Manchmal gibt es Stoff, darüber nachzudenken, was lieblich ist. Der Kleinigkeitskrämer war kürzlich in einer Versammlung, in der ein Bruder am Predigen war, der alles, was er sagte, teils aus seiner rechten, teils aus seiner linken Hosentasche zu holen schien. Er ist vielleicht einmal in England gewesen oder hat einen Bruder gesehen, der in England gewesen ist, und weil jenseits des Kanals die schöne Sitte häufiger ist, in christlichen Versammlungen mit der Hand in der Hosentasche zu reden, hat er es sich auch gemerkt. Wenn er in irgendein auch nur halbvornehmes Haus gehen würde, würde er den Herrn oder die Dame des Hauses sicher nicht mit der Hand in der Hosentasche begrüßen; aber in der Versammlung Gottes erlaubt er sich das. Ich bin kein Freund von schauspielerischen Bewegungen, von Kanzelton und Kanzelfeierlichkeit, aber ich habe doch nicht finden können, daß es lieblich oder auch nur dem Ernste der Sache entsprechend ist, wenn man mit der Hand in der Hosentasche oder Westentasche oder im Armloch der Weste mit Menschen um das Heil ihrer Seele ringt oder die Botschaft des höchsten Königs ausrichtet. Ebensowenig ist es schön, wenn der Redner sich über sein Rednerpult lehnt, als beabsichtige er, im nächsten Augenblick kopfüber sich herunterzustürzen.

Der Kleinigkeitskrämer hat selbst dies schöne Angewohnheit, und erst, als er es bei einem anderen sah, fand er, daß es doch eigentlich nicht lieblich sei.

Quelle: Gärtner - Eine Wochenschrift für Gemeinde und Haus 1908