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Jesaja, Kapitel 51

Jesaja, Kapitel 51

51:1 Höret mir zu, die ihr der Gerechtigkeit nachjagt, die ihr den HERRN sucht: Schauet den Fels an, davon ihr gehauen seid, und des Brunnens Gruft, daraus ihr gegraben seid.

51:2 Schauet Abraham an, euren Vater, und Sara, von welcher ihr geboren seid. Denn ich rief ihn, da er noch einzeln war, und segnete ihn und mehrte ihn.

51:3 Denn der HERR tröstet Zion, er tröstet alle ihre Wüsten und macht ihre Wüste wie Eden und ihr dürres Land wie den Garten des HERRN, daß man Wonne und Freude darin findet, Dank und Lobgesang.
Mir ist, als sähe ich im Gesicht eine weite, wilde Wüste, ein großes und schreckliches Sandmeer wie die Sahara. Ich erblicke nichts in derselben, woran das Auge sich erquicken könnte, ringsum ermattet das Auge vom Anblick heißen, glühenden Sandes, der übersäet ist mit Tausenden gebleichter Gerippe von unglücklichen Menschen, die hier unter unsäglichen Qualen ihren Geist aushauchen mußten, weil sie in der unbarmherzigen Öde ihren Weg verloren hatten. Welch ein entsetzliches Anschauen! Welch ein schreckliches Gesicht, eine unabsehbare Sandwüste, ohne Oase, ein trostloses Leichenfeld für ein verlornes Geschlecht! Aber siehe und staune! Auf einmal sehe ich eine hochberühmte Pflanze aufsprossen aus dem versengenden Sande; und wie sie wächst, treibt sie Knospen; die Knospe entfaltet sich: es ist eine Rose; und ihr zur Seite beugt eine reine Lilie ihr bescheidenes Haupt; und, Wunder über Wunder! wie der Duft dieser Blumen sich verbreitet, verwandelt sich die Wüste in ein fruchtbares Gefilde, und ringsum sproßt es üppig auf, „die Herrlichkeit des Libanons ist ihr gegeben, der Schmuck Karmels und Sarons.“ Nenne sie nicht mehr Sahara, nenne sie Paradies. Sprich nicht mehr von ihr, als von dem Tal der Todesschatten; denn wo die Gebeine lagen, von der Sonne gebleicht, siehe, da wird eine Auferstehung verkündigt, und es stehen die Toten auf, ein gewaltiges Heer, voll unsterblichen Lebens. Jesus ist die hochberühmte Pflanze, und seine Gegenwart macht alles neu. Aber das Wunder ist nicht geringer in der Errettung jedes einzelnen. Dort sehe ich dich, lieber Freund, als ein Kind, nackt, ungewaschen, mit deinem eignen Blut besudelt, unbarmherzig ausgesetzt, eine Beute wilder Raubtiere. Aber siehe, von göttlicher Hand wird dir ein Kleinod in den Schoß geworfen, und um seinetwillen hat die göttliche Vorsehung Mitleid mit dir, pflegt dich, du wirst abgewaschen und gereinigt von deiner Befleckung, du wirst aufgenommen in die himmlische Familie, das reine Siegel der Liebe erglänzt auf deiner Stirn, und der Ring der Treue wird dir an den Finger gesteckt: du bist nun ein königliches Kind Gottes, obgleich erst eine Waise, ein elendes Geschöpf. O, erhebe mit Schall die unvergleichliche Macht und Gnade, welche die Wüsten macht wie Lustgärten und das verstockte Herz mit Freudenliedern erfüllt. (Charles Haddon Spurgeon)

51:4 Merke auf mich, mein Volk, höret mich, meine Leute! denn von mir wird ein Gesetz ausgehen, und mein Recht will ich zum Licht der Völker gar bald stellen.

51:5 Denn meine Gerechtigkeit ist nahe, mein Heil zieht aus, und meine Arme werden die Völker richten. Die Inseln harren auf mich und warten auf meinen Arm.
In Zeiten schwerer Heimsuchung besitzt der Christ nichts auf Erden, worauf er sich verlassen und sein Vertrauen setzen kann, und muß sich ganz nur seinem Gott in die Arme werfen. Wenn sein Schiff bis zum Bord untergesunken ist, und keine menschliche Macht mehr helfen kann, dann muß er sich ganz und gar der Vorsehung und Treue seines Gottes überlassen. O seliger Sturm, der einen Menschen auf solch einen unerschütterlichen Fels des Heils verschlägt! O gesegnete Windsbraut, die die Seele zu Gott und zu Ihm allein, hinreißt! Manchmal können wir vor lauter Freunden, die sich um uns drängen, gar nicht zu Gott kommen; wenn aber ein Mensch so arm, so freundlos, so hilflos ist, daß er gar nicht mehr weiß, wohin sich wenden, dann flieht er in seines Vaters Arme und läßt sich liebevoll von denselben umfangen. Wenn ihn so schwere und eigentümliche Trübsale niederdrücken, daß er sie keiner Seele anvertrauen mag und kann als seinem Gott, dann soll er dafür loben und danken; denn dann erfährt er seines Herrn Güte und Treue reichlicher als sonst je. O du sturmgepeitschter Glaubensmensch, was ist doch das für eine selige Trübsal, die dich zu deinem Vater hintreibt! Siehe, das ist „Heimsuchung“! Jetzt, wo du niemand hast, auf den du bauen und trauen kannst, suche Ihn, damit du auf Ihn all dein Vertrauen setzest. Verunehre deinen Herrn und Meister nicht mit deinen Zweifeln, sondern sei stark im Glauben, und gib Gott die Ehre. Zeige der Welt, daß dir dein Gott zehntausend Welten wert ist. Zeige den Reichen, wie reich du bist in deiner Armut, wenn Gott der Herr dein Helfer ist. Zeige den Starken, wie stark du bist in deiner Schwachheit, wenn die ewigen Arme dich stützen. Jetzt ist die Zeit zu Heldentaten des Glaubens und mutigem Kampf. Sei stark und ein rechter Held, so wird sich der Herr dein Gott ganz gewiß verherrlichen in deiner Schwachheit und seine Macht verkünden mitten in deiner Trübsal, so gewiß Er Himmel und Erde gemacht hat. Die Majestät des Himmelsgewölbes wäre dahin, wenn das Firmament von einer einzigen Säule gestützt würde, und dein Glaube würde seine Herrlichkeit einbüßen, wenn er auf irgend etwas ruhte, was ein fleischliches Auge zu entdecken imstande wäre. Möge Gott der Heilige Geist es dir schenken, daß du an diesem letzten Monatstag ruhest in Jesu Armen. (Charles Haddon Spurgeon)

51:6 Hebet eure Augen auf gen Himmel und schauet unten auf die Erde. Denn der Himmel wird wie ein Rauch vergehen und die Erde wie ein Kleid veralten, und die darauf wohnen, werden im Nu dahinsterben. Aber mein Heil bleibt ewiglich, und meine Gerechtigkeit wird kein Ende haben.

51:7 Höret mir zu, die ihr die Gerechtigkeit kennt, du Volk, in dessen Herzen mein Gesetz ist! Fürchtet euch nicht, wenn euch die Leute schmähen; und wenn sie euch lästern, verzaget nicht!

51:8 Denn die Motten werden sie fressen wie ein Kleid, und Würmer werden sie fressen wie wollenes Tuch; aber meine Gerechtigkeit bleibt ewiglich und mein Heil für und für.

51:9 Wohlauf, wohlauf, ziehe Macht an, du Arm des HERRN! Wohlauf, wie vorzeiten, von alters her! Bist du es nicht, der die Stolzen zerhauen und den Drachen verwundet hat?

51:10 Bist du es nicht, der das Meer, der großen Tiefe Wasser, austrocknete, der den Grund des Meeres zum Wege machte, daß die Erlösten dadurchgingen?

51:11 Also werden die Erlösten des HERRN wiederkehren und gen Zion kommen mit Jauchzen, und ewige Freude wird auf ihrem Haupte sein. Wonne und Freude werden sie ergreifen; aber Trauer und Seufzen wird von ihnen fliehen.

51:12 Ich, ich bin euer Tröster. Wer bist du denn, daß du dich vor Menschen fürchtest, die doch sterben, und vor Menschenkindern, die wie Gras vergehen,

51:13 und vergissest des HERRN, der dich gemacht hat, der den Himmel ausbreitet und die Erde gründet? Du aber fürchtest dich den ganzen Tag vor dem Grimm des Wüterichs, wenn er sich vornimmt zu verderben. Wo bleibt nun der Grimm des Wüterichs?
Laßt den Text selber als den Abschnitt für den heutigen Tag genommen werden. Es ist nicht nötig, ihn weitläufig auszulegen. Zitternder, lies ihn, glaube ihn, nähre dich davon und mache ihn vor dem Herrn geltend. Der, den du fürchtest, ist doch nur ein Mensch; während Der, der verheißt, dein Tröster zu sein, der Gott, der dich geschaffen hat, ist. Unendlicher Trost ist mehr als zureichend für eine sehr beschränkte Gefahr.
„Wo blieb der Grimm des Wüterichs?“ Er ist in des Herrn Händen. Es ist nur der Grimm eines sterbenden Geschöpfes; ein Grimm, der enden wird, sobald der Odem aus der Nase gewichen. Warum sollten wir denn Furcht haben vor einem, der so gebrechlich ist, wie wir selber? Laßt uns nicht Gott Unehre antun, indem wir aus dem winzigen Menschen einen Gott machen. Wir können einen Menschen zum Götzen machen, indem wir übermäßige Furcht vor ihm haben, ebensowohl wie dadurch, daß wir unmäßige Liebe für ihn hegen. Laßt uns Menschen als Menschen behandeln, und Gott als Gott; und dann werden wir ruhig weiter auf dem Pfade der Pflicht gehen, den Herrn fürchten und sonst niemand fürchten. (Charles Haddon Spurgeon)

51:14 Der Gefangene wird eilends losgegeben, daß er nicht hinsterbe zur Grube, auch keinen Mangel an Brot habe.

51:15 Denn ich bin der HERR, dein Gott, der das Meer bewegt, daß seine Wellen wüten; sein Name heißt HERR Zebaoth.

51:16 Ich lege mein Wort in deinen Mund und bedecke dich unter dem Schatten meiner Hände, auf daß ich den Himmel pflanze und die Erde gründe und zu Zion spreche: Du bist mein Volk.

51:17 Wache auf, wache auf, stehe auf, Jerusalem, die du von der Hand des HERRN den Kelch seines Grimmes getrunken hast! Die Hefen des Taumelkelches hast du ausgetrunken und die Tropfen geleckt.

51:18 Es war niemand aus allen Kindern, die sie geboren hat, der sie leitete; niemand aus allen Kindern, die sie erzogen hat, der sie bei der Hand nähme.

51:19 Diese zwei sind dir begegnet; wer trug Leid mit dir? Da war Verstörung und Schaden, Hunger und Schwert; wer sollte dich trösten?

51:20 Deine Kinder waren verschmachtet; sie lagen auf allen Gassen wie ein Hirsch im Netze, voll des Zorns vom HERRN und des Scheltens von deinem Gott.

51:21 Darum höre dies, du Elende und Trunkene, doch nicht von Wein!

51:22 So spricht dein Herrscher, der HERR, und dein Gott, der sein Volk rächt: Siehe, ich nehme den Taumelkelch von deiner Hand samt den Hefen des Kelchs meines Grimmes; du sollst ihn nicht mehr trinken,

51:23 sondern ich will ihn deinen Schindern in die Hand geben, die zu deiner Seele sprachen: Bücke dich, daß wir darüberhin gehen, und mache deinen Rücken zur Erde und wie die Gasse, daß man darüberhin laufe.

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