Luther, Martin - Christliche Vermahnung, welche die Pfarrherren und Kirchendiener vor der Communion dem Volke vorsagen mögen.

Gestellt an Nicolaum Hausmann, Pfarrherrn zu Zwickau. 1525.

Diese Vermahnung, von Luther im Jahre 1525 verfaßt, mag sich auch jeder Communicant selbst vorsagen. Sie warnt mit großem Ernst vor unwürdigem Genuß des Sacraments, macht aber zugleich auch denen, die aus Gebrechlichkeit gefallen sind und sich bessern wollen, Muth, vom Sacramente nicht zurückzubleiben. Diese Vermahnung ist denn auch in viele lutherische Agenden aufgenommen worden.

Allerliebste Freunde in Christo, ihr wisset, daß unser Herr Jesus Christus aus unaussprechlicher Liebe dieß sein Abendmahl zu Letzt hat eingesetzt zum Gedächtniß und Verkündigung seines Todes, für unsre Sünden erlitten. Zu welchem Gedächtnis; gehört ein fester Glaube, der eines jeglichen Gewissen und Herz, der sein brauchen und genießen will, sicher und gewiß mache, daß also der Tod für alle seine Sünde in Christo erlitten sey.

Wo aber jemand daran zweifelt und solchen Glauben nicht etlichermaßen bei ihm fühlet, der soll wissen, daß ihm dieß Abendmahl kein nütz, sondern schädlich sey, und soll davon bleiben. Welchen Glauben, weil wir ihn nicht sehen und allein Gott bewußt ist, wollen wir einem jeglichen, so herzugeht, auf sein Gewissen gestellt haben und auf sein Bitten und Begehren zulassen. Welche aber noch in öffentlichen Sünden stecken, als Geiz, Haß, Zorn, Neid, Wucher, Unkeuschheit und dergleichen und nicht abzulenken gedenken, denen sey hiermit abgesagt und warnen sie treulich, daß sie nicht herzugehen, daß sie nicht ein Gericht und Schaden über ihre Seele holen, wie St. Paulus sagt: Cor. 11, 29. Wiewohl, so jemand gefallen aus Gebrechlichkeit, und sich zu bessern ernstlich beweiset mit der That, soll ihm solche Gnade und Gemeinschaft des Leibes und Blutes Christi nicht versagt seyn. Darnach sich habe und wisse ein jeglicher zu richten und sehe sich für, denn Gott läßt sich nicht spotten, Gal. 6, 7., so will er auch nicht das Heiligthum den Hunden geben, noch die Perlen vor die Säue werfen lassen, Matth. 7, 6.

Quelle: Luthers Volksbibliothek, Band 1

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