Spurgeon, Charles Haddon - Predigt-Entwürfe – 40. Offenbarung und Bekehrung.

Spurgeon, Charles Haddon - Predigt-Entwürfe – 40. Offenbarung und Bekehrung.

Das Gesetz des Herrn ist ohne Wandel, und bekehrt die Seele. Das Zeugnis des Herrn ist gewiss, und macht die Albernen weise.“ Ps. 19, 8.

Die Bäume werden an ihrer Frucht erkannt und Bücher an ihrer Wirkung auf den Geist. Ein Buch muss nicht nach seinem eleganten Stil, sondern nach seinem guten Einfluss beurteilt werden. Unter „Gesetz des Herrn“ versteht David die ganze Offenbarung Gottes, soweit dieselbe zu seiner Zeit gegeben war: aber was er davon aussagt, gilt ebenso von allem, das Gott seitdem durch seinen Geist geoffenbart hat.

Das heilige Gesetz kann nach seinen Wirkungen auf uns selbst beurteilt werden. Es bewirkt in der Seele die denkbar besten Resultate, und deshalb bezeichnet der Psalmist dasselbe im erhabensten Sinne als vollkommen und gewiss. Es sind eben seine Wirkungen, die es als vollkommen und gewiss beweisen.

I. Das Werk des Wortes Gottes in der Bekehrung.

Nicht getrennt von dem Heiligen Geist, sondern es wird von Ihm gebraucht zu verschiedenen Zwecken, die alle notwendig zur Errettung sind.

1. Die Menschen von der Sünde zu überzeugen; sie sehen, was Vollkommenheit ist, dass Gott solche fordert, und dass sie weit davon entfernt sind.

2. Die Menschen von falschen Heilsmethoden abzulenken, sie zum Verzagen an sich zu bringen und ihnen Gottes Heilsweg aufzuschließen.

3. Ihnen den Weg des Heils als aus Gnaden, durch Christum, durch den Glauben zu offenbaren.

4. Die Seele zu befähigen, Christum als ihr alles in allem zu er greifen; durch Darstellung und Vorhaltung der Verheißungen und Einladungen, welche dem Verstande erklärt und dem Herzen versiegelt werden rc.

5. Das Herz näher und näher zu Gott zu bringen. Regungen der Liebe, Verlangen nach Heiligkeit, Hingabe, Selbstprüfung, Nächstenliebe, Demut rc. das alles wird durch das Wort Gottes im Herzen angeregt, genährt und vervollkommt.

6. Die etwa abgeirrte Seele zurückzuführen.

7. Die Natur zu vervollkommnen. Der erhabenste Flug heiliger Genüsse geht nicht über das Wort hinaus. Nichts ist reiner und erhabener als die Heilige Schrift. Das Wort tötet auch alle Sünde, befördert jede Tugend, bereitet auf jede Pflicht vor rc.

II. Die Vortrefflichkeit des Werkes, das durch das Wort herbeigeführt wird.

Die Wirkungen der Gnade durch das Wort sind sämtlich gut und nicht böse, und werden durch unendliche Vorsicht abgemessen und ausgeglichen. Das Wort des Herrn wirkt wunderbar, vollkommen und sicher.

1. Es beseitigt die Verzagtheit, ohne die Buße zu dämpfen.

2. Es gibt Vergebung, aber schafft keine Vermessenheit.

3. Es gibt Ruhe, regt aber die Seele zum Fortschritt an.

4. Es erzeugt das Bewusstsein der Sicherheit, befördert aber die Wachsamkeit.

5. Es verleiht Kräfte und Heiligkeit, erzeugt aber keine Prahlsucht.

6. Es gestaltet Pflichten, Regungen, Hoffnungen und Genüsse durch. aus harmonisch.

7. Es bringt den Menschen dahin, vor Gott, für Gott und mit Gott zu leben, und macht ihn dessen ungeachtet zu den täglichen Lebenspflichten tüchtig.

III. Die sich daraus ergebende Vortrefflichkeit des Wortes.

1. Wir haben nicht nötig, ihm etwas hinzuzufügen, wenn wir die Bekehrung in einem besonderen Falle oder solche im größten Umfange sichern wollen.

2. Wir haben ebenso wenig eine seiner Lehren zurückzuhalten in der Befürchtung, dass dieselbe die Flamme einer wirklichen Belebung dämpfen könnte.

3. Wir bedürfen keiner außergewöhnlichen Begabung, es predigen zu können; das Wort wird seine Aufgabe selber lösen.

4. Wir haben nur dem Wort zu folgen, um bekehrt zu werden. Es wäre nutzlos, neuen Lehren nachzulaufen, in der Hoffnung, kräftiger erfasst zu werden. Es lässt sich nichts Besseres als das alte Evangelium denken. Es passt zu dem Bedürfnis des Menschen, wie der Schlüssel zum Schloss.

5. Wir haben uns nur daran zu halten, um wirklich weise zu werden; weise wie die Alten, weise, wie das Bedürfnis, die Zeit, die Ewigkeit es erfordert, weise durch die Weisheit und mit der Weisheit Christi. Halte fest an der Heiligen Schrift! Studiere die ganze Offenbarung Gottes! Gebrauche sie als deine höchste Ausrüstung zu allem heiligen Dienste!

Neuere Beispiele.

Einen beachtenswerter Beweis davon, dass die Bibel ihr eigener Zeuge ist, gibt ein Schriftsteller aus Oporto, welcher auf eine Frage an einen in einem Graben kauernden, lesenden Mann, welches Buch er da lese, die folgende Antwort berichtet: „Wenn Sie mich nicht verraten wollen, so will ich Ihnen gestehen, dass es ein Neues Testament ist. Ich habe es von einem Kolporteur gekauft und bin entschlossen, etwas von seinem Inhalt kennen zu lernen. Ich darf es niemand nicht einmal meiner Frau sagen, dass ich es habe. So habe ich denn auch niemand, der mich unterweist. Doch es ist nicht schwer zu verstehen, denn während ich lese, macht es sich selbst mir klar.“

„Der Erleuchtungsprozess in vielen katholischen Gemütern,“ sagt ein Beobachter, wird uns durch die Erfahrung eines Mannes veranschaulicht, den ich erst vorige Woche kennen gelernt habe. Er setzte sich jeden Abend mit seiner Frau hin, um eine Stunde lang mit ihr die Bibel zu lesen. Nach wenigen Abenden hielt er mitten im Lesen inne und sagte: „Frau, wenn dies Buch wahr ist, so sind wir im Irrtum.“ Er las weiter, und einige Abende später sagte er: „Frau, wenn dies Buch wahr ist, so sind wir verloren!“ Doch an das Buch gefesselt und ernstlich besorgt geworden, las er weiter, und eine Woche später rief er freudig aus: „Frau, wenn dies Buch wahr ist, dann sind wir gerettet!“ Noch ferneres Lesen und Forschen während einiger Wochen und weitere Unterweisung vom Heiligen Geist und durch die Zurechtweisung eines Stadtmissionars - und beide bekannten öffentlich ihren Glauben an Christum und rühmen sich nun der Hoffnung des ewigen Lebens.

Des Christen Schatz. Eine arme italienische Fruchthändlerin hatte das Wort Gottes in ihr Herz aufgenommen und war von der Wahrheit desselben überzeugt. In ihrer bescheidenen Bude an einer Brücke sitzend, benutzte sie jeden freien Augenblick, das heilige Buch zu studieren. „Was lesen Sie da, liebe Frau?“ fragte eines Tages ein Herr, als er an die Bude trat, um einige Früchte zu kaufen. „Es ist das Wort Gottes, mein Herr!“ erwiderte die Verkäuferin. „Das Wort Gottes? Wer hat Ihnen denn das gesagt?“ „Er hat es mir selbst gesagt.“ „Haben Sie denn jemals mit Ihm gesprochen?“ Die arme Frau wurde etwas verlegen, besonders als der Käufer darauf bestand, dass sie ihm Beweise gebe für das, was sie glaube. An Diskussionen nicht gewöhnt und auch wohl den Mangel an Beweisen fühlend, rief sie endlich aus, indem sie aufwärts blickte: „Können Sie mir beweisen, mein Herr, dass da eine Sonne am Himmel steht?“ „Beweisen?!“ antwortete er; „nun, der beste Beweis ist, dass sie mich erwärmt und dass ich in ihrem Lichte sehen kann!“ So ist es bei mir auch,“ sagte sie hocherfreut; der Beweis, dass dieses Buch das Wort Gottes ist, liegt darin, dass es meine Seele erleuchtet und erwärmt.“ Bertram.

Mc Cheyne sagt irgendwo: „Verlasst euch darauf, es ist Gottes Wort, nicht eines Menschen Auslegung des Wortes Gottes, welches die Seele bekehrt. Ich habe oft wahrgenommen, dass das der Fall ist. Eine Predigt mag die Überzeugung oder die Entscheidung vermittelt haben, aber gewöhnlich habe ich bei näherem Nachforschen gefunden, dass das vom Prediger zitierte Schriftwort das Mittel gewesen ist. Eine große Frucht mag einen kleinen Samen enthalten und nähren; wenn die Frucht in die Erde fällt und die Schösslinge sich zeigen, so war das wirkliche Leben in dem innersten Kern und nicht in der saftigen Frucht, die ihn umschloss. So ist das göttliche Wort der lebendige und unvergängliche Same; die Predigt ist nötig, wie der Apfel für den Kern, aber die Lebenskraft, die rettende Kraft, lag in dem Samen des Wortes und nur in einem geringeren Sinn in dem ihn umgebenden Apfel der menschlichen Auslegung und Anwendung.

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