1. Timotheus, Kapitel 2
2:1 So ermahne ich euch nun, daß man vor allen Dingen zuerst tue Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen,
Die stärkste und erste Großmacht der Welt ist Jesu heilige Priesterschar. Fürsten und Könige, Herrscher und Völker lassen sich nicht viel sagen, aber die Gebete der Heiligen verhallen nicht in der Luft, sie finden Beachtung und verfehlen ihr Ziel nicht. Wir müssen die Nöte und Bedürfnisse der Völker kennen. Hausväter, Hausmütter, Prediger und alle Dienenden im großen Weinberge des Herrn sollten in ihren Hausandachten auch flehen und ernstlich bitten für das Heil der Welt; nicht nur ihre nächsten und engsten Bedürfnisse sollten sie erfüllen und einnehmen. Gedenket der Verirrten, der Verfolgten, der vom Teufel übel Geplagten, der in Finsternis und Schatten des Todes Sitzenden, der Regenten und aller, welche in Hoheit sind. Wir haben als Freunde und Vertraute Gottes priesterlich zu wirken. Der Blick erweitert sich, und der Herr kann Seine Gegenwart kräftig offenbaren. Priesterlich Dienende erhält der Herr auf dem laufenden. Von oben strömt ihnen Licht und Geist und Weisheit zu. Wer anklopft, dem wird aufgetan. Christliche Kreise versumpfen bald, Gemeinschaften werden lau und breit und weltförmig, wenn der priesterliche Sinn nicht treu gepflegt wird, wenn der Blick und Drang für die Rettung der Welt, für den baldigen Anbruch des Reiches Gottes auf Erden verlorengeht. Nicht die großen Redner, die gottinnigen Beter sind der Schrecken der Finsternisgewalten. Unser Zeugnis wird um so fruchtbarer, je treuer wir sind auch in verborgener Fürbitte. Will man dein Wort nicht hören, so bete, und der Herr wird dich erhören. (Markus Hauser)
2:2 für die Könige und alle Obrigkeit, auf daß wir ein ruhiges und stilles Leben führen mögen in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit.
2:3 Denn solches ist gut und angenehm vor Gott, unserm Heiland,
2:4 welcher will, daß allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.
Es ist sehr geziemend, daß in der heiligen Schrift, wo von der Verdammniß der Menschen geredet wird, des Willens oder Wohlgefallens Gottes nie Meldung geschieht. Gott verdammt freilich diejenigen, die bis an ihr Ende unbußfertig und unglaubig bleiben, Er hat aber kein Gefallen an dem Tod oder Verderben des Gottlosen, sondern daran hat Er ein Gefallen, daß sich der Gottlose bekehre von seinem Wesen und lebe, Ez. 33,11. Er will nicht, daß Jemand verloren werde, sondern daß sich Jedermann zur Buße kehre, 2 Petr. 3,9. Er will, daß allen Menschen geholfen werde, und sie zur Erkenntniß der Wahrheit kommen, 1 Tim. 2,4. So geziemt es sich von Gott, der die Liebe ist, zu denken und zu reden. Weil Er aber weiß, daß die von ihrem Gewissen verurtheilten Menschen schwerlich glauben können, daß er einen so guten Willen gegen sie habe, so bestätigt Er Seine Aussage davon mit einem Eide, und sagt Ez. 33,11.: o wahr Ich lebe. Dasjenige, woraus die Verdammniß der Menschen hergeleitet wird, wird nie der Wille, sondern der Zorn Gottes genannt, welcher freilich heilig, gerecht und unaussprechlich schrecklich ist.
Wenn ich also für mich selbst Gott meinen Heiland bitte, daß Er mir helfe, oder mich selig mache, so bitte ich nach Seinem Willen. So wir aber etwas bitten nach Seinem Willen, so höret Er uns, 1 Joh. 5,14. Ich darf hiebei durch meine Unwürdigkeit mich nicht zurückschrecken lassen; ich darf nicht fragen, warum Er mir helfen wollen, der ich ein schnöder Mensch bin, und Seine Gebote so oft übertreten habe. Genug ist’s, daß Er mir helfen will. Er sagt: wem Ich gnädig bin, dem bin Ich gnädig, und wessen Ich Mich erbarme, deß erbarme Ich Mich, und will nicht, daß man weiter frage, oder sich um ein eigenes Verdienst umsehe. Ein Mensch darf seinem unglaubigen Herzen die Antwort des gütigen HErrn vorhalten: siehest du darum scheel, daß Ich so gütig bin; und wenn sich der Mensch so zu dem gütigen HErrn wendet, und sich im Bitten auf Seinen guten Willen beruft, so kann’s nicht fehlen: es muß auch in ihm, dem Sünder, ein guter Wille entstehen, mit welchem er sich zum Dienst des HErrn und zur Bearbeitung Seines Geistes ergibt.
Paulus trägt aber die große Wahrheit: Gott will, daß allen Menschen geholfen werde, auch in der Verbindung mit der schuldigen Fürbitte für andere Menschen vor; wie er denn 1 Tim. 2,1.2.3.4. schreibt: so ermahne ich nun, daß man vor allen Dingen zuerst thue Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen, für die Könige und für alle Obrigkeit, auf daß (wenn auch sonst nichts erbeten werden könnte, Gott Seine herzlenkende Kraft an ihnen beweise, und) wir ein geruhiges und stilles Leben führen mögen in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit; denn solches (Bitten) ist gut, dazu auch angenehm vor Gott unserm Heiland, welcher will, daß allen Menschen geholfen werde u.s.w. Wir dürfen also auch nicht schüchtern sein, wenn wir für Andere bitten. Solche Bitten sind Ihm angenehm. Er will schon vorher, was wir bitten, Seine Ehre aber erfordert es, daß Er darum gebeten werde. Alle Menschen, schreibt ein seliger Lehrer, sind wir ein einiger Mensch vor Gott; darum sollen diejenigen, die das Heil erlangt haben, für diejenigen bitten, die noch zurück sind.(Magnus Friedrich Roos)
2:5 Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Christus Jesus,
2:6 der sich selbst gegeben hat für alle zur Erlösung, daß solches zu seiner Zeit gepredigt würde;
Es ist angenehm vor Gott unserm Heiland, wenn man für alle Menschen betet, und wenn man so betet, so betet man nach Seinem Willen, sintemal Er will, daß allen Menschen geholfen werde; denn es ist Ein Gott und Ein Mittler zwischen Gott und den Menschen. Weg also mit allen entweder eigenliebigen oder ängstlichen Gedanken, welche Gott einer Parteilichkeit beschuldigen, oder Seine allgemeine Liebe einschränken wollen. So gewiß ein einiger Gott ist, so gewiß darf man auch glauben, daß Er allen Menschen das Heil gönne, oder daß Er allen Menschen zur Seligkeit verhelfen wolle. Ich habe keinen gütigern Gott als andere Menschen und andere Menschen haben keinen gütigern als ich. Und so gewiß Ein Mittler zwischen Gott und Menschen ist, so gewiß darf man glauben, daß der Zugang zu Gott allen Menschen geöffnet, das Heil Allen erworben und daß es Allen möglich sei, aus Gnaden durch diesen Mittler selig zu werden. Er hat Sich selbst für Alle zur Erlösung gegeben. Seine Hingabe in den Tod, Seine Aufopferung am Kreuz, und die dadurch gestiftete Erlösung geht mich nicht mehr und nicht weniger an als Andere, und Andere nicht mehr und nicht weniger als mich. Alle sind verpflichtet und berechtigt, an diesen Erlöser zu glauben und durch den Glauben die Seligkeit zu erlangen.
Paulus nennt hier den Sohn Gottes einen Mittler zwischen Gott und den Menschen; und dieser war es auch, weil Er die Sache aller Menschen mit einer unermeßlichen Liebe und Treue so auszuführen übernommen hat, daß Gott dabei Ehre gegeben und Sein Wort erfüllt wurde. Um aber die Menschen desto kräftiger zu überzeugen, daß dieser Mittler ihr Heil und Heiland sei, nennt er Ihn einen Menschen, ob er Ihn schon auch Röm. 9. Gott über Alles gelobet in Ewigkeit genannt, und auch sonst von Seiner Gottheit oft gezeugt hat. Paulus hat aber hier die Absicht, uns aufzumuntern, für alle Menschen Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung vor Gott zu bringen, weil der Mensch Christus Jesus der Mittler zwischen Gott und den Menschen gewesen ist. Als Mensch sieht Er alle Menschen als Seine Blutsverwandten an: als Mensch ist Er dem menschlichen Geschlecht einverleibt, das Er ohne Ausnahme als der Mittler vertreten hat. Was die Männer Juda von dem König David 2 Sam. 19,42. gesagt haben: er gehet uns nahe an, dürfen alle Menschen von Christo Jesu sagen.
Alle Menschen sind also verpflichtet und berechtigt, zu dem einigen Gott und Mittler ein Vertrauen zu fassen und Zuflucht zu nehmen, Seinem Liebeswillen, welcher auf ihr Heil geht, ehrerbietig und zuversichtlich zu begegnen, und die für sie ausgerichtete Erlösung sich zuzueignen. Es gibt sehr arme, sehr verachtete, sehr wilde und dumme Menschen, aber auch diese haben eine Ansprache an den einigen Gott und Erlöser, und Er übergeht sie nicht mit den Erweisungen Seiner Barmherzigkeit. Lasset uns also im Glauben leben, in der Liebe wandeln und von dem einigen Gott und Erlöser ewige Gaben hoffen. (Magnus Friedrich Roos)
2:7 dazu ich gesetzt bin als Prediger und Apostel (ich sage die Wahrheit in Christo und lüge nicht), als Lehrer der Heiden im Glauben und in der Wahrheit.
2:8 So will ich nun, daß die Männer beten an allen Orten und aufheben heilige Hände ohne Zorn und Zweifel.
2:9 Desgleichen daß die Weiber in zierlichem Kleide mit Scham und Zucht sich schmücken, nicht mit Zöpfen oder Gold oder Perlen oder köstlichem Gewand,
2:10 sondern, wie sich's ziemt den Weibern, die da Gottseligkeit beweisen wollen, durch gute Werke.
2:11 Ein Weib lerne in der Stille mit aller Untertänigkeit.
2:12 Einem Weibe aber gestatte ich nicht, daß sie lehre, auch nicht, daß sie des Mannes Herr sei, sondern stille sei.
2:13 Denn Adam ist am ersten gemacht, darnach Eva.
2:14 Und Adam ward nicht verführt; das Weib aber ward verführt und hat die Übertretung eingeführt.
2:15 Sie wird aber selig werden durch Kinderzeugen, so sie bleiben im Glauben und in der Liebe und in der Heiligung samt der Zucht.
Dies Kapitel enthält Gemeindeordnungen über das öffentliche Beten für Alle im Allgemeinen, wie und wann im Besonderen nur Männer in Versammlungen und öffentlich beten sollen, und wie sich christliche Frauen, denen überhaupt Stille und Eingezogenheit ziemt, dabei zu verhalten haben. Wie wichtig ist darin die Ermahnung: „So ermahne ich nun, daß man vor allen Dingen thue Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen!“ Zu solcher Fürbitte verpflichtet uns schon das aufrichtige Verlangen nach ihrem Heil, ferner das Beispiel Jesu Joh. 17 und Luc. 23, 34, und die Verheißung der Erhörung. Freilich müssen es Gebete im Namen Jesu sein, wenn sie erhört werden sollen; aber wer gewohnt ist, mit dem Herrn zu reden, und die rechte Art kennt, Ihm seine Verheißungen vorzuhalten, und kindlich auf Erhörung zu dringen, dem wird sie auch nie fehlen. Daher kann gewiß mancher noch Unbekehrte glauben, wenn ihm etwas Gutes an Seele und Leib, besonders Erweckung, Langmuth und Schutz gewährt wurde, daß gewiß ein Kind Gottes an irgend einem Orte für ihn gebetet habe; ja, er kann es für ein großes Glück halten, wenn er unter seinen Bekannten und Verwandten eine gläubige Seele kennt, von der er gewiß weiß, sie betet für ihn. Wenn Gott sagt: „Wenn gleich Hiob, Daniel und Samuel für das Volk beten, so sollte es doch umsonst sein,“ so meint Er damit gewisse Stufen der Bosheit bei solchen Sündern, die zur Rache reif sind, bei welchen alle Bekehrung durch sei selbst unmöglich gemacht wird. Da hilft denn freilich alles Gebet der Gläubigen nichts; denn wie kann Gott einen Menschen bekehren, der es nicht mehr will, der alle Mittel der Gnade verachtet und ihnen entgegenarbeitet? Alles, was hier auf unser gläubiges Gebet erfolgen kann, ist, daß Gott einem solchen Sünder mehr Wirkungen seiner zuvorkommenden Gnade schenkt und mit erneuter Kraft an sein Herz anklopft, und wenn jener fortfährt zu widerstehen, ihn wenigstens im Leiblichen segnet und ihm sein Gutes giebt in seinem irdischen Leben. Manches Gebet für die Unsrigen erhört Gott erst im Tode. So wollen wir denn für Andere beten und nicht müde werden, wollen Jesum zum Mitfürbitter erwählen; ganz unerhört werden wir nie vom Thron der Gnade weggehen. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)
DIesen schönen herrlichen Trost/ sollen alle gottfürchtige Frawen allezeit im hertzen tragen/ und offt betrachten/ darin das gantze Christlich leben der Frawen gefasst ist/ wie sie sein sol.
Nemlich/ Das sie hab rechten glauben an den Heiland Christum. Lieb gegen dem Man/ Kindern/ und andern Christlichen Menschen/ in solcher ordnung/ wie Gott befolhen hat/ Und sey heilig/ das ist/ rein/ one Ehbruch/ und sey züchtig und sittig.
Und dieweil jr die grosse Last auff gelegt ist/ Kinder zu geberen und auffzubringen/ welchs one Gottes hülff nicht geschehen kan/ Tröstet sie Gott alhie/ und spricht/ Diese arbeit sol jm wolgefallen/ und sey in solcher arbeit ein kind Gottes/ und werde also selig ewiglich.
Dieser Trost ubertrifft weit allen rhum des ehlosen Stands. (Philipp Melanchthon)