Magnus, Albertus - Das Anhangen an Gott - Das 11. Capitel.

Wie man denen Versuchungen widerstehen und die Trübsalen ertragen solle.

Keiner ist, der sich zu Gott nahet mit reinem und aufrichtigem Herzen, der nicht mit Versuchungen und Trübsalen probiret und bewähret wird. Man muß also in allen Versuchungen dieses beobachten, daß, ob man sie schon verspüret, man doch nicht darein willige, sondern sie mit aller Demuth und Geduld ertrage. Sind sie aber abscheuliche Gotteslästerungen, so halte dieses vor gewiß, daß du nichts besseres gegen sie thun kannst, als solche Eingebungen vor nichts zu achten, ob sie schon erschröckliche Phantasien seyn; verachte sie, masse sie dir nicht zu, und mache dir kein Gewissen deswegen. Zweifels ohne wird der Feind abweichen, wann du ihn und sein Werk also verachtest. Denn weil er sehr hoffärtig ist; so kann er nicht erdulden, verachtet zu werden. Solche Dinge dann vor gar nichts zu achten, ist das beste Mittel, gleich wie wir die vor unsern Augen fliegenden Mücken nichts achten. Es soll sich also ein Diener Christi wohl vorsehen, daß er nicht so leicht mit Ungestümigkeit vor dem Angesicht seines Herrn wegfliehe, sich erzürne, murre, beklage über die Ungestümigkeit einer Mücken. Versuchung, Argwohns, Traurigkeit, und dergleichen innern und äussern Widerwärtigkeit, weil durch die einzige gegen Gott aufgehobene Hand des guten Willens man alle diese Ding vertreiben kann. Durch den treuen Willen hat der Mensch Gott zum Besitzer, die Engel zu Beschützern. Durch den guten Willen wird alle Versuchung überwunden, wie durch eine Hand eine Mücke vom kahlen Kopf vertrieben wird. So sey dann Friede dem Menschen, die eines guten Willens sind. Nichts köstlichers und reichers kann man Gott aufopfern, als einen guten Willen, das ist, das Herz. Dieser ist ein Ursprung aller Güter, eine Mutter aller Tugend. Wer ihn anfängt zu haben, der besitzet schon alles, was zum seeligen Leben nöthig ist. Wenn du nun das Gute willst, und kannst es nicht ins Werk stellen, so wird dirs Gott belohnen, als wenn das Werk selbsten geschehen wäre. Diesem nach ist der Rath Gottes richtig, daß der Lohn im Willen sey, wie im Elend die Strafe sich findet. Dann die Liebe ist ein grosser Wille, Gott zu gefallen, eine brünstige Begierde, Gott zu geniessen. Die Versuchung aber ist keine Sünde, sondern ein Vorschub, die Tugend zu üben, damit der Mensch zu mehrern Gütern des Heils gelange. Dann des Menschen ganzes Leben wird eine Versuchung genannt.

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