Stark, Johann Friedrich - Der Betrübte tröstet sich der Hilfe Gottes.

Stark, Johann Friedrich - Der Betrübte tröstet sich der Hilfe Gottes.

Aufmunterung.

Psalm 121, v. 1.2

Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, von welchen mir Hülfe kommt. meine Hülfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.

Keine Hülfe zu haben in seinem leiden und Elend ist wohl betrübter als das Leiden selbst. Betrübte Seelen sollen sich damit aufrichten: 1) Gott kann ihnen helfen; 2) Gott will ihnen helfen; 3) Gott hat schon oft geholfen. Auf solche Hülfe sollen Betrübte 4) mit Gebet und Flehen, mit Hoffen und Vertrauen warten; denn was der Herr zusagt, das hält er gewiß, sein Wort laß dir gewisser seyn, und ob dein Herz spricht lauter nein, so laß dir doch nicht grauen. Sehen Betrübte 5) zwar nicht, wie ihnen könne geholfen werden, so sollen sie sich erinnern, Gott könne thun über alles, was wir bitten und verstehen; er werde ihr Helfer, ihr Vater, ihr Tröster, ihr Erretter, ihr Beistand selbst seyn. Ja das ist eine Wohlthat Gottes, daß er durch die Zeit und Vergessenheit unser Leiden lindert.

Gebet.

Wenn ich betrübt bin, so denke ich an Gott. Ach! wo soll ich mich anders hinwenden, an wen soll ich anders denken, in meinem Leiden und Kummer, als nur an dich, mein Gott? Ach! du hast mich noch nie betrübt von deinem allerheiligsten Angesicht weggehen lassen. O darum höre auch jetzt mein Gebet, vernimm mein Schreien, mein König und mein Gott! und wenn ich rufe, so erhöre mich. Von deiner Hand ist mir das Leiden, so ich trage, zugeschickt worden, du kannst mich auch nach deiner Barmherzigkeit wieder davon befreien. Du Herr, Herr! tödtest, und machst lebendig, du führst in die Hölle und wieder heraus. Du Herr machst arm und machst reich, du erniedrigest und erhöhest. Du erhebst den Dürftigen aus dem Staub, und erhöhest den Armen aus dem Koth, darum spreche ich im Glauben: Herr! hilf mir. Du hast gesagt: ehe sie rufen, will ich antworten, und wann sie noch reden, will ich hören, mein Herz bricht mir gegen dir, daß ich mich dein erbarmen muß; darum will ich auch dir nicht Zeit und Stunde vorschreiben, wenn du helfen sollst. Stärke mich indessen durch deinen heiligen Geist, stärke meinen Glauben, meine Hoffnung, mein Vertrauen, gieb mir Geduld und Kräfte, mein Leiden zu tragen. Ach mein Vater! du hast noch keinen verlassen, verlaß mich auch nicht; du hast Betrübte allezeit erfreuet, erfreue mich auch; du hast den Elenden geholfen, hilf mir auch, wenn, wie und wo du willst, das alles sey deiner Weisheit, Liebe, Güte und Gnade hiemit gänzlich heimgestellt. So sey denn wieder zufrieden meine Seele! was betrübest du dich, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott, denn ich werde ihm noch danken, daß er meines Angesichts Hülfe und mein Gott ist. Herr Jesu Christ! groß ist die Noth, worinnen ich thu stecken; ach; hilf mein allerliebster Gott! schlaf nicht, laß dich erwecken. Niemand ist, der mir helfen kann, keine Kreatur nimmt sich mein an, ich darfs auch Niemand klagen. Herr Jesu Christe, Gottes Sohn! zu dir steht mein Vertrauen, du bist der rechte Gnadenthron; wer nur auf dich thut bauen, dem stehst du bei in aller Noth, hilfst ihm im Leben und im Tod, darauf ich mich verlasse, Amen.

Gesang.

Mel. Zion klagt mit Angst und Schmerzen.

Hat mich denn Gott gar verlassen, jetzt in meiner Traurigkeit! Ich weiß keinen Trost zu fassen, in dem bittern Kreuz und Leid; ach! wo ist doch nun mein Gott, in der großen Angst und Noth? Ach! wo soll ich ihn doch finden, da die Noth nicht will verschwinden.

2. Willst du meiner nicht gedenken, denk doch, daß du Vater bist; soll das Leiden nicht versinken, das so hart und heftig ist? Siehe, was ich von dir such, ist ja nichts als dein Verspruch, wirst du selbigen erfüllen, so wird sich mein Jammer stillen.

3. Doch, was will ich mich betrüben, ich weiß, Gott verläßt mich nicht, er wird meinen Glauben üben und auch meine Zuversicht, scheint er fern von mir zu seyn, so gedenkt er dennoch mein, seine Lieb kann mich nicht hassen, noch mich in der Noth verlassen.

4. Darum will ich nicht verzagen, gehet es gleich wunderlich, meine Noth will ich ihm klagen, er wird helfen väterlich; meine Noth ist ihm bekannt, und mir seine starke Hand, diese kann mein Leiden wenden, und mir seine Hülfe senden.

5. Ich will Gott im Glauben fassen, wie es Gläubigen gebührt, ich will nimmer von ihm lassen; es ist gut, wie er mich führt; fühl ich gleich die scharfe Ruth, sind doch diese Wege gut, die mein Vater mit mir gehet, und darin auch bei mir stehet.

6. Es wird schon die Stunde kommen, kommt sie eben nicht gleich heut, da mein leid mir weggenommen, da mein Vater mich erfreut; vielleicht ist die Stunde nah, ja vielleicht ist sie schon da, da es heißt: du bist erhöret, dir ist deine Bitt gewähret.

7. Sey getrost, o meine Seele, fasse dich in deinem Gott, sage, klage und empfehle, ihm alleine deine Noth, sonsten schweige gänzlich still, es geschehe Gottes Will, er wird mit den Gnadenblicken, dich zu seiner Zeit erquicken.

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