Spitta, Carl Johann Philipp - Die Lehre unseres Herrn Jesus

Spitta, Carl Johann Philipp - Die Lehre unseres Herrn Jesus

Wer der Lehre des Herrn Jesu recht aufmerksam zuhörte, und den Unterschied merkte zwischen seiner und der Schriftgelehrten Lehre, dem mußte es klar werden, wie wenig der Sinn und Wandel des großen Haufens mit dieser Himmelslehre übereinstimme, und wie groß die Gefahr für viele sei, verloren zu werden. Daher fragte ihn einst einer seiner Zuhörer: „Herr, meinest du, daß wenige selig werden?“ (Luc. 13, 23.) Es war, als wollte er sagen: „Herr, ich sehe, daß nur wenige es sich den Ernst sein lassen, den du zur Seligkeit forderst, meidest du nun, daß nur diese, also nur wenige selig, die andern aber verloren werden?“ - Darauf sprach der Herr: „Ringet darnach, daß ihr durch die enge Pforte eingehet; denn viele werden, das sage ich euch, darnach trachten, wie sie hinein kommen, und werden's nicht thun können. Von dem an, wenn der Hausherr aufgestanden ist, und die Thür verschlossen hat, da werdet ihr dann anfangen draußen zu stehen, und an die Thür klopfen und sagen: Herr, Herr, thue uns auf. Und er wird antworten, und zu euch sagen: Ich kenne euch nicht, wo ihr her seid. So werdet ihr dann anfangen zu sagen: Wir haben vor dir gegessen und getrunken, und auf den Gassen hast du uns gelehret. Und er wird sagen: Ich sage euch, ich kenne euch nicht, wo ihr her seid; weichet alle von mir, ihr Uebelthäter. - So antwortet der Herr. Bewundere seine Weisheit, die immer nur das Eine, was Noth ist, im Auge hat. Bewundere seine Vorsicht, die dem Aufrichtigen nicht den Muth niederschlägt, sondern ihm bei gehörigem Ernst das Durchkommen und Gelingen zeigt; aber auch der Falschheit steuert, die auf Andere blickend und Andere vorwendend, doch eigentlich sich selbst meint und nur darauf zielt, daß ihr selber die enge Pforte solle weiter gemacht werden. Bewundere aber auch seine Entschiedenheit, die der Wahrheit nichts vergiebt, nichts auf's Ungewisse stellt, was einmal als gewiß dasteht, noch weniger, den Menschen zu gefallen, bald Ja, bald Nein in derselben Sache sagt. So ermahnt er dich, daß du zunächst für dich, auf die Errettung deiner Seele mit ganzem Ernst und Eifer um so mehr bedacht sein sollst, als auch unter denen, die nicht zu den Verächtern und Gleichgültigen gehören, viele aus Mangel an rechtem Ernst nicht zum Ziele kommen würden. Er verbirgt dir nicht, daß die Pforte enge sei. Aber so lange die Gnadenzeit wahret, ist es doch nicht eine verschlossene, wenn schon enge, Pforte, durch die wir eingehen können, wenn wir nur ernstlich wollen. Aber offen bleibt die Pforte nicht immer. Einmal wird sie verschlossen, und wer früher aus Mangel an Ernst nicht hat eingehen wollen, der wird dann aus gerechtem Gericht nicht eingehen können. Da wird sich mancher verwundern, der seiner Meinung nach ein guter Christ gewesen ist, weil er am Tisch des Herrn gegessen und getrunken, und der Predigt seines Wortes zugehört habe, daß er draußen bleiben soll. - Darum laß ab vom Fragen und Zählen, ob und wie viele oder wie wenige selig werden; und frage vielmehr, wie du gesinnt sein und wandeln müssest, um dich zu denjenigen zählen zu können, die der Herr einst als die Gesegneten seines Vaters wird eingehen heißen in das Reich, das ihnen bereitet ist vom Anbeginn der Welt.

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