Diaz, Juan - Aus dem Unterricht zur christlichen Religion

Diaz, Juan - Aus dem Unterricht zur christlichen Religion

Zu seinem ewigen Heile kommt der Mensch durch Erkenntniß seiner Sünden, durch Erkenntniß Christi und durch ein festes und beständiges Vertrauen auf den HErrn JEsum Christum.

Die erste Stufe zur Gesundheit ist, daß wir uns selbst erkennen, wie krank und schwach wir seien.

Und zwar muß es dahin kommen, daß wir an uns selbst, als geistlich Todten, ganz und gar verzagen. Das geschieht, wenn man uns die ursprüngliche und angeborne Sünde und Bosheit unserer Natur anzeigt, aus welcher aller Jammer herquillt. Dieses Verderben unserer Natur wirket in uns nichts anders, als Mißglauben, Murren und Widerspenstigkeit gegen Gott, Hoffahrt, Geiz, Ueppigkeit und Wollust, sammt allen bösen Begierden. Es führt uns ab von aller wahren Gottseligkeit und hält uns gefangen unter dem Joche der Sünden. Darum fordert Gott das Gewissen der Menschen vor seinen Richterstuhl, damit sie nach Erkenntniß ihres Fluches und der erschrecklichen Botschaft des ewigen Todes Gottes heiligen und gerechten Zorn lernen fürchten. Obgleich nun der Mensch an aller menschlichen Hülfe verzagen muß, so soll er sich doch nicht wider Gottes Urtheil in Verzweiflung verstocken oder verhärten, sondern sich umsehen nach der einzigen wahren Arznei, dem HErrn Christo.

Alsdann soll sich der Mensch zu der anderen Stufe des Heiles wenden. Dies geschieht, wenn er sich getröstet durch die Erkenntniß Christi wieder erholt. Denn einem gründlich und gedemüthigten Menschen ist weiter nichts nöthig, als daß er sich zum HErrn Christo kehre, damit er durch seine Gnade von allem seinem Jammer und Elend erlöset werde. Ein solcher Mensch sucht allein Hülfe bei Christo, der ihn erkennt für den einigen Hohenpriester, durch welchen wir mit dem Vater versöhnet sind, der auch seinen Tod hält für das einige Opfer, durch welches unsere Sünde bezahlet, dem Urtheile Gottes genug gethan und wahre und vollkommene Gerechtigkeit erlangt worden ist. Diese Liebe Gottes gegen uns, daß er seinen eingebornen Sohn uns gesendet und auf ihn alle unsere Sünde gelegt hat, ist so groß, daß sie kein menschliches Herz begreifen und fassen kann.

Und das Opfer Christi ist vor den Augen Gottes so angenehm, kräftig, würdig und eines so unendlichen Verdienstes, daß uns Gott der Herr keineswegs verdammen kann oder will, wenn wir an Christum in Wahrheit glauben. So ist auch dieses Opfer so herrlich, daß keine Verdammniß wegen der Sünde, auch kein Wille zu sündigen mehr da sein kann, wo man es annimmt. Endlich sucht und findet allein der Mensch die Seligkeit bei Christo, der zwischen sich und Christo nicht halbirt, sondern erkennt, es sei ein lauteres und freies Gnadengeschenk Christi, wodurch er gerecht ist vor Gott.

Von solcher Stufe muß der Mensch dann hinauf steigen zu der dritten, daß er nun, nachdem er die Kraft des Todes und der Auferstehung Christi erkannt hat, im HErrn Jesu durch einen festen und beständigen Glauben ruhe und bleibe, auch fest in seinem Herzen dafür halte, daß das Leiden, der Tod, die Auferstehung Christi, ja der ganze Christus mit allen seinen Gaben und unaussprechlichen Gnaden auf solche Weise ganz sein Eigenthum sei, daß er in ihm und durch ihn gewißlich die Gerechtigkeit und das ewige Leben habe: Wo man solches recht findet und fühlt, auch mit lebendigem Glauben solche Wohlthat Christi ergreift und aus Trieb dieses Glaubens sich guter Werke befleißigt, da ist nicht auszusprechen, was für großer Trost im gläubigen Herzen entsteht, und wie für und für das Vertrauen auf den HErrn je länger, desto mehr bestätigt und gemehrt werde.

Die Sakramente hat Gott gestiftet, auf daß sie Zeichen und Mittel seien, durch welche er uns seine Gnade und das Verdienst seines für uns gekreuzigten Sohnes mittheile. Und zwar will er, daß wir dadurch seine höchsten Gnadengüter empfangen sollen, Vergebung der Sünden, Gemeinschaft mit ihm und seinem Sohne, den rechten Geist und seinen Segen für unser ganzes Leben. Auch sollen wir hinwiederum mit diesen Sakramenten ihn bekennen, loben und uns ihm ganz und gar aufopfern und zu eigen ergeben.

Quelle: Fick, C. J. Hermann - Die Märtyrer der Evangelisch-Lutherischen Kirche (Heft 1)

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