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Hofacker, Ludwig - Andachten über das Evangelium nach Lukas
Luk. 14,1.
Und sie hielten auf ihn.
Warum denn so? Was hat denn der Heiland ihnen getan? Warum wollen sie ihn fällen? Warum würden sie sich so hoch freuen, wenn sie ihm etwas anhaben könnten? Er ist doch ein heiliger Mensch gewesen, sie konnten es nicht leugnen, ein Prophet, den sie aus Achtung vor Gott hätten achten sollen, weil ihm Gott Zeugnis gab durch solche Wunder und Werke. Warum können sie diesen Heiland nicht leiden? Sie waren doch fromm; sie wussten ihre ganze Bibel auswendig. Antwort: sie standen in der alten Geburt. Sie waren geblieben, wie sie geboren waren, und in seinem natürlichen Zustand hat der Mensch eine solche Verhärtung in seinen vorgefassten Meinungen, eine solche Verhärtung in das hinein, was ihm gefällt, was ihm beliebt, was seine Ansicht ist, eine solche Verhärtung, seine Leidenschaft auszuführen, sein „Ich“ Meister sein zu lassen, dass er Alles, was demselben entgegen ist, als feindlich ansieht. So sahen sie in dem Heiland ihren Feind, und suchten ihn wider alles bessere Wissen und Gewissen zu fällen. Ach, es muss eben mit den Grundgedanken unseres Herzens eine Veränderung und Umschmelzung vorgehen, sonst haben wir immer einen Widerspruch, einen heimlichen Widerwillen gegen den Heiland in uns. Unter diesen Grundgedanken verstehe die Gedanken, Ansichten und Begriffe, welche unserem Denken, Wollen, Empfinden zu Grunde liegen, die vorgefassten Meinungen, aus welchen heraus, der Mensch, ohne dass er sich selbst es bewusst ist, handelt und denkt und will. Es sei nur ein Beispiel angeführt. Im Herzen des Menschen herrscht der Grundgedanke, dass es etwas sei um das Irdische, das doch nichts ist, dass der Besitz des Irdischen Wert an sich selber habe. Wie tut es uns heimlich so wohl, wenn wir sagen können: mein Haus, mein Weinberg. Und fühlen wir nicht einen größeren Respekt vor einem Reichen als vor einem Armen? Diese Grundgedanken aber, dieses Gewebe, aus welchem unser inwendiges Treiben und Tun entsteht, ist von Natur ein Schlangengewebe, eine Mischung von unbewussten Gefühlen, die die Mutter sind von Mord, Ehebruch rc., sie machen ein Ganzes aus, und es geht nichts vor im Herzen, das nicht in diesem Schlangengewebe seinen Grund hätte, denn es sind nicht etwa Gedanken, die so hin und her flattern, sondern es sind kräftige Irrtümer, die ihren letzten Grund in der Hölle haben. Diese falschen Grundgedanken reißt darum der Heiland zuerst um.
Du musst erst Geist aus Geist geboren werden,
Dann wandelst du des Geistes schmale Bahn;
Sonst ist es schwer und gehet doch nicht an.
Weg schnöder Sinn, du Schlamm der Erden,
Ich muss erst Geist aus Geist geboren werden.