Gerok, Karl - Das Gebet des Herrn - Abendgebet am Montag.

Gerok, Karl - Das Gebet des Herrn - Abendgebet am Montag.

Zu uns komme dein Reich!

O, getreuer Gott und Herr, flehen wir noch einmal sehnsuchtsvoll empor zu dir am Abend dieses Tages, da wir wieder die Last unseres Tagewerks getragen und den Jammer der Welt mit angeschaut haben. Ach, Herr, es will uns oft scheinen in dieser letztbetrübten Zeit, als könne dein Reich nicht mehr blühen in dieser argen Welt, und als wollen deine Segensengel Abschied nehmen von der Erde, einer um den andern. Dein Reich ist Gerechtigkeit; aber Ungerechtigkeit herrscht auf Erden, und die Sünde geht um in Stadt und Land unter tausend Gestalten. Dein Reich ist Friede; aber Zwietracht zertrennt so viele Herzen nicht nur der Ungläubigen, sondern auch der Gläubigen, und das Täublein deines Friedens findet keine Stätte auf Erden, da es ruhen könnte mit seinem Ölblatt. Dein Reich ist Freude im heiligen Geist; aber wo ist Freude, echte Freude hingekommen unter diesem unseligen Geschlecht! Da ist Not und Jammer, finsteres Murren und trostloses Klagen, und dort ist eitle Lust und wilder Taumel; aber die Freude im heiligen Geist, die ist nicht da und ist nicht dort in dieser verkehrten und verstörten Welt. Doch aus der Unruh dieses Lebens schauen wir auf zu den Bergen, von denen unsere Hilfe kommt; aus der Finsternis dieser Zeit blicken wir empor zu den Sternen deiner ewigen Gottesverheißungen, und beten in Sehnsucht und Hoffnung: dein Reich komme! Ob auch die Mächte der Finsternis wüten und toben, lass uns nur halten an deiner Zusage, dass auch die Pforten der Hölle dein Reich nicht überwältigen sollen. Ob auch um uns her die Welt ihr gottloses Wesen treibt, lass dein Reich nur inwendig in uns grünen und blühen und schenk uns den Frieden ins Herz, den die Welt nicht geben und nicht nehmen kann. Und ob auch unser Pilgerpfad hienieden durch Dornen geht, lass uns nur um so fröhlicher hinüberblicken ins Reich deiner Herrlichkeit, wo Freude die Fülle ist und liebliches Wesen zu deiner Rechten ewiglich. Ja, wie wenig oder wie viel du uns geben willst von den Gütern dieser Welt, schenk uns nur das Eine, was not ist, dein seliges Gnadenreich hier, dein ewiges, Friedensreich dort; zu uns komme dein Reich! Amen.

Ich hab' von ferne,
Herr, deinen Thron erblickt,
Und hätte gerne
Mein Herz vorausgeschickt,
Und hätte gern mein müdes Leben,
Schöpfer der Geister, dir hingegeben.
Nur bin ich sündig,
Der Erde noch geneigt,
Das hat mir bündig
Dein heil'ger Geist gezeigt;
Ich bin noch nicht genug gereinigt,
Noch nicht ganz innig mit dir vereinigt.
Ich bin zufrieden,
Dass ich die Stadt gesehn,
Und ohn' Ermüden
Will ich ihr näher gehn,
Und ihre hellen, goldnen Gassen
Lebenslang nicht aus den Augen lassen.

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