Spurgeon, Charles Haddon - Predigt-Entwürfe - 19. Herzens-Verkehr.
„Und sie kam gen Jerusalem mit einem sehr großen Zeug, mit Kamelen, die Spezerei trugen und viel Goldes und Edelgesteine. Und da sie zum König Salomo hinein kam, redete sie mit ihm alles, was in ihrem Herzen war.“
1. Kön. 10,2.
Es ist gewöhnlich nicht weise, alles zu sagen, was in deinem Herzen ist. Simson erreichte den Gipfel der Torheit, als er das der Delila gegenüber tat. Doch wenn wir mit einem Salomo zusammentreffen könnten, der alle unsere Schwierigkeiten zu lösen vermag, wäre es weise.
In Jesu, der die Mensch gewordene Weisheit ist, haben wir einen Größeren als Salomo. Das Übel ist nur, dass wir Ihm gegenüber zu verschlossen und weltlichen Freunden gegenüber zu mitteilsam sind. Dieses Übel sollte abgestellt werden.
I.
Wir sollten mit Ihm von allem reden, das in unserem Herzen ist.
- Es ist sehr unfreundlich, den Umgang mit Jesu zu vernachlässigen, denn Er lädt uns ein, zu Ihm zu sprechen: „Zeige mir deine Gestalt, lass mich hören deine Stimme“ rc. Hohel. 2, 14. Sollte unserem himmlischen Bräutigam die Gemeinschaft unserer Seele entzogen werden?
- Einem so treuen Freund etwas verbergen wollen, verriete die betrübende Tatsache, dass da dass da etwas Verkehrtes ist, das verborgen gehalten werden soll.
- Es zeigt einen Mangel an Vertrauen auf seine Liebe, oder auf sein Mitgefühl, oder auf seine Weisheit, wenn wir Jesu nicht alles sagen können, das in oder auf unserem Herzen ist. Zwischen Braut und Bräutigam sollte es keine Geheimnisse geben, sonst wird die Liebe verlegt.
- Es wird uns Unruhe verursachen, wenn wir Ihm etwas vorenthalten. Die Verantwortlichkeit dafür ruht ganz auf uns, und sie wiegt schwer.
- Solche Unterlassung schließt auch in sich, dass wir seinen Rat und seine Hilfe verlieren, denn wenn wir uns Ihm erschließen, entspricht Er unseren Bedürfnissen. Wenn wir Ihm unsere Trübsal verbergen, könnte Er uns uns überlassen, bis wir Ihm völliger vertrauen.
- Die Zurückhaltung gegen Jesum ist um so sündiger, als wir uns gewöhnlich beeilen, unseren Kummer anderen mitzuteilen. Wollen wir Menschen zu unseren Vertrauten machen und unserem Gott die Sache verbergen?
II.
Wir haben nicht nötig, unseren Verkehr aus Mangel an Stoff einzustellen.
- Unsere Trübsale. Er, der sie weiß, will uns darin trösten, will uns helfen, Nutzen daraus zu ziehen und sie seiner Zeit wegnehmen.
- Unsere Freuden. Er will sie würzen. Freude ohne Jesum ist die Sonne ohne Licht. Freude ohne Jesum wäre so übel, wie das goldene Kalb, das den Herrn zur Eifersucht reizte.
- Unsren Dienst. Er war ein Diener, darum kennt Er unser Herz und fühlt mit uns in unseren Schwierigkeiten. Lasst uns freimütig reden.
- Unsere Pläne. Er wird gern mit uns verkehren hinsichtlich alles dessen, was in unserem Herzen ist, das wir für den Vater tun wollen.
- Unsere Erfolge und Niederlagen sollten dem Hauptquartier gemeldet werden. Die Jünger des enthaupteten Johannes nahmen seinen Leib und sagten es Jesu. Mt. 14,12. Des Herrn Evangelisten kehrten zurück und erzählten, was sie getan hatten.
- Unsere Wünsche. Heiligkeit, Nützlichkeit, Himmel - dafür interessiert Er sich, das sind die Dinge, die Er uns erbittet.
- Unsere Befürchtungen zu unterliegen, zu fallen, zu bedürfen, schwach zu werden, zu sterben. Das alles Jesu zu sagen, heißt es beendigen.
- Unsere Liebe zu anderen und zu Ihm selbst. Die Liebe, von der wir nicht Jesu zu sagen wagen, ist ein böses Gelüste.
- Unsere Geheimnisse: unerklärliche Empfindungen, unbeschreibliche Unruhen und Regungen alles wird besser, wenn es vor Jesum gebracht wird.
III.
Wir werden auch nicht aus Mangel an Gründen aufhören, mit Ihm zu verkehren.
- Wie veredelnd und erhebend ist der Verkehr mit dem Sohne Gottes!
- Wie tröstend und ermutigend ist der Umgang mit dem, der die Welt überwunden hat!
- Wie heiligend und reinigend ist die Vereinigung mit dem Vollkommenen, der da ist: Herr, unsere Gerechtigkeit!
- Wie sicher und gesund ist das tägliche Wandeln mit dem seligen Menschensohn!
- Wie geziemend und natürlich ist es für Jünger, mit ihrem Lehrer für Heilige, mit ihrem Heiland zu reden!
Wie wonnig und himmlisch ist die Gemeinschaft mit dem Geliebten unsres Herzens!
Warnung für die, welche nie mit Jesu sprechen. Wird Er nicht endlich sagen: „Ich habe euch noch nie erkannt!“?
Klage über die, welche selten mit Ihm verkehren. Ist das deine Barmherzigkeit gegen deinen Freund?
Wink an die, welche gewöhnlich in der Gemeinschaft mit Jesu leben. Sei bestrebt, den heiligen Verkehr aufrecht zu erhalten; zu diesem Zweck sei gründlich, erschließe Ihm jeden Raum in deinem Hause und lass Jesum eingehen.
Freude über die, welche seine Gemeinschaft lange genossen haben.
Dinge, die schlagen und stechen.
Ein Arbeiter würde sich in der Zeit der Not lieber von allem anderen, als von seinem Handwerkszeug trennen, denn wenn er das verliert, so verliert er alles. Das Lesen des Wortes Gottes und das Gebet sind die Werkzeuge des Christen; ohne sie ist er hilflos. Wie kommt es denn, dass er, wenn die Zeit drängt, beides so sehr unterlässt oder abkürzt? Was ist das anders, als sein Werkzeug verkaufen? Wenn es etwas zu tun gibt, wenn ich etwas ungeschehen lassen muss: ich will doch anhalten am Gebet. Henry Martyn.
Gelobt sei Gott dafür, dass ich beten darf. David Brainerd.
Was würde man von einem Familienglied sagen, das sich weigerte, mit seinem Vater oder mit seinem Bruder zu sprechen? Welche Quelle des Elends, solche Person im Haus zu haben! Was aber soll man von einer vorgeblichen Braut Jesu denken, welche einen ganzen Monat hindurch keinen persönlichen Umgang mit Ihm gehabt hat? Das Fehlen der heiligen Gemeinschaft ist etwas sehr Trauriges. Wahre Liebe teilt sich gern mit; sie kann es nicht ertragen, ihre Geheimnisse dem Geliebten vorzuenthalten oder in ihrem Verkehr mit ihm beschränkt zu sein. Der Gläubige achte darauf, dass er nicht einem gleiche, den wir fragten: „Wie lange ist es her, dass Sie Gemeinschaft mit Jesu hatten?“ und der da antwortete: Es ist so lange her, dass ich es fast vergessen habe.“ War das nicht ein schlimmes Zeichen?
Der Gläubige sollte in dem Hause, über welches Jesus gesetzt ist, ganz bekannt sein, und er sollte herzunahen im völligen Glauben. Komm und sage Ihm freimütig alle deine Bedürfnisse und Wünsche und verbirg Ihm nichts, denn das würde auf Entfremdung und Misstrauen schließen lassen. Je stärker der Glaube ist, desto mehr Mängel erzählt er, desto ausführlicher berichtet er sie. Fehlt dir irgend etwas, das du deinem Herrn nicht sagen könntest? Das würde entweder schließen lassen, dass du kein wirkliches Bedürfnis oder doch nur kleinen Glauben hast. Starker Glaube hat freien Verkehr mit dem Himmel und verbirgt nichts, sondern sagt alles. Durch welchen wir haben Freudigkeit.“ Eph. 3,12. Das Wort, übersetzt Freudigkeit, meint: „Alles sagen.“ Thomas Boston.