Spurgeon, Charles Haddon - Predigt-Entwürfe - 43. Lebendiges Lob.
„Die Toten werden Dich, Herr, nicht loben, noch die hinunter fahren in die Hölle; sondern wir loben den Herrn von nun an bis in Ewigkeit. Halleluja!“ Ps. 115,17.18.
Der lebendige Gott sollte von einem lebendigen Volk angebetet werden. Ein segnender Gott sollte von einem gesegneten Volk gepriesen werden. Was andere auch tun mögen, wir sollten Jehovah loben. Indem wir Ihn preisen, sollten wir nicht ruhen, bis auch andere es tun; wir sollten ihnen zurufen: Lobt den Herrn. Unser Beispiel und unsere Überredung sollte sie zum Lobe Gottes erwecken.
I. Ein trauervolles Denkzeichen.
„Die Toten werden Dich, Herr, nicht loben, noch die“ rc. Dies erinnert uns
- An die schweigenden Stimmen in den Chören Zions. Gute und aufrichtige Menschen, die unter uns weder singen noch zu uns sprechen. Sie sind abgerufen.
- An unser eigenes baldiges Schweigen, denn soweit es diese Welt betrifft, werden wir bald zu den Toten und Stillen gezählt werden.
- An die Gottlosen um uns her, welche bereits geistlich tot sind und ebenso wenig den Herrn loben können, als Stumme es vermögen.
- An die verlornen Seelen in der Hölle. Sie werden den Herrn nie Loben.
II. Ein glücklicher Entschluss.
„Sondern wir wollen loben den Herrn.“ Im Herzen, im Gesang, im Zeugen, im Handeln sind wir entschlossen, dem Herrn unser liebendes Lob darzubringen,
- Weil wir leben. Sollten wir Ihn nicht loben, der uns am Leben erhält?
- Weil wir geistliches Leben haben, und dies erfordert beständige Dankbarkeit.
- Weil wir vom Herrn gesegnet sind, und sollten wir Ihn dafür nicht preisen?
- Weil Er uns segnen will. Er will uns seine Liebe mehr und mehr offenbaren; lasst uns Ihn mehr und mehr preisen. Sei es unser festes Gelübde, Ihn preisen zu wollen, komme auch, was da wolle.
III. Ein angemessener Anfang.
„Wir loben den Herrn von nun an.“
- Wenn die Heiden fragen: „Wo ist nun ihr Gott?“ (V. 2.) lasst uns mutig auf alle atheistischen Fragen antworten und dem Unglauben mit freudigem Lob entgegen treten.
- Wenn wir das Bewusstsein von der Gnade haben, werden wir veranlasst, zu singen: „Der Herr denket an uns“ (V. 12); dann lasst uns Ihn loben.
- Wenn wir geistlich erneut und getröstet werden; wenn die viermal wiederholten Worte: „Er segnet“ unsere Erfahrung geworden sind und der Herr unsere persönlichen und Familiensegnungen vermehrt hat (V. 12 bis 14), dann lasst alles, was in uns ist, loben seinen heiligen Namen.
- Wenn wir veranlasst werden, Christum zu bekennen; dann sollten wir den nie endenden Psalm beginnen. Dienst und Gesang sollte zusammen gehen.
- Wenn Jahre enden und wieder beginnen. An Neujahrs- und Geburtstagen rc. lasst uns Gott loben für die vergebenen Jahressünden, für die befriedigten Bedürfnisse, für die während des Jahres empfangenen Gnaden, für die während des Jahres verscheuchten Befürchtungen, für die während des Jahres erfüllten Hoffnungen.
Lasst uns von diesem Augenblick an den Namen des Herrn erheben. Lasst uns jeden Herzschlag in Musik umwandeln. Wir haben Ihn seines Ruhmes lange genug beraubt.
IV. Eine nie endende Fortsetzung.
„Von nun an bis in Ewigkeit.“
- Müdigkeit soll das Lob nie einstellen. Wir werden wieder jung, indem wir Ihn loben.
- Auch die Furcht vor dem Fall soll es nicht ersticken. Der Herr wird unsere Seele auf seinem Wege erhalten und uns veranlassen, Ihn alle Tage zu loben.
- Noch soll der Tod das Lob unterbrechen, sondern es zu hellerem und reinerem Ton erheben.
- Noch soll irgendein denkbares Leid den Herrn unserer Dankbarkeit berauben. „Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen; der Name des Herrn sei gelobt.“ Hiob 1,21.
Ein Sänger nach dem anderen verzieht sich aus dem gemischten Chor und ihre Gesänge fehlen uns; lasst uns fühlen, als ob wir für die Toten getauft wären.
Will niemand in diesen Chor eintreten und auf Erden die Himmelslieder üben?
Freudentöne.
Lob ist die höchste Funktion, welche ein endliches Geschöpf verrichten kann. Die Rabbiner haben ein Kleinod in ihrer Sammlung wertloser Lehren über die Engel. Sie sagen, dass es zwei Arten von Engeln gibt, die Engel des Dienstes und die Engel des Lobes, von welchen beiden Arten die letztere die höhere sei, und dass kein Engel in derselben Gott zweimal lobsinge, denn wenn er einmal seine Stimme in dem himmlischen Psalm erhoben habe, höre er auf, zu existieren. Sein Wesen habe dann seine Vollkommenheit und die Höhe seiner Größe erreicht, er habe seinen Zweck erfüllt und könne nun verschwinden. Das Gewand der Legende ist niedrig genug, aber der Gedanke, welchen sie verkörpert, ist der stets wahre und ernste, ohne welchen das Leben nichts ist: Der Hauptzweck des Menschen ist, Gott zu verherrlichen.“ Dr. MacLaren.
Es gibt weder in dieser noch in der zukünftigen Welt einen Himmel für Leute, die Gott nicht loben. Wenn du nicht in den Geist und in die Anbetung des Himmels eingehst, wie kann der Geist und die Freude des Himmels bei dir einziehen? Die Selbstsucht macht lange Gebete, die Liebe aber macht kurze Gebete, da mit sie sich umso länger mit Gottes Lob beschäftigen kann. Pulsford.
Wenn wir Gott für Gnadenerweisungen loben, verlängern wir dieselben, und wenn wir Ihn für Trübsale preisen, enden wir sie gewöhnlich. Das Lob Gottes ist der Honig des Lebens, welchen ein frommes Herz aus jeder Blüte der Vorsehung und der Gnade saugt. Man könnte ebenso wohl tot als ohne Lobgesänge sein; sie sind die Krone des Lebens.