Wie man das Feuer göttlicher Liebe anfachen soll.

In Christo Jesu! Die überfließende Liebe des heiligen Geistes, in der gewaltigen Kraft des Vaters, mit des Sohnes überklaren Weisheit müsse in euch ewig entzündet seyn. Die Kohle der Liebe, welche der heilige Geist in dieser kalten Welt in euch mit sich selbst entzündet und angefacht hat, soll allzeit in seiner göttlichen Liebe feurig und glühend bleiben, und mit großer, inbrünstiger Sehnsucht alle Kräfte eurer Seele durchdringen mit einem wohlgeordneten Ausbrauch des äußern Menschen in Thun und in Lassen, in Haben und in Darben aller Dinge, sie seyen zeitlich oder geistig, mit rechter Gelassenheit in den Willen Gottes. Diese Kohle der Liebe muß auch allzeit in Hut stehen vor dem falschen Nebelthaue aller Wollust in allen Dingen dieser betrogenen Welt, ausgenommen so viel, als der Natur nach ihrer Weise nothdürftig zugehört. Diese Kohle der Liebe muß auch allzeit gereizt seyn mit einem Inbleiben in dem Erkenntniß des Kleinodes, das Gott selbst ist, das er euch gegeben hat mit allen zeitlichen Dingen und ewigen, geistlichen Gaben, die er euch je gegeben oder immer mehr geben will, deren gar viele sind, mehr denn vielen andern Menschen. Ach, nehmet ihrer recht sehr wahr, denn sie werden euch billig auf eine besondere und wunderbare Art zu Gott regen. Diese Kohle der Liebe muß man auch allzeit bedecken mit der Asche günstiger, gelassener, sanftmüthiger Demuth, inwendig und auswendig in allen Dingen. Diese Kohle der Liebe, die also steht, verwandelt den Menschen gänzlich in sich selbst, und ringet und zwinget ihn ohne Unterlaß auf, entgegen dem väterlichen, göttlichen Herzen, und da ruhet er ewig mit übergroßer, grundloser Freude. Gott, der euch erlöst hat von den falschen Lügen der Freuden dieser Welt, müsse darum ewig gelobt seyn, und müsse euch ewigen Frieden geben in dem Hofe aller seiner göttlichen, verborgenen Reichthümer, mit allen seinen auserwählten Freunden in unserem Herrn Jesu Christo.