Magnus, Albertus - Das Anhangen an Gott - Das 14. Capitel.

Das Zeugniß des Gewissens ist in jedem Gericht zu suchen.

Zum Fortgang des geistlichen Lebens, um die Ruhe und Reinigkeit des Herzens in Gott immer mehr zu erlangen, ist sehr förderlich, daß wir in allem, was von uns gesagt, gehalten, gehandelt wird, stille zur innern Verborgenheit des Geistes gehen, und allda von allen äussern Dingen abgezogen, gesammlet uns darstellen, um also die Wahrheit davon an solchem innern Sabbath zu merken und zu erkennen. Allda werden wir befinden, daß es uns nichts nütze, wenn wir äusserlich von andern gelobet und verehret werden, wo wir uns durch innere wahre Erkenntniß strafbar und schuldig finden. Hingegen ist es uns nicht schädlich, wann wir äusserlich verachtet, gescholten und verfolget werden, und doch dabey innerlich im Gewissen uns unschuldig befinden. Wir haben uns noch über dem höchlich im Herzen mit Stillschweigen zu erfreuen, weil keine Widerwärtigkeit schaden kann, da keine Boßheit herrschet. Gleichwie nichts Böses ungestraft, so bleibt nichts Gutes unbelohnt. Lasset uns denn mit denen Gleißnern allhier die Belohnung erwarten, oder die Wiedervergeltung von Menschen empfangen, sondern von Gott dem Herrn allein, und nicht im gegenwärtigen, sondern im zukünftigen Leben, nicht in der vorbey gehenden Zeit, sondern in der Ewigkeit. So ist dann ganz klar, daß nichts besseres sey, als allezeit in aller Trübsal und Anfechtung sich zum Innersten des Herzens zu wenden, und allda Jesum unsern Helfer anrufen, alle Versuchungen zur Demüthigung über die Sünde anzunehmen, ja Gott den Vater loben, daß er uns hier strafet. Wir sollen alles, was Gott und uns in solchen Leidenschaften angehet, geduldig mit aller Zuversicht von der Hand seiner gnädigen Vorsehung und gerechten Ordnung annehmen. Daraus werden viele Früchte folgen, Vergebung der Sünden, deren Bitterkeit Versüssung, sichere Ruhe des Gewissens, Mittheilung mehrerer Gnaden-Kräfte, Gaben, Versicherung, weitere Anlockung und Stärkung seiner zu uns gerichteten Liebe und Freundschaft, ein überfliessender Trost, eine vestere Anklebung und Verbindung mit ihm rc. Lasset uns nun denen nicht nachfolgen, die durch Gleißnerey sich bemühen vor denen Menschen anders zu erscheinen, als sie innerlich in der Wahrheit erkannt werden. Es ist eine vermessene Thorheit, der Menschen Lob suchen, sich selber glorwürdig vorstellen, da man inwendig voller Heucheley und schwerer Sünden ist. In Wahrheit, wer solcher Eitelkeit nacheilet, von dem werden die obgemeldete Güter weichen, und er wird sich in Schanden setzen vor Gott, Engeln und Menschen. Darum setze dir zur sichern Bewahrung nur immer deine böse Werke vor Augen. Erkenne deine Untauglichkeit, damit du immer aufs neue gedemüthiget werdest. Habe auch keinen Abscheu, wegen deiner Laster von allen als ein Verworfener gehalten zu werden. Schätze dich unter allen als ein Schaum unter Gold, als ein Unkraut unter dem Weizen, als ein Spreu unter den Früchten, als ein Wolf unter den Schaafen, als der Satan unter denen Kindern Gottes. Begehre nicht von andern geehret oder ihnen vorgezogen zu werden. Fliehe vielmehr von ganzem Herzen dieses schädliche Gift und Dunst des Lobes und Ehrsucht, damit nicht nach des Propheten Wort in dir der Sünder in den bösen Begierden seiner Seele gelobet werde. Dann die dich also seelig sprechen, wie auch der Prophet saget, betrügen dich, und zerstöhren den Weg deiner Fußtritte. Ja, wie der Heyland selbsten das Wehe ausrufe über diejenigen, welche die Menschen loben.

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