Rieger, Carl Heinrich - Über die zwölf kleinen Propheten - Der Prophet Maleachi

Rieger, Carl Heinrich - Über die zwölf kleinen Propheten - Der Prophet Maleachi

ist der letzte Prophet Alten Testaments, von dessen Zeugnis etwas Schriftliches auf die Nachkommenschaft ist aufbehalten worden. Von seinem Geschlecht und von der Zeit, in welcher er geweissagt, meldet er weiter nichts; der Inhalt selber aber zeigt, dass er später als die beiden vorhergehenden Haggai und Sacharja gelebt und geweissagt habe. Denn vom Tempelbau, den die Vorhergehenden betrieben, kommt beim Maleachi weiter nichts vor, sondern der Tempel muss fertig und der Opferdienst darin angefangen gewesen, aber freilich mit solcher Geringachtung, Zweifel, Unglauben, fleischlichem Sinn getrieben worden sein, dass GOtt zu solchen Klagen Ursache fand, dergleichen im Propheten häufig vorkommen. Der dem Serubabel und Josua durch den Propheten Sacharja verheißene göttliche Beistand ist nicht ausgeblieben, und es hat auch noch weiterhin durch die rechtschaffenen Männer Esra und Nehemia in der neu aufgehenden Kirche und Regiment manches gute Aussehen gewonnen. Aber weil eben alle göttliche Wohltaten selten so reich ausfallen, als es der fleischliche Sinn wünscht; so hat nachgehends so ein undankbarer Unglaube ansehen, und bei demselben solche Ärgernisse einreißen können, als der Prophet zu bekämpfen antraf. Wie nämlich zu den Zeiten des ersten Tempels das Volk zu Aberglauben und Abgötterei geneigt war; so verfiel es zur Zeit des zweiten Tempels, und nachdem durch ihren Aufenthalt in Babel allerlei fleischliche Weisheit unter sie gekommen war, vornämlich in Unglauben, Verachtung der Religion, Zweifel an GOttes Vorsehung und an der Erfüllung der Verheißung, den Vätern geschehen, in freche Reden u. dgl. welcher heidnische Sinn gleich auch heidnisches Leben, besonders Ausschweifungen in der Ehe nach sich zog, wie das immer so zusammentrifft, dass je mehr die Menschen in heidnischen Unglauben und Unwissenheit von GOtt verfallen, je weniger können sie sich heidnischer Sünden und Unreinigkeiten erwehren, und je mehr sie sich denselben ergeben, desto mehr muss das herrschende Fleisch in ihnen alle Stimme GOttes im Gewissen unterdrücken. GOttes Absicht bei diesem Propheten war also: diesem Verderben in Lehre und Leben Einhalt zu tun, das bei Sich in Seiner göttlichen Geduld darüber, die wenigen Gläubigen aber in ihrem Warten, zu stärken, durch die nochmalige Verheißung von Christo und dem Heil, das Er schaffen werde. Damit aber dies heilige Gericht, so GOtt hiermit über der Menschen unrichtige Herzens-Gedanken von Seinem Dienst und von Seiner Gerechtigkeit halten wolle, desto mehr erkannt würde; so ist der Vortrag wie Gesprächsweise eingerichtet, wo Reden und Einwendungen des Volks mit den ernstlichen Antworten GOttes abwechseln.

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autoren/r/rieger_k/12_kleine_propheten/maleachi/start.txt · Zuletzt geändert: von aj
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