Stark, Johann Friedrich - Zweiter Theil - Der Betrübte tröstet sich der Allmacht Gottes

Stark, Johann Friedrich - Zweiter Theil - Der Betrübte tröstet sich der Allmacht Gottes

Aufmunterungen, Gebete und Gesänge für Betrübte.

Seele: Wann tröstest du mich – Psalm 119,82

Jesus: Fürchte dich nicht ich bin bey dir – Jesaja 13,5

Ist deine Seel betrübt so schau den Himmel an, Gott ist der helfen will und der auch helfen kann.

Der Betrübte tröstet sich der Allmacht Gottes.

Aufmunterung.

Jes. 41, v. 10

Fürchte dich nicht, ich bin bei dir, weiche nicht, denn ich bin dein Gott, ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich erhalte dich, durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.

Ist etwas, welches eine gläubige Seele aufrichten kann, so ist es die Allmacht Gottes, denn diese ist Betrübten Anker, daran sie sich halten, wenn sie sich vorstellen: 1) bei Gott ist kein Ding unmöglich. Es ist kein Elend so groß, Gott kann daraus erretten, keine Last so schwer, er kann sie abnehmen, kein Unglück so heftig, Gott kann es wenden. 2) Soll der Betrübte bedenken, daß Andere viel schwerere Bürden getragen haben, und daß sie dennoch Gott daraus errettet hat, soll daher mit Freuden sprechen: ach Gott! du bist noch heute so reich, als du bist gewesen ewiglich, mein Vertrauen steht ganz zu dir. 3) Sollen Betrübte sich erinnern, Gottes Allmacht habe keine Schranken, und den Muth nicht sinken lassen, wenn sie schon nicht sehen, wie und wodurch, und auf welche Weise ihnen könne geholfen werden. Eure Gedanken sind nicht meine Gedanken, spricht der Herr, und eure Wege sind meine Wege, Esaj. 55,8. Diese Betrachtung soll einer betrübten Seele Vertrauen und Hoffnung stärken, weil sie weiß, Gott könne und wolle ihr helfen. Sie sollen derohalben stille seyn, hoffen, beten, Gott vertrauen, die Trübsal mit Geduld ertragen, und ihre Augen freudig gen Himmel aufheben, und sagen: meine Hülfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.

Gebet.

O du gnädiger und freundlicher Gott! du weißt uns siehst, wie mein Herz betrübt ist, es liegt auf demselben ein schwerer Stein, den ich nicht abwälzen kann, eine harte Last, die ich kaum tragen kann. Darum komme ich zu dir, , darum erbarme o allmächtiger Gott! ich schütte mein Herz aus vor dir, der du meine Zuversicht bist, ich werfe mein Anliegen von mir auf dich, und bitte dich, du wollest mich erretten, mir beistehen. Das von Wellen gejagte Schifflein hält sich an den Anker, und ich halte mich an dich, lebendigen und starken Gott! das gejagte Wild eilt zu den Bergen und ich hebe meine Augen auf zu dir, o mein Fels, mein Erretter und mächtiger Schutzherr! ich will nicht verzagen, ich weiß, daß du ein allmächtiger Gott bist, du kannst helfen, darum, Herr! hilf mir, so ist mir geholfen, sprich nur ein Wort, so erlange ich Hülfe. Ach mein Gott! ich weiß, du bist barmherzig, darum erbarme dich auch über mich Elenden, du weißt meinen Schmerz, erkennst mein Herz, hast du mirs aufgelegt, so hilf mirs tragen. Ich weiß, du bist ein weiser Gott! du wirst Mittel und Wege wissen, die mir unbekannt sind. Ach! zeige mir ein Trostbrünnlein, wie der weinenden Aagar, sage mir Hülfe zu, wie der betrübten Wittwe, hilf mir, wie dem verlassenen Elisa, und beweise deine große Güte an mir, wie an dem gefangenen Petro; laß die Bande meines Elends und Jammers von meinem Herzen fallen. Laß dein Freudenlicht in mir aufgehen, dadurch du mich versicherst: ich will dich nicht verlassen, ich will dich nicht versäumen. Ich habe dich ein klein Augenblick verlassen, aber mit ewiger Gnade will ich mich über dich erbarmen. Ich weiß, du bist ein treuer Gott, der noch keinen verlassen hat, darum wirst du mich auch nicht verlassen. O siehe, Herr mein Gott! wie hier eine elende und hülflose Seele vor deinem Gnadenthron liegt, sende mir Hülfe vom Heiligthum, und stärke mich aus Zion. Herr, ich lasse dich nicht, du segnest mich dann. Mein Gott und Vater! wenn du mir nicht hilfst, wer soll mir denn helfen? Auf dich bin ich geworfen von Mutterleibe an, du hast mich in die Arme deiner unermüdeten Barmherzigkeit genommen, und bisher darin getragen, ach! darum laß mich auch jetzt darin Hülfe finden. Ach Gott! erhöre mein Seufzen und Wehklagen, laß mich in meiner Noth nicht gar verzagen, du weißt mein Schmerz, erkennst mein Herz, hast du mir's aufgelegt, so hilf mir's tragen, Amen.

Gesang.

Mel. O Gott! du frommer Gott.

Ach! wo ist nun mein Gott? So muß ich jetzo fragen, weil ich von nichts als Kreuz, und Trübsal weiß zu sagen; weil tausend Kreuz und Leid, sich stellet bei mir ein, so scheint es, ich muß gar, von Gott verlassen seyn.

2. Ach! wo ist nun mein Gott? Hat er mir doch verheißen, er wolle bei mir seyn, und mich der Noth entreißen, warum verzeucht er dann, verbirgt sein Angesicht, als wär er nicht mein Gott, als kennte er mich nicht?

3. Ach! wo ist nun mein Gott, in diesen meinen Nöthen, die an das Leben gehen, und mich fast wollen tödten? Zwar seine Allmacht ist, mir allzuwohl bekannt, und doch empfind' ich nicht, die starke Helfers-Hand.

4. Ach! wo ist nun mein Gott, will er sich nicht erbarmen? Sieht er nicht meine Noth? Kennt er nicht mehr die Armen? Ach ja! ich bin gewiß, daß die Barmherzigkeit, mich einst erfreuen wird, allein wann kommt die Zeit?

5. Doch was betrübst du dich, mein Herz, mit solchen Fragen? Gott lebet ja annoch, was willst du immer klagen? Der dich mit seiner Hülf, erfreuet ohne Zahl, der hilft gewißlich dir, glaubs nur, auch dieses Mal.

6. Es hat ja Gott noch nie, in Nöthen dein vergessen, warum willst denn du jetzt, so ängstiglich dich pressen? Gott sieht dein Leiden wohl, und läßt es so geschehn, er will in diesem Kampf nur deinen Glauben sehn.

7. Verzage nicht an Gott, willst den du nicht mehr kennen, der da dein Vater ist, und den du pflegst zu nennen, den allerbesten Freund? Drum stell dein Trauren ein, und zweifle nicht, er wird dein Freund und Vater seyn.

8. Mein Gott! ich hoff' auf dich, ach! laß die Stunde kommen, da meine große Last, mir werde abgenommen, indessen steh mir bei, und hilf mir gnädiglich, ach Gott erbarme dich! ach Gott erhöre mich!

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