Schrenk, Elias - Andachten über das Buch Jeremia

Schrenk, Elias - Andachten über das Buch Jeremia

Jeremia 4,3.

Pflügt ein Neues und sät nicht unter die Hecken.

Der Mensch ist sehr geneigt, einen neuen Lappen auf das alte Kleid zu flicken, weil es viel leichter ist, als ein neues Kleid zu machen. Ist Einer ungläubig und merkt, er kommt damit nicht aus, so wird er geschwind rechtgläubig und gefällt sich in diesem neuen Lappen seiner Rechtgläubigkeit, den er über sein altes, hochmütiges Herz gehängt hat. Hat man keine Frucht in der Arbeit, so sinnt man auf Mittel zu „wirken“. Man „gründet“ etwa einen Verein, statt in Buße und Glauben den heiligen Geist sich schenken zu lassen. Solche Lappen gibt es viele, und dabei bleibt das Kleid alt; es kommt zu keiner Erneuerung, zu keiner Wiedergeburt. Vor dem Herrn ist das eine traurige Arbeit, und er warnt auch in unserm Text davor. Sät nicht unter die Hecken, sagt er.

Seid keine Leute, die sich gerne anpredigen lassen, dieses und jenes Gute vom Evangelium annehmen und sogar Gutes wirken wollen, aber dabei das Unkraut, die Dornen des Herzens nicht ausreuten, sondern sie weiter wachsen lassen. Wollt nicht den Süßteig des Evangeliums mit dem Sauerteig eures alten Wesens vermischen. Wir haben viele Christen, die immer nur bis zu einem gewissen Punkt gehen. Sobald es sich aber um das Ausreißen der Hecken, der Dornen bei ihnen handelt, so stehen sie still und ziehen sich zurück. Es will bei ihnen nicht zum Pflügen des ganzen Herzens kommen und darum drohen die Dornen immer wieder alles Gute zu überwuchern. Das hat ein unbefriedigtes Wesen zur Folge; solche Leute sind oft so unglücklich und möchten dann von Andern zufrieden gebetet werden und empfehlen sich fleißig der Fürbitte. Das hilft nichts. Die Dornen müssen ausgerottet werden; das alte Wesen muss in den Tod gegeben werden, ehe ein Neues werden kann. Wir müssen es lauterlich mit unserm Gott halten, und dann hält er es auch mit uns, und wir gedeihen innerlich, weil der Heilige Geist nicht mehr auf die alten Hindernisse stößt, die ihm früher im Weg standen.

Herr, mein Gott! Erneure mich im Geist meines Gemütes und erweise Dich an mir, als ein völliger Erlöser, Dir zur Ehre. Amen.

Jeremia 31,9.

Sie werden weinend kommen und betend, so will ich sie leiten, ich will sie leiten an den Wasserbächen auf ebenem Weg, dass sie sich nicht stoßen; denn ich bin Israels Vater, so ist Ephraim mein erstgeborner Sohn.

Noch säen wir mit Tränen; Eltern weinen über ihre Kinder, Seelsorger weinen über verirrte Schafe. Wir sollen mit Freuden ernten. Vermag es die Liebe Gottes durch das mächtige Walten des Geistes das harte Israel zu erweichen, so dass sie weinend kommen und sehen werden, in welchen ihre Väter gestochen haben, warum sollten wir nicht über Israel hinaus größere Hoffnung haben dürfen? Freuen und getrösten wir uns dieser Hoffnung. Je mehr wir sehen, wie ohnmächtig wir sind, dem einzelnen und allgemeinen Verderben gegenüber, umso mehr wollen wir um Gnadenheimsuchung vom Herrn bitten und darauf warten. Der Herr, der den grimmigen Saulus so schnell erweichen und zu einem betenden Saulus machen konnte, ist noch derselbe; er wird es zu seiner Zeit eilends ausrichten, Jesaja 60,22. Wenn unser Heiland wiederkommen wird, um sein Reich aufzurichten und das Regiment in seine Hand zu nehmen, dann werden die Zeiten kommen, in denen auch etwas Beständiges beginnen wird. Wie Vieles ist jetzt schwach und wie Vieles geht zu Grunde aus Mangel an Leitung und Versorgung. Wie herrlich wird es sein, wenn er als oberster Bischof mit seinen Heiligen die Gemeinde leiten und versorgen wird. Da wird Aller Mangel aufhören, da werden die Wege eben und die vielen Hindernisse, die wir jetzt sehen, beseitigt sein. Unter seiner herrlichen Leitung wird auch Einigkeit sein. Der Vater, der Israels Vater ist, ist auch unser Vater in Christo; das dürfen wir jetzt schon erfahren und es wird in Herrlichkeit offenbar werden, wenn seine Kinder unter Christo versammelt sein werden, so dass die Kindschaft das einzige Verbindungsmittel sein wird für seine Gemeinde, zum Staunen Vieler, die in der Jetztzeit kein Verständnis haben für die Einheit des Leibes Christi.

Herr Jesu! Du hast uns verheißen: siehe, ich komme bald! Ja komm Herr Jesu und schaffe ein Neues! Amen.

Jeremia 50,34.

Ihr Erlöser ist stark; er heißt Herr Zebaoth, der wird ihre Sache ausführen.

Der Prophet Jeremia redete diese Worte im Blick auf das gefangene Israel und Juda. In schwerer Zeit fand er im Glauben und in der Hoffnung seinen Trost. Wir sind ähnlich gestellt in unseren Tagen. Der Feind hat einen großen Teil des Christenvolkes gefangen geführt und mit Stricken der Augenlust, Fleischeslust und allen möglichen Sünden gebunden. Die Verwüstung geht viel tiefer, als Manche wissen und die Fleischesmächte sind gewaltig. Aber inmitten dieser Verwüstung steht das Volk Gottes mit den ewigen Gottesverheißungen, die in Christo ja und Amen sind und spricht im Glauben und in der Hoffnung: unser Erlöser ist stark; er heißt Jehovah, Herr der Heerscharen. Unser auferstandener Herr und Meister hat sich als Sieger über alle Mächte der Finsternis gesetzt zur Rechten der Majestät Gottes. Er hat sein Volk erlöst, und wird es ausführen aus dem jetzigen Babel, und ihm Teil geben an dein Erbe, das er jetzt schon in Empfang genommen hat. Der entscheidungsvolle Tag naht; der Feind rüstet seine Heere zum Streit; aber er wird völlig zu Schanden werden durch den Herrn der Heerscharen, vor dem Niemand stehen kann am Tag seines Zornes. Darum mache dich auf, Volk des Herrn! Ziehe Kraft an und vertraue deinem Erlöser. Und du von der Sünde noch Gebundener; der du seufzt: wer wird meine Ketten brechen? Jesus dein allmächtiger Heiland bricht sie; er ist dein Erlöser. Liefere ihm deine Ketten aus; lass ihn deine Sache führen, und lass dein Feldgeschrei sein: Jesus ist Sieger!

Du, mein Erlöser! Du Herr Zebaoth! bist meine Zuversicht alleine; sonst weiß ich keine. Deinem starken Arm will ich trauen für mich und Deine ganze Gemeine; Dein ist der Sieg. Amen.

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