Zuletzt angesehen: Binde, Fritz - Was will Gott?

Binde, Fritz - Was will Gott?

Binde, Fritz - Was will Gott?

„Gott will, daß alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.“
1. Tim. 2,4.

Was will Gott? Ist das nicht die Frage aller Fragen? Wer die beantworten kann, ist wahrhaft weise. Denn wissen, was Gott will, ist die einzig wahre Wissenschaft. Niemand hat diese Wissenschaft aus sich selbst. Wie könnte sonst der Mensch so heillos irren und bezüglich der notwendigsten Lebensfragen so im Dunkeln tappen? Schon wenn er Gottes Dasein ausdenken will, steht ihm der Verstand still; wieviel weniger kann er das Wesen und den Willen Gottes klar erkennen. Da muß sich Gott selber im Menschen offenbaren. Das hat er auch getan und tut er immer wieder im Herzen und Gewissen des Menschen. Aber volle Klarheit ist da nicht, denn das Wesen des Menschen ist nicht ohne weiteres ein reines Mittel zur Gottesoffenbarung. Es mußte sich Gott vielmehr erst besondere Werkzeuge aus der Menschheit erwählen und für die Offenbarung seiner selbst zubereiten. Nur diesen wunderbar Erwählten und mühsam und geduldig Zubereiteten konnte er sein Wesen und seinen Willen anvertrauen, damit beides durch sie den Menschen kund würde. So haben wir durch solche Werkzeuge, Freunde, Propheten und Gesandte Gottes die Heiligen Schriften der Bibel, aus denen wir das Wesen und den Willen Gottes erkennen sollen. Ohne Bibel keine sichere Gotteserkenntnis. Wer den Offenbarungswert der Bibel ablehnt, verurteilt sich damit selbst zur Unwissenheit über Gottes Wesen und Willen. Sein Gottesdienst bleibt ein unsicheres Wähnen, ein tastendes Fühlen, ein zagendes Hoffen und irrendes Tun. Wer das Selbstzeugnis Gottes in der Bibel ablehnt, muß auf dem Altar seiner Religiosität die Inschrift stehen lassen, die Paulus, das auserwählte Werkzeug Gottes, damals in Athen vorfand, und die da hieß und immer wieder heißt: Dem unbekannten Gott. Apg. 17,23. Unwissenheit und Torheit sind der Fluch des Unglaubens gegenüber der Offenbarung Gottes durch seine erwählten Gesandten. Und je weiter sich die Menschen in eigener selbstsicherer Weisheit von der biblischen Offenbarung entfernen, desto unsicherer, verworrener, fluchvoller, heilloser wird ihr Reden, Denken und Tun. Bis sie sich unter den eintretenden Gnadengerichten Gottes aus ihren Sackgassen wieder zurückführen lassen zur erlösenden Einfachheit, Wahrheit und Klarheit des Bibelwortes. Dann lernen sie wieder wissen, was Gott will.

Es ist der lichte Gottessegen der Heiligen Schrift, daß wir durch sie göttlich denken lernen sollen. Denken lernen, wie Gott denkt – welch ein Gewinn an Weisheit, Klarheit und Kraft! Kann man im Leben mehr gewinnen? Was geben die Menschen für Geld aus, wissenschaftlich denken zu lernen. Und doch ist dieses eifrig begehrte und irdisch so nützliche Denken noch nicht einmal der Weg zu Gott, wieviel weniger Besitz der Weisheit und Klarheit Gottes. Wissenschaftlich denken lernen, heißt nur denken lernen wie der Mensch mit seiner menschlich begrenzten Vernunft denkt, biblisch denken lernen aber, heißt denken lernen, wie Gott denkt. Welch ein tatsächlich himmelweiter Unterschied! Denn soviel ja der Himmel höher ist als die Erde, sind Gottes Gedanken höher als unsere Gedanken. Darum sind die Zweifel am Offenbarungswert der Bibel, der alles menschliche Denken so himmelhoch überragt, auch das Allernatürlichste und Allerselbstverständlichste, was der Mensch gegen Gottes Wort aufbringen kann. Es stößt da der Mensch auf ein ganz anderes Denken, dem sein eigenes Denken ganz naturgemäß widerstrebt. So muß er suchen, die ihm innerlich fremde Bibel loszuwerden, indem er sie für veraltet hält oder gegen den „Buchstaben- und Dogmenglauben“ eifert, der durch den „modernen Geist“ geläutert werden müsse. Und immer wird der natürlich denkende Mensch so lange vor der Unzulänglichkeit der Bibel vor seiner Vernunft zweifeln, bis er an der Zulänglichkeit seiner Vernunft vor Gott zweifeln lernt. Erst dann lernt er – nicht wider die Vernunft, wohl aber über alle Vernunft hinaus – göttlich denken und damit Gottes Wesen und Willen verstehen. Dies ist auch der volle Sinn der biblischen Buße, denn das: „Tut Buße!“ will sagen: Lernt völlig umdenken vor der biblischen Kunde von Gott!

Von da aus wird auch der biblische Glauben so erquickend leicht – es ist ja nichts anderes mehr als die Betätigung des biblischen Denkens! Denn Gott auf sein Wort hin glauben, bedeutet, durch Gottes Wort denken lernen, wie Gott selber denkt. Da ist der Glaube lauter selig-befreiendes Wissen von Gottes Wesen und Willen, lauter reifende Erkenntnis ewiger Wahrheit. Aber wieviel Verkehrtes denkt doch der menschliche Irrtum und glaubt doch der menschliche Unglaube von Gottes Wesen und Willen, ehe er sich den biblisch geoffenbarten Gedanken Gottes beugt! Die meisten Menschen und besonders die Gebildeten meinen, sie brauchten nur ihren eigenen kostbaren Gedanken – die sie sich meist irgendwo angelesen haben – nachzuhängen und sich etwas recht Modernes über „Gott“ zu denken, so müßte das schon vollgültige Wahrheit sein. Oder sie brauchten sich nur irgendeinen „modernen Glauben“ zuzulegen, so hätten sie schon den wahren und erlösenden Glauben. Oder sie brauchten überhaupt keinerlei Glauben, sondern nur das mit der eigenen Überzeugung übereinstimmende, sogenannte „rein-menschliche“ Tun, so wäre Gott – sofern er ist – mit ihnen hoch zufrieden. Oder „Gott“ ist ihnen kurzweg das „Gute im Menschen“, das sie durchweg berechtigt, an sich selber zu glauben. Oder noch einfacher – das Wirken der Menschen ist lauter Wirken Gottes, und es gibt keine andere Gottesoffenbarung als die „Kulturoffenbarung“ aufgrund der „Naturoffenbarung“. Oder man verneint jegliche Offenbarung Gottes, und damit jede Möglichkeit, von seinem Sein, Wesen und Willen etwas Gewisses wissen zu können. Mit allen diesen Verkehrtheiten streitet der Mensch gegen den sogenannten „biblischen Gottesbegriff“, den er vernunft- und kulturstolz ablehnt. So führt sein menschliches Irren, das er für überlegene Weisheit hält, naturgemäß zum Kampf gegen den Gott der Bibel. Liest oder hört er die Frage: Was will Gott? und merkt dabei, es handelt sich um den Gott der Bibel, so ist er nicht selten bereit, diesem Gott mit der Faust zu begegnen und die Frage nach seinem Wollen empört etwa so zu beantworten:

  • Gott will die Leute in die Hölle bringen!
  • Gott will die Leute in die ewige Verdammnis stürzen!
  • Gott will die Menschen für ihre Sünden, für die sie gar nichts können, mit Zornstrafen quälen!
  • Gott will die Krankheiten auf Erden, die Ungerechtigkeit, das Elend, die Unglücksfälle, den Mord!
  • Gott will den Krieg!

Denn wäre er der Gott der Liebe, so müßte er doch all dem Schrecklichen auf Erden ein Ende machen, damit der Mensch in Frieden auf Erden leben könnte!

Entweder ist also der Gott der Bibel ein grausamer Gott oder er ist überhaupt nicht. Ist er ein grausamer Gott, so wollen wir uns gegen ihn auflehnen, ist er überhaupt nicht, so wollen wir den Wahn lassen und uns nach dem wahren und besseren Gott umsehen! Und alsbald sinnen sie sich den „Neuen Gott“ aus, den Gott nach ihrem Bilde und Willen, den Gott ohne Gesetz vom Sinai und ohne Frohbotschaft von Golgatha. Denn sie wollen weder unter Gesetz sein noch unter Gnade.

Ei wie gut ist es, daß die Gedanken dieser Leute, in denen sie sich so modern vorkommen und die doch ihrem Wesen nach so alt wie das sündige Menschenherz sind, nicht in den Himmel wachsen! Ein Kriegsschauer wie der gegenwärtige, und: „Gott ist! Gott ist!“ müssen Abertausende von bankrotten Freidenkern ausrufen, und zwar der alte Gott, der nach dem Gesetz vom Sinai die Sünden der Völker und Einzelnen straft und nach der Gnade von Golgatha sich der Bußfertigen erbarmt.

Denn Gott will nun einmal, ganz abgesehen von dem, was er will.

Sein ewiger Gotteswille und nicht die Kulturweisheit der Menschen regiert die Menschheitsgeschichte. Und wie sehr er mit seinem Gotteswillen im Regimente sitzt, das beweist er durch den entfesselten Weltkrieg, dessen Kommen auch die Klügsten nicht rein menschlich erklären können, und von dem auch die Vernunftsichersten sagen müssen: Er ist ein Verhängnis nach übermenschlichem Ratschluß. Gott will, welch eine Lehre für die, die Gott nicht wollen! Gott will, welch eine Gewähr für die, die seinen Willen erkennen und tun wollen!

Und um den himmelhohen Unterschied zwischen dem törichten Menschenwillen und dem weisen Gotteswillen noch weiter praktisch klarzumachen und damit weiteren Raum für die Beantwortung unserer Frage: Was will Gott? zu schaffen, wollen wir zunächst einmal sehen, was Gott nicht will.

Da muß als Grundlegendes festgestellt werden:

  • Gott will nicht die Sünde, denn sein Wesen ist Heiligkeit und Gerechtigkeit, und
  • Gott will nicht den Tod des Sünders, denn sein Wesen ist ebenso Liebe und Erbarmung.

Wer diesen Doppelausdruck des Wesens und Willens Gottes stets im Auge behält, dem werden sich allmählich alle Rätsel des Wirkens Gottes lösen.

Aber da kommt gleich die Menschenweisheit und findet einen Widerspruch zwischen der in der Bibel verkündigten Allmacht Gottes und der Möglichkeit der Menschen zu sündigen, nämlich anders zu wollen, als die Allmacht will. Das führt uns zum nächsten: Gott will nicht blinden, knechtischen Gehorsam der Menschen, sondern freiwilligen, kindlichen. Darum hat er ihnen niemals seinen Willen gewaltsam aufgezwungen, sondern ihnen denselben immer erst erzieherisch kundgetan und ihnen Wahlfreiheit gelassen und Hilfe zugesichert, denselben zu tun. Nur die Allmacht kann solche Freiheit gewähren, die Gewaltherrschaft niemals; denn eben sie ist ja gar keine Allmacht.

Doch sofort spricht die Menschenweisheit: Aber es wird doch auch behauptet, Gott sei allwissend. Seine Allwissenheit mußte doch den sogenannten Sündenfall voraussehen. Wenn Gott nicht die Sünde wollte, woher stammt dann die Sünde und warum hat er denn ihr Kommen in den Menschen nicht verhindert?

In heilig zurückhaltender Weise – weil wir mehr nicht fassen könnten – wird uns in der Heiligen Schrift auch der Urheber der Sünde offenbart. Es ist Satan, der überirdische Widersacher Gottes, den Jesus kennzeichnet als den, der in der Wahrheit nicht bestanden und der Vater der Lüge ist (Joh. 8,44). In ihm ward mit der ersten Regung der Empörung gegen Gott auch die erste Lüge und Sünde geboren. Und Gottes Allmacht war groß genug, um dieser Empörung Raum und Reife zu lassen, um sie göttlich zu überwinden. So ließ er es auch zu, daß durch den Widersacher und Verführer die Wahlfreiheit der ersten Menschen erprobt wurde, und wußte zuvor, daß sie der Verführung erliegen würden. Daß Gott trotz des vorausgesehenen Sündenfalls den Menschen das Leben gegeben, spricht nur für die Größe seiner Vaterliebe und die Größe seiner Allmacht, die als geduldig erziehende Gerechtigkeit mit der in die Welt eingedrungenen Sünde und ihrem Urheber fertig werden wird. Sein weiser Allmachtswille wurde weder überrascht noch erschüttert.

Doch weh fragt der Menschenmund: Aber das Leid und Verderben, das als Strafe und Fluch der Sünde folgte? Konnte das die Weisheit und Liebe des Allmächtigen unserem schwachen Geschlechte nicht ersparen?

Mit der ganzen Bibel darf man als Antwort aus diese bittere Frage das weitere nennen, was Gott nicht will, nämlich: Gott will nicht und wollte nie, daß seine Geschöpfe leiden und verderben sollten. Und es ist durchaus göttlich und nicht bloß menschlich gedacht, wenn man sagt: Hätte es einen Weg gegeben, die Menschen anders als durch Leid und Leiden zu korrigieren und zur Erkenntnis und zum Tun des Willens Gottes zu erziehen, so hätte die weise und liebreiche Allmacht diesen Weg mit uns beschritten, aber es gab selbst für den Allmächtigen keinen anderen Weg, als den der schmerzlichen und schmerzhaften Bestrafung seiner Kinder von der ersten Übertretung seines Willens an. Nur an den bösen und üblen Folgen des Abweichens vom Willen Gottes konnten die Menschen Gott als den Quell der Liebe und des Lebens und sich als seine geliebten Kinder erkennen. Denn immer waren Gottes Strafen und Züchtigungen der Ausdruck seiner erzieherischen heiligen Liebe. Nie hat er uns im Sinne des sündigen menschlichen Zornes gehaßt! Nie war Gott unser Feind. Nie waren Leidensgedanken seine ersten und letzten Gedanken über uns.

Gott will auch nicht Krieg, Ungerechtigkeit und Elend. Zu Beginn des gegenwärtigen fürchterlichen Krieges fragte mich ein Zweifler empört: „Wenn es einen gerechten Gott gäbe, wie könnte es jetzt diesen entsetzlichen Krieg geben?„ Ich stellte einfach die Gegenfrage: „Wenn es gottgehorsame Menschen gäbe, wie könnte es dann diesen mörderischen Krieg geben?“ Gottes Wesen und Willen haben nie Krieg auf Erden, sondern immer Frieden und Wohlergehen der Menschen gewollt. Wenn einmal Gottes Wille auf Erden geschehen wird, wie er im Himmel geschieht – wie uns Jesus beten gelehrt – dann gibt es keinen Krieg auf Erden mehr. Aller Krieg zwischen den Menschen auf Erden ist nur eine Folge des Krieges der Menschen gegen Gott, als ichherrliches Abweichen vom Willen Gottes und gottfeindliches Übertreten der Gebote Gottes. Erst Krieg gegen Gott durch stolzen Eigenwillen in der eigenen Brust, dann Krieg zwischen Mensch und Mensch, zunächst als Krieg zwischen den Gliedern der Familie, dann Krieg zwischen den Gliedern des ganzen Volkes, dann Krieg mit dem Eisen zwischen Volk und Volk – das ist der entsetzliche Folgegang des sündigen Abweichens vom Willen Gottes. In keiner der vier Formen hat Gott je solches Kriegführen gewollt. Nie sollte Schwertgeklirr auf Erden hallen, nie Menschenblut den Boden tränken. Oder hat Gott etwa dem Kain geboten, seinen Bruder Abel zu erschlagen? Wenn Gott dennoch später Kriege anordnete, ja sogar die Ausrottung ganzer Völker befahl, so geschah das nur, weil jene Völker auf keine andere Art mehr zu strafen waren. Da gab sie Gott dem Schwerte preis und benutzte den Krieg als Gerichtsgeißel wider unbeugsame Völker. Aber er war und blieb dennoch der Gott des Friedens, dessen Güte ach, wie gerne den Menschen den Krieg erspart hätte.

So ist es auch heute. Man jammert über den Schrecken des Weltkrieges; aber hat die Wohltat des Friedens unter der Güte Gottes die Menschen zur Buße leiten können? Nein! Wozu haben sie den Frieden benutzt? Zum Kultus des Materiellen und zur Anbetung des goldenen Kalbes. Um beides ungestört fortsetzen zu können, dazu hätten sie auch gerne den „Weltfrieden“ gehabt. Da mußte ihnen wieder einmal gezeigt werden, daß, wer Krieg gegen den Himmel säet, auch Krieg auf Erden ernten muß. Nun klagen sie Gott an. Aber nicht Gott, sondern die Sünde der Menschen hat diesen Krieg erzeugt. Der gegenwärtige Krieg entspricht durchaus dem Innenzustand der gegenwärtigen Menschheit. Sein entsetzliches Morden, sagen die Kämpfenden, bedeute die Hölle auf Erden. Ebensowenig Gott die Menschen in diese Kriegshölle bringen wollte, ebenso steht fest: Gott will nicht, daß ein Mensch in die ewige Verdammnis und Pein der Hölle komme. Es ist für das gottferne Denken der Menschen so bezeichnend, daß sie, anstatt die Liebe, Weisheit und Barmherzigkeit Gottes aus seinem Worte und ihre eigene Lieblosigkeit, Torheit und Ungerechtigkeit im Spiegel des Gotteswortes zu erkennen, so gerne Gott der Ungerechtigkeit anklagen und gewöhnlich nichts anderes von ihm schwatzen, als er wolle, man solle an unvernünftige Dogmen glauben, und wer das nicht tue, den wolle er in die Hölle bringen. „Buchstabenglaube, Dogmen, Hölle“, das ist der öde Dreiklang aus dem Munde der Bibelverächter. Satan hat es bei diesen Söhnen des Ungehorsams (Eph. 2,2) vortrefflich verstanden, ihre Sinne zu verblenden, daß sie nicht sehen das helle Licht des Evangeliums (2. Kor. 4,4). Die ganze Bibel als Offenbarung des Wesens Gottes, das heilige Liebe ist, und des Willens Gottes, der rettendes Erbarmen ist, bezeugt, daß Gott nicht qualvolle Gottesferne als Los seiner Geschöpfe geplant hat. Das „ewige Feuer“, von dem gerade Jesus, die verkörperte Liebe Gottes, redet, ist nicht bestimmt für die Menschen (Matth. 5,41). Wenn dennoch am Ende der Zeiten in Gemeinschaft mit dem Teufel und seinen Engeln Menschenseelen das „ewige Feuer“ teilen werden, so wird es gerade mit zu dem Brennen des Feuers gehören, das nicht verlöscht (Mark. 9,44), daß jede verlorene Seele sich sagen muß: Nicht Gott hat mich hierher bringen wollen, ich selbst, ich selbst habe es so gewollt! Das wird Hölle sein, von der es auf Erden schon einen Vorgeschmack gibt. Und vielleicht hast du ihn schon geschmeckt. Dann höre weiter zu und lerne umdenken, damit sich der Wille Gottes auch an dir erfülle.

Denn genug haben wir jetzt gehört, von dem, was Gott nicht will; laßt uns jetzt hören, was Gott will.

„Gott will, daß allen Menschen geholfen werde …“

Welch ein Klang ist das! O Herz, nun horche auf! Nun sollst du deinen Gott besser kennenlernen, als du ihn bisher gekannt hast! Du hast ja bereits gemerkt, daß du dir ein ganz falsches Bild von ihm gemacht hast. Aber die Züge dieses Zerrbildes, das dir dein irrendes menschliches Denken malte, sind dir ja nun durchstrichen worden, nun lerne noch weiter und gänzlich umdenken vor der hehren Gotteskunde der Bibel.

Es ist die Kunde von Gottes helfendem, rettendem Vaterwillen.

Nie werde ich vergessen, wie ich Gott als persönlichen Gott, nämlich als mir persönlich helfenden, an mich denkenden, für mich sorgenden Vater kennen lernte. Vorher hatte ich nur einen menschlich-philosophisch gedachten pantheistischen Allerwelts-Gott. Der schien einem einerseits so nahe, daß man ihn unmittelbar in sich zu haben glaubte, als ob man er selber wäre, und andererseits schien er einem so geistgroß und geistfern, daß man gar nicht wagte, ihm persönlich nahezutreten, weil das erhabene, unerforschliche, alles Sein gesetzmäßig tragende „Weltprinzip“ sich – wie man meinte – doch unmöglich um den kleinen einzelnen Menschen kümmern könnte. Infolgedessen hatte dieser „Gott“ in Gänsefüßchen für mein praktisches Leben auch gar keine Bedeutung; er war nur ein gelegentliches Gedankending, eine „Idee“, wie bei den meisten, die sich für gebildet halten. Aber da trat mir aus der Bibel der wirkliche, persönliche, lebendige Gott entgegen, und ich hatte die Wahl, ob ich ihn als „Vater“ haben wollte oder nicht. Im geistigen Sinne wollte ich das letztere wohl gelten lassen, aber im persönlich-praktischen Sinne nicht. Gott ein tatsächlicher, wirklicher Vater, mein Vater? Mein leiblicher Vater war längst tot, und nun sollte ich den Gott Himmels und der Erde als meinen Vater annehmen, unendlich wirklicher, wahrhaftiger, tatsächlicher als mein leiblicher Vater jemals Vater war? Ich wagte nicht zu begreifen; denn mir bangte mit verhaltenem Jauchzen vor der Größe sowohl des Gedankens als der Tatsache, bis ich endlich unter Buß- und Dankestränen auf den Knien ihm ans Herz fiel. Seitdem weiß ich, was es heißt: Gott, der allein wahrer Vater ist, will uns persönlich helfen.

Ach, wie hat das immer irrende, trotzige und verzagte Menschenherz doch Gottes Vaterhilfe so nötig! Und wohin kommt es, wenn es diese Hilfe entbehren zu können meint! Die gegenwärtige Zeit lehrt es wieder neu.

Der persönliche Gott der Heiligen Schrift war aus der Rechnung des vernunft- und kulturstolzen Menschen gestrichen worden. Man war selbst auf dem besten Wege, gottgleich zu werden. Wir wissen von Gott nicht mehr, als wir von uns selbst wissen, verkündigte man. Also: Hilf dir selbst, so hilft dir Gott! Und wie half man sich selbst! Alle Welt rühmte, wie weit man's gebracht. Nichts schien dem menschlichen Wissen und Können mehr unmöglich. Der Mensch, Herr der Erde durch eigene Kraft, durch den Gebrauch seiner sich immer höher und freier entwickelnden Vernunft. Auf den planmäßig gelegten Geleisen einer rastlos arbeitenden Wissenschaft durchdrang und eroberte man die Geheimnisse und Kräfte des Weltalls. Mit dem Eisengestränge der Technik und seiner Belebung durch den elektrischen Strom entstand eine neue Schöpfung, in der der Mensch sich stolz als Herr und Schöpfer fühlte. Seine Maschinen durchbohrten und erstiegen die Berge, ja flogen auf gegen den Himmel. Der eine kühne Geist des modernen Wissens und Könnens verband alle Kulturvölker. Eine werdende große Moral der Diesseitigkeit und menschlichen Interessengemeinschaft schien alles Kulturschaffen zu leiten und zu beseelen. Die Verwirklichung der sozial-ethischen Kulturideale der Menschheitsverbrüderung und des Weltfriedens auf vernunft- und entwicklungsgesetzlicher Grundlage schien nahe herbeigekommen. Gerechtigkeit und Menschlichkeit schienen gesichert durch modernste Bildung und sauberste wirtschaftliche und politische Verträge. Die Kunst schien Leben, die Religion der Selbsterlösung Menschheitssache und sogar das Christentum in Evangelisation und Mission „weltweite“ Tat geworden zu sein. Menschenkraft war allenthalben fiebernd tätig gewesen, „Höchstleistungen“ zu erzielen. Und sie schienen erzielt.

Plötzlich kam der Zusammenbruch, der Krieg, der europäische Krieg, der „Weltkrieg“. Er mußte ja der größte werden, den es je gegeben; denn er mußte entsprechen dem Zusammensturz der größten Kulturanstrengungen, die es je gegeben. Leistung, Macht, Besitz, Genuß waren die Triebfedern alles Kulturringens gewesen, das mußte ja zur bittersten Völkerkonkurrenz, zum Kampf um die „Weltmacht“ führen, dem nun der „Weltkrieg“ entspricht. O Wahnsinn! Im Nu wurden die fiebernden Kräfte einer Kultur des Aufbaues zu fiebernden Kräften einer Kultur der Zerstörung. Nie wurde ein Krieg kultivierter geführt wie dieser, nie wissenschaftlicher, nie technisch vollendeter. Und eben deshalb –: nie wurde ein Krieg unkultivierter, rücksichtsloser und roher geführt wie dieser. Innerhalb ihrer eigenen Grenzen ward die Kultur zur Unkultur, ward Verwüstung, grausamste Rohheit, Verbrechen, Mord, Lüge, Wahnsinn. Von wirkungsvollsten Artilleriegeschossen getötete und zugleich begrabene Menschenleiber, von Granatsplittern weggerissene und zerfetzt umherfliegende Köpfe, Arme, Beine, in minenverseuchten Meeren torpedierte, mit Menschen gefüllte, sinkende Schiffe, durch Fliegerbomben getötete Kinder und Erwachsene, und dazu unzählige Massengräber und Ruinen – siehe, das ist das Bild der neuesten Kulturmenschheit, siehe, das ist das Ergebnis eines Kulturringens als Menschenwissen, Menschenwillen und Menschenkönnen, siehe, das ist das Ende einer Kulturhöhe ohne Gott!

Hat eine derart im Argen liegende Menschheit nicht Gottes rettende Vaterhilfe nötig? Gott sei Dank, viele sind durch den gegenwärtigen Zusammenbruch des Kulturideals wieder Gottes und seiner Hilfe bedürftig geworden, aber wie stellt sich die Menschheit zum Krieg? Da sind genug, die wollen ihn ganz ohne Gott erklären. Ihnen ist der Krieg eine Art geschichtliches Gewitter, das sich rein naturgesetzlich jenseits von gut und böse abspielt und einfach die lebensstärkere Art und Rasse obenauf bringt. Anderen ist der Krieg ein völkergeschichtliches Heldendrama voll mythischer Kräfte, an dem sie mit beinahe blinder nationaler Begeisterung ihren Anteil haben wollen.

Wieder anderen ist der Krieg nichts als eine vernunft- und kulturwidrige Ungeheuerlichkeit, ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, gegen das sie protestieren und für das sie einige Mächtige verantwortlich zu machen suchen. Noch anderen ist umgekehrt der Krieg die notwendigste und gerechteste weltgeschichtliche Erfüllung des Weltgerichts, dem ein geläuterter und höherer Kulturwille um so herrlicher entsprießen wird, wie sie meinen. Alle diese Anschauungen liegen im Rahmen des nur – menschlichen Denkens und der – so weit man überhaupt mit Gott rechnet – noch menschlich gedachten Gotteshilfe. Wie denken sich die Menschen überhaupt die Gotteshilfe? Die meisten denken sich die Gotteshilfe höchstens als göttlichen Schutz für menschliche Interessen und als himmlischen Trost für irdisches Leid. Der „liebe Gott“ soll ihnen erstens ihren Eigenwillen erfüllen helfen, sei es nun der nationale oder kollektive oder familiäre oder persönliche Eigenwille. Das ist echt heidnisch; denn das gleiche verlangen die Heiden von ihren Götzen. Man rechnet irgendwie mit dem großen „Unbekannten“ und ruft ihn an zur Erfüllung der ihm gestellten Wünsche, d. h. der ganze Gottesdienst besteht darin, daß man Gott dem eigenen Willen dienstbar machen will. Er soll die anderen Völker strafen und das eigene verschonen („Gott strafe England!“). Er soll die eigenen Angehörigen oder das eigene Ich bewahren und das eigene Hab und Gut beschützen oder besser noch vermehren. Er soll überall als der verpflichtete Hüter des menschlichen Wohlbefindens amtieren. Besondere und mühsame Dankesleistungen hat er dafür nicht zu erwarten; denn er tut nur seine göttliche Schuldigkeit, bringt man ihm doch als zu belohnende Gabe die eigene Tugend und Ehrbarkeit, die sittliche und religiöse Leistung, die er wohlgefällig anzuerkennen hat. Lohnt er hier nicht, wie man es selbstgerecht erwartet, so kündigt man ihm einfach in murrender Auflehnung oder gar trotziger Empörung den Dienst oder leugnet gar fortan mit seiner Gerechtigkeit und Liebe auch sein Dasein. Besonders in Geld- und Gesundheitsfragen treibt das eigenwillige menschliche Denken mit Gott sein Willkürspiel.

Ein Polizeibeamter gab mir beim Eintritt in meine Sprechstunde sofort zu wissen, an Gott glaube er nicht mehr. „Warum?“ forschte ich. „Ach“, offenbarte er, „ich habe auf Anraten anderer angefangen, Gott zu bitten, er möge mir mein Gehalt erhöhen, jetzt sind drei Monate vergangen, und ich habe noch keinen Pfennig mehr. Da kann man doch deutlich sehen, daß es keinen Gott gibt oder mindestens, daß Beten nichts nützt, weil er sich nicht um einen kümmert.“ Wie viele mögen in gleicher törichter menschlicher Weise die Gotteshilfe erprobt und an Gott zuschanden geworden sein! In diesem Kriege haben manche ihren Gott erlebt und für immer gefunden, aber wie viele andere haben ihn verloren, weil er ihre Lieben trotz alles Betens nicht vor dem Tode auf dem Schlachtfeld bewahrt hat. Im besten Falle hat man dann die Gotteshilfe zweitens noch als Trost. Doch ist dieser Trost meistens nichts als die sogenannte „stumme Ergebung in das übermächtige Schicksal“, wo man sich eben „dreinfindet“, weil ja doch nichts dagegen zu machen ist; so muß man sich denn mit dem Geschehen des Willens Gottes „trösten“. Andere trösten sich, wie ich gelesen habe, mit Goethe und Nietzsche. Von einer gesegneten, befreienden, biblischen Erkenntnis des Wesens und Willens Gottes ist weit und breit nichts zu finden.

Diese traurige Tatsache nötigt uns zur Behandlung der Frage:
Wie will Gott helfen?

Mit Geld und Gut, Gesundheit und Wohlergehen und Erfüllung unserer sonstigen menschlichen Wünsche und Pläne wäre uns nie wirklich geholfen. Gott will uns nicht nach unseren menschlichen Gedanken, sondern nach seinen göttlichen Gedanken helfen. Jetzt beten so viele Völker um den Sieg ihrer Waffen und so viele Menschen um baldigen Frieden. Wie hoch thront Gott über solchen Wünschen. Über das Geben des Sieges und Kommen des Friedens wird nicht das menschliche Geschrei, sondern Gottes weise Gerechtigkeit entscheiden. Der Sieg wird dahin fallen, wo am meisten der Willen Gottes befolgt wird, und der Friede wird nicht eher kommen, als bis das Gericht Gottes über den gottfeindlichen Eigenwillen der Völker für diesmal vollendet, nämlich die erzieherische Absicht des Vaters in den Himmeln mit den widereinandergeratenen Kindern Europas erreicht ist. Dem Was der weisen göttlichen Absicht entspricht nun das Wie der starken göttlichen Hilfe. Was ist die Absicht Gottes? Die Menschen durch tiefeingreifende Gerichte herauszubringen aus ihrem verkehrten Wesen, Willen und Weg. Wie ist dementsprechend seine Hilfe? Sie besteht ganz einfach darin: Die Menschen sollen zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Erkenntnis der Wahrheit, das ist Erkenntnis des Wesens, Willens und Weges Gottes im Gegensatz zum Wesen, Willen und Weg der Menschen.

Erkenntnis der Wahrheit, das ist denken lernen, wie Gott denkt, wie Gott über uns denkt.

Das ist strafend und rettend, allein offenbart in der Bibel. In ihr hat Gott durch heilige Männer, denen er sich anvertrauen konnte, seine Gedanken als Gotteswort niederlegen können, wie schon einleitend dargelegt wurde. Ja, die Bibel ist das Buch der Bücher, in dem uns enthüllt wird, wie Gott über uns denkt. Im Gegensatz zu allem irrenden Gerede der Menschen, enthält sie allein vollgültige und bleibende Wahrheit, die am klarsten und befreiendsten aus ihr redet in dem fleischgewordenen Wort Jesus Christus welcher ist das Bild des unsichtbaren Gottes (2. Kor. 4,4; Hebr. 1,3). In ihm ist das Wesen, der Wille und Weg Gottes verkörpert erschienen. Wer ihn recht sehen lernt, der sieht den Vater (Joh. 14,6).

Wer ihn recht hört, der hört nicht nur die Wahrheit, nein, der sieht die Wahrheit; denn er hat nicht nur Wahrheit über die Wahrheit geredet, sondern er ist die Wahrheit (Joh. 14,6). Darum heißt zur Erkenntnis der Wahrheit kommen, zur Erkenntnis Gottes in Christus Jesus kommen.

Willst du zum Beispiel die Wahrheit über den gegenwärtigen Krieg erkennen, so sieh erst Jesus an und dann den Krieg. Da siehst du des Krieges Ursache und des Krieges Zweck. Ursache: Abweichen vom Willen Gottes, wie er in Christus Jesus verkörpert erschienen ist, Zweck: die Menschen durch das Blutgericht des Krieges zu Christus und damit zur Erkenntnis und zum Tun des Willens Gottes zurückzuführen. Oder willst du zur Wahrheit über dich selbst gelangen, so sieh erst Jesus an und dann dich. Da siehst du den Unterschied zwischen seinem Göttlichen und deinem Menschlichen, zwischen seiner Weisheit und deiner Torheit, seinem Sohnesgehorsam Gott, dem Vater gegenüber und deinem eigenwilligen Ungehorsam ihm und dem Vater gegenüber. Da siehst du den Unterschied zwischen ihm, der die reine Liebe ist, und dir, dem Lieblosen und nur in sich selbst Verliebten. Da siehst du den Unterschied zwischen dem Sündlosen und dem Sünder.

Glückselig bist du, wenn du das alles siehst! Denn das ist die einzig wirksame Gotteshilfe, die du brauchst, daß dir Gott in dem erschienenen Christus Erkenntnis seines Wesens und Willens anbietet, damit du vor Jesus, dem Bilde Gottes, umdenken lernst über Gott, Gottes Sohn, Gottes Wort, Gottes Volk, Welt, Satan, Sünde, Menschheit und dich selbst. Denn Gott will dir mit Erkenntnis der Wahrheit helfen, damit du zur Buße vor ihm gelangst. Buße aber ist eben williges Umdenken vor Jesus, gemäß dem Denken und Willen Gottes.

Siehe, Jesus hatte eine geheime Speise, das war das sekündliche Tun des Willens seines Vaters. „Meine Speise ist die, daß ich tue den Willen des, der mich gesandt hat, und vollende sein Werk“ (Joh. 4,32-34). Siehe, diese Speise soll auch deine Nahrung werden, nicht mehr deinem Willen, sondern Gottes Willen, wie er in Jesus kund geworden ist, zu leben. Dazu aber bedarf es einer Weisheit und Gerechtigkeit, die du nicht in dir selber hast. Darum will dir die Gotteshilfe Jesus nicht nur als vorbildliches Ebenbild Gottes, gewissermaßen als schönes Ideal darstellen, das dir nur zeigt, wie du eigentlich sein solltest, sondern mit der Erkenntnis der Wahrheit in Jesus soll uns zugleich die Weisheit und Gerechtigkeit Jesu als Geist und Leben geschenkt werden. Jesus als bloßes Vorbild wäre eher bloß ein Gericht als eine wirksame Hilfe Gottes. Gib jemandem, der nicht zeichnen kann, die schönste Vorlage und sage zu ihm: So soll es sein! das bringt ihn höchstens zur Verzweiflung, wenn er entdeckt, er kann so nicht zeichnen. Nichtsdestoweniger wollen sich die meisten Jesus als Vorbild gerne gefallen lassen, weil sie noch gar nicht entdeckt haben, daß sie aus sich selbst heraus ganz unfähig sind, zu werden wie er ist. Sie glauben noch an ihre menschliche Weisheit und religiöse Tugend, mit der sie sich nun anstrengen wollen, ihm ähnlich zu werden. Sie haben noch nicht gründlich genug Buße getan, nämlich noch nicht gründlich genug vor Jesus umgedacht.

Da müssen sie sich erst zur Erkenntnis des Kreuzes Christi führen lassen. Nur vor der gekreuzigten Wahrheit Gottes auf Golgatha lernt der Mensch völlig verstehen, was Gott will. Nur dort und sonst nirgends erkennt er ganz das Wesen, den Willen und den Weg Gottes. Nur dort gelangt er zur vollen Erkenntnis der Wahrheit. Nur dort vermag er zu begreifen und zu ergreifen die Hilfe Gottes. Denn nur dort ist diese Hilfe in der vollen Kraft der Weisheit, Gerechtigkeit und Liebe Gottes erschienen und vollendet worden. Nur dort zeigt es sich klar, wie Gott über uns denkt. Und deshalb lernen wir nur dort gründlich umdenken, nur dort wirklich Buße tun.

Wir hörten vorhin, Gott will nicht die Sünde und Gott will nicht den Tod des Sünders; nun wohl, dieser Doppelausdruck des Wesens und Willens Gottes hat auf Golgatha seine höchste strafende und zugleich rettende Bestätigung und Betätigung gefunden. Denn dort vor dem Kreuze Christi wurde offenbar, wie sehr der Menschen Denken und Tun Irrtum und Sünde ist. Jüdische Religiosität und römische Gerechtigkeit haben den gottgesandten König der Wahrheit zum Lügner, Lästerer, zur Spottpuppe gemacht, den einzigen Wohltäter unter die Übeltäter gezählt und den einzig Gottgehorsamen ans Kreuz gebracht, an dem sonst nur Aufrührer starben. In diesen Mördern der Gotteswahrheit verkörperte sich die verblendete gottfeindliche Gesinnung des ganzen Menschengeschlechts. Die Juden überantworteten Jesus aus Neid, Pilatus gab ihn preis aus selbstischer Menschenfurcht. Sie alle liebten die Ehre vor Menschen mehr als die Ehre bei Gott, weil sie sich selbst mehr liebten als Gott. So mußten sie die finstere Tat der Kreuzigung Jesu mehr lieben als die Hingabe an das erschienene Licht der Gotteswahrheit, das ihnen aus Jesu Angesicht geleuchtet. Gottfeindliche Ichliebe, die das Licht Gottes flieht, ist aber der eine große Ausdruck der menschlichen Gesinnung durch die Jahrtausende. Bis zur törichten Verblendung verliebt in die aufblähende eigene Weisheit, einherstolzierend im Dünkel der pharisäischen Selbstgerechtigkeit, in jeder Beziehung lebend von der Lust an sich selbst und für sich selbst, jede Demütigung hassend, die der eigenen Geltung ein Ende macht, dabei aber immer moralisch-religiös drapiert und eifernd für allerlei Gerechtigkeit –: das ist die eine erdenweite Natur des Menschen, die vor dem vom Himmel gekommenen Gottessohn in der Finsternis der Stunde von Golgatha sonnenklar für alle Zeiten ans Licht kam. Alles Menschliche ärgerte sich dort an Jesus, sogar seine eigenen Nachfolger. Damit ward der himmelhohe Unterschied zwischen göttlichem und menschlichem Denken weltgeschichtlich offenbar. Und so ist bis zur Stunde der Mensch als geborener Feind Gottes, und damit als aussichtslos in sich selbst ruinierter Sünder entlarvt.

Ei, wie bäumt sich das Menschenherz auf gegen solches bis in den Staub erniedrigende Umdenken, gegen solche Buße zu Gott! Und eben damit bezeugt es immer wieder neu seine gefallene Natur. Gepriesen aber sei die wirksame Gotteshilfe, die uns auf Golgatha um hohen Preis Gelegenheit gab, zur zunächst bitteren Erkenntnis der Wahrheit, nämlich Gelegenheit, uns selbst kennen zu lernen! Ach, die einzig wirksame Gotteshilfe von Golgatha wollte ja nur strafen, um zu retten! Und wie retten! O die heimliche Weisheit Gottes im Bunde mit der Gerechtigkeit und Liebe Gottes hatte eine über alle Menschenvernunft himmelhoch hinausragende hilfreiche, große Errettung und Erlösung erfunden! Nicht nur ließ sie zu unserem Heile die Sünde unseres Geschlechts auf Golgatha offenbar werden, o nein, die Sünde unseres Geschlechts sollte auf Golgatha getilgt und abgetan werden. Laßt uns zusehen, wie! „Vergib ihnen, Vater, denn sie wissen nicht, was sie tun!“ das war die innere und äußere Stellung des hingemordeten Gottessohnes seinen Mördern gegenüber. Ihre Unwissenheit war nicht Unschuld, sondern bedurfte der göttlichen Vergebung. Und um seinen sündigen Mördern, von denen er so viel Widerspruch erduldet, diese Vergebung zu erwirken, eben dazu – was eben dazu? Ja höre, eben dazu hatte er sich freiwillig in die Hände der Übeltäter gegeben! Siehst du seine göttliche Liebe? Doch höre, wenn's möglich wäre, noch Lieblicheres. Eben um den Mördern seines Sohnes und damit dem ganzen sündigen Menschengeschlechte Vergebung der Sünden zu schenken, hatte der Vater seines einigen Sohnes nicht verschont, sondern derart die Welt geliebt – nicht gehaßt –, daß er ihn für uns alle als Gotteslamm, als Sühnopfer für unsere Sünden dahin – nämlich in die Hände seiner Mörder gegeben hat. Ist das nicht helfende Liebe? Siehe, das ist die Liebe Gottes zu dir und mir und zu uns allen, die Liebe Gottes in Christus im Bunde mit der Gerechtigkeit Gottes: Christus Jesus starb für unsere Sünden.

Worin sollte denn die Gotteshilfe anders bestehen und erscheinen, als in dem, daß Gott das verhängnisvolle Widergöttliche, das zwischen ihm und uns lag und all unsere Gottesferne und fluchvolle Lebensbeschränkung zur Folge hatte, nämlich die Sünde als Schuld vor ihm und satanische Macht über uns abnahm und hinwegtat? Nur diese und keinerlei andere Hilfe heilt und rettet uns. Allein um dieser Hilfe willen ward Christus Mensch und in der Erfüllung des Willens seines Vaters gehorsam bis zum Tod am Kreuze und hat sein Leben gegeben zur Erlösung für viele. Denn nach Gottes Gerechtigkeit erforderte die Sünde der Menschheit Strafe und Gericht; denn

Gott duldet nicht die Sünde. Und nach Gottes Liebe erforderte die Sünde der Menschen Vergebung; denn Gott will nicht den Tod des Sünders. So verschonte die Liebe Gottes die sündigen Menschen, und die Gerechtigkeit Gottes konnte Christus, den Sohn der Liebe, nicht verschonen. Sondern sie hat ihn als das seit Ewigkeit für unsere zuvorgesehene Sünde zuvorersehene Opferlamm (1. Petr. 1,19.20), als die Zeit erfüllet war, für uns alle dahingegeben, auf daß an seinem Leibe unsere Sünde gerichtet und gestraft und sowohl die Gerechtigkeit als die Liebe Gottes in der Erlösungstat von Golgatha vor Engeln, Teufeln und Menschen erwiesen würde. So hat Gott selber das getan, was weder das Gesetz vom Sinai noch das Moralgesetz in unserer Brust fertig bringen konnte, nämlich uns über das Gesetz der Sünde hinauszuheben. Er selbst hat die Forderung des Gesetzes erfüllt, indem er den, der von keiner Sünde wußte, für uns zur Sünde machte, auf daß wir Gottes Gerechtigkeit würden in ihm (Röm. 8,3 u. 2. Kor. 5,21). Vergebung der Sünden, Versöhnung mit Gott, gnädige Wiederannahme als seine immer geliebten, immer gesuchten und nun mit dem teuren Blute Christi zurückgekauften Kinder, Zufluß des Lebens Gottes in Christus und Friede und Freude im Heiligen Geiste, das ist es, was die rettende Gotteshilfe denen bringt, die sie nun in Buße und Glauben, der die fortgesetzte Betätigung des neuen göttlichen Denkens ist, dankbar annehmen. „Der Tod ist der Sünde Sold, aber die Gabe Gottes ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserem Herrn“ (Röm. 6,23). Ja, die Gabe seines Gotteswillens und seiner Gotteshilfe ist das „ewige Leben“, nämlich ganz neu uns zufließendes Leben aus Gott, geschenkt mit der „unaussprechlichen Gabe“ Christus Jesus (2. Kor. 9,15). Ja, also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern ewiges Leben haben (Joh. 3,16). Und die Gabe Gottes ist für alle Menschen. Denn Gott will, daß allen Menschen geholfen werde, und die heilsame Gnade Gottes ist erschienen allen Menschen (Tit. 2,11). Weil die Sünde durch alle hindurchgedrungen ist (Röm. 5,12) und alle gesündigt haben, ist es Gottes Willen, auch allen zu helfen. Gott sei Dank, die Gnade Gottes ist für alle und für alles! Darum ist sie als einziges Heilmittel auch aller Annahme wert.

Aber sehen wir nun einmal zu, wie sich die Menschen dem rettenden Gotteswillen und seiner ihnen angebotenen Heilsgabe gegenüber verhalten. Sollte man nicht meinen, sie müßten als einzige Wissenschaft die Erkenntnis des Willens Gottes lieben und pflegen, um denken zu lernen, wie Gott denkt? Sollte man nicht meinen, sie müßten alle Hände nach dem gottgesandten Mittler Jesus Christus ausstrecken, um in ihm den Weg zu Gott und die Wahrheit und das Leben aus Gott, das ewige Leben zu empfangen? Aber da sieh noch einmal die menschliche Art –: der helfende, rettende Gotteswille in der großen Heilands-Liebestat auf Golgatha ist den meisten Menschen, die die gute Botschaft von ihm gehört haben, etwas ganz Fernliegendes, ja eine Torheit, ja ein Ärgernis. Sie meinen, sie brauchten nicht erst göttlich denken zu lernen, ihr Denken sei schon von Haus aus göttlich; denn sie halten sich gerne für sehr klug. Auch brauchten sie nicht erst den Willen Gottes besonders zu erfahren, den hätten sie immer gewußt und schon lang getan. Außerordentliche Hilfe Gottes vom Himmel her scheint ihnen ganz albern; wo es nötig ist, können sie sich schon selber helfen, wofür wären sie sonst göttlichen Geschlechts? Und nun gar Gotteshilfe als Vergebung der Sünden im Blute des Sühnopfers Christi! Sie finden das unannehmbar, ja empörend. Wenn sie überhaupt gesündigt haben, so werden sie sich schon selbst über noch anhaftende Mängel hinausarbeiten und emporentwickeln, wofür wäre man sonst würdevoller Kulturmensch? Und sollte wirklich „Sünde“ und „Schuld“ übrig bleiben, nun, so hat „Gott“ einfach zu verzeihen, denn wofür wäre er denn sonst der „liebe Gott“? Daß er seinen „Sohn“ für unsere Sünden hingegeben haben soll, ist ja nichts als ein von mittelalterlich-beschränkten Menschen fabriziertes, papiernes „Dogma“, an das kein halbwegs vernünftiger Mensch mehr glaubt. Und die Bibel als einzig gültige Offenbarung Gottes anzusehen, ist ja nichts als bedauerlicher blinder „Buchstabenglaube“, den man seiner Kulturgefährlichkeit wegen unnachsichtig ausrotten helfen muß. Aber gar ohne diesen „Buchstabenglauben“ „verloren“ und unterm „Zorn Gottes“ sein und für „Hölle“ und „ewige Verdammnis“ reif werden, das ist ja nur für kleine Kinder und alte Weiber und schreckt keinen denkenden Menschen mehr.

Da haben wir den vollen Gedankengang der menschlichen Weisheit gegenüber dem göttlichen Weisheits-, Liebes- und Heilswillen in der Erlösungstat von Golgatha. Sie wollen den Willen Gottes nicht. Sie wollen die Hilfe Gottes nicht. Sie wollen die Gabe Gottes nicht. Warum nicht? Sie wollen sich nicht ihr eigenes Denken und Tun entwerten lassen. Sie wollen nicht umdenken, nicht Buße tun lernen. Sie wollen nicht Toren vor Gott und arme, verlorene, gnadenbedürftige Sünder werden. Sie wollen ihr Herz und Leben nicht an den für sie gekreuzigten Mittler und Versöhner Christus Jesus verlieren. Sie haben Wichtigeres zu tun, als sich für das Märlein von Christus zu interessieren. Sie wollen ihr eigenes Leben gewinnen in Wissen und Wirken, Planen und Jagen, Spekulieren und Politisieren, Theoretisieren und Amüsieren. Ach, dabei ist ihnen die Kunde von dem für ihre Sünden vergossenen Blute Jesu Christi so etwas Albernes und Verhaßtes, daß sie nur froh wären, wenn sie nie mehr davon hören müßten. Sie haben ja auch gar keine Zeit für solche unwissenschaftlichen Rückständigkeiten, und wenn sie irgend so etwas wie Religion brauchen, so machen sie sich selber eine oder beziehen sie vom modernen Professor, der das alles viel besser weiß, als die alte unwissenschaftliche Bibel. –

Weißt du schon, welches der wesentliche Unterschied zwischen Mensch und Tier ist? Der Mensch kann Gott durch Gottes Wort erkennen und aufgrund dieser Erkenntnis bewußt Gottes Willen tun. Das kann kein Tier. Den Willen Gottes wollen können, ist demnach unsere einzige Menschenwürde. Diese Würde gipfelt in der Wahlfreiheit, die unserem Wollen gelassen ist. Wir haben nicht nur Freiheit, zu wollen wie Gott will, sondern sogar Freiheit, nicht zu wollen wie Gott will. Das ist unsere kleine Allmacht. Nur die große Allmacht kann – wie schon am Anfang gesagt – uns diese Wahlfreiheit gewähren, die Gewaltherrschaft niemals, eben weil sie gar keine Allmacht ist. Und es entspricht der großen Gotteswürde, unsere kleine Menschenwürde aufs peinlichste zu respektieren, d. h. Gott respektiert die Grenzen, Entschließungen und Bewegungen unseres Wollens. Und er respektiert sie selbst dann noch, wenn sie sich der Grenze nähern, wo sie seiner Allmacht scheinbar gefährlich werden und diese, man möchte sagen – für eine Zeit wirkungslos machen. Das geschieht, wenn der Mensch den Willen Gottes bewußt nicht will. Gott respektiert auch da noch des Menschen Wollen. Er läßt ihn, nachdem alle liebreichen Erziehungsversuche, seinen Willen zu gewinnen, hartnäckig abgewiesen worden sind, scheinbar ungehindert und ungestraft den Weg des stolzen Eigenwillens weiter gehen, überläßt ihn dem Irrgang des eigenen Verstandes und der Torheit des eigenen Herzens. Das ist aber bereits furchtbares Gericht über den Menschen. Denn ist es nicht peinlichste Strafe Gottes, wenn er nicht mehr straft? Immer hat Gott dreierlei Stufen der Erziehung, den menschlichen Eigenwillen zu korrigieren: erstens, seine liebreich lockende Güte, zweitens, seine richtende Strenge, die nur fester zugreifende Liebe ist, drittens, die vorläufige Dahingabe der Widerspenstigen, als ihr Ausreifenlassen und Aufgespartwerden zu einem demnächstigen Gesamtgericht. Nie ist Gott des Menschen Feind und immer will er ihm helfen, endlich gibt es keine andere Hilfe mehr als die, den Menschen die ganze, volle Frucht seiner gottfeindlichen, verkehrten Willens-Aussaat unselig ernten zu lassen. Das reicht hinüber in die Ewigkeit und wird „Hölle“ sein. Es ist schon gesagt worden: die Qual dieser Hölle wird die eingetretene Erkenntnis sein: Gottes Hilfe im Erlöser Jesus Christus wollte mich retten, aber ich habe nicht gewollt. Das werden die heftigen Schläge der Verdammnis sein.

Was willst du, mein Freund? Es ist alles in Ordnung – Gott respektierte nur deinen Willen! Höre zu!

Gottes Liebeswille stellte dir Jesus vor als Weg zum Vaterherzen zurück – du lehntest diesen Weg ab; gut, so bist du nun ohne Weg zu Gott in der Irre! Dein Wille geschehe! Jesus stellte sich dir vor als Tür zum Reiche seines Vaters – du schlugst diesen Eingang, weil er dir nicht paßte, aus; gut, so bist du ohne Eingang und draußen! Dein Wille geschehe! Jesus bot sich dir an als Wahrheit – du sprachst wie Pilatus: Was ist Wahrheit? und bliebst bei deinem eigenen Denken; gut; so erwähltest du die aus Satan stammende Lüge! Dein Wille geschehe!

Jesus wollte dir schenken Vergebung deiner Sünden, Versöhnung mit Gott, Gotteskindschaft und neues, ewiges Leben, als Wiedergeburt aus dem Heiligen Geiste, der auch dir gegeben werden sollte – dir war das alles viel zu wertlos und zu dumm; gut, so bleibst du ohne Vergebung deiner Sünden, ohne Versöhnung und Gemeinschaft mit Gott; bleibst im eigenen Leben, d. h. bleibst tot in Sünden und Übertretungen und unterm Gerichte Gottes! Dein Wille geschehe!

Jesus wurde dir gesandt als Licht der Welt – du liebtest die Finsternis mehr als das Licht, denn deine Werke waren böse; gut, so bleibst du bei all deiner vermeintlichen Weisheit und deinem modernsten Aufgeklärtsein im Dunkel über dich selbst, über den Weg Gottes mit den Menschen, über die Ereignisse der Zukunft und der Ewigkeit, und das Erwachen deiner Seele wird sein in der Finsternis der Jesus- und Gottesferne! Dein Wille geschehe! Gott ist gerecht. Siehe, auch jetzt ist dir Wahlfreiheit gelassen. Gott stellt dich mit dem Anhören dieses „Vortrags“ vor eine dein Leben und Sterben bestimmende Willensentscheidung. Der „Vortrag“ – ach, die immer Neugierigen lassen sich ja so gerne etwas „vortragen“ – der „Vortrag“ aber soll dir zum Eintrag werden. Göttliche Hoheit, Macht und Freiheit ist dir gegeben, dich für Gott zu entscheiden. Dir soll jetzt Erkenntnis des Willens Gottes zum Wollen des Willens Gottes als Eintrag dieser Stunde gegeben werden. Was wir so schaurig oft in gedankenlosem Ichdienst im „Unser Vater“ dem Munde Jesu nachgeredet haben, nämlich: „dein Wille geschehe“, und was derselbe hohe Mund für sich selbst in Gethsemane beschlossen, nämlich „Vater, nicht mein, sondern dein Wille geschehe!“ das soll siegende Wahrheit, befreiende Tat auch für uns werden. Wollen wir das, dann tun wir damit den größten Schritt unseres Lebens: den Schritt über uns selbst hinaus, den Schritt von uns hinweg zu Gott hin, den Schritt über unser Vernunftwissen hinaus zu Gottes Weisheit hin, den Schritt von der Torheit unseres Herzens hinweg zu Gottes erbarmungsreichem Herzen hin, den Schritt über die arme Unzulänglichkeit unserer Taten hinaus zur errettenden, erlösenden Gottestat in Christus Jesus auf Golgatha hin, den Schritt von unserem fluchvoll eitlen Sündenleben hinweg zum neuen ewigen Leben in der gesegneten Zucht und Kraft des Heiligen Geistes hin. Willst du das? Welche erschütternd inhaltsschwere Frage!

Welche wollen es? Welche wollen es zuerst? Ach die Armen im Geiste, die ihr Nichts geschaut haben und nach der Fülle des Geistes Gottes hungern! Dann die Mühseligen und Beladenen, die aus der Tiefe innerer und äußerer Not schreien nach dem Helferwillen Gottes im Erlöser Jesus Christus. Ach, wie schreit jetzt ihre Seele aus zerschossenen Schützengräben, aus elenderfüllten Lazaretten, aus tränenfeuchten Trauerhäusern des Krieges! Dann die Verirrten und Verlorenen, die nichts mehr von sich wissen wollen, weil sie den Betrug und die Knechtschaft des sündigen Eigenwillens zu grausig-tief an sich erfahren haben; sie schmachten und jammern nach dem helfenden guten Hirten. Sie alle, alle sind ja die Exzellenzen Gottes (1. Kor. 1,26-30), das auserwählte Törichte, Schwache, Unedle, das da nichts ist, nichts mehr weiß, nichts mehr kann – o ja, das läßt sich von Gottes Willen zuerst helfen, das rühmt zuerst die unaussprechliche Gabe des Helferwillens Gottes: Jesus Christus, welcher uns gemacht ist von Gott zur Weisheit, Gerechtigkeit, aber auch Heiligung und Erlösung! (1. Kor. 1,30). Und welche wollen dann? Ach, alle die, welche die Erscheinung des Gottessohnes Jesus Christus liebhaben, weil sie erkannt haben, daß sie nicht mehr ohne ihn leben können. Sie alle müssen mit dem ganzen Volke Gottes bekennen, was Matthias Claudius, der Wandsbecker Bote so innig sagt: „Wer nicht an Christus glauben will, der muß sehen, wie er ohne ihn raten kann. Ich und du können das nicht. Wir brauchen jemand, der uns hebe und halte, weil wir leben, und uns die Hand unter den Kopf lege, wenn wir sterben sollen; und das kann er überschwenglich, nachdem, was von ihm geschrieben steht und wir wissen keinen, von dem wir's lieber hätten.“

Sie alle, die das bezeugen können, haben sich nach dem Willen Gottes helfen lassen durch die Gottes-Liebestat auf Golgatha, und sind nicht betrogen worden. Nun wolle auch du!

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/b/binde/binde_-_was_will_gott.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain