Spurgeon, Charles Haddon - Predigt-Entwürfe - 90. Selbstbetrogen.

Spurgeon, Charles Haddon - Predigt-Entwürfe - 90. Selbstbetrogen.

Der Hochmut deines Herzens hat dich betrogen.“ Obadja 3.

Das gilt von allen stolzen Personen, denn Hochmut ist Selbstbetrug. Es dürften in dieser Versammlung sich hochmütige Personen befinden. Die, welche gewiss annehmen, dass sie keinen Stolz besitzen, sind wahrscheinlich die stolzesten von allen. Die auf ihre Demut stolz sind, sind wirklich stolz.

Die feste Annahme, dass wir keine Betrogene sind, dürfte uns die Vollständigkeit unsres Selbstbetruges anzeigen, unter dem wir uns abmühen. Indem wir den Fall der Edomiter und den Hochmut ihrer Herzen betrachten, lasst uns auf uns selbst schauen, damit wir Nutzen. daraus ziehen.

I. Sie waren betrogen.

Der Prophet erwähnt gewisse Dinge, welche zeigen, dass sie betrogen waren.

  1. Hinsichtlich der Schätzung, die sich andere von ihnen gebildet hatten. Sie hielten sich für sehr geehrt, aber der Prophet sagt ihnen, dass sie „sehr verachtet“ seien. V. 2. Es möchte dich nicht angenehm berühren, wenn du wüsstest, wie wenig andere von dir halten; aber wenn du gering von anderen denkst, so ist es kein Wunder, wenn du sehr verachtet wirst, „denn mit welcherlei Maß ihr messt, wird man euch wieder messen.“ Mt. 7, 2.
  2. Hinsichtlich ihrer persönlichen Sicherheit. Sie fühlten sich sicher, waren aber ihrem Verderben nahe. „Wer will mich zu Boden stoßen?“ „Ich will dich herunter stürzen.“ (V. 3. 4). Das Wohnen in der Felsenstadt Petra bot ihnen keine wirkliche Sicherheit; so darf niemand von uns denken, dass er gegen Unglück, Krankheit oder plötzlichen Tod gesichert ist.
  3. Hinsichtlich ihrer persönlichen Weisheit. Sie sprachen von „den Weisen zu Edom,“ aber der Herr sagte, dass kein Verstand in ihnen sei.
  4. Hinsichtlich des Wertes ihrer Stützen. Edom verließ sich auf Bündnisse, aber sie nützten ihnen nichts. „Die Leute, auf die du deinen Trost legst, werden dich betrügen“ (V. 7). Reiche Verwandte, einflussreiche Freunde, erprobte Alliierte sie alle lassen die im Stich, die ihnen vertrauen.

II. Ihr eigener Hochmut hatte sie betrogen.

  1. In jedem der oben erwähnten Punkte lag ihrem Irrtum der Hochmut zu Grunde.
  2. In jedem Fall setzt der Hochmut den Menschen dem Betrug aus. Sein Urteil wird dadurch verkehrt; er kann die Waage nicht richtig halten. Seine Regel, nach welcher er urteilt, wird ungenau; seine Gewichte sind falsch. Seine Wünsche locken die Schmeichelei her. bei und seine Torheit heißt die Schmeichelei willkommen.
  3. In jedem Fall ist ein hochmütiger Mensch ein betrogener Mensch; er ist nicht, was er zu sein sich einbildet, und er ist blind gegen die Seite seines Charakters, die ihn gerade veranlassen sollte, recht demütig zu sein.
  4. In geistlichen Dingen ist das ganz besonders der Fall. Der Selbstgerechte, der Selbstgenügsame, der sich vollkommen Dünkende rc. sie sind alle von dem Hochmut ihrer Herzens betrogen.

III. Dieser Hochmut verleitete sie auf böse Wege.

  1. Sie waren voll Trotzes. „Wer will mich zu Boden stoßen?“ Der vermessene, anmaßende Sinn fordert die Feindschaft heraus und führt zu allerlei Streitigkeiten und Kriegen.
  2. Sie hatten kein Mitleid. Siehe V. 9-12. Die von verwandten Stämmen wurden unbarmherzig erschlagen. Hochmut macht das Herz steinhart.
  3. Sie beteiligten sich an der Unterdrückung. Siehe V. 13. 14. Dies ist unter geldstolzen Religionsbekennern nichts Ungewöhnliches. Sie sind nicht säumig, aus der Unterdrückung des armen Volkes Gottes Nutzen für sich zu ziehen.
  4. Sie zeigten Verachtung gegen heilige Dinge. „Auf meinem heiligen Berg getrunken.“ (V. 16.) Gott will nicht, dass seine Gemeinde zum Wirtshaus und Theater werde; doch so etwas Ähnliches wird von stolzen Heuchlern und Formalisten getan.

IV. Diese bösen Wege sicherten ihr Verderben.

  1. Ihr Trotz brachte die Feinde gegen sie auf.
  2. Ihre Unbarmherzigkeit wurde ihnen wieder vergolten.
  3. Ihre Gottesverachtung veranlasste Ihn zu sagen: „Dass dem Hause Esau nichts überbleibe.“ (V. 18.)

Wie ganz anders ist das Los des verachteten Zions! Siehe V. 17 u. 21. Lasst uns Ihn suchen, der in Zions vor allen anderen der „Heiland“ ist. Allen Hochmut hassend, lasst uns demütig in Ihm ruhen. Dann werden wir nicht betrogen werden, denn Jesus ist „die Wahrheit.“

Warnungen.

Wenn ein Mensch sich für vollkommen und für sündlos hält, so ist das ein Beweis nicht davon, dass er besser, sondern nur, dass er blinder ist, als seine Nächsten. Richard Glover.

Wenn ein stolzer Mensch am besten von sich denkt, dann denken Gott und Menschen am schlechtesten von ihm; alle seine Herrlichkeit ist gleich dem Dampf, welcher aufsteigt, als ob er zum Himmel gehen wollte, der aber, wenn er eine kleine Höhe erreicht hat, herab fällt, und nie wieder aufsteigt. So dachte Adam, dass der schöne Apfel ihn seinem Schöpfer gleich machen werde, aber Gott wiederstand seinem Stolz, und jener Apfel machte ihn der Schlange gleich, die ihn damit versuchte.

Absalom dachte, dass die Auflehnung ihn zum König machte, aber Gott widerstand seinem Hochmut, und seine Auflehnung knüpfte ihn an einen Baum. Henry Smith.

Der Gesandte von Venedig schrieb über Kardinal Wolsey: „Ich bemerke, wie er von Jahr zu Jahr an Macht zunimmt. Als ich das erste Mal nach England kam, pflegte er zu sagen: Se. Majestät wird dies und das tun; etwas später sagte er: Wir wollen dies und das tun; aber jetzt sagt er: Ich werde dies und das tun.“ Aber die Geschichte berichtet, wie Wolseys Hochmut vor dem Fall kam.

Als Napoleon Bonaparte von seinen Erfolgen berauscht auf der Höhe seiner Macht stand, sagte er: „Ich mache die Umstände.“ Moskau, Elba, Waterloo und St. Helena, jene Felseninsel, auf welcher er wie im Käfig saß und sein Leben wegfraß, kann Zeugnis ablegen von seiner Hilfslosigkeit in seinem demütigenden Niedergang. J. B. Gough.

Wie Gott zwei Wohnplätze - den Himmel und ein demütiges Herz - hat, so auch der Teufel: die Hölle und ein stolzes Herz. T. Watson.

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