Luther, Martin - Vorrede auff die Bucher Salomonis.

Luther, Martin - Vorrede auff die Bucher Salomonis.

Drey Bucher haben den namen Salomonis. Das erst ist / Prouerbia 1) / Die Sprüche. Welchs billich ein Buch heissen mag / von guten wercken / Denn er darin leret ein gut leben furen / für Gott vnd der wellt / vnd sonderlich nimpt er fur sich / die liebe jugent / vnd zeucht sie gantz Veterlich zu Gottes Geboten / mit tröstlichen verheissungen / wie wol es den frommen gehen solle / vnd mit drewen / wie die bösen gestrafft werden müssen / Denn die jugent / von ir selber zu allem bösen geneigt / dazu als ein vnerfahren volck / der wellt vnd Teuffels list vnd bosheit / nicht verstehett / vnd den bösen Exempeln vnd ergernissen widerzustehen / viel zu schwach ist / vnd sich selbs ja nicht vermag zu regier / Sondern / wo sie nicht gezogen wird / ehe sie sich vmbsihet / verderbet vnd verloren ist / Darumb darff sie wol / vnd mus haben lerer vnd regirer / die sie vermanen / warnen / straffen / züchtigen vnd imer zu Gottes furch vnd Gebot halten / dem Teuffel / der wellt vnd fleisch zu wehren / wie denn Salomo inn diesem Buch mit allem vleis vnd reichlich thut / Vnd seine lere inn Sprüche fasset / damit sie deste leichter gefasset vnd lieber behalten werden / Das billich ein iglich mensch / so from zu werden gedenckt / solch Buch wohl möcht fur sein teglich handbuch oder Betbuch halten / vnd offt drinnen lesen / vnd sein leben drinnen ansehen.

Denn es mus doch der wege einen gehen / entweder / das man sich lasse den Vater züchtigen / oder den Hencker straffen / wie man spricht / Entläuffestu mir / du entleuffest dem Hencker nicht / Vnd were gut / das man der jugent solchs immer einbildet / das sie vngezweuelt wissen müste / das sie des Vaters rute / oder des Henckers schwert musse leiden / wie Salomon inn diesem Buch imer mit dem tode drewet / den vngehorsamen / Denn es wird doch nichtanders draus / Gott lesst nichts vngestrafft / wie man denn inn der erfarunge sihet / das die vngehorsamen bösen buben / so gar wünderlich vntergehen / vnd zu letzt doch dem Hencker inn die hende komen / wenn sie sichs am wenigsten versehen / vnd sich am sichersten sind / Des alles sind öffentliche zeugen vnd zeichen / die Galgen / Reder vnd Rabenstein / am wege fur allen stedten / welche Gott dahin gesetzt hat / durchs weltlich Regiment / zum schrecken aller / die sich nicht wöllen lassen / mit Gottes worten zihen / vnd den Eltern gehorchen.

Darumb nennet Salomon inn diesem Buch Narren / alle die so Gottes Gebot verachten / vnd Weisen / die nach Gottes Gebot sich halten / vnd trifft damit nicht allein die jugent / die er fürnemlich zu leren fürnimpt / sondern allerley stende vom höhesten an / bis zum allervntersten / Denn gleich wie die jugent / ir eigen laster hat wider Gottes Gebot / Also haben Alle ander stende auch ire laster / vnd wol erger denn der jugent laster sind / wie man spricht / Je elter je erger / Vnd abermal / Alter hilfft fur keine torheit / Vnd wenn sonst nichts were böses inn den andern vnd hohen stenden / als da ist / Geitz / Hoffart / hass / neid etc. So ist doch dies einige laster böse gnug / dass sie klug vnd weise sein wöllen / da sie nicht sein sollen. Vnd jederman geneigt / anders zu thun denn im befolhen ist / vnd zu lassen / was ihm befolhen ist / Als / wer inn geistlichen ampt ist / der wil klug vnd thettig sein inn weltlichen / vnd / vnd ist seiner weisheit hie kein ende / Widerumb / Wer im weltlichen ampt ist / dem wird das heubt zu enge fur vbriger kunst / wie das geistlich ampt zu regiren sey / Solcher Narren sind alle land / alle stedte / alle heuser vol / vnd werden inn diesem Buch gar vleissig gestrafft / vnd ein jglicher vermanet / das er desseinen warte / vnd was im befolhen ist / trewlich vnd vleissiglich ausrichte / Vnd ist auch keiner tugent mehr / denn Gehorsam sein / vnd warten / was im zu thun befolhen ist Das heissen weise leute / Die vngehorsamen heissen Narren / wie wol sie nicht wollen vngehorsam noch narren sein oder heissen.

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Sprüche
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