Wir sollen barmherzig gegen unsern Nächsten, und feurig gegen Gott seyn.

In Christo Jesu seid gegrüßt mit den hitzigen, auftragenden, erleuchteten Geistern aller auserwählten Freunde Gottes in den allerobersten, göttlichen Ursprung des väterlichen Herzens, mit einem unverhinderten, überfließenden Wiederfluße göttlicher, grundloser Barmherzigkeit, der dort ewig und unwandelbar, hier aber im Seyn und Nichtseyn ist, so wie ein jeder dazu geordnet ist. Ihr sollt großes Mitleiden und wahre Liebe zu euerem Nächsten haben, und gegen sie barmherzig, mäßig und einmüthig seyn, und denen wohl thun, die euch übel thun; so besitzet ihr Samen des ewigen Erbes. Die nächste Uebung eines heiligen Lebens auf Erden ist: Gott leiden. Gott klagt über seine Freunde, daß sie leibliche Nothdurft mit Sorgen bei den Creaturen suchen, und daß sie ihre Betrübniß den Creaturen klagen, und daß ihnen geistliche Sorgfalt gebricht, die sie durch die Creaturen erhalten wollen. Du sollst nicht die gemeinen Wege gehen, willst du nicht irren mit der Gemeinde.

Zu einem glücklichen Anfange gehört, daß man eine ewige, grundlose Anhänglichkeit an Gott habe, mit abgeschiedenen, schweigenden, leidenden, aufgerichteten Kräften. In des heiligen Gregorius Zeiten war ein Kaiser, der ihn ohne Maß sehr haßte, und die Kirche. Da schrieb der heilige Gregorius dem Kaiser einen gütlichen Brief; unter andern Worten also: Ich glaube, daß du Gott so viel mehr versöhnest, als du wider mich bist und mich peinigest, da ich ein ungetreuer Diener und ein unnützer Knecht Gottes bin. Er hätte sich wohl erzürnen und das Unrecht zurückweisen können, da er der oberste Hirt und ein Haupt der heiligen Kirche war. Das that er nicht. Dem sollen wir nachfolgen und alles Unrecht geduldig leiden.