Spitta, Carl Johann Philipp - Wie es deiner Seele Wohl gehet.

Spitta, Carl Johann Philipp - Wie es deiner Seele Wohl gehet.

„Mein Lieber,“ schreibt der Apostel 3. Joh. 3. seinem lieben Gajus, „ich wünsche in allen Stücken, das dir's wohl gehe und gesund seiest, wie es denn deiner Seele wohl gehet.“ Die Frage: „Wie geht es dir?“ und der Wunsch: „Es möge du wohl gehen!“ wird häufig unter den Menschen gehört, bezieht sich aber meistentheils nur auf den Leib und das, was des Leibes Wohlsein betrifft. Wenn ein Mensch leiblich gesund ist, wenn er äußerlich Frieden hat, wenn sein Geschäft ihm gut von Statten geht, sein Nahrungszweig grünet und blühet und Frucht bringt, so sagt man: „Es geht dem Menschen wohl.“ Wie es seiner Seele gehet, darnach fragt man nicht, oder setzt voraus, daß es ihr wohl gehe. Die Frage: „Geht es auch deiner Seele wohl?“ würde sich mancher höchlich befremden lassen. Und doch ist gerade dieses die Hauptfrage. Sind sie nicht Sünder allzumal? Ist nicht die Sünde eine Krankheit, die weder Kraut noch Pflaster heilet; ein Schade, der verzweifelt böse ist? Kann es der Seele wohlgehen, so lange sie von dieser Krankheit noch nicht genesen, von diesem Schaden noch nicht geheilt ist? Nein, das ist unmöglich. Erst dann, wenn eine Seele bei dem großen Arzt der Kranken, bei dem Herrn Jesu, Rath und Hülfe gesucht, wenn sie im Glauben angenommen, was von ihm zu ihrer Heilung und Reinigung zuvor bereitet ist, und sich seiner Vorschrift in Gehorsam unterzogen hat, fangt ihr Wohlsein und Wohlergehen an, Sie bekommt je mehr und mehr erleuchtete Augen des Verständnisses; Ohren, die da hören und gehorchen; Geschmack an Gottes Wort, Willen und Wegen; ihr Riechen ist in der Furcht des Herrn; und ihre Zunge saget Lob dem, der ihr alle Sünde vergiebt und heilet alle Gebrechen, der ihr Leben vom Verderben erlöset, und sie krönet mit Gnade und Barmherzigkeit. Nun richten sich auch allgemach auf die lässigen Hände und die müden Kniee zu gottgefälligem Werk und fröhlichem Wandel, daß man's sieht, wie wohl es der Seele gehet. O mein Lieber, ich wünsche in allen Stücken, daß dir's wohl gehe und gesund seist am Leibe; aber vor allem, daß es deiner Seele wohl gehe. Fehlt es dir da - siehe hier ist Christus, der Arzt der kranken Seelen. Hier ist sein Blut zur Vergebung der Sünden, zur Reinigung von den tödten Werken, und zur Kraft, alles zu überwinden. Hier ist sein Geist, sein Wort, seine Sakramente. Hier sind Heilmittel, Stärkungsmittel, Bewahrungsmittel für die Seele. Glaube, traue, folge diesem Arzte. Genieße und gebrauche, was er dir gilbt. Was er dir sagt, das thue, was er dir untersagt, das meide. Wahrlich, du wirst es inne werden, wie es deiner Seele wohl gehet.

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