Murray, Andrew - Warum glaubst Du nicht? - 10. Die Verherrlichung Gottes durch den Glauben.
Röm. 4,20. Er ward stark im Glauben und gab Gott die Ehre.
Von solchen, welche noch nicht zum Glauben gekommen sind und denselben darum auch noch nicht kennen, hört man häufig die Frage, was doch der Grund sei, dass der Glaube bei dem Herrn so hoch angeschrieben stehe, und was doch die Ursache sei, dass er so große Dinge vermag. Die Antwort ist sehr einfach: Der Glaube gibt Gott die Ehre. Er demütigt den Sünder und erniedrigt ihn als einen Menschen, der nichts verdient und nichts vermag, bis in den Staub, so dass er sich der verheißenen freien Erbarmung in die Arme werfen muss. Er verherrlicht Gott, indem er Seine Macht und Liebe erkennt, welche Erlösung schenken wollen, indem er auf Sein Wort als auf etwas so festes und herrliches vertraut, dass ein Sünder, auch wenn er weiter nichts hat, sich ruhig darauf verlassen kann. Der Glaube bringt Gott und den Menschen in die rechte Stellung zu einander, Gott auf den Thron Seiner allmächtigen freien Gnade, von welcher alles kommen muss und wird, - den Menschen, der da nichts als Schuld und Fluch in sich selbst trägt, in seine Nichtigkeit und in sein Elend.
Wenn man so manchen anderen Tugenden des christlichen Lebens, wie der Demut oder Liebe nachjagt, hat man stets etwas, was in uns gewirkt wird, was jeder fühlen und worauf ein Mensch stolz sein kann. Der wahre Glaube dagegen ist ein Eingeständnis vollkommener eigener Armut und Hilflosigkeit. Er sagt: Ich habe nichts, ich kann auch nichts tun, ich muss mich nur stille halten, um zu hören, was Gott sagt, um zu sehen, was Er tut, um zu empfangen, was Er gibt. Es ist eine wahre Bettlergestalt, in welcher der Mensch im Glauben dasteht und sich bis in den Staub erniedrigt. Und doch könnte kein Engel im Himmel Gott so viel Ehre geben, als der Glaube, wenn er mitten in tiefgefühlter Finsternis und Sünde und Armut doch noch auf Gott vertraut und die gewisse Erfüllung dessen, was Er verheißen hat, von Ihm erwartet.
Wie groß ist doch die Torheit des menschlichen Herzens! Wie viele Menschen gibt es doch, welche sich in der Tat einbilden, dass sie durch ihren Unglauben Gott die Ehre geben! Sie bilden sich ein, dass, wenn sie viel über sich selbst und über ihr Elend klagen, wenn sie oft bekennen, dass sie zu unwürdig seien, um sich eine solche Gnade zuzueignen, weil sie ein so tiefes Gefühl von der Größe und Heiligkeit Gottes besitzen, sie bilden sich ein, dass dies zur Ehre Gottes gereiche. Und es gereicht Ihm gerade so sehr zur Unehre. Als ob Er nicht gnädig, mächtig genug wäre, Sein Wort zu halten. Nein, nur der Glaube gibt Gott die Ehre, denn er setzt dem Heiligen Israels keine Schranken. Er kennt nur eine Frage: Was hat Gott gesagt? Und wenn er dies erst weiß, dann fragt er nicht weiter nach Möglichkeit, Würdigkeit, oder was dergleichen mehr ist; Gottes Wort ist dann der Seele genug. Ebenso, wie Abraham, gibt sie Gott die Ehre, indem sie stark im Glauben wird.
Lieber Leser! Es ist eine gräuliche Sünde, Gott Seiner Ehre zu berauben. Bist du ungläubig, so machst du dich derselben schuldig. Ebenso wie Gott sich in dem Evangelium herrlicher geoffenbart hat, als in dem Gesetz, so ist auch die Sünde des Unglaubens gegenüber den Verheißungen Gottes viel furchtbarer, als die Sünde des Ungehorsams gegen die Gebote. Darum bitte ich dich: Glaube doch, was Gott sagt. Frage nicht danach, wer du bist oder was du hast, sondern danach, ob es etwas gibt, was dich Gott heute glauben heißt, ob es eine Verheißung gibt, mit welcher Gott den Gottlosen entgegen kommt. Hier ist eine Verheißung der Art: „Christus ist für die Gottlosen gestorben.“ Nimm dieses Wort an, bewahre es in deinem Herzen, denk über dasselbe nach und glaube an dasselbe, ja ruhe nicht eher, als bis dieses Wort als eine unumstößliche Wahrheit für dich ebenso feststeht, wie für Gott! Ja, gib heute noch dem Herrn die Ehre, welche Ihm als dem gnädigen, allmächtigen und getreuen Erlöser zukommt. Verlass dich auf Sein Wort! Werde stark im Glauben und verherrliche so Ihn, der in Ewigkeit zu preisen ist!
Liebe, bekümmerte Seele! Ich frage dich um Gottes willen: Warum glaubst du nicht? Glauben ist ja das Einzige, was du tun kannst, das Einzige, was Gott von dir verlangt. Darum: Glaube, glaube nur!