Magnus, Albertus - Das Anhangen an Gott - Das 16. Capitel.

Wie sich die Vorsehung Gottes über alles erstrecke.

Damit wir uns aber ohne Hinderniß frey, sicher, ruhig, stille zu Gott lenken, ihm anhangen im Glück und Unglück, im Leben und Tod: so ists vonnöthen, daß wir alle Dinge ohne Durchgrüblung seiner unbetrüglichen Vorsehung ihm ganz sicher und gewiß befehlen. Es ist dieses billig, weil er allein derjenige ist, der allen Geschöpfen das Wesen, Können und Würken verleihet. Und wie ein künstliches Werk der Natur und Kunst Wichtigkeit anzeiget: also lehret das Werk der Vorsehung, Regierung Beschützung über die ganze Welt des grossen Schöpfers und Erhalters Weisheit, Allmacht, Gütigkeit, Barmherzigkeit, Liebe, Ewigkeit. Es kann nichts aus eigener Kraft bestehen noch Würken, wofern es nicht durch die Kraft Gottes belebet und bewürket wird. Er der Herr ist der erste Beweger, Anfang, Ursprung alles Thuns. In der Verordnung aller Dinge thut ja Gott unmittelbar die Vorsehung bis zum geringsten. Dieser Vorsehung entgehet nichts vom Grössesten bis zum Kleinesten, es sey in natürlichen oder zufälligen Sachen, wie sie scheinen und uns begegnen. Ja, es kann und will Gott nichts thun, darin man nicht sonderlich seiner Vorsehung und Regierung besondern Zweck bemerken und aufspüren soll. Dahero wird alle Würken solchem Ziel unterwürfig gemacht und erhalten. Wenn sich nun die Vorsehung Gottes auf alles erstrecket, sollten dann die Gedanken ausgeschlossen seyn? So rathet dann wohl die Schrift: Werfet eure Sorge auf den Herrn, er sorget für euch. Wirf deine Gedanken auf den Herrn, er wird dich ernähren. Schauet ihr Menschen, und wisset, daß keiner auf den Herrn gehoffet und zu Schanden worden. Niemand ist geblieben in seinen Geboten, und ist verlassen worden. Der Herr spricht: Sorget nicht, was werden wir essen. Was wir dann immer, wie groß es auch sey, vom Herrn hoffen, das werden wir ohne Zweifel erlangen nach seiner Verheissung. 5 B. Mos. 5. Ein jeglicher Ort, darauf ein Fuß treten wird, soll euer seyn. Dann wie viel einer begehren wird können, so viel wird er erlangen. Und so weit er den Fuß der Zuversicht setzen wird, so viel wird er besitzen. dahero sagt Bernhardus: Gott der Urheber aller Dinge ist so überflüßig an Gütigkeit, daß, wenn wir den Schooß des Vertrauens zu einer auch sehr grossen Gnade werden können ausbreiten, wie groß der Schooß ist, so ungezweifelt voll werden wir ihn erhalten. Jesus spricht ja dieses: Alles, was ihr bittet, glaubet, daß ihrs empfahen werdet, so wirds euch widerfahren. Also je vester und stärker und anhaltender solches Vertrauen ist, mit aller Demuth, Liebe, Furcht: desto mächtiger es sich zu Gott aufrichtet, ja desto sicherer, geschwindre und überflüßiger wird er halten, was man hoffet. Wenn aber das Vertrauen aus Schaam und Furcht von den Sünden sich nicht recht will ausschwingen, ja gar kalt und lau wird: so sollen wir merken, daß bey Gott doch alle Dinge möglich seyn, und nothwendiger Weise geschehen müsse, was Gott will, und was zu unserm Besten und zu seiner Ehre gereichen kann. Es ist ihm eben so leicht, unzehlbare, wichtige grosse Sünden nachzulassen und zu vertilgen, als nur eine einzig Missethat. Und gleichwie ein Sünder an sich von Sünden sich nicht befreyen kann, also kann er sich von dem Uebel der Sünden, der Trübsal, nicht erretten. Wir können nicht allein gar nichts Gutes thun, sondern auch nichts Gutes gedenken. Alles kommt von Gott. Doch ists freylich viel gefährlicher mit vielen Sünden bestricket seyn, als einen Fall fühlen in der Noth. Dann kein Uebel bleibt ungestraft, und eine jede Sünde bekommt ihren Lohn nach Erforderung der Gerechtigkeit Gottes. Eine jede Sünde ist wider Gott, der von unendlicher ehre und Majestät ist. Zum Trost müssen wir aber dieses behalten, daß der Herr die Seinen kennet, und es ist unmöglich, daß ihm einer aus der Hand soll entrissen werden. Dahero die Gläubigen bey allen Trübsalen, Versuchungen, geistlich und leiblich rc. weil sein Auserwehlen von Ewigkeit versehen, und die Erlösungs-Arbeit an sie gewandt, sich also aufrichten können, daß alles zu ihrem Besten mitwürken müsse, auf daß sie in der Widerwärtigkeit mehr bewährt werden. So laßt uns nun alles mit völliger Zuversicht zu der gnädigen Vorsehung Gottes annehmen und anbefehlen, indem alles Uebel gut ist, es müsse so geschehen, und er kann sie über alles Hoffen in was besseres verändern. Dann gleich wie durch seine Willens-Wirkung unmittelbar alles Gutes geschicht: also wird durch seine Zulassung alles Uebel gut, damit zum wenigsten hieraus seine Allmacht, Weisheit, Gütigkeit erscheine durch Jesum Christum unsern Hohenpriester, aus der Kraft der Gnaden, in dem Mangel der Natur und Creatur; so muß weiter in solchen Trübsalen und Versuchungen offenbar werden die Schönheit der Geschöpfe, der Adel der Frommen, die Bosheit und Straf der Gottlosen, um deren willen Gott das Krumme also kommen läßt, und wieder gerade machet. Der Sünder wird durch solche Anfechtung in der Buß, Reu, Demuth, Sanftmuth rc. Weiter geübt. Aber denen gereicht es nicht zum Besten, die boshaftig handeln, ja von Gott als Geissel gebraucht werden. Sie gehen in grosse Gefahr, ja wohl in gänzliche Beraubung der Gnaden. Sie fallen in zeitliche und ewige Strafe. Gott bewahre uns davor und lasse uns hier zur Besserung gezüchtiget werden. Hebr. 12.

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