es wird also das Herz immer mit steiffen Wiederkehren und Anhangen an Gott des Apostels Rath erfüllen: Betet ohne Unterlaß an allen Orten. Hebet reine Hände auf ohne Zorn. In solcher Reinigkeit, Aufrichtigkeit des Herzens, was ein Christ thut, der vom Irdischen zum Himmlischen gezogen ist, wird ein stetes Gebeth seyn. Wer nun dieses unverbrüchlich beobachtet, dem wird das innere Vereinigungs-, Sammlungs- und Zukehr-Geschäfte so leicht und gering seyn nach allen Kräften und Früchten der himmlischen Beschaulichkeit und Genuß, als in der Natur zu leben.

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