Christlieb, Theodor - Der Segen des Herrn - III. „Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden!“

Christlieb, Theodor - Der Segen des Herrn - III. „Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden!“

4 Mos. 6, 26.

Du Atem aus der ew‘gen Stille,
Durchwehe sanft der Seele Grund,
Für mich mit aller Gottesfülle;
Und da, wo Sünd‘ und Greuel stund,
Lass Glauben, Lieb' und Ehrfurcht grünen,
In Geist und Wahrheit Gott zu dienen.
Ich kann nicht selbst der Sünde steuern,
Das ist dein Werk, du Quell des Lichts!
Du musst von Grund auf mich erneuern,
Sonst hilft mein eignes Trachten nichts.
O Geist, sei meines Geistes Leben:
Ich kann mir selbst kein Gutes geben!

So bitten wir heute mit dem edlen, zarten, innigen Tersteegen, da wir noch den Schluss und die Krone des göttlichen Segens zu betrachten haben, und merken hierbei schon, dass wir uns zum Schluss nun auch unter die heiligenden Einflüsse des Geistes Gottes zu stellen haben. - Wenn der Name des Herrn uns aufgelegt worden ist als Quelle des Segens und der Behütung und sodann als Quelle des Lichts und der Gnade, so könnte man vielleicht meinen, das sei alles, dessen unsre Seele bedarf. Aber im zweiten Segensteil soll dir das Licht des göttlichen Antlitzes zunächst nur aufgehen in der Finsternis, um über dir zu leuchten; du siehst es mehr nur über dir und vor dir als Quelle der Gnade. Das ist noch nicht genug; es muss von Gott auch auf dich erhoben und in dich hinein getragen werden, es muss dich durchdringen und erfüllen, damit dein Herz es als sein innerstes Eigentum ergreifen und sich durch seinen Besitz des Heils wirklich teilhaftig machen kann. Und das soll geschehen in diesem dritten und letzten Teil, den ich darum die Krone des göttlichen Segens nennen möchte, in der Auflegung des Namens Gottes als Quell und Kraft des heiligen Geistes, dessen Amt und Geschäft das Hineinleiten des durch Christum erworbenen Heils in die einzelne Seele, die Heilszueignung und Heiligung ist. Will Gott dich völlig zu seinem Kind machen, so darf Er, von dem geschrieben steht: „der Herr wird seinem Volk Kraft geben, der Herr wird sein Volk segnen mit Frieden“ (Ps. 29,11), nicht ruhen, bis dass Er seinen Namen auf dich gelegt hat auch als Kraft und Quelle der innersten Durchdringung und Erfüllung deines Herzens mit Licht und Gnade, als Band der innigsten Gemeinschaft mit Ihm, als Kraft des Friedens, als heiligen Geist. Der sein Angesicht über dir leuchten lassen und dir gnädig sein soll, der muss, damit du ganz sein Eigentum wirst und bleibst, die Strahlen seines Antlitzes als heilige und heiligende Kraft auf dich hin und in dich hinein fließen lassen, muss dich erfüllen mit heiliger Begier und göttlicher Kraft zur Aneignung des Heils, und dir in dieser Aneignung den fröhlichen Genuss, die selige Wirkung der Gnade geben, den Frieden.

Wohl haben wir schon bei der Betrachtung des zweiten Teils gefunden, dass das göttliche Antlitz nicht nur über uns aufleuchten, sondern auch in uns hineinscheinen, dass es nicht bloß eine Wirkung über und vor uns, sondern auch in uns haben, und dass unsere Seele bei den Worten: Er sei dir gnädig! der Gnade wirklich teilhaftig werden soll. Allein diese Wirkung dürfen wir dem Segen des Lichtes der Welt eben nur beilegen, weil der Segen des heiligen Geistes nicht davon zu trennen ist, weil jener mit Notwendigkeit sich in diesem fortsetzen und vollenden muss. Wir sehen hier wiederum, wie wunderbar tief und fest Gott die drei Glieder der Segenskette verbunden und in einander verschlungen hat, dass sie uns, entsprechend seinem dreieinigen Wesen, bei aller Mannigfaltigkeit doch stets wieder als unzertrennliche Einheit erscheinen müssen. Der Vater segnet und behütet; will Er aber einer Seele nicht den köstlichsten Teil seines Segens und Schutzes vorenthalten, so muss Er ihr in Christo sein Antlitz leuchten lassen und muss sie vor dem ewigen Verderben behüten, d. h. ihr gnädig sein. Und soll das Leuchten seines Antlitzes an der Seele nicht verloren sein, so muss Er sie mit dem Licht desselben innerlich erfüllen, ihr Kraft zur Aneignung des Heils geben, d. h. sein Angesicht auf sie erheben und in sie hineintragen. Will Er die Seele fest versichern, dass Er ihr gnädig ist, so muss Er es sie fühlen lassen in dem Zeugnis seines heiligen Geistes, d. h. Er muss ihr Frieden geben. So fest hängt hier Alles zusammen, so notwendig folgt Eines aus dem Andern. Und darum entfalten erst die drei Sprüche zusammen in stufenweise sich steigernder Kraft den ganzen Segensinhalt.

Und denken wir daran, dass der Friede Gottes nicht nur der reichste Segen, sondern auch die mächtigste Kraft unserer Behütung ist, dass nicht so sehr unser Herz den Frieden, als vielmehr der Friede Gottes unser Herz und unsre Sinne bewahren kann in Christo Jesu (Phil. 4,7), so sehen wir in eine neue, wunderbare Tiefe der Segensworte hinein, nämlich dass entsprechend dem anfangs- und endlosen göttlichen Wesen auch der Schluss der Segensworte ringförmig zurückläuft auf den Anfang, wieder in ihn übergeht und ihn hervorbringt; dass, wie der Segen und die Behütung des Schöpfers sich von selbst weiter entfaltet in die Erleuchtung und Begnadigung durch den Erlöser, und diese wieder als innere Frucht aus sich hervortreibt die Heilszueignung und Befriedigung durch den Geist, so dann auch der Friede Gottes nicht bloß die notwendige Frucht aus dem ursprünglichen Keime, der letzte, vollkommenste Ausdruck des Anfangs, sondern zugleich wieder die Quelle desselben ist, dass er wieder Segen und Behütung aus sich hervortreibt, so dass wir in allen Teilen nur den Einen, sich aus sich selbst hervortreibenden, wieder in sich zurückfließenden und so sich stets von Neuem hervorbringenden Strom des Segens und der Behütung haben. Denn für Gefallene, wie sie dort schon Aaron zur Segnung vor sich hatte, gibt es keinen wahren Segen und keine wirkliche, dauernde Behütung mehr. ohne Gnade, ohne Frieden mit Gott und in Gott.

Lasst uns denn auf diesem endlos quellenden Strom der Gnade noch eine Strecke weiter fahren mit dem Schifflein unserer Andacht! Hinab zur Erde hat sich dein Blick gesenkt bei dem ersten Segensspruch, hinab und hinaus auf den Schauplatz deines Lebens, wo du des göttlichen Segens und Schutzes so sehr bedürftig bist; hinauf gen Himmel richtete er sich bei dem zweiten, damit du das Angesicht Gottes über dir leuchten sehest als ein Licht in deiner Finsternis. Nun aber soll dein Auge zurück von Erde und Himmel und hinein schauen in dein eigen Herz; denn dort hinein will jetzt das Angesicht Gottes dringen, und in dieser Stätte der ewigen Unruhe, der Sorge, der Furcht, des Unfriedens aufgehen als heilige Friedenskraft. Hast du vorher erkennen müssen, dass du dich nicht selbst segnen und behüten kannst, sondern nur der Vater, dass du nicht in dir selbst Licht und Gnade finden kannst, sondern nur im Sohne, so sollst du nun auch erkennen, dass du aus dir selbst nicht einmal die Kraft zur Aneignung des vor dir liegenden Heils schöpfen, dass du nicht aus eigener Macht dich Gott hingeben und aus dem Unfrieden der Sünde und der Welt herauskommen kannst, sondern dass auch hierzu Gott und zwar als Geist sich auf dich erheben, in dein Herz eindringen und darin Frieden schaffen muss.

So mögen denn besonders diejenigen, welche zwar zur Erkenntnis des Heilsweges gekommen sind, denen es aber an der völligen persönlichen Ergreifung und Aneignung des Heils seither immer noch gefehlt hat, diejenigen, über welche Gott wohl sein Angesicht je und je leuchten lassen, auf die Er es aber noch nicht erheben, in die Er sein Licht noch nicht recht hineintragen konnte, weil ihr Herz noch zu verschlossen blieb, diejenigen, die vielleicht Alles zu haben glauben, denen aber der Herr sagen muss: „Eines fehlt dir“ (Mark. 10,21), Eines und damit Alles - der Friede Gottes, mögen sie besonders dieses Eine mit Gottes Hilfe zu gewinnen suchen, wenn wir nun unsere Andacht lenken zu der Frage, wie Gott sein Antlitz auf uns und in uns erhebt, oder zur Auflegung des Namens Gottes auf die Gemeinde als Kraft der Heilsaneignung und Quelle des Friedens. Dabei betrachten wir wieder ihre doppelte Wirkung:

  1. unsere innere Durchdringung mit Kraft zu völliger Heilsergreifung;
  2. unsre Befriedigung.

Geist des Lichtes! Mehr in mir
Meinen Glauben für und für,
Der mich Christo einverleibt
Und durch Liebe Früchte treibt.
Geist der Liebe, Kraft und Zucht!
Wann mich Welt und Fleisch versucht,
dann unterstütze mich,
Dass ich ringe; rette mich!
Geist der Heiligung! verklär
Jesum in mir mehr und mehr;
Und erquicke innerlich
Durch den Frieden Gottes mich! Amen.

1) „Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich!“

Dass die erste Wirkung hiervon unsere innere Durchdringung von dem Licht des göttlichen Antlitzes, die Erfüllung unseres Herzens mit heiliger Kraft von oben zur Heilsaneignung und Heiligung ist, darauf weisen uns die Worte „erheben“ und „auf“ dich. „Das Angesicht erheben auf Jemand hin“ d. h. die Augen auf ihn richten, wird im alten Testament öfters von einem besonders nachdrücklichen, innigen und ernsten Anschauen gebraucht, sowohl von Menschen, von dem Blick der Liebe und Sehnsucht, der Hoffnung und des Vertrauens, auch des Unwillens und Zorns (vergl. z. B. 1 Mos. 39,7; Ps. 121,1; 123,1; Hiob 22,26; 2 Sam. 2,22; 2 Kön. 9,32 u. A.), wie von Gott. So will dieser Ausdruck auch in unsern Textesworten zunächst nur besagen: Der Herr schaue dich an! - Das Anschauen Gottes hat aber immer eine gewaltige Wirkung auf den angeschauten Gegenstand, daher ist mit der Erhebung des göttlichen Angesichts auf die Gemeinde eine mächtige persönliche Einwirkung auf die einzelnen Seelen verbunden, bald zum Schrecken und Gericht, bald zu helfender Fürsorge und zum Segen, je nachdem sein Blick ein Blick des Zornes oder der erbarmenden Liebe ist!

Als Pharao den Kindern Israel nachjagte in das rote Meer, heißt es: „da die Morgenwache kam, schaute der Herr auf der Ägypter Heer aus der Feuersäule und Wolke.“ Welch ein furchtbarer Zornesblick muss das gewesen sein, gerichtet auf die, die dem Arm Gottes so lange widerstrebt hatten und nun reif waren zum Untergang! Ein banges Gefühl bemächtigt sich der Ägypter, da die Feuersäule so unheimliche Strahlen auf sie wirft; sie ahnen mit Entsetzen: die flammenden Augen des lebendigen Gottes sind auf uns gerichtet und haben uns erfunden als solche, die wider Gott streiten wollen (Apg. 5,39); sie fühlen, wie schrecklich es ist, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen (Hebr. 10,31); sie spüren schon die gewaltige Hand des Herrn sie erfassen, der da ist der rechte Kriegsmann (2 Mos. 15,3), „lasset uns fliehen von Israel, rufen sie, der Herr streitet für sie wider uns“; sie geraten in Verwirrung und stürzen zu Boden, noch ehe Moses seine Hand ausreckt über das Meer, und die Wasser über sie herfallen. - Da sieh eine furchtbare Wirkung des göttlichen Anschauens! Er schaute auf sie, und durch den bloßen Blick machte Er einen Schrecken in ihrem Heer und stieß die Räder von ihren Wagen, „stürzte sie mit Ungestüm“ (2 Mos. 14,24-25). Der Herr, von dem der Psalmist sagt: „Er schauet die Erde an, so bebet sie“ (Ps. 104,32), der ein verzehrend Feuer und ein eifriger Gott ist“ (5 Mos. 4,24), braucht seine Feinde nur anzuschauen, so stürzen sie zu Boden. Etwas von dieser göttlichen Kraft und Hoheit hat auch einmal unsrem Herrn Jesu aus den Augen geblitzt, da Er bei seiner Gefangennehmung jener Schar, die mit dem Verräter Ihn suchte, furchtlos entgegentrat mit den Worten: Ich bin es! und sie zurückwichen und zu Boden fielen (Joh. 18,6). - Und wie dort auf die Ägypter, so hat Gott auch auf sein erwähltes Volk den Zornesblick seiner vergeltenden Gerechtigkeit richten müssen. Dem letzten König zu Jerusalem lässt Er durch Jeremia sagen: „Ich habe mein Angesicht über diese Stadt gerichtet zum Unglück und zu keinem Guten“ (Jer. 21,10; 44,11; vergl. Amos 9,4), und kurz darauf brach Nebukadnezar in die Stadt und verbrannte sie. Durch das Erheben seines Antlitzes auf sie hatte sie Gott dem Untergang geweiht; seitdem der Feuerblick seines Zorns auf sie gefallen war, ward sie reif für das Feuer des Gerichts. Wie ernst lautet es darum für die Gemeinde zu Thyatira, in der gräuliche Schwärmereien zum Ausbruch gekommen waren und die Knechte des Herrn verführt wurden, wenn der erhöhte Gottessohn, der dieser Verführung zusah, so etwa wie ein Löwe grimmig zusieht, wenn Einer seine Jungen raubt, sich ihr entbietet als der, der Augen hat wie Feuerflammen (Off. 2,18)! Mit diesem allesdurchdringenden und aufdeckenden Zornesblick war Verführern und Verführten bereits die Art an die Wurzel gelegt; der Herr muss ihnen sagen, dass ihr Gericht schon vor der Tür stehe (V. 22 u. ff.). Siehe da, was es auf sich haben kann mit dem Anschauen Gottes, welch eine ernste Sache es unter Umständen ist um die Erhebung des göttlichen Angesichts auf Jemand!

Aber so groß die Kraft seines Zornesblickes, so herrlich ist auch die Wirkung seines Segensblickes. Und der ist ja an unserer Stelle gemeint. Sein Anschauen bringt bald Verderben und Tod, bald Heil und Leben. Anders muss Er den Gottlosen in seinem Trotz, anders den Gerechten bei seinem Flehen in der Not ansehen. Wenn diese „schreien, so höret der Herr, und errettet sie aus aller ihrer Not“. Denn die Augen des Herrn sehen auf die Gerechten und seine Ohren auf ihr Schreien; das Antlitz aber des Herrn stehet über die, so Böses tun, dass Er ihr Gedächtnis ausrotte von der Erde“ (Ps. 34,16-18; 1 Petr. 3,12; Ps. 33,18-19). Bei jenen hat also sein Anschauen eine fürsorgliche, aus aller Not errettende Wirkung auf den Menschen, ja es ist diese erbarmende Hilfe selbst. Daher fleht David, die Worte des zweiten und dritten Segens gleichsam in Ein Gebetswort verschmelzend: „Herr, erhebe über uns das Licht Deines Antlitzes“ (Ps. 4,7), so dass wir es als tröstliches, Rettung und Sieg verheißendes Banner über uns haben, wie die Sonne am Himmel! Darum flehen überhaupt die Leidenden so oft, Gott möge ihr Elend ansehen. „Herr Zebaoth, wirst du deiner Magd Elend ansehen“, seufzt eine Hanna (1 Sam. 1,11); „Herr, sei mir gnädig, siehe an mein Elend“, beten David (Ps. 9,14; 31,8) und Jeremia (Klagl. 1,9). Wie Gott das Elend seines Volkes ansieht, muss Er auch herniederfahren, dass Er sie errette von der Ägypter Hand (2 Mos. 3,7-8). Da Er auf das Gebet des Königs Joahas den Jammer Israels ansah, wie sie der König zu Syrien drängte, da musste Er auch Israel einen Heiland geben, der sie aus der Gewalt der Syrer führte (2 Kön. 13,4-5). Und so braucht Er, um seine Gnade und Hilfe auszudrücken, nur zu verheißen Jes. 66,2: „Ich sehe an den Elenden und der zerbrochenen Geistes ist“, weil dem Elenden durch das bloße Anschauen Gottes bereits ein stärkender Lichtstrahl ins Herz fällt, und Hilfe, Trost und Frieden zu Teil wird.

So hat es also auch eine gewaltige Wirkung, wenn der Herr sein Angesicht zum Segen erhebt auf eine Seele. Da geht eine Kraft aus von seinem Blick, da fängt Er an, über und in dem Menschen zu arbeiten; da will Er ihn durchdringen mit neuer Lichts- und Lebens-, Gnaden- und Trostkraft. Ja da will Er, wie wir jetzt im Licht neutestamentlicher Heilserfüllung noch tiefer erkennen, dem Menschen nicht bloß aus dieser und jener äußeren, sondern aus aller, auch aller inneren Not helfen, will die Ursache alles Übels und Elends, die Sünde selbst in ihm tilgen, ihre Kraft brechen, das Herz von Grund auf erneuern zu einem Leben und Wandel im Licht heiliger Gottesgemeinschaft und seligen Gottesfriedens, wenn es anders seiner Wirkung sich nicht verschließt und Ihm Widerstand leistet. Und eben diese Arbeit ist das besondere Werk und Amt des Geistes Gottes. Daher sollen wir in diesem letzten Teil des Segens hauptsächlich durch Ihn gesegnet werden. Es ist die persönliche Einwirkung, ja das freilich stets nach unsrem Verhalten sich richtende Eindringen Gottes in seinem Geist auf die einzelne Seele, unsre innere Durchdringung und Erfüllung mit göttlicher Kraft, um was es sich handelt bei der Erhebung des göttlichen Antlitzes auf sie. Und dies ist mit eingeschlossen in den Worten: „erheben“ und „auf“ dich (d. h. zugleich: in dich hinein). Der hebräische Ausdruck für erheben bedeutet eigentlich: tragen; indem Gott sein Angesicht auf dich erheben soll, soll Er es auf dich zu, ja in dich hineintragen, um da Frieden zu pflanzen. Der Name Gottes, der im ersten Teil des Segens mehr nur als eine schützende Decke auf dich gelegt wurde, soll jetzt nicht mehr bloß auf dich hingeleitet und gebreitet werden, sondern Gott soll ihn in dein Innerstes hineintragen, und wird er dahin gebracht, so muss Er gleich anfangen, als heilige Kraft an deiner Seele zu arbeiten.

Nun denn, du so oft Gesegneter, wenn die Worte: der Herr hebe sein Angesicht auf dich! nicht bloß heißen: der Herr schaue sich an, dich persönlich, sondern auch: Er trage die Lichtkraft seines heiligen Antlitzes auf dich zu und in dich hinein, und arbeite an deiner Seele mit der Kraft seines Geistes, sollte dich nicht ein heiliger Schauer befallen bei dem Gedanken: der heilige, allwissende Gott schaut mich an, unter den Millionen seiner Geschöpfe suchen jetzt seine Flammenaugen auch mich! Da stehe ich, bloß und entdeckt mit allen meinen Sünden, in meiner ganzen Schande und Unreinigkeit vor dem, der da spricht: „Ihr sollt heilig sein, denn Ich bin heilig“ (3 Mos. 19,2)! Und jetzt trägt Er gar sein Antlitz auf mich zu, ja in mich hinein - ich kann Ihm nicht entgehen, ich muss Ihm Stand halten! Weh mir, jetzt dringt sein Auge von Kammer zu Kammer in meinem Herzen und beleuchtet Winkel für Winkel mit heiligem Strahl, da liegen sie, alle die verborgenen Gräuel meines Wesens und Lebens, weh mir - blickt Er mich nicht zum Gericht an, um mich mit seinen Blick dem Verderben zu weihen, wie einst die Ägypter und Jerusalem? Und nun nimmt Er mich vollends in seine Hand, seine Kräfte setzen sich in Bewegung, sein Geist legt seine aufwärts ziehenden Hebel an und arbeitet an meiner Seele, weh mir, was kann ich tun, ich elender, ohnmächtiger Wurm in der Hand des lebendigen Gottes, dass Er mich nicht unter der Arbeit zerbreche und wegwerfe wie einen schmutzigen Scherben?

Liebe Seele, weißt du, was der Herr nicht zerbricht unter der Arbeit seines Geistes? „Das zerstoßene Rohr wird Er nicht zerbrechen und das glimmende Docht wird Er nicht auslöschen“ (Matth. 12,20); Er will gnädig „ansehen den Elenden, der zerbrochenen Geistes ist“ (Jes. 66,2). So zerbrich du selber dein Herz, lass es zerbrechen und zerschmelzen beim Gedanken an deine Unwürdigkeit, und empfange den auf dich eindringenden Herrn mit bußfertig zerschlagenem Gemüt, so kommt Er, der nur aus solchen Trümmern bauen kann, nicht um zu zerstören, sondern um zu bauen, aufzurichten und zu heilen, so sollen dich die Schlussworte des Segens nicht mit Angst und Grauen, sondern, wozu sie allein bestimmt sind, mit heiliger Kraft und darum auch mit heiliger Freude, mit überschwänglichem Trost und Frieden erfüllen.

Denn was ist es, worauf der Geist Gottes hinarbeitet, wenn Er in diesen Worten auf die Seele eindringt? Er will dich durchdringen, damit du endlich das Heil völlig ergreifst. Er will die in Christo erschienene heilsame Gnade Gottes, die im zweiten Segensspruch auf die Gemeinde gleichsam hingebreitet wurde, nun deinem Herzen persönlich zu eignen und mitteilen, will es mit der Kraft dieser Gnade durchdringen und heiligen, bis dass das Alte vergangen und Alles neu geworden ist. Du vermagst nicht aus eigener Kraft das über dir aufleuchtende Heilslicht, die Schätze der Gnade zu ergreifen. Gott muss dich hierzu mit Kraft ausrüsten, muss beides in dir wirken, das Wollen und das Vollbringen nach seinem Wohlgefallen (Phil. 2,13). Und das soll geschehen in diesen letzten Segensworten. Da will Gott sein Angesicht in dich hineintragen und bei dir Wohnung machen, will dir Kraft geben, das vor dir liegende Heil mit der Hand des Glaubens zu erfassen und es zu deinem persönlichen Besitz zu machen, Kraft, den dir geoffenbarten Weg zum Leben nun auch wirklich zu betreten. Er selbst will dich an der Hand fassen, dich treiben und leiten, bis du nicht bloß durch die enge Pforte hindurch, sondern auch auf dem schmalen Weg der Entsagung, der Selbstverleugnung und Heiligung zum Ziele der seligen Vollendung gekommen bist. Das ist der große Zweck der Arbeit des h. Geistes an deiner Seele, und von dir verlangt Er nur, dass du deine Freiheit nicht dazu missbrauchst, dich Ihm zu widersetzen, sondern dass du Ihn an dir arbeiten, dass du dich von Ihm erfüllen und heiligen lässt.

Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich! O höre das doch, du halbe, schwankende, unentschiedene Seele! Wenn du wohl zur geschichtlichen Kenntnis, aber noch nicht zur inneren Erfahrung des Heils gelangt, wenn du dem Reich Gottes wie jener reiche Jüngling nicht ferne, aber doch auch nicht nahe genug bist (Mark. 12,34); wenn du vielleicht Sonntag für Sonntag herankommst bis hart vor die Schwelle des Heils, aber fort und fort zögerst, den letzten Schritt ins Heiligtum hinein zu tun; wenn bei dir, wie einst bei Agrippa (Apg. 26,28) nach jeder Predigt nicht viel, aber doch immer noch etwas fehlt, dich zu überreden, dass du ein Christ, ein lebendiges Glied am Leib Christi würdest; wenn du schon oft die Hand an den Pflug legtest, aber immer bald wieder zurücksahst, und so nicht geschickt warst zum Reich Gottes (Luk. 9,62); wenn du schon manche Anläufe nahmst, dich hindurchzuringen zur Gewissheit der Gnade, aber bald matt wurdest und auf halbem Wege stehen bliebst; wenn du dir schon je und je ein Herz fasstest zu diesem freundlichen Heiland, der ein solcher Meister ist in verzeihender Liebe, dir vornahmst, dich Ihm ganz und gar zu ergeben, aber gar bald wieder das Messer der Zucht, mit dem du als echter Jünger und Kreuzesnachfolger Christi viele dem Fleische süße Gewohnheiten hättest abschneiden müssen, verzagt sinken ließt, weil es gar zu tief hätte einschneiden müssen, um der Eitelkeit und Weltlust auf alle Wurzeln zu kommen, durch die sie beständig Nahrung ziehen; wenn du dann etwa den traurigen Versuch machtest, manche dieser alten Gewohnheiten mit herüberzunehmen in das neue Leben in Christo, als könnten Christus und Belial friedlich zusammengehen, und dadurch in das unglückselige Grenzgebiet zwischen Welt und Reich Gottes gelangtest, worin du weder dem Einen noch dem Andern von ganzem Herzen angehören kannst; arme Seele, wenn du dem Licht des Evangeliums zu nahe gekommen bist, um noch Frieden in der Welt zu finden, aber auch der Welt zu nahe bleibst, um zum wahren Frieden in Gott durchzudringen; wenn dir die Sicherheit geraubt, der behagliche Genuss der Sünde vergällt ist, wenn du nie mehr ohne inneres Elend sündigen, nie mehr der Freuden des Fleisches und der Welt wahrhaft froh werden kannst, und doch an ihrer Statt noch keine Freude und Seligkeit in Gott finden lerntest, ach, du doppelt arme, doppelt elende Seele, wenn du durch die Nähe des Reiches Gottes bis jetzt nur Altes verloren, aber noch nichts Neues dafür gewonnen hast, wenn dir die Welt und Sünde wohl zu schlecht, aber auch der Herr Jesus zu heilig, zu viel fordernd ist, wenn du darum immer noch wie zu gut für die Welt, so zu schwach fürs Reich Gottes bist, und heute noch in der Gefahr stehst, auf die allerjämmerlichste Weise umzukommen, nämlich in der Vorhalle des Heils unheilbar zu werden, im Anblick der Lebensquelle zu verschmachten: - dann, o dann ist dieser dritte Teil des Segens das, was dir fehlt!

Da will Gott der Herr durch die Kraft seines Geistes der Gnade zum endlichen Durchbruch in dir verhelfen, will Christum in dir zu mächtig werden lassen, dass du dich Ihm endlich ganz und völlig übergibst, dass du das halbe, laue Wesen verachten und von ganzem Herzen nach dem Vollbesitz des Heils trachten lernest, ja es unmittelbar im Glauben ergreifst. Da will Er die scharfen Pfeile des Worts von der Versöhnung, die dir seither nur die Haut ritzten und den Dienst der Sünde etwas unbehaglich machten, dir nun tief ins Herz drücken, dass du besiegt dem Gekreuzigten zu Füßen sinkst und bekennst: „Herr, Du bist mir zu stark gewesen und hast gewonnen!“ (Jer. 20,7.) Da will der Herr, von dem es heißt: „Gnade und Wahrheit sind vor deinem Angesicht“ (Ps. 89,15), gleichsam wie Schutzgeister, die seines Winkes gewärtig, dies heilige Licht seines Antlitzes so hell über und in dir aufleuchten lassen, dass es nach dem unseligen Zustand des Zwielichts endlich voller Tag in dir wird, und auch in deinem Herzen entsteht „ein heller Schein der Erkenntnis der Klarheit Gottes in dem Angesichte Jesu Christi“ (2 Kor. 4,6). Da will jener heilige Stellvertreter Christi als ein „Geist der Wahrheit, welchen die Welt nicht kann empfahen“ (Joh. 14,17), in dich eindringen, alle Larven des Betrugs, womit Fleisch und Welt und Satan dich überziehen und dich nicht zur wahren Selbsterkenntnis kommen lassen, dir abreißen, dir einen Spiegel der Wahrheit vorhalten, damit du darin dein geistliches Angesicht beschaust und dir daraus unverhüllt, ungeschminkt, ungeheilt alle die alten und neuen Wunden und Pestbeulen der Sünde entgegenträten, damit du erschrocken über dein Elend, über die Größe der Gefahr, im Innersten beschämt, gestraft, gerichtet ob der Sicherheit, ob dem Leichtsinne, ja ob der Feigheit, womit du seither die wahre Erkenntnis deiner selbst von dir ferne hieltest, gebeugt, zerschlagen möchtest anfangen lernen, in vollem Ernst mit Furcht und Zittern zu schaffen an deiner Seligkeit, damit du in bußfertiger Demut dein Elend vor Gott bloß legest und mit dem Propheten seufzt: „das ganze Haupt ist krank, das ganze Herz ist matt, von der Fußsohle an bis aufs Haupt ist nichts Gesundes an mir, sondern Wunden und Striemen und Eiterbeulen, die nicht geheftet, noch verbunden, noch mit Öl gelindert sind“ (Jes. 1,5-6), dann aber auch in Hunger und Durst nach der Gerechtigkeit die Hand des Glaubens ausstreckst nach dem Sünderheiland, der für solche Kranke gekommen ist und nur also zerschlagene Gemüter zu Gefäßen seiner Gnade macht. Lässt du dich so weit bringen von dem Gnadenzug des Geistes, dann wird das Heil, das im zweiten Segen über dir aufging, dir innerlich völlig zugeeignet und mitgeteilt, und dann erst bist du auch des Segens und Schutzes des Vaters, der Erleuchtung und Gnade des Sohnes in Wahrheit teilhaftig!

Und du sollst durch dieses Segenswort erleuchtet und gestärkt werden nicht bloß zum einmaligen, sondern zum steten Ergreifen und beständigen Festhalten des Heils, zu immer völligerem Ablegen der „Sünde, so uns immer anklebt und träge macht“, sollst dadurch siegreich laufen können „durch Geduld in dem Kampf, der uns verordnet ist“ (Hebr. 12,1), unter allen Anläufen der Finsternis auf Gott harren und Ihm noch danken lernen, dass Er dir hilft mit seinem Angesicht (Ps. 42,6). Denn damit will Gott der Herr, wie Luther zu der Stelle schön ausführt, das Licht seines Wortes erheben über uns und also drüber halten, „dass es höher und stärker leuchte in unsrem Herzen, denn alle Anfechtung des Teufels, Todes und der Sünde, alles Verzweifeln und Verzagen, Erschrecken und alles Unglück sein kann“; Er will mit dem Licht und der Kraft dieser Erleuchtung „über uns anhalten, dass wir die Fülle des Geistes und endlich den ganzen Sieg erlangen“, dass uns der Arge „mit seinem Wetter und Wolken nicht zu mächtig werde und das liebe angefangene Licht seines Wortes nicht wieder verfinstere und verdunkele.“

Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich! Ach liebe Seelen, lasset doch diese Worte wie ein Feuer, das alles Unreine verzehrt, und wie einen Hammer, der Felsen zerschmeißt (Jer. 23,29), auf die der Gnade noch immer verschlossenen Kammern eures Herzens, auf alle vom Geist Gottes seither noch nicht geheiligten Kräfte eures Geistes und Gemütes fallen! Denkt doch daran, es ist - für euch Christen namentlich der Geist Gottes selbst, der Einlass begehrt und an euch arbeiten will bei diesen Worten, der so wenig ungestraft sich abweisen, sich hindern lässt bei seiner Arbeit, dass seine Betrübung vielmehr zur Sünde werden kann, die nicht vergeben wird, weder in diesem, noch in jenem Leben! Welch eine Gefahr, dem Licht, der Kraft, dem Trieb und Zug dieses Geistes zu trotzen! Was euch gegeben ist, um die Gnade in euch zu besiegeln, kann euch auch ein Geruch des Todes zum Tode werden, wodurch ihr eure Verdammnis besiegelt, so ihr euch dabei verhärtet und verstockt in trotziger, fleischlicher Selbstsucht, die eine Feindschaft wider Gott. Ach, dass doch Alle, die noch immer schwanken zwischen Gott und der Welt, und darum noch immer kein inneres Zeugnis haben von ihrem Gnadenstand, den vollen Sinn dieser Worte verstünden und erkennten, wie ihnen damit zugerufen wird: Nun genug des kläglichen Schwankens und Zögerns! Der heilige Geist, der Geist der Wahrheit und Entschiedenheit, bringe es endlich in euch zur Entscheidung! Er treibe euch zur Ergreifung des Heils, Er helfe euch zum Wollen und Vollbringen, zur völligen Wiedergeburt und zu stetem Fortschritt in der Heiligung!

Ich kann dir nichts Besseres wünschen und der heilige Gott kann dir nichts Größeres schenken, denn dass Er sein Angesicht auf dich erhebe und in dich hinein trage, damit der heilige Geist Christum in dir verkläre, auf dass Er nicht immer nur wie ein Schatten wesenlos vorbeiwandle an den Gebilden deines Herzens, sondern eine lebendige Gestalt in dir gewinne, eine innere Macht in dir werde, die dich weiterzieht von einer Stufe seliger Gottesgemeinschaft zur andern, die in dir eine Frucht des Glaubens nach der andern hervortreibt, dass sich in dir immer völliger „spiegele des Herrn Klarheit und du verklärt werdest in dasselbige Bild von einer Klarheit zu der andern“ (2 Kor. 3,18).

Wie kann das der heilige Geist, der doch die Welt straft um die Sünde (Joh. 16,8), und als ein Geist der Wahrheit das Herz zerbrechen muss durch die Aufdeckung seiner Gräuel? Er kann es, weil Er nicht bloß kommt, zu verwunden, sondern auch als Tröster die Wunde zu schließen mit Frieden und Freude, und darum will hier der Herr nicht bloß den Segen des Zucht- und Vermahnungsamtes, sondern auch den des Trostamtes seines Geistes als letzte Segenswirkung auf dich legen

2) „Und gebe dir Frieden!“

In den Worten: und sei dir gnädig! haben wir früher die herrliche Blüte des göttlichen Segensgewächses erkannt; in den Worten: „und gebe dir Frieden“ stehen wir nun vor seiner süßen Frucht. „Die Frucht aber des Geistes, sagt der Apostel Gal. 5,22 ist Liebe, Freude, Friede.“ Der Segen des Lichts der Welt soll wie ein warmer Frühlingshauch nach langem Winterschlaf über dein lichtbedürftiges Herz wehen, bis es da steht wie in neuem reinem Blütenschmuck, in der Gnade; und wenn der Segen Gottes als des Geistes wie ein heißer, Früchte zeitigender Sonnenstrahl auf die zu neuem Leben erwachten Triebe gefallen ist, siehe, da sollen die Zweiglein deines Herzens alsbald voll hängen von einer süßen Frucht, vom göttlichen Frieden.

Wenn der Herr Jesus auf Erden einer müden, beladenen Seele die Last abnahm, sie mit sanfter Hand losband von den Stricken leiblichen und geistlichen Elendes, so mochte er ihr mit den Worten: sei gesund von deiner Plage, oder: deine Sünden sind dir vergeben, oft auch noch ein Friedenswort auf den Weg geben: gehe hin im Frieden. (Mark. 5,34; Luk. 7,50.) Derselbe Herr und Heiland, durch den wir erleuchtet und begnadigt werden, ist ja auch unser Versöhner und darum unser Friede mit Gott (Eph. 2,14). Daher wünschen die Apostel ihren Gemeinden im Eingang ihrer Briefe nach der Gnade gleich auch den Frieden Gottes. Die Gnade zieht immer den Frieden nach sich. Hat der heilige Geist ein Herz durchdrungen, ihm das Heil zugeeignet, so muss Er ihm in der Gewissheit des Heils auch den göttlichen Frieden schenken.

Die letzte Wirkung dieses letzten Segensteils ist daher der Friede, unseres Herzens volle Befriedigung. Alles Heil, das Gott seinem Volk bereitet, äußerlich durch Ruhe vor Feinden, innerlich durch den Trost seiner Vergebungs- und Heiligungsgnade, durch die Sendung des Friedefürsten, durch die Aufrichtung seines Friedensreiches und einst durch die Offenbarung der ewigen Friedensstadt, alles Heil ist wieder in diesem Einen Wort „Friede“ beschlossen; es läuft immer in diese Spitze aus. Und jetzt als Kinder des neuen Bundes, die mit dem Apostel sollen rühmen können: „nun wir denn sind gerecht worden durch den Glauben, so haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesum Christ“ (Röm. 5,1), sehen wir erst recht in die Segensfülle auch dieses Wortes hinein. Der ganze traurige Kriegszustand das will dieser Segenswunsch besagen, die offene oder geheime Feindschaft des gefallenen Menschen gegen Gott, und in Folge davon der innere Zwiespalt deines Herzens, die knechtische Furcht und Unruhe des bösen Gewissens, die heimliche Angst vor der kommenden Rechenschaft sei für immer aufgehoben und verscheucht, und an ihre Stelle trete der überschwängliche Trost, das selige Gefühl des Versöhntseins mit Gott ein kindliches Vertrauen zu Ihm und damit jene tiefe Ruhe der Seele in Gott, die allein dein innerstes Bedürfnis vollkommen stillt und befriedigt! Denn aus dem Frieden mit Gott erwächst alsbald der Friede in Gott, da man ruht in seiner Gnade, und in solcher Ruhe weder die Drohungen des Gesetzes, noch die Anklagen des Gewissens, noch die Furcht des Todes sich stören, und alle Schickungen Gottes, selbst die schwersten sich wohlgefallen lässt. Da ist man, wie ein alter Glaubenszeuge unserer Kirche sagt, „mitten im Kampf der Krone, mitten im Zorn der Gnade, mitten in Trübsal des Trostes und der Hilfe, mitten in Finsternis des Lichtes, mitten in der Sünde der Gerechtigkeit, mitten im Tode des Lebens versichert.“

Friede ist darum das Ende und die Krone aller göttlichen Gaben, die der Mensch hienieden empfangen kann; mit der Auflegung des Friedens muss daher auch der Segen Gottes schließen. O welch ein schöner, priesterlich königlicher Schluss seines Wirkens auf Erden war es, als der Herr Jesus vor seiner Himmelfahrt noch einmal die Hände aufhub über die Seinen und sie segnete; da war wohl das letzte Wort, das Er auf Erden sprach: „und gebe euch Frieden“; damit auch hierin seine Verheißung sich erfülle: „den Frieden lasse ich euch“ (Joh. 14,27). Und nicht bloß die letzte, auch die höchste und herrlichste der göttlichen Gnadenwirkungen ist der Friede Gottes, der höher ist denn alle Vernunft, der unaussprechliche Trost, der in der Gewissheit der Gnade und Kindschaft Gottes, im seligen Gefühl des festen, gliedlichen Zusammenhangs mit Christo dem Haupte liegt, denn er ist das unmittelbare Genießen des in uns lebenden, durch seinen Geist sich uns bezeugenden Christus und darum der Inbegriff alles Trostes, alles stillen Heilsgenusses, aller wahren Seelenruhe, aller lebendigen Hoffnung, aller seligen Freude im heiligen Geist, die es für Kinder Gottes hienieden gibt. O wohl der Seele, die es dem Herrn erlaubt, dass Er sein Angesicht in sie hineintrage; sie soll erfahren, dass der Geist, der mit dem zweischneidigen Schwert des Worts der Wahrheit (Hebr. 4,12) erst wie ein Gewappneter eindringt, um ihr schonungslos alles, was vom Übel, aufzudecken, das Schwert auch gerne in die Scheide steckt und auf das wunde Herz das Öl seines Friedens gießt! Wohl dem, der vom Geist der Wahrheit sich recht arm machen, sich nackt und bloß vor Gott darstellen lässt; er soll eben dadurch überschwänglich reich werden, und angetan mit den Kleidern des Heils unendliche Befriedigung finden!

Und gebe dir Frieden! O, es gibt keinen schöneren Friedensschluss als den, der zwischen Gott und dem Menschen zu Stande kommt, wenn eine Seele nach heißem Kampfe vom Geist der Wahrheit sich überwinden lässt, wenn sie die Waffen streckt und auf Gnade und Ungnade sich ergibt. Ist nicht vielleicht eine Seele unter uns, die noch mitten in diesem Kampfe ist? Arme Seele, wie lange willst du wider den Stachel löcken? Wie lange willst du nicht einsehen, dass dein Sieg in diesem Kampf deine schwerste Niederlage ist, dein Besiegtwerden aber dein größter Gewinn, ja deine größte Ehre wäre? Soll es denn immer Streit bleiben? Hast du nichts mehr in dir, das sich sehnt nach Frieden? Ergib dich einem Gegner, der dich bekämpft aus Liebe, dich verwundet aus Barmherzigkeit! Vollbringe die größte, kühnste, ehrenvollste Tat, die ein Sterblicher tun kann, übergib dem seit lange stürmenden Gegner die Festung deines Herzens, tue die Tore weit auf, lass den Herrn sein Angesicht hineintragen, und halte in tapferer Ausdauer, in Geduld und Demut der Zucht stille, die Er dann in dir beginnt! Höre, der Herr hat mich heute als einen Herold des Friedens vor die Tore deines Herzens gesandt und lässt dir sagen: „Nun genug des Kampfes! Ergibst du dich heute, so will ich gnädig mit dir verfahren, so will ich in dich einziehen sanftmütig (Matth. 21,5) als ein Fürst des Friedens, und deine Mauern sollen Heil und deine Tore Lob heißen (Jes. 60,18)!“ O stoße doch die dargebotene band nicht zurück! Es soll ja nicht bleiben beim bloßen Hineintragen des göttlichen Angesichts; die Beugung und Bloßlegung des Sünders darf nicht das letzte sein in der Gnadenheimsuchung Gottes; derselbe Geist, der ihn züchtigt, soll auch sein Friede werden!

Und ihr, zaghafte Seelen, die ihr die Gnade noch immer nicht in festem Glauben zu ergreifen wisset, sondern immer ängstlich und zweifelsvoll darnach suchet und ringet, auch eure Unruhe, euer Kampf soll ein Ende finden. In den Worten: „und gebe dir Frieden“ will der Tröster selbst euch nach Golgatha führen und auf den sterbenden Erlöser weisend euch zurufen: „Die Strafe liegt auf Ihm, auf dass ihr Frieden hättet und durch seine Wunden seid ihr geheilt“ (Jes. 53,5)!

Und ihr Andern, die ihr zwar der Gnade teilhaftig, aber auf dem schmalen Weg in manche dunkle Führung Gottes euch noch nicht gelassen schicken könnet, unter allerlei Kreuz und Leiden oft in Anfechtung fallet, oder die ihr im Kampf gegen die Unart des eigenen Herzens fast verzaget, weil ihr euch immer wieder ertappt über Mangel an Sanftmut und Demut, ihr, deren Herz gegen allerlei Versuchungen von innen und außen so oft unterliegt, weil es noch nicht fest geworden durch Gnade (Hebr. 13,9), noch nicht stetig und tief genug in Gott ruhen gelernt hat, diese letzten Worte des Segens sollen die erleuchtende, stärkende, besänftigende, die heiligende und beseligende Kraft des göttlichen Friedens so auf euch legen, dass es Friede in euch bleibt unter allen Schickungen, selbst unter den Züchtigungen Gottes, dass ihr auch in der dunkelsten Prüfung das Licht göttlichen Trostes, lebendiger Hoffnung nicht entbehrt, dass ihr im Geist des Friedens alle Geister des Unmuts, der Verzagtheit oder Eitelkeit niederkämpfen, in der Kraft und im Schutz des Friedens Gottes alle Versuchungen überwinden und hierdurch immer mehr Stärke anziehen und in der Heiligung fortschreiten lernet.

Und du, streitende Kirche Christi überhaupt, die im Kampf um die ihr anvertrauten Heilsgüter allen Mächten der Finsternis zu widerstehen hat, ja deren Kampf, je näher das Ende, desto heißer und ernster wird, die aber auch so oft in unnötigem Streit ihre Kraft erschöpft, o lass unter allem Lärm der Waffen dein Ohr offen stehen für die stille Mahnung und den teuren Trost des Wortes: „und gebe dir Frieden“! Damit will Er, von dem geschrieben steht: „Der Herr wird seinem Volk Kraft geben, der Herr wird sein Volk segnen mit Frieden“ (Ps. 29,11), Er, der Gott des Friedens, allen Kampf, den Er nicht verordnet hat, in dir dämpfen und beschwichtigen, für allen notwendigen, unvermeidlichen Streit aber dich ausrüsten mit Gedulds- und Überwindungskräften, und von ferne die Hoffnung vor dir aufleuchten lassen: „es ist noch eine Ruhe vorhanden dem Volke Gottes“ (Hebr. 4,9)!

Und gebe dir Frieden! O wie reich sprudelt die Quelle des Segens auch noch aus diesen letzten Worten! Kommt Alle her, die ihr dürstet nach diesem Wasser, das aus dem ewigen Leben und ins ewige Leben quillet, kommt, schöpfet, trinket euch satt zum guten Schluss! Bringt Alles mit, was euch schon den Frieden geraubt hat, und lasset es euch vom Herzen wegspülen von dieser besänftigenden Flut! Bringt nicht nur eure Sünden, bringt den ganzen Kampf, das ganze Elend des Lebens, bringt alle Sorgen und Mühen fürs Leibliche, bringt alle geistlichen Anfechtungen herzu! Es hat ja Jeder seinen besonderen Kampf im Leben. Nun, was immer deine Feinde und Friedensstörer sein mögen, bring sie herzu, der Friedefürst und sein Tröster wollen in diesen Worten mit ihnen streiten und sie zu Schanden machen; dir, dir in deinem besonderen Kampf will der Herr darin Frieden geben. Wie eine ausgeschüttete Salbe (Hohel. 1,3), wie ein Balsam soll der Name des Herrn, die Kraft des Trösters auf alle Wunden deiner Seele fallen, wenn du die Worte vernimmst: und gebe dir Frieden! Du sollst dadurch für alle deine Kämpfe geweiht sein zu einem heiligen Gottesstreiter, der überlegene Waffen besitzt, für alle deine Leiden zu einem ausharrenden Kreuzträger, der, ob er auch des Leidens Christi viel habe, doch stets auch reichlich getröstet wird durch Christum (2 Kor. 1,5). Mitten in der Welt, im Reich der Sorge und Not, der Furcht und Trauer sollen diese Worte ein heiliges Reich des Friedens in dir gründen, den die Welt nicht geben und - Gott sei Dank! - auch nicht nehmen kann. Gleichwie in unsern katholischen Nachbarkirchen das ewige Lämplein ruhig fortglimmt, auch wenn außen der Sturm rast und Blitze zucken, so soll bei dir innerlich im Tempel deines Herzens, ob es auch noch so trüb und dunkel um dich ist und „alle Wetter über dich gehen“ (Jes. 54,11), wenn das Licht und die Kraft des Trösters dir zugesprochen ist, unwandelbar die ewige Lampe göttlichen Friedens glimmen, und dir freundlich hindurchleuchten durch alle Finsternis, dass du der tröstlichen Nähe des in dir und über dir waltenden Christus gewiss mit unüberwindlicher Kraft und Geduld und seliger Hoffnung erfüllt werdest. Was du suchst im Kämmerlein, wie im Haus Gottes, als Trost unter aller Not der Zeit, ein Siegel der Gnade, neue Kraft zur Heiligung, ein Unterpfand und Vorschmack der künftigen Herrlichkeit, das soll dir in diesen Worten gewünscht, ja im Namen Gottes gebracht werden, nämlich Friede für deinen ganzen Glaubens- und Leidenskampf, ja Friede auch für dein letztes Stündlein, dass der Herr die Schuldensumme deines Lebens dir nicht mehr anders auftauchen lasse als mit der Überschrift: getilgt um Meinetwillen (Jes. 43, 25)!

O sehet, Geliebte, der freundliche Gott macht es bei der Austeilung seiner Gaben wie ein weiser Vater, der seinen Kindern mancherlei geben will: Er spart das Beste bis zuletzt auf. Die größte, herrlichste, süßeste Gabe, die Er uns schenken kann, gibt Er uns nicht zum Anfang, sondern zum Schluss, indem Er uns stufenweise aufwärts führt und zur Empfangnahme dieses höchsten Gutes vorbereitet. Erst wirft der Herr als Quelle alles Segens und Schutzes, der Vater, ein Seil der Liebe nach dir aus, um dich mit dem Urquell alles Lebens in Verbindung zu setzen, und durch seine Nähe alle feindlichen Mächte von dir ferne zu halten. Dann richtet Er als Quelle des Lichts und der Gnade dein Haupt nach oben, dass du im Geist die Sonne des Heils über dir aufgehen und in den offenen Schoß seiner Erbarmung möchtest gläubig hineinsehen lernen. Und nun will der Herr als der Geist, als Kraft der Heilsaneignung und Quell des Friedens dich vollends allem Elend entrücken, dich durchdringen und stärken, damit du alle Schätze des Heils mit vollen Händen ergreifest, gegen alle deine Gebrechen Kraft um Kraft anziehest, ja Welt und Zeit mit all ihrer Not vergessend selig im Frieden Gottes ruhest! Ei, wie fährt der Herr fort seinen Segen auszugießen, bis Er ihn zuletzt stromweis gibt und es sich in Wahrheit erfüllt: „sie werden trunken von den reichen Gütern Deines Hauses, und Du tränkest sie mit Wollust als mit einem Strome“ (Ps. 36,9)!

Und gebe dir Frieden! O wie ist nun das Antlitz, dessen heilige Kraft in den Worten: der Herr erhebe sein Angesicht auf dich! so gewaltig auf uns eindrang, um unser Herz in allen seinen Falten zu durchmustern, zu reinigen, zu erneuern, zum Schluss so freundlich und sanft geworden, wie ein stilles Abendrot nach starkem Windessausen, um, wenn nicht unser Gesicht, wie einst das des Mose (2 Mos. 34,29), doch unser Herz mit seinem milden Licht zu übergießen! O, was sind wir elende, unreine Kreaturen, dass der Herr uns erlaubt, vor seinem Angesicht zu erscheinen, dass Er sein Antlitz über uns leuchten lassen, ja auf uns erheben, dass Er diese Berge von Segen auf uns legen will! Wenn wir den Namen des Herrn in seiner ganzen Fülle in uns aufnehmen, sollte es da unsrem Herzen nicht gehen wie einst dem Schifflein der Jünger, die, mit dem Segen des Herrn gefüllt, anfingen zu sinken (Luk. 5,7)? Ach freilich, wer über den Strom des göttlichen Segens fährt, und auf der Höhe gläubiger Andacht sein Netz auswirft, des Schifflein fängt bald an zu singen unter der Last der Ausbeute, noch ehe er das Ufer erreicht. Wie können wir doch nur Alles fassen? wie den ganzen Perlenschatz bewahren, dass wir nicht beim Weitergehen wieder Vieles verlieren, dass nicht Diebe kommen und uns bestehlen? In einem offenen Korb dürfen wir die köstliche Speise nicht heimtragen, sonst kämen die Vögel der Versuchung und würden es wegfressen, dass es uns ginge, wie dem obersten Bäcker Pharaos (1 Mos. 40,16-17).

Aber seht, der allweise Gott hat auch hierfür Rat geschafft, um das Maß seiner Liebe voll und übervoll zu machen! Weil du selbst seine Gabe nicht hinlänglich bewahren kannst, so will Er zum Schluss auch noch eine schützende Decke über sie breiten, fast möchte ich sagen, sie in einen Umschlag hüllen, damit du sie leichter mitnehmen und sorgfältiger behüten könntest. Und das tut Er eben in den Worten: und gebe dir Frieden! Der Friede Gottes ist nicht bloß die Frucht und Krone, sondern zugleich der Mantel der Gnade. Denn er „bewahrt unsre Herzen und Sinne in Christo Jesu“ (Phil. 4,7). Was wir selbst nicht vermögen, dazu soll er uns stärken. Lassen wir uns von ihm Herz und Sinne d. h. alle Gedanken bewahren in Christo, so können wir in dieser göttlichen Hut aller Versuchungen und Zerstreuungen uns erwehren und so den ganzen Segen des dreieinigen Gottes festhalten. Er verschließt uns in Christo; und so lange wir in Ihm bleiben, kann uns keines von allen Segensgütern verloren gehen; denn Christus erhält die Seinen in dem Namen Gottes (Joh. 17,12), der ihnen aufgelegt wird. Siehe, so will dir der Herr in seinem Frieden zugleich die Kraft der Behütung des gesamten Segens schenken. Während Er deinem Herzen die Krone des Segens aufsetzt, will Er ihm zugleich einen heiligen Panzer anziehen, damit es die ihm geschenkten Güter verteidigen und wohl verwahrt mitnehmen könnte als einen Heils- und Lebensschatz für den schmalen Weg und als Geleitbrief für den Eintritt in die Ewigkeit.

O wohl uns, dass wir einen Gott haben, der mit solcher Treue aller unserer Bedürfnisse gedenkt! Ja, „wohl dem Volk, des der Herr ein Gott ist, das Volk, das Er zum Erbe erwählt hat“ (Ps. 33,12), das Er segnet mit Frieden allenthalben und auf allerlei Weise (Ps. 29,11; 2 Thess. 3,16), dem Er in seinem Geist die Kraft darreicht, das Heil immer völliger zu ergreifen, zu bewahren und festzuhalten bis ans Ende! O dass ihr Alle, wenn der Herr unter den Worten des Segens die Fenster des Himmels auftut, um Gnade und Frieden auf euch herabzuträufeln, die Zeit erkennen möchtet, darinnen ihr heimgesucht seid! Dass ihr euch hüten möchtet, den Geist zu betrüben, der bei seinem Nahen offene Herzen finden will!

Als Vater wendet sich der Herr in diesem Segen an alle seine Kinder; als Sohn an seine gefallenen Geschwister, um sie an der Hand zu fassen und wieder aufzurichten; an euch, ihr halben, lauen, schwankenden Seelen, die ihr immer noch zögert, durchzubrechen in die Freiheit der Kinder Gottes, wendet Er sich ganz besonders als Geist. Bei den Worten: der Herr erhebe sein Angesicht auf dich! wirft Er sein Netz aus nach den Tausenden, die bloß Herr! Herr! sagend im Vorhof des Heils stehen, um sie zu nötigen, hereinzukommen, und ruft noch mit einer ganz andern als jener Eliasstimme, die einst die erschlafften Nerven des baalsdienerischen Israels erschütterte: „Wie lange hinket ihr auf beiden Seiten? bin Ich der Herr, euer Gott, wie ihr Mich so oft nennet, so wandelt Mir nach!“ (1. Kön. 18,21). Werdet aus äußeren Anbetern endlich meine Diener im Geist und in der Wahrheit! Lange genug habe Ich euch zugesehen, wie ihr nicht mit euch selber fertig werdet, es nie zur Selbstüberwindung bringet, nun so will ich die Kraft meines Antlitzes selbst in euch hineintragen, meiner Gnade zum Durchbruch helfen, will euch reinigen, läutern, heiligen, will all euer Elend, eure Furcht und Not in Friede und Freude verwandeln, bis dass es auch von euch heißt: „Das Alte ist vergangen, siehe, es ist Alles neu worden“ (2 Kor. 5,17)! - O gedenket des heiligen Antlitzes, des flammenden Auges, das nach dem Glauben sieht (Jer. 5,3), das sich auf euch heftet und in euch eindringen will bei diesen Worten! Macht in bußfertiger Demut und brünstigem Verlangen die Tore des Herzens weit und die Türen hoch, dass der König der Ehren, das Angesicht des heiligen Gottes, einziehe (Ps. 24,7)! Er selbst aber, der befohlen hat, sein Volk zu segnen, dessen Herrlichkeit einst beim ersten Segnen Aarons allem Volk erschien (3 Mos. 9,23), möge zugleich mit seinem Diener auf Erden unsichtbar im oberen Heiligtum die Hände segnend über euch ausbreiten, Er möge euch nahen in der Kraft seines Geistes, und als der Gott des Friedens euch heiligen durch und durch, dass euer Geist ganz samt Seele und Leib behalten werde unsträflich auf die Zukunft unseres Herrn Jesu Christi“ (1 Thess. 5,23)! Amen.

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