Simons, Menno - Nun folgen die Gegensprüche mit ihren Verantwortungen.

Gleichwie wir dann mit Kürze verzeichnet haben des Herrn Befehl, der Apostel Lehre und Gebrauch, und die Bedeutung von der Tauf, daß sie die rechte Tauf gewesen ist und auch noch ist, und bis ans Ende bleiben soll; also wollen wir euch nun auch durch des Herrn Gnade, zu einem Dienst anzeichnen und beantworten, etliche Sprüche der Gelehrten, die sie aus der Schrift unrecht darzu gebrauchen, mit welchen sie des Herrn Ordnung zu nichte machen, und ihre eigene wieder an die Statt stellen.

Zum ersten, daß wir alle Kinder des Zorns und sündlicher Art, aus dem sündlichen Samen von Adam geboren werden, und darum (sagen sie) müssen die Kinder durch die Tauf von der Erbsünd gereiniget und gewaschen werden, rc.

Hierauf antworten wir auf diese Weise mit des Herrn Wort: Wir glauben und bekennen wohl, daß wir alle mit einander aus einem unreinen Samen herkommen und geboren werden; daß wir in dem ersten irdischen Adam ganz verdorben und Kinder des Tods, und der Höllen worden seynd. Röm. 5. 1 Cor. 15. Jedoch mit solchem Bescheid: Gleichwie wir durch den ersten Adam gefallen und zu Sündern worden seynd, also glauben und bekennen wir auch wiederum, daß wir in dem andern und himmlischen Adam Christo, in der Gnaden aufgeholfen und gerechtfertiget worden seynd: dann darzu ist er erschienen und hieher auf Erden kommen, auf daß wir in ihm und durch ihn, das Leben haben sollen. Durch diesen rühmen wir uns allein zu haben Gnad, Gunst und Vergebung unserer Sünden, bey Gott unserm Vater, und nicht durch die Tauf, wir seyen gleich Kinder oder Gläubige: dann so die Erlösung und Abwaschung der Erbsünde durch die Tauf geschehe und nicht eigentlich durch Christi Blut, so würde das wohlriechende Opfer, das ewig von Würde bleibt, in dieser Gestalt vergebens und kraftlos gewesen seyn: oder es müssten zwey Mittel für unsere Sünden seyn. Ach nein! die Schrift sagt nicht mehr dann von einem Mittel, welches Christus ist mit seinem Verdienst, Tod und Blut. 1 Pet. 1. Joh. 1. Ap. Gesch. 1. Wer nun die Vergebung seiner Sünden suchet durch die Tauf, der verachtet des Herrn Blut und macht das Wasser zu seinem Abgott. Darum hüte sich ein jeglicher daß er die Ehr und Preis Christi, den äusserlichen Ceremonien und den elementischen Creaturen nicht gebe.

Es ist wahr, daß Petrus spricht, Ap. Gesch. 2: Thut Buße, und ein jeglicher lasse sich taufen in dem Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden rc.1).

Aber das mag also nicht verstanden werden, als daß wir die Entledigung unserer Sünden empfahen durch die Tauf. O nein! dann mit solcher Meynung müsste Christus mit seinem Verdienst untergeben. Aber wir empfahen die Entledigung unserer Sünden in der Tauf, und das auf diese Weise: Der Herr hat befohlen sein Evangelium und Wort zu predigen allen Creaturen, auf daß alle die daran glauben und getauft werden, mögen selig werden. Wo dann ein Glaube ist, der eine Gabe Gottes von Paulo genennt wird, Ephes. 1. da ist auch die Kraft und Frucht des Glaubens. Wo also ein wirkender, fruchtbarer Glaube ist, da ist auch die Verheissung; wo aber ein solcher nicht ist, (wir meynen hie die Hörenden und Verständigen) da ist auch keine Verheissung. Dann wer des Herrn Wort hört und mit dem Herzen glaubt, der bringt ans Licht seine Frucht; er folgt gehorsamlich hinnach in allem, das ihm des Herrn Mund befohlen hat. Dann der Gerechte lebt aus seinem Glauben, wie dann die Schrift lehret. Habac. 1, Röm. 1. Gal. 3. Hebr 10. Und alsdann wird ihm aus Gottes Wort Entledigung seiner Sünden verkündiget, gleichwie hie Petrus antwortet, anweiset und mitbringt.

Hätte Noah und Lot des Herrn Wort nicht geglaubt, so würde es mit ihren Sachen nicht wohl gestanden seyn. 1 Mos. 6, 7. 8. 1 Mos. 17. Hätte Abraham nicht geglaubt, er hätte solche herrliche Verheißung nicht erlangt; aber nun haben sie geglaubt und recht gethan, und seynd Erbgenossen der Gerechtigkeit worden. Hebr. 11.

Hätte Moses und Israel des Herrn Wort nicht geglaubt und gehorsam gewesen, wie wollten sie dann in dem Meer und in der Wüsten bestanden seyn? Aber nun haben sie geglaubt, und seynd also nach seiner Verheissung durch des Herrn starke Hand bewahrt und erhalten worden. Die ihn aber erbitterten und an sein gnädig Wort und große Wunder nicht glaubten, mußten in der Wüsten verfallen, und in das verheissene Land nicht kommen. 2 Mos. 16. 4 Mos. 11, 14. Ps. 94. Heb. 3, 4.

Da waren auch Versöhnungen an die Opfer des alten Testaments gehenckt in der Schrift, nicht um die Würdigkeit des geräucherten Opfers, dann das Blut von Ochsen und Böcken (spricht Paulus, Hebr. 10.) mochte keine Sünd nicht hinweg nehmen. Es war auch vorhin alles des Herrn, was konnte und mochte geopfert werden; ja alles Vieh auf tausend Bergen, spricht David, Ps. 49. Darum aber, daß sie das Wort der göttlichen Verheissung als wahrhaftig glaubten, und also seinem Befehl in der Gehorsamkeit nachkamen. Also wird nun auch in der Tauf geprediget Vergebung der Sünden, nicht um des Wassers oder gewirckten Ceremonien willen. Wir sagen noch einmal, Christus müsse allein das Mittel der Gnaden bleiben. Darum aber, daß man des Herrn Verheissung durch den Glauben annimmt, und seinem Wort und Willen in der Gehorsamkeit nachkommt.

Unter dieser Regel und Anweisung seynd die unmündigen Kinder nicht begriffen. Dann in der ganzen Schrift ist kein Gebot gegeben, sie zu taufen. Darum wird sie auch als ein Zeichen des Gehorsams von ihnen nicht gefordert. Dieweil dann die Kindertauf ohne Gottes Wort ist, so ist sie auch keine Ceremonie Gottes, sondern eine verderbliche Superstition2) der Menschen, und eine offenbare Abgötterey;, darum kann und mag auch keine göttliche Verheissung an alle solche Greuelwerk gebunden werden. Ich meyne, es wäre wohl Zeit aufzuwachen und auf die Schrift zu merken. Den unschuldigen und unmündigen Kindern wird keine Sünde zugerechnet um Jesu willen.

Aber das Leben ist ihnen zugesagt, nicht durch ein einige Ceremonie, sondern aus lauter Gnaden, in der Vergiessung des Herrn Blut, wie er selbst spricht: Laßt die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht, dann solchen gehört das Reich des Himmels zu. Matth. 19. Marc. 10. Luc. 18. Aber von der Tauf hat er ihnen nichts geboten. Es ist nach meinem Düncken eine sehr grosse Irrung, daß etliche fürgeben, daß der Juden Kinder Christo angenehm waren am der Beschneidung willen, und daß unsere Kinder angenehm seyen um der Tauf willen. O Laster und Schand! allenthalben muß Christus, das einige und ewige Mittel der göttlichen Gnaden weichen, und es muß den stummen Werken und Elementen zugeschrieben werden. Hie will ich alle Kindertäufer gefragt haben, womit sie doch beweisen wollen, daß diese gesegnete Kinder allein beschnittene Knäblein, und auch nicht die unbeschnittenen Mägdlein gewesen seyen? Waren die Kinder angenehm um der Beschneidung willen, (wie sie fürgeben) warum dann auch nicht die alten, die beschnitten waren? Dann wiewohl sie beschnitten waren, hat er ihnen gleichwohl geboten, daß man sie auf den Glauben taufen sollte, aber von den Kindern hat er solches nicht geboten. Er hat sie in seine Arme genommen, gesegnet, die Händ aufgelegt, das Reich des Himmels zugesagt und also lassen hingehen, aber nicht getauft.

Sehet, also hat Gottes Weisheit selbst gehandelt; aber die Welt will sein Meister seyn. Christus gebeut nicht daß man die unmündigen Kinder, sondern die Gläubigen taufen soll: aber die Welt gebeut, daß man die Kinder und nicht die Gläubigen taufen soll. Ja das noch mehr ist, so sich jemand auf seinen Glauben taufen läßt, dieweil ihm der Herr also geboten hat, und aus Furcht seines Gewissens seine Kinder nicht darf taufen lassen, dieweil ihm das von Gottes Wort nicht befohlen ist, der muß leider den jedermann einen sehr schändlichen Namen tragen; und darzu allerley Marter, Pein, Elend und des Tods gewärtig seyn. Und doch solches nicht so viel bey der Obrigkeit, als bey denen, die Lehrer und Prediger gerühmt werden. Dann alles was die Obrigkeit thut, das thun sie gemeiniglich aus Rath und Angeben der Gelehrten. Die Frucht beweißt wohl, aus wessen Vater sie geboren seynd. Sie müssen ihres Vaters Maß erfüllen. Sie seynd allezeit gewesen, werden auch nach meinem Bedüncken wohl bleiben, Matth. 13. die mit ihrer falschen Lehre, neidigen Art und wütenden Herzen, alles rechtfertige Blut getruncken, umgebracht und ermordet haben. Off. Joh. 17, 18. Es ist so schändlich (ach leider!) daß es eine Schande ist, daß man es schreiben soll. Dann gleichwie die Sonne scheint vor der ganzen Welt, und von jedermann gesehen wird, also offenbar scheint auch der Gelehrten unmenschliche, rasende Tyranney, gegen das Lamm und seine Auserwählten. Gott gebe daß doch diese blinde, verkehrte und blutdürstige Meister mit allen Tyrannen, einmal doch möchten sehend werden, aller falschen Lehre und unschuldiges Bluts satt und müd werden. Amen.

Zum andern sagen sie, die Israelitischen Kinder seyen im alten Testament, durch die Beschneidung aufgenommen in Gottes Bund und Gemein. Nun aber werden unsere Kinder aufgenommen durch die Tauf.

Darauf sagen wir mit der heiligen Schrift nein zu. Dann wer die Schrift mit Verstand lieset, wird ohne alle Dunkelheit befinden, daß Abraham viele Jahr zuvor in des Herrn Bund war, ehe er beschnitten wurde. Daß auch die Kinder am achten Tag beschnitten wurden, wiewohl sie vorhin im Bund waren. Dann es ist offenbar, daß wir nicht durch ein einiges auswendig Zeichen Gottes Kinder seynd, sondern durch die väterliche Erwählung der Gnaden, durch Christum Jesum. Ephes. 1. Aber das auswendige Zeichen ward von Abraham gefordert als ein Gehorsam und Siegel seines Glaubens. Desgleichen auch von seinem Samen, daß sie ihre Kinder beschnitten auf den achten Tag, nicht früher, auch nicht später, die Knäblein, und nicht die Mägdlein. 1 Mos. 17. Wäre nun der Bund am Zeichen gehangen, und nicht an der Erwählung der Gnaden, wo würden dann die Mägdlein geblieben seyn, und auch die Knäblein, die unbeschnitten in den sieben Tagen gestorben seynd?

Lieber Leser, mercke auf des Herrn Wort. Dann wiewohl die Weiber und Mägdlein unbeschnitten waren, haben sie gleichwohl einerley Verheissung gehabt von dem verheissenen Samen, Land, Reich und Herrlichkeit. Sie waren nicht weniger Abrahams Samen und Gottes Bund unterworfen, auch der Bedeutung desselben Zeichens, sowohl als die beschnittene Männer und Knäblein. Daraus öffentlich erscheint, daß die Kinder Israel nicht durch die Beschneidung, wie die Kindertäufer fürgeben, sondern durch die Erwählung der Gnaden in des Herrn Bund gewesen seynd. Und gleich wie Abraham und die Israelitischen Kindlein, sowohl die Knäblein als die Mägdlein, und die Mägdlein als die Knäblein, nicht durch das Zeichen, sondern durch die Auserwählung im Bund waren; also seynd auch unsere Kinder in Gottes Bund, wiewohl sie nicht getauft seynd. Das Wort Pauli sieht fest: Er hat uns auserwählt in ihm, ehe die Welt gegründet war, rc. und hat uns geordnet zu Kindern vor ihm selber, durch Christum Jesum. Ephes. 1.

Noch eins. Den Kindern gehört das Himmelreich zu, und stehen unter der Verheissung der Gnaden Gottes, durch Christum, wie gesagt ist: Und darum glauben wir wahrhaftig, daß sie selig, heilig und rein seynd, Gott angenehm, in dem Bund und Haus Gottes, und keinerley Weise durch einiges Zeichen. Dann darvon ist nirgend kein Buchstabe in der ganzen Schrift begriffen, damit man bewähren mag, daß man die unmündige Kinder mit solchem Zeichen in des Herrn Bund und Gemein einleiben soll. Darneben ist auch offenbar, daß sie mit keinem Wort, noch Sacramenten, mögen gelehrt und vermahnet werden, so lang sie so ganz ohne alles Gehör, Begriff, Sinn und Vernunft seynd.

Auch so müssen die Zeichen nicht anders gebraucht werden, dann sie der Herr selbst eingesetzt und befohlen hat. Dieweil dann Christus geordnet und geboten hat, die Gläubigen zu taufen, und hat vom Kindertaufen nicht einen Buchstaben gemeldet; darum so glauben und lehren wir, daß die Tauf der Gläubigen aus Gott und Gottes Wort sey, und die Tauf der Kinder aus dem Drachen und Thier.

Alle Ceremonien von Gott geordnet, sowohl des alten als des neuen Testaments, seynd darzu geordnet, daß darinnen unser Glaube soll geübet, und die Gehorsamkeit bewiesen werden. Darum müssen wir dieselbigen nach unserm Gutdünken nicht brauchen, und verändern, wie es uns gefällt: sondern wir müssen sie also brauchen, wie sie der Herr selbst in seinem Wort geordnet und befohlen hat, so wir anders mit dem Feuer des grimmigen Zorns Gottes, mit Nadab, Abihu, nicht wollen gestraft werden. 3 Mor. 10.

Dieweil dann Christus den Gläubigen die Tauf befohlen hat, (sage ich) und nicht den unmündigen Kindern, und die heiligen Apostel denselben, nach Anweisung Christi Befehl, also gelehret und gebraucht haben; gleichwie man an vielen Orten des Neuen Testaments lesen und sehen mag, so müssen je alle Rechtsverständigen zugeben, daß die Kindertauf (die nun leider den der ganzen Welt gebraucht, und mit so viel Tyranney bewährt wird,) nichts dann eine Ceremonie des Antichrist, ein offenbares Laster, eine zauberische Sünd, ein gegossen Kalb, ja Greuel und Abgötterey ist.

Wir wissen auch wohl, wie sie die Beschneidung als eine Figur treiben auf die Tauf, und allegieren darzu den Spruch Pauli, Coloss. 2. nämlich: Ihr seyd beschnitten, rc. Wer mit diesem Spruch will bewähren, die Kindertauf recht zu seyn, der thut dem heiligen Paulo Gewalt, und verkehrt sein Zeugniß fälschlich. Dann er lehrt nicht, daß die auswendige Beschneidung eine Figur und Bild auf die Tauf sey, 1 Mos. 18. Jos. 5. sondern auf die inwendige Beschneidung. Röm. 2. Phil. 3. Coloss. 2. Dann gleich wie die buchstäbliche Beschneidung an dem Glied der Geburt mit einem steinernen Messer geschahe; also muß auch nun unsere angeborne Adamische Art und Natur, mit dem geistlichen steinernen Messer und mit einer Beschneidung beschnitten werden, die ohne Händ geschicht. Der Stein ist Christus. 1 Cor. 10. Das Messer ist Gottes Wort. Heb. 4. Ephes. 6. Sehet, mit dieser Beschneidung werden die Gläubigen beschnitten, und nicht die unmündigen Kinder, wie solches Paulus mit diesem Spruch klärlich anweiset und spricht: Ihr seyd beschnitten mit einer Beschneidung die ohne Hand geschicht: dann ihr habt abgelegt den Leib der Sünden im Fleisch, durch die Beschneidung Christi, und seyd mit ihm begraben durch die Tauf, in welcher ihr auch auferstanden seyd durch den Glauben, den Gott wirckt. Ich meyne ja, diese Worte beweisen wohl, daß sie Paulus nicht von der Tauf der unmündigen Kinder, sondern von der inwendigen Beschneidung der Gläubigen geredet hat. Darbey leset auch, was wir davon Röm. 6. oben gesagt haben.

Zum dritten sagen sie, daß die Kinder in der Tauf wiedergeboren werden, Christum anziehen und den heiligen Geist empfahen.

Darauf antworten wir: Wiedergeboren zu werden, Christum anziehen und den heiligen Geist empfangen, ist eins, und nach der Kraft an sich selbst nicht zertheilt. Habt ihr das eine, so habt ihr auch das andere. Aber dasselbige geht die unmündigen Kinder mit nichten an, dann die Wiedergeburt geschicht aus Mittel des Glaubens, durch Gottes Wort, und ist eine Veränderung des Herzens, oder des inwendigen Wesens, wie oben gesagt ist. Christum anziehen, ist in Christum versetzt seyn, und gesinnet zu werden gleich wie er. Den heiligen Geist empfahen, ist seiner Gaben und Kraft theilhaftig werden, von ihm gelehrt, versichert und getrieben zu werden,3) wie die Schrift lehret. Solches kann und mag je in den unmündigen Kindern nicht befunden werden: dann sie haben keine Ohren des Herrn Wort zu hören, und keine Vernunft zu verstehen. Aus welchem Wort und Gehör es allein herkommt und folgen muß.

Hie mag vielleicht gefragt werden, ob dann Gott nicht mächtig ist, solches in den Kindern zu wirken, nachdem auch Johannes der Täufer noch ungeboren, vor Freuden in seiner Mutter Leib aufgesprungen ist? Luc. 1.

Hie sagen wir, daß wir von Gottes Macht nicht reden, er hat den alten, erstorbenen Leib der Sara fruchtbar gemacht, 1 Mos. 18, 21. und hat Bileams Esel machen reden. 4 Mos. 22. Daraus folgt nicht, daß alle alte Frauen fruchtbar werden und alle Esel reden sollen. Er thut darum nicht alles, was und wie er wohl thun kann, sondern wir reden allein von der Regel der Schrift, was uns die davon lehret und befohlen hat.

Dieweil die unvernünftigen Kinder das Gehör des Worts nicht haben, so können sie auch nicht glauben, und dieweil sie nicht glauben, so können sie auch nicht wiedergeboren werden. Daß sie nicht Ohren haben Gottes Wort zu hören, lehret uns die Vernunft wohl.

Daß sie auch nicht glauben und wiedergeboren werden, scheinet wohl an ihren Früchten. Sie seyen dann gleich getauft oder ungetauft, so ist die angeborne Natur von der Jugend an geneigt zu dem Bösen. 1. Mos. 6, 8. Sie wissen keinen Unterschied zwischen Christo und dem Satan; zwischen dem Guten und dem Bösen; zwischen Leben und Tod, rc. 5 Mos. 1. Jon. 4. Worin soll man dann ihren Glauben, Wiedergeburt, Christum und Geist mercken? Das wiedergebärende Wort muß zum ersten gehört und mit getreuem Herzen geglaubt werden, ehe daß die Wiedergeburt, das Anziehen Christi und die Treibung des Heiligen Geistes folgen mag.

Sehet, also lehret uns des Herrn Wort. Wer nun das wohlschmeckende Brod des göttlichen Worts nicht will (davon unsere Seelen leben müssen) der mag sich mit den Schweinenträbern sättigen lassen, wir können es nicht wehren. 5 Mos. 8. Matth. 4. Luc. 15. Ich hoffe, der gnädige Vater werde uns mit seiner grossen Barmherzigkeit vor ihrer antichristischen Lehre und pharisäischen Sauerteig gnädiglich beschirmen und bewahren.

Zum vierten sagen sie, obwohl die unmündigen Kinder in der Tauf also von der Erbsünde nicht gewaschen werden, daß die nicht mehr seye, so soll ihnen die, gleichwohl um der Tauf willen nicht zur Sünde gerechnet werden.

Darauf antworten wir: Also zu lehren und zu glauben, ist ein offenbares Laster wider Christum und Christi Blut. Ich habe wohl mehr dann einmal bewiesen aus des Herrn Wort, daß Christus das einige Mittel allein sey vor unsere Sünden, und sonst kein ander Mittel ist ewiglich. Esa. 43, 53. Matth. 1, 20. 26. Marc. 14. Luc. 2, 22. 24. Joh. 1, 3. Ap. Gesch. 4, 10. Gal. 1, 2. Ephes. 1, 2. 5. Colos. 1, 2. 1 Tim. 1. 2. Tit. 2, 3. Heb. 1; 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 13. 1 Pet. 1, 2. 3. 4. 1 Joh. 1, 2. 3. 4. 5. Off. Joh. 1, 2. Will man Gottes Wort nicht glauben, so mag ihnen weder von mir noch von einigem Menschen geholfen werden. Aber in was Gestalt der Gläubigen Tauf und Vergebung beygehenckt, ist oben wohl erklärt. Wer das lieset und recht versteht, wird dem Herrn Christo wohl seine Ehre geben, und die Vergebung seiner Sünden nicht den stummen Ceremonien und Elementen zuschreiben.

Zum fünften sagen sie, Christus habe seine Gemein gereiniget und geheiliget, mit dem Wasserbad durch Wort. Ephes. 5. Die kleinen Kindern seynd in der Gemein, sagen sie, darum müssen sie auch mit dem Wasserbad gereiniget werden durchs Wort.

Darauf antworten wir: Paulus redet hie nicht von den unhörigen und unmündigen Kindern, sondern von denen, die des Herrn Wort hören, glauben und also durch den Glauben ihre Herzen geheiliget und gereiniget werden. Ap. Gesch. 15. Dann solche werden mit dem Wasserbad gewaschen, gleichwie ihnen des Herrn Mund befohlen hat.

Dieweil dann die unmündigen Kinder den reinen, heiligmachenden Glauben nicht haben, noch die Mittel zum Glauben, Röm. 10. nämlich das Gehör, auch in der Schrift von dem Wasserbad keinen Befehl haben, wie können sie dann mit dem Wasserbad gereiniget werden durch das Wort, dieweil sie keinen Glauben haben an das Wort, und kein Wasserbad durchs Wort? Darum sollen alle Kindertäufer wissen, daß ihre Kindertauf nicht allein nicht reiniget noch heiliget, sondern daß sie ganz und gar abgöttisch, ohne Verheissung, verderblich and wider des Herrn Wort ist.

Wir haben zuvor bewiesen, daß der Juden Opfer zu Entledigung der Sünden oder Versöhnungen, beygehenckt worden, dann sie nach Ausweisung Moses Worten geschahen. Wann es aber also nicht geschahe, haben sie sich damit nicht versöhnet, sondern nur so viel desto mehr unter die Sünde verbunden, wie Saul, Usias, Nabab, Abihu und dergleichen mehr. 1 Kön. 15. 2 Chron. 26. 3 Mos. 20. In gleichermaße sey wird auch die Gemein mit dem Wasserbad geheiliget und gereiniget durchs Wort, wann es in allen Dingen nach Anweisung des Worts geschicht. Wo es nicht also geschicht, so wird man nicht gereiniget, sondern vielmehr gesündigt.

Und wiewohl die Kinder weder Glauben noch Tauf haben, soll niemand denken, daß sie darum verdammt seyen. Ach nein, sie seynd gleichwohl selig: dann sie haben des Herrn eigene Verheissung zu dem Reich Gottes, nicht durch einig Element, Ceremonien und auswendige Mittel, sondern allein aus der Gnade durch Christum Jesum. Matth. 19. Marc. 10. Luc. 18. Und darum glauben wir auch wahrhaftig, daß sie ist Gnaden seynd, Gott angenehm, rein, heilig, Erbgenossen Gottes und des ewigen Lebens. Ja um dieser Verheissung willen mögen sich alle aufrichtige Christgläubigen von ihrer Kinder Seligkeit mit gewissem Herzen rühmen und trösten.

Zum sechsten sagen sie, daß die unmündigen Kinder um der Verheissung willen, wie oben erzählt, sollten getauft werden, obschon Christus die zugebrachte Kinder nicht getauft hat, noch taufen lassen; aber solches (sagen sie) hat er nach seinem Tod lassen lehren und thun.

Darauf antworten wir, daß solche Einrede falsch und ohne Gottes Wort ist; ja sie kann mit keinem Buchstaben der Schrift bewährt werden. Wir freuen uns von Herzen, daß sie die Verheissung haben; daß sie aber darum sollten getauft werden, davon lehret uns die Schrift nichts. Und daß sie vor des Herrn Tod nicht getauft seynd, versichert uns so viel desto mehr, und das darum, dann wir wissen wahrhaftig, daß er mit keinem andern Wort, keinen andern Grund, keine andere Tauf, keinen andern Geist, keine andere Verheißung nach seinem Tod gelehret hat oder lehren lassen, als vor seinem Tod. Daß er aber nach seinem Töd und Himmelfahrt solches seine heilige Apostel habe lehren lassen und heissen thun, das wird mit des Herrn Wort nimmermehr bezeugt werden4).

O Fleisch, Fleisch! du schämest dich nicht den Herrn Christum und seine Aposteln mit deinen Lügen zu beschweren, und deine Kindertauf in dem Schein des göttlichen Worts zu gebrauchen, gleich als ob der Herr solches gelehret hätte, wiewohl ers nie gedacht hat. Wie recht und gleich seid ihr denen worden, die da sagen: Das redet der Herr, Herr, wiewohl ich es nie geredt habe, spricht der Herr. Jerem. 23. Ezech. 13.

So oft als wir dann gefragt werden, warum man die Kinder nicht taufen soll, dieweil sie in Gottes Gemeine, Gnade, Bund und Verheissung seynd?5)

Antworten wir: Darum, dieweil es der Herr weder gelehret noch befohlen hat.

Zum siebenten sagen sie: Die Schrift weiset an, daß die Apostel ganze Hausgesind getauft haben, daraus leichtlich zu vermuthen sey, daß auch wohl kleine Kinder darunter gewesen seynd.

Hierauf antworten wir zum ersten: Mit diesem Gegenwurf bekennen sie, dieweil sie ihren Grund mit Vermuthen wollen gut machen, daß sie von dieser Sache kein lehrendes Wort haben.

Zum andern antworten wir, daß wir in solchen hochwichtigen Händeln unser Gewissen nicht dörfen bauen auf ein unsicher Vermuthen, sondern auf das gewisse Wort, das eine Leuchte unsern Füssen und ein Licht unsrer Wegen ist. Ps. 118.

Zum dritten antworten wir, daß das getaufte Hausgesind in der Schrift, sonderlich vier seynd, nämlich des Haus Cornelii, Ap. Gesch. 10. des Stockmeisters und der Purpurkrämerin, Ap. Gesch. 16. und das Haus Stephani. 1 Cor. 16. Und beweißt die Schrift klärlich, daß die vier Hausgesind insonderheit alle gläubig gewesen seynd, nämlich das Haus Cornelii, Ap. Gesch. 10. des Stockmeisters, Ap. Gesch. 16. und Stephani. 1 Cor. 16. Aber betreffend die Purpurkrämerin, (angesehen daß die Schrift nicht gründlich davon zeugt) so soll der Leser wissen, daß es keine Gewohnheit oder Gebrauch ist, in der Schrift noch bey der Welt, daß man das Haus nach der Frauen nennet, so lang als der Mann im Leben ist6). Dieweil dann Lucas hie das Haus nach der Frauen und nicht nach dem Mann nennet, lehret uns das die Vernunft wohl, daß sie auf die Zeit eine Witwe oder eine Jungfrau gewesen sey. Und wie hart man dann über die unmündigen Kinder in ihrem Haus halten soll, wollen wir dem gottesfürchtigen Leser zu bedenden geben.

Zum vierten antworten wir, daß in dem Wort Häuser oder Hausgesind, die unmündigen Kinder in der Schrift nicht begriffen seynd: dann Paulus spricht daß die unnützen Schwätzer ganze Häuser verführen, Tit. 1. und ein unmündig Kind kann mit keiner falschen Lehre verführt werden, das ist unwidersprechlich. Darum mögen auch unter dem Wort Häuser, keine andere verstanden werden dann alleine die, die Ohren haben zu hören und Herzen zu verstehen.

Zum letzten berufen sie sich auf Origenem und Augustinum und sagen, daß diese fürgeben, daß sie die Kindertauf von den Aposteln empfangen haben.

Darauf antworten wir und fragen, ob auch Origenes und Augustinus das aus der Schrift bewiesen haben? Haben sie solches gethan, das begehren wir zu hören; haben sie es aber nicht gethan, so müssen wir Christum und seine Apostel hören und glauben, und nicht Augustinum und Origenem.

Daß aber dasselbige nicht sey, mag aus Cypriano wohl gemerkt werden, dieweil er die Kindertauf frey gelassen hat, so mich anders die Prediger von Nördlingen vor vielen Jahren in der Rechenschaft ihrer Kirchen recht angewiesen, und mit dem Wort LIBERUM nicht betrogen haben. Und Cyprianus ist auch ein Grieche gewesen, so wohl als Origenes, und hat nach ihm gelebt 25 Jahr. Wann nun die Kindertauf der Apostel Lehre und Gebrauch gewesen, wie Origenes und Augustinus fürgeben, so müsste es erstlich mit der Schrift bewiesen seyn, und Cyprianus sollte alsdann nicht wenig gesündiget haben, daß er der Apostel Lehre und Gebrauch in eine Freyheit gesetzt hätte. Dann alles was apostolisch ist, mag von keinem Menschen in einen andern Gebrauch verändert werden. Das Wort Pauli steht fest, so ein Engel aus dem Himmel käme, oder auch wir, und wollten euch ein ander Evangelium lehren, dann das wir euch gelehrt haben, der sey verflucht. Gal. 1. Oder man müsste bekennen, daß die zwölf Apostel mit ihrer Lehre, die zwölf Fundamenten, und auch die zwölf Pforten des neuen Jerusalems nicht wären. Off. Joh. 21.

Ist die Kindertauf apostolisch, warum schreibt dann Tertullianus und sagt: Die so zur Tauf gehen, die bekennen daselbst, und auch eine Zeitlang dafür in der Gemeine, vor dem Bischoff, daß sie widersagen dem Teufel, seinem Pomp und Engeln, darnach werden sie, rc.? Ueber diesen Ort annotiert Revanus, daß es der Alten Gebrauch sey gewesen, daß die Adulti, das seynd die Erwachsenen, mit dem Bad der Wiedergeburt getauft seynd worden.

Daß die Kindertauf nicht apostolisch gewesen ist, mögt ihr aus dem Kinderspiel Athanasii wohl merken, wie Ruffinus interpres Euseb. 10. libro Ecclesiast. Histo. Cap. 14. mit klaren Worten anweißt.

Bedenket auch, wie die ersten Scribenten um die Kindertauf sehr gezanket haben: Wäre sie apostolisch gewesen und aus dem Evangelio herkommen, warum würden sie dann darum gestritten haben?

Hiebey leset aud Erasmum Rotterob. IN SUA CONCION. Sebastianum Franken, in seiner Chronic, Ulricum Zwinglium in seinem Artickelbuch, Martium Cellarium, de immensis operibus Dei, da werdet ihr wohl finden, daß die Kindertauf der Apostel Lehre und Gebrauch nicht ist7).

Siehe lieber Leser, ich vermahne und rathe dir, so du nur deinen Gott von Herzen suchest, und nicht begehrest betrogen zu seyn. Verlasse dich nicht auf Menschen und Menschen Lehre, wie alt, heilig und herrlich sie mögen gerühmt werden: dann ein Schriftgelehrter ist wider den andern, sowohl bey den Alten als den den Neuern, sondern verlasse dich allein auf Christum und Christi Wort8). Auf die unbetrügliche Anweisung und Gebrauch seiner heiligen Aposteln, so wirst du durch Gottes Gnade vor aller falschen Lehre und Teufels Gewalt wohl unverhindert bleiben, und mit einem freyen und frommen Gemüth vor deinem Gott wandeln. Matth. 17.

1)
Hie mercke wohl
2)
Aberglauben
3)
Hie mercket was es sey Christum anzuziehen und den heiligen Geist empfahen.
4)
Qualis doctrina Christi erat antem mortem ipsius, talis erat et post mortem.
5)
Das wir die Kinder nicht taufent, geschicht darum, well es der Herr nicht befohlen hat.
6)
Von dem getauften Hausgesinde in der Schrift.
7)
Wer weiter Bescheid wissen will, der lese unsere Erklärung von der christlichen Tauf, so wird er klaren und vollen Bescheid finden.
8)
Christum audi Doctorem ad hunc enim remittit pater.
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