Spitta, Carl Johann Philipp - Der eitle Wandel nach väterlicher Weise.
Wisset, daß ihr nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöset seid von eurem eitlen Wandel nach väterlicher Weise; sondern mit dem theuern Blute Christi, als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes (1 Petr. 1, 18. 19.). Es ist merkwürdig, daß der Apostel den Christen ihr früheres Sündenelend als einen eitlen Wandel nach väterlicher Weise vorhält, von welchem sie mit nichts Geringerem als mit dem Blute Christi erlöset seien. Denn da er ihnen die Liebe Gottes zu bedenken giebt, die sich ihre Erlösung so viel habe kosten lassen, will er mit den Worten: „eitler Wandel nach väterlicher Weise“ - ihr früheres Sündenelend gewiß nicht als gering, sondern als groß darstellen. Diesen Wandel beschreibt er anderwärts (1 Petr. 1, 14.) als ein Leben in Unwissenheit nach den Lüsten; ja (1 Petr. 4, 3.) als einen Wandel in Unzucht, Lüsten, Trunkenheit, Fresserei, Sauferei und gräulichen Abgöttereien. Was nun aber die Gefahr, in solchem Wandel hinzufahren und zu verderben, und die Schwierigkeit von solchem Wandel erlöset zu werden, so groß machte, war eben dieses, daß es ein Wandel nach väterlicher Weise war. Wie sie früher wandelten, so sahen sie ihre Väter wandeln, so waren sie es von Haus aus gewohnt, so war es ihnen durch Gewohnheit zur anderen Natur geworden. Sie von solchem Wandel zu erlösen, half die Erkenntniß der Eitelkeit und Erfahrung der Verderblichkeit desselben nichts. Auch von ihnen galt das Wort Jerem. 13, 23: „Kann auch ein Mohr seine Haut wandeln, oder ein Parder seine Flecken? So (nämlich wenn das möglich ist; aber eben so wenig als das möglich ist) könnet ihr auch Gutes thun, weil ihr des Bösen gewohnt seid.“ Und nun war es doch geschehen. Was ihnen und dem Gesetz unmöglich war, das hatte Gott gethan. Aber es hatte viel gekostet, sie von ihrem eitlen Wandel nach väterlicher Weise zu erlösen; nicht vergängliches Silber oder Gold, sondern das Heure Blut Christi. Diese durch das Evangelium ihnen gepriesene und durch den heiligen Geist ihrem Glauben zugeeignete väterliche Weise Gottes, daß er auch seines eigenen Sohnes nicht verschonet, sondern ihn für sie dahin gegeben habe, die zog ihr Herz, ihren Sinn und Wandel ab von jener argen väterlichen Weise; die machte sie los, hinfort, was noch hinterstelliger Zeit im Fleische war, nicht der Menschen Lüsten, sondern dem Willen Gottes zu leben, und als gehorsame Kinder ihres himmlischen Vaters heilig zu werden in allem ihren Wandel. Lerne daran. Vielleicht kennest du wohl, daß dein bisheriger Wandel ein eitler Wandel gewesen sei; aber du kannst nicht davon los kommen. Nach väterlicher Weise, wie du es von den Vätern gesehen und gehört hast, ist dir der Wandel zur Gewohnheit und zur anderen Natur geworden. Aber wenn du gelernt hast, daß der Wandel nichts taugt, daß und wie andere davon erlöset sind, also auch du davon erlöset werdest, kannst und sollst, so bete und höre das Wort von der erlösenden Liebe des Vaters in Christo. Wenn es dir damit ein Ernst ist, so wirst du je mehr und mehr davon los werden, und ablegen, nach dem vorigen Wandel, den alten Menschen, der durch Lüste in Irrthum sich verderbet; wirst dich im Geiste deines Gemüths erneuern und den neuen Menschen anziehen, der nach Gott geschaffen ist in rechtschaffener Gerechtigkeit und Heiligkeit. Das ist die rechte Weise. Laß, dir rathen im Frieden. Dem Narren gefällt seine Weise wohl; aber wer Rath gehorcht, der ist weise (Spr. Sal. 12, 16.).