Luther, Martin - Epiphanias
Matthäus 8,23-27
Und er trat in das Schiff, und seine Jünger folgten ihm. Und siehe, da erhob sich ein Ungestüm im Meer, also, daß auch das Schifflein mit Wellen bedeckt ward; und er schlief. Und die Jünger traten zu ihm und weckten ihn auf und sprachen: Herr, hilft uns, wir verderben. Da sagte er zu ihnen: Ihr Kleingläubigen, warum seid ihr so furchtsam? Und stand auf und bedrohte den Wind und das Meer; da war es ganz stille. Die Menschen aber verwunderten sich und sprachen: Was ist das für ein Mann, daß ihm Wind und Meer gehorsam ist?
Wir sehen im heutigen Evangelium, daß uns eine solche Geschichte darin vorgehalten wird, aus welcher wir nicht lernen, was man tun soll; denn von unseren Werken wird hier nichts gehandelt: sondern was man in Not und Widerwärtigkeit glauben, und wie man sich trösten soll. Darum ist es eine hohe Predigt vom Glauben, wovon jedermann sagen könnte, er kenne und könne sie; weil es ein nötiges Ding sei.
Darum wollen wir diese Geschichte teilen: zuerst reden vom Kreuz und Leiden; danach vom Herrn Christus und vom Glauben an ihn, daß derselbe allein, als der eine und beste Trost, gelte und helfe; zum dritten, von der Frucht und dem Nutzen, welche nach einer Anfechtung aus dem Glauben folgt. Solche Stücke werden fein anzeigen, was für eine tröstliche Geschichte der Evangelist uns mit so wenig Worten erzählt.
Das erste Stück ist, daß der Herr Jesus mit seinen Jüngern in das Schiff tritt. Da ist noch kein Ungewitter, sondern ein feines freundlich, still Wetter; so ist das Meer auch sanft und still. Anders würden sich die Jünger gescheut haben, daß sie nicht ins Schiff getreten wären. Aber kurz nach dem Christus mit seinen Jüngern im Schiff sitzt, und sie vom Land abgestoßen und auf das Meer kommen, da erhebt sich ein großes Ungewitter, daß das Schiff mit Wellen bedeckt wird, als wollte es untergehen.
Diese Geschichte laßt uns wohl merken, und ein Sprichwort daraus machen, daß wir sagen: So geht's; kommt Christus in das Schiff, so wird es nicht lange still bleiben, es wird ein Ungewitter kommen. Denn gewiß geht es also, wie Christus in Lukas 11, 21. 22 auch sagt, daß der starke Gewappnete seinen Palast in Ruhe und Frieden besitzt, bist ein Stärkerer kommt, dann geht der Unfriede an, und es fängt ein Schlagen und Kämpfen an. Also sieht man in dieser Geschichte des Evangeliums auch: wenn es zuvor alles still ist, sobald Christus sich mit einer Predigt hören und mit einem Wunderwerk sehen läßt, da brennt es in allen Gassen. Die Pharisäer, Schriftgelehrten, Hohenpriester rotten sich, wollen ihn einfach tot haben; und besonders der Teufel fängt erst recht an zu toben und zu wüten. Solches sagt Christus lange vorher, Matthäus 10, 34-36.: «ihr sollten nicht meinen, daß ich gekommen bin, Friede zu senden auf Erden. Ich bin nicht gekommen, Friede zu senden, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, den Menschen zu erregen wider seinen Vater, und die Tochter wieder ihre Mutter, und die Schnur wieder ihre Schwieger. Und des Menschen Feinde werden seine eigenen Haus genossen sein.»
Das dient aber alles miteinander dazu, daß du vorher bedenken möchtest, ob du ein Christ sein möchtest, oder nicht. Denn so du ein Christ sein willst, so richte dich auf dieses Ungewitter und diesen Unfrieden, anders wird es nicht werden; wer in Christus gottselig leben will, sagt Paulus, der muß Verfolgung leiden. Daher ermahnt auch Jesus Sirach, Kapitel 2., alle Gläubigen und spricht Vers 1.: «mein Sohn, willst du Gottes Diener sein, so schicke dich zur Anfechtung, halte fest, und leide dich.» Als wollte er sagen: Wenn du Gottes Diener nicht sein willst, so fahre hin, der Teufel wird dich wohl zufrieden lassen, bis zu seiner Zeit. Wiederum aber, so du begehrst Gott zu dienen und ein Christ zu sein, so gib dich willig dahin: das Wetter und die Verfolgung werden nicht ausbleiben. Darum fasse einen Mut, daß du davor, als vor einem plötzlichem Zufall, nicht erschreckst. Fürchte dich vor solchen Wetter nicht, sondern fürchte dich vor Gott, daß du der Welt wegen von seinem Wort nicht abweichst, und wag es trotzig darauf. Es sei um der Welt Gunst willen nicht angefangen; darum wollest ihrer Ungunst und Zorns halben auch nichts unterlassen. Das ist es, daß der Evangelist uns lehren will in dem, da er sagt: das Unwetter habe sich erst erhoben, da Christus in das Schiff getreten, und auf das Meer vom Land weg gekommen sei.
Es dient aber solches uns auch dazu, daß wir den bösen unnützen Lästermäulern wissen zu antworten, die nicht mehr können, denn das Evangelium lästern und sprechen: Vorher, ehe diese Lehre aufgekommen, war es alles fein still, jetzt ist so viel Unglück, daß niemand es zählen kann, Rotten, Krieg, Aufruhr, teure Zeit, Türke und aller Jammer. Wer nun solche schändliche Lästermäuler stopfen will, der spreche zu ihnen: Lieber, hast du es nie im Evangelium gelesen, wenn Christus in das Schiff und auf das Meer kommt, daß sich ein Ungewitter erhebt?
Nun ist es aber nicht des Herrn Christi, sondern des Teufels Schuld, der ihm feind ist und will ihn nicht leiden. Also ist er dem Evangelium auch feind, will darum so gerne viel Unruhe und Jammer auf Erden anrichten, daß es müßte zu Boden gehen. Aber das blinde, verstockte Volk will solches nicht sehen noch merken. Allein sieht es auf das Unglück und den Mangel, und lästert, es sei das Evangelium daran schuld. Was aber Gutes aus dem Evangelium kommt, wie man Gott dadurch erkennen, zur Vergebung der Sünden kommen und heilig werden kann, solches wollen sie nicht sehen.
Eben wie das undankbare, störrige und unbändige Volk, die Juden in der Wüste, auch taten. Da sie in Ägypten waren, und einem die Arbeit von zwei aufgelegt war, da rufen sie zu Gott, er solle ihnen von diesem Jammer helfen, sie wollten fromm sein. Aber was geschah? Da sie Gott von diesem Jammer erlöste und sie in die Wüste kamen, da war alles vergessen. Das aber war das Ärgste, daß alles bei ihnen vergessen war, was und wieviel sie in Ägypten haben arbeiten und leiden müssen. Allein gedachten sie an die Fleischtöpfe und an das Brot in Ägypten. Die konnten die Kunst des Papstes auch, nahmen fein heraus, was sie Gutes gehabt hatten; was sie aber dazu gelitten hatten, darüber konnten sie wohl schweigen. Daher, da ihnen Gott danach das Himmelsbrot gab, verachteten sie es auch, dachten bei sich, es wäre nicht so gut, als das Fleisch in Ägypten. So ist unsere Natur und böse unserer Art durch die Erbsünde verdorben, so mache es Gott mit uns, wie er will, so kann ER es uns nicht recht tun. Darum gehört eine große und göttliche Geduld dazu, daß er solche bösen Buben so lange dulden kann.
Wer uns vor zwanzig Jahren gefragt hätte: ob wir lieber ein Jahr Teuerung haben, oder uns von den Menschen und Pfaffen plagen lassen wollten, wie es damals geschehen; meinst du nicht, jedermann würde mit Freuden die Teuerung gewählt haben, daß man der schweren, unerträglichen, dazu, als sie anzusehen war, unendlichen Schinderei von gekommen wäre? Denn da wäre die Hoffnung gewesen, was ein Jahr nicht gewesen, das würde das andere geben; so doch jene Schinderei für und für ging, und von Tag zu Tag je länger je mehr wurde. Solches und anderen Unrat haben wir vergessen, rühmen die Ruhe und das vorige Wesen, sehen nicht, was für eine schreckliche Sache daran hängt, daß man uns nicht allein in solchem Frieden um Geld und Gut, sondern auch um Leib und Seele, durch falsche Lehre und Abgötterei, gebracht hat. Wir haben es nicht erkennen können, denn es sind zur selben Zeit, Teuerung, Pestilenz, Krieg und andere Plagen mit zugeschlagen. Weil jetzt solches auch geschieht, will man dem Evangelium Schuld geben.
Wie meinst du aber, daß Gott solches gefallen werde, der doch keinen höheren Schatz hat denn als sein Wort, und uns durch dieses besser nicht helfen nach Raten kann wie wir von Sünde und Tod, denn allein durch das Evangelium: wo es doch so greulich verunehrt und gelästert wird indem, daß man ihm die Schuld gibt, es komme durch dieses das ganze Unglück? Was wird aber für eine Strafe auf solche Lästerung folgen? Diese, das Gott solcher Lästerer Herzen und Augen ganz verblenden wird, daß die herrlichen, großen Wohltaten Gottes nicht sehen, und mit den Juden also müssen verstockt werden und bleiben, daß sie mehr nicht können, denn Gott lästern und zuletzt zum Teufel fahren. Solcher Lohn gehört auf sie, und wird ihnen gewißlich begegnen. Mußt du doch sonst leiden, wo das Evangelium nicht ist, daß ihr nicht jemand hold sei, und du Feindschaft habest. Also hat Rom Krieg und allerlei Unglück leiden müssen, ehe das Evangelium gekommen ist.
Darum hat das Evangelium an solchem keine Schuld. Alle Schuld ist des Teufels und unserer Undankbarkeit. Der Teufel kann das Evangelium nicht leiden wollte es gern niedrig halten, darum richtete er so viel Unglück an. Und je mächtiger das Wort geht, desto zorniger wird er darüber. Wenn wir uns nun gegen solchen großen Schatz so undankbar stellen, ihn nicht annehmen noch brauchen, ja, noch hassen und verfolgen wollen, so kann es auch Gott nicht dulden; muß deswegen mit allerlei Strafen und Plagen kommen, daß er dem Undank wehre.
Das ist das erste Stück, daß du lernst, so du ein Christ sein willst, daß du dich auf das Ungewitter einstellst. Willst du es aber nicht tun, so fahre hin; du wirst es wohl erfahren, wenn du sterben sollst, was du getan hast.
Das andere Stück ist von der rechten Art des Glaubens: der geht in solchem Kampf und Ungewitter her, und findet sich zu Christus, und weckt ihn auf. Das lerne auch wohl merken. Denn unsere Widersacher, die Katholiken, halten den Glauben für ein sehr geringes Ding. Dagegen aber halten sie viel vom freien Willen ich wollte ihnen aber wünschen, daß sie auch mit im Schiff wären, daß sie versuchten, was in solche Angst und Nöten der freie Wille vermag.
Die Apostel haben es hier fein gelernt es sei der Glaube so schwach und gering bei ihnen gewesen, wie er wolle; dennoch, wo solcher schwache, geringe Glauben nicht gewesen wäre, hätten sie mit dem freien Willen verzweifeln müssen, und wären in den Abgrund des Meeres gesunken. Aber weil ein kleiner Glaube da ist, wie Christus selbst zeugt, da er spricht: «o ihr Kleingläubigen,» so haben sie eine Hilfe, daß sie nicht ganz verzagen, und laufen zu Christus, wecken ihn auf und begehren seiner Hilfe.
So nun solches der kleine, schwache Glaube tut, was sollte wohl der starke, große Glaube tun? Wie vor acht Tagen das Beispiel an dem Aussätzigen und dem Hauptmann zu Kapernaum zeigt. Darum ist es mit dem freien Willen nichts, er verliert sich und kann nicht bestehen, wenn die Züge kommen, und es an das Treffen geht. Denn da sind unsere Gedanken anders nichts, denn daß wir schreien und uns um hundert Meilen Wegs davon wünschen. Das ist, der freie Wille tröstet das Herz nicht, sondern macht es nur je länger je mehr verzagt, daß es sich auch vor einem rauschenden Blatt fürchtet.
Aber der Glaube, ob er gleich klein und schwach ist, steht er dennoch und läßt sich nicht gar zu Tode schrecken. Wie man hier an den Jüngern sieht. Der Tod war ihnen vor Augen; denn da schlugen die Wellen so mit Macht überall zu, daß sie das Schifflein gar bedeckten. Wer wollte in solcher Not und Todesgefahr nicht erblassen? Aber der Glaube, wie schwach er auch ist, hält er doch wie eine Mauer, und legt sich wie der kleine David wider Goliath, das ist, wider Tod, Sünde und alle Gefahr, verzagt nicht, sondern sucht Hilfe, da sie zu suchen ist, nämlich, bei dem Herrn Christus, weckt ihn auf, schreit ihn an: «Ach Herr, hilf uns, wir verderben.»
Also macht der Glaube, obwohl das Verderben vor Augen ist, daß man dennoch Hilfe erwartet, und betet, wie der Psalm sagt: «ich glaube, darum rede ich.» Denn niemand kann beten, er Glaube denn. Der freie Wille kann es nicht; denn er sieht allein auf die gegenwärtige Not und Gefahr, die Person aber, die in solcher Not und Gefahr helfen kann, sieht er nicht; und muß also des freien Willens wegen der Menschen in seinen Sünden sterben. Der Glaube aber ist es, wenn er gleich klein und schwach ist, der diese Person, den Herrn Christum, ergreift und Hilfe durch ihn erlangt.
Wo nun solcher Glaube stark und fest gewesen wäre, wie des Propheten Jonas, der im Walfisch ist an den dritten Tag blieb, so hätten sie zum Meer und Wellen sagen können: Schlagt immer herein; so stark sollt ihr nicht sein, daß ihr das Schiff umstürzt: und wenn er es schon vollendet, wollen wir doch mitten im Meer ein Gewölbe finden, da wir trocknen sitzen und nicht ersaufen. Denn wir haben einen Gott, der kann uns erhalten, nicht allein auf den Meer, sondern in und unter dem Meer.
Das heißt ein rechter Glaube, der nicht, wie der freie Wille, allein auf das Gegenwärtige sieht, und deswegen erschrickt und verzagt, sondern er sieht auf das Künftige und das Widerspiel. Darum, wenn er gleich in des Todes Rachen steckt, stärkt er sich doch, und hält sich an diesen Trost, es könne ihm geholfen werden wie wir hier sehen an dem schwachen Glauben der Jünger. Darum ist es nicht eine kleine und geringe Kunst, noch ein schlechtes Ding um den Glauben; es ist eine göttliche Kraft, die nicht vom freien Willen kommt, sondern durchs Wort vom Heiligen Geist uns gegeben wird.
Das wissen unsere Widersacher, die Katholiken, nicht; sonst würden sie es nicht zur hart anfechten, wenn wir sprechen: Der Glaube macht allein selig, das ist, der Glaube allein findet Trost, wenn Sünde, Tod und ewige Verdammnis auf uns dringt und zu Boden stoßen will. Darum sieht man, daß sie frech und stolz sind, solange das Meer still und schön das Wetter ist. Wenn habe ein Ungewitter sich erhebt und es übel zu gehen will, da fällt Mut und Trost alles dahin. Denn da ist kein Glaube, sondern der ohnmächtige, trostlose Freiwille, der Gottes und seines Wortes vergißt, und nirgends weiß, wohin.
Nun ist es aber hier ein besonderes Unglück, daß Christus eben in solcher Todesnot ruht, und schläft eines rechten, natürlichen, starken Schlafs, der vielleicht ihm daher gekommen ist, daß er sich den Tag müde gearbeitet und gepredigt, oder die Nacht über gebetet und seine Anfechtung gehabt hatte. Denn ich achte es dafür, daß er bei Nacht sehr viel Anfechtung vom Teufel erlitten habe, wie er im Psalm 88,16 klagt «von Jugend auf bin ich Elend gewesen, und habe viel erlitten, ich leide deine Schrecken, daß ich schier verzage.» Darum ist er selten fröhlich gewesen, immer in schweren Gedanken daher gegangen, als der voll Jammers und Traurigkeit gewesen ist; wie zuvor der gleiche Psalm an zeigt, Vers 4: «meine Seele ist voll Jammers, und mein Leben ist nahe bei der Hölle.» Und dennoch obwohl solcher Schlaf recht und natürlich ist, so hatte er dennoch zum Glauben seiner Jünger dienen müssen, wie alle seine Werke.
Solches geschieht heute noch alle Tage, daß der Herr sich gegen seine Christen stellt, als sehe er uns nicht, ja, hätte uns gar außer Acht gelassen; wie er hier im Schiff tut, liegt und schläft, bekümmert sich gar nichts um das Wetter, für seine Jünger, noch für das Schiff. Aber er ist dennoch mit im Schiff, ob er gleich schläft.
Das sind nun die Anfechtungen, die immer mit zuschlagen, daß unser Herr Christus die Wellen über das Schiff fallen läßt; das ist, er läßt den Teufel und die Welt wider die Christen toben, daß man sich besorgen muß, wie es denn heute auch vor Augen ist, es werde ganz und gar zu Boden gehen. Der Papst und sein Haufe ist dem Worte feind, hetzt die großen Fürsten gegen uns. So läßt der Teufel den Türken auch nicht feiern. Da sitzen wir im Schiff, und haben Wetter und Wind, daß wir denken es könnte besser sein und taugt nicht. Dennoch soll der Herr wohl still dazu sitzen, und sich nicht merken lassen, daß er uns helfen wolle. Das ist sein Schlaf, den er im Schiff tut.
Aber da müssen wir uns aufraffen, und denken, es hat keine Not. Denn er ist der Herr, ist auch bei uns im Schiff. Auch er sich nun also stellt, als sehe ER uns nicht, so sollen wir uns so stellen, daß wir ihm sehen, und ihn dafür halten, daß er das Meer still machen kann, wenn es noch so sehr tobt und wütet.
Also sollen wir auch tun, in unserer eigenen Gefahr und Anfechtung, die einem jeglichen auf seine Weise begegnen wird. Wenn der Teufel kommt, dir deine Sünde vorhält, und dich mit dem Zorn Gottes erschreckt, und die ewige Verdammnis droht; da denke und zweifle ja nicht: Mein Herr Christus ist nicht weit, aber er schläft. Da gehört denn zu, daß ich mich zu ihm durch ernstes Gebet finde und ihn aufwecke; wie die Jünger hier tun. Denen liegt mehr an ihrem Verderben, denn an des Herrn Schlaf; darum denken sie: Kurz und gut, wir müssen jetzt einen wachenden Christum haben, sonst ist es aus mit uns; lassen ihm deswegen keine Ruhe und wecken ihn. Also lerne du auch tun; denn es muß beides also geschehen. Willst du mit Christus in das Schiff, so wird das Wetter nicht still bleiben, und Christus wird schlafen wollen, auf das wir die Anfechtung recht fühlen. Sonst, wo er nicht schliefe und dem Wetter sobald wehrte, würden wir es nie erfahren, was es um einen Christen wäre, und sollten wohl denken, wir täten es aus unserer Kraft. Hier aber wird der Glaube durch die Versuchung gestärkt, daß man sprechen muß: Keine menschliche Kraft hat helfen können; allein hat es Gott und sein liebes Wort getan.
Neben dieser schönen und tröstlichen Lehre wird uns der Herr Christus hier auch vorgebildet wie ein rechter, natürlicher Mensch, der Leib und Seele hat, und deswegen Essen, Trinken, Schlafen, und anderer natürlicher Werke, so ohne Sünde geschehen, bedarf, wie wir: auf das wir nicht in den Irrtum fallen und Christum für ein Gespenst, nicht für einen rechten Menschen hielten.
Gleich wie aber der natürliche Schlaf eine gewisse Anzeigung ist, daß der Herr Christus ein rechter, natürlicher Mensch sei: also beweist er seine allmächtige Gottheit in dem, daß er mit einem Wort das Meer stillt, und macht, daß sich der Wind legt; welches nicht ein Menschenwerk ist; es gehört eine göttliche Kraft dazu, daß ungestüme Meer mit einem Wort zu wehren.
Das also dies Wunderwerk auch darum uns lieb sein soll, daß wir sehen, wie Gott und Mensch in Christus eine einige Person ist. Darum er in allen Nöten und Anfechtungen helfen kann und will allen, die Hilfe bei ihm suchen. Ob wir nun etwas darüber leiden und wagen müssen, wenn es nicht anders sein kann, was liegt daran? Müssen doch die Gottlosen auch ihr Leiden und Kreuz tragen, dennoch ein böses Gewissen dazu haben und endlich der ewigen Verdammnis warten.
Das Drittel Stück ist von der Frucht, die aus solchem Glauben entsteht, nämlich, daß auch andere solche Wunderwerke wahrnehmen, und sprechen: «Was ist das für ein Mann, daß ihm Wind und Meer gehorsam ist?» Diese haben ihn bisher vielleicht für einen schlechten Menschen angesehen und gehalten, und nicht gewußt noch geglaubt, daß man bei ihm in Todesnöten Hilfe suchen und finden soll. Aber jetzt lernen sie ihn erkennen, daß er der höchste und beste Nothelfer sei, wo sonst kein Mensch helfen kann.
Also geht es allewege, daß die Anfechtung, je schwerer sie ist, je größere Frucht und Nutz sie schafft. Die Welt setzt uns jetzt sehr hart zu, daß wir immer denken, wir müssen herhalten, daß Meer und Ungewitter werde über uns wachsen und zu Grunde reißen. Aber laßt uns nur fest am Wort und Glauben halten. Was gilts, er solle eine schöne, herrliche Frucht folgen, darüber wir lachen und fröhlich sein werden. Der bittere Haß, der im Papst und Türken steckt wider unsere Kirche, darüber uns, als einem Weib in Kindesnöten, bange ist, kreischen und ächzen müssen, der soll, ob Gott will, etwas mitbringen. Dergleichen soll ein jeder für seine eigene Person auch hoffen, wenn die Anfechtung ihn ergreift, daß sie ohne Frucht nicht werde abgehen.
Also ihr Lieben, hier sehen wir wie tröstlich dieses Evangelium ist, und uns eine treffliche und schöne Lehre vorhält, daß so wir wollen Christen sein, mit dem Herrn Christo in der Schiff treten, und da auf das Wetter und Ungewitter warten müssen. Wenn nun solches angeht, daß wir dann im festen Glauben und am Wort halten sollen, und hoffen, daß nicht allein dem Wetter oder der Anfechtung gewehrt und wir davon sollen errettet werden: sondern daß auch eine gewisse Frucht und Nutzen darum folgen soll; das wir nichts anderes wünschen sollen, denn wir hätten es versucht, und durch eigene Erfahrung des Wortes und Glaubens Kraft und Tugend erlernt. Wer wollte denn des Kreuzes sich beschweren, weil so gewisse Hilfe und Frucht folgen soll? Aber es tut dem alten Adam weh, der ärgert sich über solchen bitteren und sauren Trank, und wollte es lieber nicht haben. Darum ist es nötig, daß wir an solche Beispiele oft und viel denken, und mit dem Wort fleißig umgehen, auf das wenn die Anfechtung kommt, wir gefaßt sind, und uns Christus der bei uns schläft und sich stellt, als nehme er sich unser nicht an, finden, Hilfe und Rettung bei ihm durch emsiges Gebet suchen.
Solches verleihe uns allen unser lieber Vater im Himmel, um Christus willen, durch seinen Heiligen Geist, Amen.