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Jesaja, Kapitel 60

Jesaja, Kapitel 60

60:1 Mache dich auf, werde licht! denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir.
„Ich kann nicht, ich vermag es nicht, es ist ganz und gar unmöglich“, klagten wir gestern noch. Aber jetzt geht es los. Wie wunderbar, wir werden licht! Wie geht das zu? Ein Schöpferwort berührt uns, als Leben und Geist erweist sich des Herrn Ruf, wir vernehmen das Wort, es durchdringt uns, und siehe da: Wir werden licht! Sie gehen nicht verloren, unsere Seufzer, der Notschrei ist nicht umsonst, der Herr macht sich für uns auf, wenn wir Seiner begehren. Es ist so: Gott kann überall da etwas tun, wo Menschen sich an die Verheißungen anklammern. Das in Gebet umgesetzte Verheißungswort geht unfehlbar in herrliche Erfüllung. Dein Licht kommt! O Zion, höre es: Dein Licht kommt! Du kennst dein Licht. Finsternis bedecket die Erde, das hat dich lange schon daniedergedrückt. Nach deinem Licht hast du herzlich verlangt, lange, lange ließ es auf sich warten; aber jetzt kommt dein Licht. O, wie Zion sich freut! Unsere Hoffnung ist das kommende Licht, alles wird neu, wenn unser Licht kommt. Die Herrlichkeit des Herrn breitet sich schnell über Zion aus. Als Er in Niedrigkeit durch Palästina wandelte, erhielt die Finsternis einen kräftigen Schlag: Die Geister fuhren aus, die Kranken wurden gesund, die armen Herzen wurden entlastet, Freude erfüllte die Gläubigen. Der Erde war ein Gottestag angebrochen, die Jünger sahen Jesu Herrlichkeit. Jetzt aber erscheint der Herr in hoher Majestät. Wie großartig wird nun die Hilfe werden! Er wird nicht ruhen, bis aller unserer Not ein Ende gemacht ist; allen Fluch nimmt Er hinweg, und der Erde bringt Er das Paradies wieder. (Markus Hauser)


Das Schönste und Edelste, das Größte und Erhabenste wäre uns hienieden entgangen, hätten wir Jesu Herrlichkeit nicht gesehen. Wie sollten wir jenseits des Grabes Sein Angesicht zu schauen vermögen, wenn Seine Person und Sein Werk hier für uns nichts Anziehendes, nichts Gewinnendes gehabt hätten? Wenn die Liebe und die Heiligkeit Jesu Christi dich hier abstößt, so könntest du dort Seine Gegenwart gewiss nicht ertragen. Seine Nähe wäre dir unangenehm, Sein Wesen, Seine Art wären dir widerwärtig. Wie sollte ein Mensch einzugehen vermögen in Jesu Herrlichkeit, wenn diese im Pilgerleben nicht eingewoben worden wäre in Seine Gesinnung, in Seine Seele, in Seinen Geist, in Seine ganze Person. Die Natur unseres Geistes durchdringt den Nervenleib und gibt der feineren Leiblichkeit, der Seelenhülle das Gepräge, das einst dem Auge sichtbare Gewand. Wer nun diese Herrlichkeit sieht, aus dieser Herrlichkeit schöpft, sich nährt aus Gott, der steht herrlich da, wenn er in die Geisterwelt eintritt, er ist da eine liebliche, himmlische Lichtgestalt. Wandelst du aber in der Finsternis, ertötest du den Hang zur Sünde nicht, gehen deine Triebe auf irdische, sinnliche, fleischliche Dinge und Vergnügungen, so wird dein innerer Mensch ganz finster und hässlich; als eine Jammergestalt erscheinst du dann im Totenreiche, ja, du kommst dir dann selber gespensterhaft und verächtlich vor. Dass du aber so nicht taugst in Jesu Herrlichkeit, nicht dich sehen lassen dürftest in den Kreisen der Lichteskinder, das sagt dir dein eigener Verstand. Unheilige Leute haben keine Gemeinschaft mit dem Herrn, und so werden sie dann dort so wenig als hier Seine Herrlichkeit sehen können. (Markus Hauser)

60:2 Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir.

60:3 Und die Heiden werden in deinem Lichte wandeln und die Könige im Glanz, der über dir aufgeht.

60:4 Hebe deine Augen auf und siehe umher: diese alle versammelt kommen zu dir. Deine Söhne werden von ferne kommen und deine Töchter auf dem Arme hergetragen werden.

60:5 Dann wirst du deine Lust sehen und ausbrechen, und dein Herz wird sich wundern und ausbreiten, wenn sich die Menge am Meer zu dir bekehrt und die Macht der Heiden zu dir kommt.

60:6 Denn die Menge der Kamele wird dich bedecken, die jungen Kamele aus Midian und Epha. Sie werden aus Saba alle kommen, Gold und Weihrauch bringen und des HERRN Lob verkündigen.1)

60:7 Alle Herden in Kedar sollen zu dir versammelt werden, und die Böcke Nebajoths sollen dir dienen. Sie sollen als ein angenehmes Opfer auf meinen Altar kommen; denn ich will das Haus meiner Herrlichkeit zieren.

60:8 Wer sind die, welche fliegen wie die Wolken und wie die Tauben zu ihren Fenstern?

60:9 Die Inseln harren auf mich und die Schiffe im Meer von längsther, daß sie deine Kinder von ferne herzubringen samt ihrem Silber und Gold, dem Namen des HERRN, deines Gottes, und dem Heiligen in Israel, der dich herrlich gemacht hat.

60:10 Fremde werden deine Mauern bauen, und ihre Könige werden dir dienen. Denn in meinem Zorn habe ich dich geschlagen, und in meiner Gnade erbarme ich mich über dich.

60:11 Und deine Tore sollen stets offen stehen, weder Tag noch Nacht zugeschlossen werden, daß der Heiden Macht zu dir gebracht und ihre Könige herzugeführt werden.

60:12 Denn welche Heiden oder Königreiche dir nicht dienen wollen, die sollen umkommen und die Heiden verwüstet werden.

60:13 Die Herrlichkeit des Libanon soll an dich kommen, Tannen, Buchen und Buchsbaum miteinander, zu schmücken den Ort meines Heiligtums; denn ich will die Stätte meiner Füße herrlich machen.

60:14 Es werden auch gebückt zu dir kommen, die dich unterdrückt haben; und alle; die dich gelästert haben, werden niederfallen zu deinen Füßen und werden dich nennen eine Stadt des HERRN, ein Zion des Heiligen in Israel.

60:15 Denn darum, daß du bist die Verlassene und Gehaßte gewesen, da niemand hindurchging, will ich dich zur Pracht ewiglich machen und zur Freude für und für,

60:16 daß du sollst Milch von den Heiden saugen, und der Könige Brust soll dich säugen, auf daß du erfährst, daß ich, der HERR, bin dein Heiland, und ich, der Mächtige in Jakob, bin dein Erlöser.

60:17 Ich will Gold anstatt des Erzes und Silber anstatt des Eisens bringen und Erz anstatt des Holzes und Eisen anstatt der Steine; und will zu deiner Obrigkeit den Frieden machen und zu deinen Vögten die Gerechtigkeit.

60:18 Man soll keinen Frevel mehr hören in deinem Lande noch Schaden oder Verderben in deinen Grenzen; sondern deine Mauern sollen Heil und deine Tore Lob heißen.

60:19 Die Sonne soll nicht mehr des Tages dir scheinen, und der Glanz des Mondes soll dir nicht leuchten; sondern der HERR wird dein ewiges Licht und dein Gott wird dein Preis sein.

60:20 Deine Sonne wird nicht mehr untergehen noch dein Mond den Schein verlieren; denn der HERR wird dein ewiges Licht sein, und die Tage deines Leides sollen ein Ende haben.

60:21 Und dein Volk sollen eitel Gerechte sein; sie werden das Erdreich ewiglich besitzen, als die der Zweig meiner Pflanzung und ein Werk meiner Hände sind zum Preise.

60:22 Aus dem Kleinsten sollen tausend werden und aus dem Geringsten eine Mächtiges Volk. Ich der HERR, will solches zu seiner Zeit eilend ausrichten.
Du ewiger, wahrhaftiger Sohn Gottes, Du hast Dich heute den Heiden offenbaret, als einen Heiland aller Menschen. Locke auch uns durch den Stern Deines lebendigen Wortes, daß es ein Licht werde auf unsern Wegen, und wir in Deinem Licht wandeln und im Glanz, der über, ja in unserm Herzen aufgehet. Hast Du doch die Weisen treulich bewahret und zurecht gewiesen: ach, so laß auch heute durch Dein Wort unser Herz gezüchtiget werden, damit wir nicht irre gehen. Gehe selbst vor uns her, als die rechte Weisheit, und laß unsern Gang gewiß sein auf Deinen Fußsteigen. Ja, führe uns wie die Jugend, bei unserer Unwissenheit und ungeübten Sinnen, da wir oft das Böse vom Guten nicht wohl unterscheiden mögen. O laß uns gerne in das niedrige Bethlehem der Demuth aus unsern stolzen Höhen herunter, damit Du durch Dein Licht und Wahrheit uns bringen könntest zu Deiner heiligen Wohnung. Denn Du hast dich in das Thal der tiefsten Niedrigkeit herabgelassen, und willst dich denen zeigen und schenken, welche bei Dir also Ruhe suchen und von Dir Sanftmuth und Demuth lernen. Also wollest Du allein unsere Freude und Wonne werden, daß wir ja um Deinetwillen uns selbst und alles, was wir haben, gering halten und auf Dein Erfordern gern fahren lassen, nur daß wir Dich gewinnen. Siehe, wir übergeben uns Dir ganz zu eigen; hast Du wahren Glauben in uns können wirken, so nimm ihn hin als Dein Geschenk, laß ihn helle leuchten, beständig dauern, und durch Deine Gnade bewahret werden. Giebst Du uns wahre Brünstigkeit und Treue, so laß es vor Dir werden ein Rauchopfer zum süßen Geruch dem Herrn. Ja, unser ganzes Leben müsse Deinem Vater also angenehm werden in Dir, dem Geliebten, zu Deinem Preis und Ehre. Und wenn wir auch der Gemeinschaft Deiner Leiden sollen würdig werden, so seien sie uns wie eine köstliche Myrrhe, die uns vor aller Fäulniß der Eitelkeit und Weltliebe bewahre und bis auf Deinen Tag unsträflich behalte. Alsdann werden wir Dich recht anbeten, und in Dir volles Genüge, Friede und Freude im heiligen Geist finden, bis wir wieder in unser erstes Vaterland einziehen, und durch den neuen Weg der Wiedergeburt aller Nachstellung der Feinde entgangen sind. Allda wollen wir Dich ohne Ende anbeten und loben. Amen. Dir sei Ehre und ewiges Reich, Du König der Ehren. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)


Werke für den Herrn beginnen häufig sehr geringfügig und werden darum nicht schlechter. Die Schwachheit erzieht den Glauben, bringt Gott nahe und gewinnt Ehre für seinen Namen. Schätzt die Verheißungen des Wachstums hoch. Das Senfkorn ist das kleinste unter dem Samen, und doch wird es eine Baum-ähnliche Pflanze mit Zweigen, unter denen die Vögel des Himmels wohnen. Wir mögen mit einem beginnen, und dieser eine ein Kleiner, und doch sollen aus ihm „tausend werden“. Der Herr ist groß im Vermehren. Wie oft sprach Er zu seinem einsamen Knechte: „Ich will dich mehren!“ Vertraut auf den Herr, ihr Einer und Zweie; denn Er will mitten unter euch sein, wenn ihr in seinem Namen versammelt seid.
„Ein Kleiner“. Was kann verächtlicher sein in den Augen derjenigen, die Köpfe zählen und Kräfte wägen! Doch ist dieser der Kern eines großen Volkes. Nur ein Stern leuchtet zuerst am Abend, aber bald ist der Himmel voll von unzähligen Sternen.
Auch brauchen wir nicht die Aussicht auf Zunahme für sehr fern zu halten, denn die Verheißung lautet: „Ich, Jahwe, will solches zu seiner Zeit eilend ausrichten.“
Es wird keine vorzeitige Eile sein, wie die, welche wir in aufgeregten Versammlungen sehen; es wird alles zur rechten Zeit geschehen; aber dennoch wird keine Verzögerung stattfinden. Wenn der Herr eilt, so ist keine Eile glorreich. (Charles Haddon Spurgeon)

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