Magnus, Albertus - Das Anhangen an Gott - Das 10. Capitel.

Die würkliche und empfindliche Andacht ist nicht so sehr in Acht zu nehmen, als daß man nur mit dem Willen Gottes anhange.

Achte nicht viel die würkliche Andacht, die empfindliche Süßigkeit, die Thränen rc. sondern sey allein mit treuem Herzen im Innersten mit Gott vereiniget. Dann es gefällt Gott über alles ein von allen Verbildungen entblösetes Gemüth, d. i. welches von aller Creatur, Bildern und Begierden ganz befreyet ist. So soll also eine Gottbegierige Seele von allen Creaturen sich gern entblössen lassen, um frey auf das Göttliche allein zu merken, demselben obzuliegen und anzuhangen. Verläugne dann dich ganz freywillig selbsten, damit du bloß und nackend Christo, deinem Gott und Herrn nachfolgest, der deinetwegen wahrhaftig arm, klein, keusch gehorsam worden, daß sich an seinem Leben und Tod viele geärgert. Und gleich wie die vom Leibe abgesonderte Seele nicht merket, was man mit ihrer Hütten machet; so sey auch hier gegen deinen Leib, und richte nur alles auf das einige und ewige Guth der Seelen. Hier wirst du in solcher Uebung grosse Gnade empfinden, um die Entblössung des Gemüths und Herzens zu erlangen. Wirst du ganz entblösset im Gemüth, um Gott frey und lauterlich anzuhangen: so wirst du auch in allen Anfällen unüberwindlich seyn. Die Heiligen Gottes haben alles veracht, und nur an der Seelen Sicherheit und Ewigkeit gedacht. Sind deswegen innerlich also bewafnet, und so genau mit Gott vereiniget worden, daß sie alle Güter der Welt verlacht, als wann die Seele vom Leibe schon abgesondert wäre. Erwäge nun hieraus, wie viel der gute und mit Gott vereinigte Wille vermöge. Durch ihn wird die Seele wieder in Gott eingewurzelt. Durch die geistliche Abreissung von Fleisch siehet die Seele den äussern Menschen von weitem an, als wann er ihr nicht zugehöre. Alle Dinge, was man dem Leib oder Fleisch zufüget, sind ihr so geringschätzig, als wann sie andern Menschen oder Thieren wiederführen. Dann wer Gott anhanget, ist ein Geist mit ihm. So unterfange dich dann durchaus nicht, etwas vor Gott deinem Herrn, auch innerlich zu gedenken und einzubilden, darüber du vor Menschen wünschest gehört und geehrt zu werden, oder welches dich vor andern beschämen sollte. Richte deine Gedanken und Anschläge allein zu Gott, als wann neben ihm sonst nichts mehr wäre. Mit solchem alleinigen Anschauen deines Gemüths und Anhangen wirst du geniessen den Anfang des künftigen Lebens.

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