Stark, Johann Friedrich - Der gläubige Christ bittet, Gott wolle sein Herz heiligen.

Stark, Johann Friedrich - Der gläubige Christ bittet, Gott wolle sein Herz heiligen.

Aufmunterung.

Ebr. 12, v. 14

Jaget nach dem Frieden unter einander und der Heiligung: ohne Welche wird Niemand den Herrn sehen.

Wenn sich ein gläubiger Christ in seinem natürlichen Verderben ansiehet, so erinnert er sich 1) daß er sich selbst nicht heiligen kann, sondern das ist ein Werk Gottes; 2) derohalben braucht er die von Gott zur Heiligung verordneten Mittel. Er denket an seine heil. Taufe, darin der heil. Geist über ihn ausgegossen worden, und in seinem Herzen Wohnung genommen hat, und forschet fleißig, ob er diesen guten Geist in den erwachsenen Jahren durch muthwillige Sünden wiederum vertrieben habe. Er weiß, daß das heil. Abendmahl eine Speise der Heiligung ist, darum trachtet er, wenn er dasselbe empfängt, daß dadurch Seel und Leib mögen geheiligt werden. Gottes Wort hört er andächtig, und behält das Gehörte in seinem Herzen, damit er in der Heiligung fortfahren möge. 3) Denn es soll die Heiligung geschehen sowohl an der Seele, als an dem Leibe durch Gottes Kraft du des heil. Geistes Wirkung. Ist die Seele geheiligt, so muß das ganze leben in der wahren Heiligung geführt werden. 4) Diese Heiligung soll in Zeiten geschehen, nicht erst im Alter oder auf dem Todtbette, sondern dieweil man noch beten und die Mittel der Heiligung mit gutem Verstand gebrauchen kann. 5) Solche Heiligung soll man hernach beweisen zu allen Zeiten, bei allen Gelegenheiten, wenn man ungefähr bei Weltkindern sich befindet, da sollen wir in Gebärden, Worten und Werken zeigen, daß wir ein geheiligtes Herz haben, und daß der heilige Geist unsern Mund und ganzes Leben regiere. Solche geheiligte Seelen werden auch dereinst zur Wohnung der Heiligen im Licht gelangen.

Gebet.

O du heiliger Gott! ich erschrecke allezeit, wenn in meinen Ohren deine Stimme erklingt: Ihr sollt heilig seyn, denn ich bin heilig; und wiederum: ohne die Heiligung wird Niemand den Herrn schauen. Wenn ich nun dieses erwäge, und dagegen halte mein unheiliges Herz, unheilige Gedanken, unheilige Worte, unheilige Werke, so gerathe ich in große Angst, und schäme mich meines vorigen unartigen und unheiligen Lebens, da ich leider nach dem Trieb meines Herzens und nach der Gewohnheit der Welt-Menschen mitgesündiget, und mit unheiligen Worten und Werken dich beleidigt habe. Ach! soll Niemand dein Antlitz schauen ohne die Heiligung, o wie wenig werden dann selig seyn, wie viele verdammt werden! dann hilf, Herr! die Heiligen haben abgenommen. O darum, du heil. Gott! gieb mir dieses alles wohl zu erkennen, damit ich mich möge der wahren Heiligung inwendig und auswendig befleißigen. O Jesu! heilige mich durch deine Gerechtigkeit, Verdienst und Blut, ach! schenke mir von Natur Unheiligen deine Heiligkeit, auf daß ich darinnen als meinem schönsten Schmuck, vor deinem himmlischen Vater erscheinen und bestehen könne. Heilige mein Leben durch dein heiliges Wort. Heilige mein Herz, daß es immer mit guten Gedanken möge umgehen. Heilige meinen Mund, daß er nichts Unanständiges, Unchristliches und Böses möge reden. Heilige meinen willen, damit ich das allein will und vollbringe, was dir gefällig ist. Laß diese Heiligung wahrhaftig seyn, daß ich nicht etwa nur heilig sey, und der Heiligung mich befleißige in der Kirche, bei dem heiligen Abendmahl, oder wenn ich sonst bei heiligen Handlungen bin, sondern daß ich auch möge heilig seyn und mich der Heiligung bestreben an allen Orten, zu allen Zeiten, bei allen Gelegenheiten, und wenn ich gar unter Weltkindern und ihrer Gesellschaft leben muß, daß ich alsdann als ein Kind Gottes möge reden, leben und thun, und in solchem seligen Stande bleiben bis in den Tod, da du mich wirst bringen zu der Schaar der Heiligen und Auserwählten in dem ewigen Lebenslicht. Du bist heilig, läßt dich finden, wo man rein und sauber ist, fliehst hingegen Schand und Sünden, wie die Tauben Stank und Mist; mache mich, o Gnadenquell! durch dein Waschen rein und hell, laß mich fliehen, was du fliehest, gieb mir, was du gerne siehest, Amen.

Gesang.

Mel. O Gott! du frommer Gott.

Soll ohn die Heiligung, den Herren Niemand schauen, und ausgeschlossen seyn von jenen Himmelsauen, so trachte ich mit Fleiß in dieser Gnadenzeit, daß ich gelangen mög zur wahren Heiligkeit.

2. Doch mich zu heiligen erfordert hohe Kräfte, das kommet Gott nur zu, denn das ist sein Geschäfte: drum bringe mich, o Gott! zur wahren Heiligung, ach! wirke du in mir des Herzens Aenderung.

3. Ach! heilige mein Herz, gieb heilige Gedanken, daß meine Tritte nie von deinen Wegen wanken. Ach! lasse Herz und Geist beständig heilig seyn, mach es von schnöder Lust, von Sünd und Bosheit rein.

4. Ach! heilige mich ganz, die Glieder, Mund und Hände, daß ich sie nur allein, zu deinem Dienst anwende, Herz, Glieder, Mund und Händ sind ja dein Eigenthum, drum brauch ich sie allein zu deines Namens Ruhm.

5. Ach mein Gott! heil'ge mich, ja heil'ge Seel und Leben, als welche ich hiemit dir will zu eigen geben, hilf, daß ich also leb, und thue wie ein Christ, in welchem Jesus lebt, und der in Gnaden ist.

6. In solcher Heiligung laß mich dereinsten sterben, laß mich durch Christi Blut das Freudenreich ererben, mit allen Heiligen, da werd ich ewig rein, im schönsten Priesterschmuck von dir gezieret seyn.

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