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Johannes - Kapitel 7

Johannes - Kapitel 7

(Leander van Eß)

Jesus kommt auf's Laubhüttenfest und lehrt; wird verschieden beurtheilt.

1 Nach diesem hielt sich nun Jesus in Galiläa auf; denn in Judäa wollte er nicht bleiben, weil die Juden ihm nach dem Leben stellten.
2 Es war aber das Laubhüttenfest der Juden nahe.
3 Da sprachen seine Brüder zu ihm: Begib dich von hier hinüber nach Judäa, damit deine Jünger auch die Werke sehen, die du verrichtest.
4 Niemand, der öffentlich erkannt zu werden sucht, wirkt insgeheim; thust du solche Dinge, so zeige dich der Welt!
5 Denn auch seine Brüder glaubten nicht an ihn.
6 Jesus sprach zu ihnen: Meine Zeit ist noch nicht gekommen; aber eure Zeit ist immer da.
7 Euch kann die Welt nicht hassen; aber mich hasset sie, weil ich es ihr frei heraussage, daß ihre Werke böse sind.
8 Reiset ihr nur hinauf zu diesem Feste; aber ich reise zu diesem Feste noch nicht hinauf; weil für mich die rechte Zeit noch nicht da ist.
9 Dieß sagte er ihnen, und verweilte noch in Galiläa.
10 Nachdem nun seine Brüder hinaufgereiset, reisete auch er auf das Fest hinauf; doch nicht öffentlich, sondern in der Stille.
11 Nun suchten ihn die Juden am Feste, und sprachen: Wo ist er?
12 Unter dem Volke entstand inzwischen von ihm manches Gerede. Einige sagten: Er ist ein rechtschaffener Mann; Andere sprachen: Nein; sondern er ist ein Volksverführer.
13 Doch redete Niemand frei von ihm, aus Furcht vor den Juden.
14 Da das Fest schon halb vorbei war, kam Jesus in den Tempel und lehrte,
15 so daß die Juden voll Verwunderung sprachen: Wie versteht dieser so die Schriften, da er doch nicht studiert hat?
16 Darauf antwortete ihnen Jesus und sprach: Meine Lehre ist nicht die meine, sondern dessen, der mich gesandt hat.
17 Wenn Jemand dessen Willen befolgen will, der wird aus der Lehre selbst erkennen, ob sie von Gott sey, oder ob ich aus mir selber rede.
18 Wer aus sich selber redet, der sucht seine eigene Ehre; wer aber die Ehre dessen sucht, der ihn gesandt hat, der ist wahrhaftig, und ist keine Ungerechtigkeit in ihm.
19 Hat euch nicht Moses das Gesetz gegeben? Und doch beobachtet Keiner von euch das Gesetz.
20 Warum stellet ihr mir nach dem Leben? Das Volk antwortete und sprach: Du hast den Teufel! Wer stellt dir nach dem Leben?
21 Jesus erwiederte und sagte: Ich habe ein einziges Werk verrichtet, und ihr wundert euch Alle darüber.
22 Moses gab euch die Beschneidung, (doch nicht eigentlich von Moses, sondern schon von den Vätern her ist sie) und auch am Sabbath beschneidet ihr den Menschen.
23 Wenn nun ein Mensch am Sabbath die Beschneidung erhalten darf, ohne daß das Gesetz Moses verletzt wird; wollet ihr mir denn übel nehmen, daß ich am Sabbath den ganzen Menschen gesund gemacht?
24 Urtheilet nicht nach dem Scheine; sondern nach richtiger Einsicht.
25 Da sagten einige Einwohner aus Jerusalem: Ist dieser es nicht, dem sie nach dem Leben stellen?
26 Und siehe! sie lassen ihn ja so freimüthig reden, und sagen ihm nichts! Sollten es wirklich die Obern eingesehen haben, daß er Christus sey?
27 Doch von ihm wissen wir es ja, woher er ist; wann aber Christus kommt, so weiß Keiner, woher er ist.
28 Da erhob Jesus in seinem Vortrage im Tempel laut seine Stimme und sprach: Ja, ihr kennet mich, und wisset, woher ich bin; und doch bin ich nicht von mir selber gekommen; sondern der Wahrhaftige ist es, der mich gesandt hat, den ihr nicht kennet.
29 Ich kenne ihn; weil ich von ihm bin und er mich gesandt hat.
30 Da suchten sie ihn zu greifen, doch legte Niemand Hand an ihn; weil seine Stunde noch nicht da war.
31 Vielmehr glaubten Viele aus dem Volke an ihn und sprachen: Wird wohl Christus, wenn er kommt, mehrere Wunder thun, als dieser that?
32 Die Pharisäer hörten, daß das Volk solch heimliches Gerede von ihm führte, darum schickten die Pharisäer und die Oberpriester Gerichtsdiener ab, um ihn zu ergreifen.
33 Indeß sprach Jesus zu ihnen: Noch eine kurze Zeit bin ich bei euch; dann gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat.
34 Ihr werdet mich suchen, aber nicht finden, und wo ich bin, dahin könnet ihr nicht kommen.
35 Da sprachen die Juden unter einander: Wo will er wohl hingehen, daß wir ihn nicht finden sollten? Will er etwa zu den Zerstreuten unter den Griechen gehen und die Griechen lehren?
36 Was mag er doch damit sagen wollen, da er sprach: Ihr werdet mich suchen, aber nicht finden; und: Wo ich bin, dahin könnet ihr nicht kommen.
37 An dem letzten feierlichen Tage des Festes trat Jesus auf, und sagte mit lauter Stimme: Wen dürstet, der komme zu mir und trinke!
38 Wer an mich glaubt, aus dessen Innerstem werden sich, wie die Schrift sagt, Ströme des lebendigen Wassers ergießen.
39 Dieß aber sagte er von dem Geiste, den diejenigen empfangen sollten, die an ihn glauben; denn der heilige Geist war noch nicht gegeben, weil Jesus noch nicht zur Herrlichkeit erhoben war.
40 Viele aus dem Volke, die seine Reden hörten, sprachen: Dieser ist wahrhaftig der Prophet!
41 Andere sagten: Dieser ist Christus; dagegen sprachen wieder Andere: Soll den Christus aus Galiläa kommen?
42 Sagt nicht die Schrift, daß Christus aus Davids Nachkommenschaft, aus dem Städtchen Bethlehem, wo David her war, kommen werde?
43 Das Volk war also seinetwegen in verschiedene Meinungen getheilt.
44 Einige von ihnen hätten gerne nach ihm gegriffen; doch legte Keiner Hand an ihn.
45 Als nun die Gerichtsdiener wieder zu den Oberpriestern und Pharisäern zurückkamen, sprachen diese zu ihnen: Warum habet ihr ihn nicht hergeführt?
46 Da antworteten die Gerichtsdiener: Noch nie hat ein Mensch so geredet, wie dieser Mensch.
47 Die Pharisäer aber antworteten ihnen: Habet ihr euch auch verführen lassen?
48 Hat je Einer von den Obern oder Pharisäern an ihn geglaubt?
49 Nur dieser Pöbel da, der nichts vom Gesetze versteht! verflucht sey er!
50 Da sprach zu ihnen Nikodemus, der des Nachts zu ihm kam, und auch Einer aus dem Rathe war:
51 Pflegt denn unser Gesetz einen Menschen zu richten, ehe man ihn verhört und erkannt hat, was er gethan?
52 Sie gaben ihm zur Antwort und sprachen: Bist du auch ein Galiläer? Forsche in der Schrift, und siehe! aus Galiläa tritt kein Prophet auf.
53 Hierauf begab sich Jeder nach Hause.

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