Spurgeon, Charles Haddon - Predigt-Entwürfe - 37. Der entdeckte Heuchler.

Spurgeon, Charles Haddon - Predigt-Entwürfe - 37. Der entdeckte Heuchler.

Kann er Gott zu jeder Zeit anrufen?“ Hiob 27, 10. (Engl. Übers.)

Ein Heuchler kann eine ziemlich genaue Nachahmung des Christen sein. Er bekennt, das er Gott kenne, mit Ihm im Umgang stehe, dass er seinem Dienst geweiht sei und Ihn um seinen Schutz anrufe; er übt selbst das Gebet, wenigstens gibt er vor, es zu tun. Doch auch der sorgfältigsten und scharfsinnigsten Nachahmung fehlt es irgendwo, und das kann durch gewisse Zeichen entdeckt werden. Der Prüfstein ist hier: „Wird er zu jeder Zeit Gott anrufen?“

I. Wird er zu allen Gebetszeiten beten?

Im Verborgenen? Oder ist er von menschlichen Augen und dem Beifall der Menschen abhängig?

Wenn es verboten ist? Daniel tat es; ob auch er?

In seinem Geschäftsbetriebe? Kennt er Stoßgebete? Sucht er stündliche Führung?

Bei seinen Vergnügungen? Fürchtet er sich, mit seiner Zunge zu sündigen? Wird ihn die Gesellschaft Gott vergessen lassen?

In der Dunkelheit der Seele? Oder wird er stillschweigend hadern?

II. Wird er beständig beten?

Wenn er auch gelegentlich die Gebetsform beobachtet, hat er auch den Geist des Gebets, der nie aufhört, mit Gott zu ringen? Wir müssen anhalten am Gebet, weil wir beständig abhängig sind von Gott, hinsichtlich unsres zeitlichen und geistlichen Lebens; etwas nein, sehr vieles nötig haben; empfangen, und darum beständig neuer Gnade bedürfen, um den Segen würdig zu verwenden; in Gefahr sind. Sichtbare und unsichtbare Gefahr ist beständig nahe, und Gott allein kann unser Haupt schirmen; schwach, zum Bösen geneigt und in Gefahr sind, von jeder Seelenkrankheit angesteckt zu werden (Jes. 27, 13). Selbst in unseren heiligen Dingen befleckt uns die Sünde; der Kraft zum Leiden, zum Lernen, zum Dienst bedürfen, und durch die Bedürfnisse anderer Menschen beschwert sind, und weil uns, wenn wir richtig stehen, die Sache Gottes am Herzen liegt und in den Interessen desselben viel Grund zum Beten haben.

III. Wird er inbrünstig und dringend beten?

Wird er ausharren, wenn die Erhörung nicht gleich kommt? Wird er weiter beten, wenn eine harte Antwort kommt? Versteht er mit dem Engel zu ringen?

Wenn kein anderer betet, wird er sich auszeichnen und gegen Wind und Flut angehen?

Wenn Gott ihm mit Enttäuschung und Niederlage antwortet, wird er sich dessen bewusst sein, dass Verzug keine Abweisung ist, und wird er weiter beten?

VI. Wird er fortfahren, während seines ganzen Lebens zu beten?

Der Heuchler gibt unter gewissen Umständen das Gebet bald auf. Wenn er in Not ist, wird er nicht beten, sondern sich an menschliche Helfer wenden; wenn er aus der Not erlöst ist, wird er nicht beten, sondern seiner Gelübde ganz vergessen. Wenn Menschen ihn verlachen, wird er es nicht wagen, zu beten. Wenn ihm das Glück lacht, wird er sich ums Beten nicht kümmern.

  1. Er wird formell; ist halb im Schlaf und wartet nicht auf Erhörung.
  2. Er wird müde; er nimmt wohl einen Anlauf, aber er hält nicht aus; kurze Gebete sind ihm die liebsten.
  3. Er wird sicher; es geht alles gut, und er sieht das Bedürfnis des Gebets nicht ein, oder er ist zu heilig, um zu beten.
  4. Er wird ganz ungläubig; er hält alles für nutzlos und träumt, dass Beten nicht philosophisch sei.

Illustrationen.

Wir haben von einem Kinde gehört, das seine Gebete hersagte und dann hinzufügte: „Und nun, lebe wohl, lieber Gott; wir gehen alle nach Saratoga, und Pa und Ma werden keinen Gottesdienst oder Gebetsstunde besuchen, bis wir wieder zurückkommen.“ Es ist zu fürchten, dass viele, die sich auf Erholungsreisen begeben, in ähnlicher Weise sich von Gott verabschieden.

Es war ein berühmter Dichter, der sich als Atheist bekannte. Nach ihm gab es keinen Gott; der Glaube an einen Gott war Betrug, Gebet ein schlechter Aberglaube, und Religion nur die eiserne Fessel einer herrschsüchtigen Priesterschaft. So sagte er, als er über die stille Oberfläche des Ägäischen Meeres dahin segelte. Aber die Szene änderte sich und damit auch sein Glaubensbekenntnis. Der Himmel fing an, düster auf ihn herabzusehen, aus der Tiefe kam eine zürnende Stimme, der Sturm nahm zu, bis das Schiff unlenkbar geworden und vom Sturm umhergetrieben wurde. Der schreckliche Ruf: „Riff in Sicht!“ ließ sich hören, und wie zitterte alles davor, den Tod auf dem schrecklichen Riff auf seine Beute warten zu sehen! Noch einige Minuten und es kommt der Krach! Werden alle von der wilden See verschlungen? Nein, durch eine besondere Vorsehung werden alle gerettet. Die Welle, welche, wie man meinte, das Schiff auf den schrecklichen Felsen werfen müsste, kam mit einer solchen Macht und war so groß, dass sie das Schiff hob und über den Felsen hinweg in tiefes Wasser setzte, wo es geborgen war. Aber bevor das geschah, wandte ein Genosse des Atheisten, der eben mit seinem Leben abgeschlossen hatte, sein Auge auf das Deck, wo er den Prahler unter den Papisten, die ihre Rosenkränze beteten und zur Jungfrau schrien, voller Schrecken auf seinem Angesicht liegen sah. Der Sturm hatte seine feingesponnenen Spekulationen wie Spinngewebe verweht, und er lag auf den Knien und flehte zu Gott um Barmherzigkeit. Guthrie.

Der Heuchler dient Gott nur, wenn es ihm passt. Er bemüht Gott nicht, es sei denn, dass Gott ihn bemüht. In Gesundheit, Reichtum rc. kann er sich selber trösten. Er betet nie, es sei denn, dass er in Trübsal ist, aber dann sucht er Gott gern auf. Hos. 5, 15. Wenn Gott ihn angerührt hat, macht er Gott mit seinem Elend bekannt, aber wenn wieder bessere Zeiten kommen, schließt er Gott von seinen Freuden aus. Samuel Crook.

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